Geschrieben von Samstag, 08 März 2025 18:12

BLOODYWOOD, CALVA LOUISE & DEMONIC RESURRECTION - Bericht von der "Return of the Singh"-Tour

BLOODYWOOD BLOODYWOOD Foto: Agency / X-ray

Nach zwei Jahren Pause kehren BLOODYWOOD nach Hamburg zurück. BYE war bei der Show in den Docks für euch zu Gast. 

Hamburg, 02.03.2025 – Wer die Angewohnheit besitzt, sich bereits vor Konzerten auf einschlägigen Seiten über die zu erwartende Setlist zu informieren, dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben. Ja, BLOODYWOOD spielen ein Headliner-Set mit nur neun Stücken (inklusive Zugabe). Die Nettospielzeit beträgt 45 Minuten, der Eintrittspreis mit Versand an die 50 Euro – ist das noch zu rechtfertigen?

Seit Jahren sinkt die Nettospielzeit im Metal. Markierten früher anderthalbstündige Shows die Regel, haben sich die Slots der Club-Headliner seit der Aufhebung der Corona-Beschränkungen dem 70-Minuten-Fenster angenähert. Für sich genommen ist das nicht negativ, liegt in der Kürze doch immer auch eine Chance. Wer weniger spielt, kann z. B. intensiver performen, mehr Konzerte in weniger Zeit absolvieren und Längen im Set reduzieren.

Abschreckende Wirkung scheint das knappe Set des indischen Sextetts in Hamburg jedenfalls nicht erzeugt zu haben. Die Schlange vor den Docks zieht sich vor Einlass über mehrere Blöcke der Reeperbahn, innen ist es stickig und heiß. Wer zur Bar oder auf die Toilette muss, schiebt, quetscht und drückt. Für so manche wird die erste Vorband des Abends, DEMONIC RESURRECTION aus Mumbai, im mobilitätsbeschränkenden Gewühl zu einem rein akustischen Vergnügen.

DEMONIC RESURRECTION

Tragisch ist das kaum, denn viel zu sehen gibt es ohnehin nicht. Ausgestattet mit einer langen Historie – mit über 25 Jahren Bandgeschichte sind DEMONIC RESURRECTION älter als ihr eigener Drummer –, verlässt sich das Quartett auf die Wirkung seiner Musik. Routiniert zockt sich die Truppe durch ihr halbstündiges Set. Technisch versiert, mit Hang zu komplexen Gitarrenläufen, lockert das Symphonic-Death-Metal-Gemisch damit zwar vereinzelte Nackenmuskeln, fällt letztlich aber auf fruchtlosen Boden. Unter verhaltenem Applaus verabschieden sich die indischen Urgesteine in den Feierabend.

Setlist

  1. Matsya - The Fish
  2. Apocalyptic Dawn
  3. Krishna - The Cowherd
  4. Narasimha - The Man-Lion
  5. The Unrelenting Surge of Vengeance

CALVA LOUISE

CALVA LOUISE, Hauptsupport des Abends, treffen hingegen den Nerv des Hamburger Publikums. Vielleicht ist es der Status des „bunten Vogels“, der dem in London ansässigen Trio zum Vorteil gereicht. Irgendwo im Spektrum zwischen Metalcore, Alternative und Punk hat die Gruppe um Fronterin Jess Alanic ihre ganz eigene Lücke gefunden. Der immer wieder mit elektronischen Klängen garnierte Sound verfängt; nicht zuletzt, weil sich Energie und Spaß des Trios auf die Zuschauenden übertragen. Und als Alanic plötzlich nicht mehr nur singt, sondern mit links Gitarre spielt und rechts das Keyboard bedient, stehen die Münder vor Staunen offen.

BLOODYWOOD

Gegen halb zehn sind die Docks bereit für BLOODYWOOD. Dass die Musiker aus Neu-Delhi der Sparte „hervorragende Live-Band“ angehören, hat sich längst herumgesprochen. Und ihrem Ruf wird die Gruppe an diesem Abend einmal mehr gerecht. Die Dhol gibt den Takt vor, während das Gesangsduo Jayant Bhadula/Raoul Kerr als Einheizer fungiert. Bald schon sind die Körper schweißgebadet und die Moshenden entledigen sich mangels vernünftiger Klimaanlage ihrer T-Shirts. Ordner werden herbeigerufen, um aus dem Fotograben Wasser in die Menge zu reichen.

Schnell wird klar, warum BLOODYWOOD samt Ansagen und Zugabe nur 60 Minuten auf der Bühne stehen: Das Sextett spielt mit hoher Intensität. Zwar sorgen die pathosgeladenen Zwischenspiele immer wieder für kurze Pausen, die Band gönnt sich diese während ihrer Songs aber ebenso wenig wie dem Publikum. BLOODYWOOD reiten an diesem Abend auf einer Welle der Ekstase. Als mit „Gaddar“ das Set zu seinem Ende kommt, sind Zuschauer:innen und Musikschaffende mit ihren Kräften am Ende.

Die Inder legitimieren die Kürze ihres Sets mit seiner Wirkung. Eine Stunde Live-Musik wird zur Erfahrung, die nur schwer wieder zu vergessen ist. BLOODYWOOD, so viel wird deutlich, zählen zum erlesenen Kreis der Bands, von denen man sich wünscht, dass sie den Musikklubs der Welt nicht entwachsen mögen – und bei denen sich abzeichnet, dass sie es schon allzubald tun werden. Chapeau!

Theo

Stile: Heavy-, Power-, Folk-, Pagan-, Symphonic-, Death-, Black Metal, Rock

Bands: Nightwish, Arch Enemy, Amorphis, Children Of Bodom, Audn, The GazettE, Evergrey, Winterstorm, Black Star Riders ...