In Vain - Ænigma Tipp

In Vain - Ænigma
    Progressive Extreme Metal

    Label: Indie Recordings
    VÖ: 08.03.13
    Bewertung:9/10

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Drei Jahre nach dem letzten Album "Mantra" liegt das dritte Album der norwegischen Extreme Metal-Formation IN VAIN nun auf meinem Tisch. "Ænigma" ist mein erster Berührungspunkt mit der Band, was ich nach mehreren Durchläufen zwar irgendwie schade finde, aber besser spät als nie...
Die sehr eigenwillige Mischung aus Prog-Elementen, Melodischem und Black Metal in Verbindung mit eher genrefremden Instrumenten wie Violine, Cello, Trompete oder Saxophon wirkt auf dem Papier zunächst sehr gewagt, aber was da aus den Boxen schallt, bereitet wirklich Freude. Hut ab vor so viel gelungener Experimentierfreude!

Schon der Opener "Against The Grain" wird erstmal lauter gedreht, weil die Dynamik mit einem Hammerriffing und den treibenden Drums mich umhaut. Die vielstimmigen Growls und der Cleangesang harmonieren einfach. Die Streicher- und Trompeteneinsprengsel, die die Grundmelodie des Songs übernehmen, unterstreichen die im Text geschilderten Kriegsszenarien, indem sie soundtechnisch eine düster-majestätische Atmosphäre erzeugen. Überraschend gefallen mir auch die hohen Vocals rund um das mehrfach wiederholte "Transcend into the atmopshere", obwohl ich eigentlich kein Freund von vielen Cleanparts bin, weil ich live brechende, dünne Stimmchen á la Matthew Tuck (BULLET FOR MY VALENTINE) befürchte.

Bei "Image Of Time" setzt sich die Band erneut spielerisch über alle Genregrenzen hinweg. Irgendwie fange ich jedoch erst gegen Ende des Songs richtig Feuer. Gastmusiker Lars A. Nedland zeigt sich hier für die Clean Vocals verantwortlich, die zeitweise sogar in die kopfstimmigen Gefilde von FLESHGOD APOCALYPSE abdriften ("Red leaves from the tree of life / Cast by the wind / Down in the beckoning hollow"). Da der Sound an sich herrlich brutal ist und die Growls eine aufkommende Harmonie gekonnt ad absurdum führen, ist die Welt für mich wieder in Ordnung.

"Southern Shores", ein kürzerer Instrumentalsong, ist mit seinen akkustischen Gitarren sehr atmosphärisch. Was mir bei IMPERIUM DEKADENZ schon unheimlich zusagt, taugt mir auch hier.
"Hymne til Havet" durchbricht diese Stille gekonnt. Der gänzlich norwegische Text zeigt die ganz eigene Sprachmelodik und trifft einen Nerv bei mir. Zwischendurch ist es mir kurz etwas zu episch, aber das kalte Black Metal Riffing, in welches die Parts übergehen, lässt mich erneut lauter drehen.

Doch das Herzstück der Platte und mein absolutes Highlight steht mit "Culmination Of The Enigma" noch an. Black Metal vom Feinsten wird hier geboten. Ein wahnsinnig starkes Riffing, treibende Drums mit konsequent durchgehaltenen Blastbeats in Verbindung mit herrlich bösen Vocals erinnern an BEHEMOTH zu "Ov Fire And The Void"-Zeiten. In der Mitte des Songs steht ein Break, in dem Cornelius von Jackhelln [ebenfalls einer der zahlreichen Gastmusiker] das Gedicht "Tvisyn" aus seinem gleichnamigen Buch vorträgt. Dann bricht der Song wieder: die Doublebass ballert los und die krachenden Gitarren setzen erneut ein. Sehr cool ist dabei der Einsatz von Trompete und Saxophon, der ein wenig an "After" von Ex-EMPEROR-Frontmann Ihsahn erinnert.

Auch in "Rise Against" sind diese Elemente vertreten und ein zweites von Cornelius´ Gedichten wurde hier vertont. Besonders sind hier jedoch die tollen Gitarrenmelodien und die dezente Violine, die einen kraftvollen Gegenpol zu Drums und Riffs bietet. Einfach schade, dass ich die Europatour der Band zusammen mit SOLEFALD und VREID verpasst habe. Zu gerne würde ich mich hier von der Livequalität überzeugen. Erneut verleiht Johnar Hålands Stimme dem Ganzen eine herrliche Düsternis.

Alles in allem bleibe ich nach diesem Album einfach nur absolut zufrieden und beeindruckt zurück. Für Liebhaber experimentellen Melodic Death- und Black Metals kann hier eine absolute Empfehlung ausgesprochen werden, denn was IN VAIN hier abliefern hat nichts mit "extrem trven" aber leider einfallslosem und oft talentfreiem Black Metal Geschrubber zu tun. Vielmehr wurde über den Tellerrand geschaut und das Beste des Genres einfallsreich um ruhigere, atmosphärische Parts sowie ein breiteres Spektrum an Instrumenten ergänzt. Das Ergebnis zeigt sich soundtechnisch toll abgemischt und macht Lust darauf, das musikalische Wagnis live zu hören!