Nadine
BEGINNINGS stellen uns zwölf Songs auf ihrem ersten Album "recover” vor. Irgendwie verwirrend, anfangen und dann gleich erholen? Genauso irritierend wie die Tatsache, dass die deutsch-finnische Band auf ihrem Debüt weder typisch deutsch noch typisch finnisch klingt. Und obwohl in anderen Reviews von Post-Punk die Rede ist, würde ich dem Album eher einen starken Folk-Anteil und einen ähnlichen Vibe wie AGAINST ME! attestieren. Wie auch immer, alles Haarspalterei, denn was hier in der Anlage rotiert, ist stark. Kein Wunder, dass das sogar den Dinosaurier auf dem Plattencover umhaut.
NO°RD legen mit dem Album „Paläste“ nach und alles in mir sträubt sich eigentlich dagegen, die Band mit anderen Bands zu vergleichen. Bands wie NO°RD brauchen eigentlich auch keine langen Reviews, die sowieso alles zerreden. Mit scheinbar nüchternen Formulierungen sorgen NO°RD schon von ganz alleine dafür, dass dem Hörer der Atem stockt. Dass ihm oder ihr urplötzlich bewusst wird, wie krass das eben Gesagte eigentlich ist und was wirklich noch alles dahinter steckt. Gepaart mit den melodisch-treibenden Gitarrenmelodien ergibt sich dadurch eine beklemmende Atmosphäre, die lange nachhängt und definitiv nicht sofort verfliegt, sobald die Anlage aus ist.
Das EARTH SHIP aus Berlin ist erneut gelandet. "Resonant Sun" heißt das fünfte Album des Trios, erneut aufgenommen im Hidden Planet Studio in Berlin und es lohnt sich spätestens jetzt, einzusteigen. Wie gewohnt, erwarten den Hörer gewaltige Riffgebirge und ein Sound, der so kompakt steht, dass kein Blatt dazwischen passt. EARTH SHIP gelingt der Spagat zwischen enormem Druck und griffigen Melodien nahezu perfekt.
Die Hamburger der NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN steigen nicht zimperlich in ihr "s/t" Album ein, das drei Jahre nach dem Vorgänger "Dirigenten. Dompteure. Diktatoren." erscheint. Der Opener "PROtestsong" poltert angespitzt rein und steckt in weniger als einer Minute grob ab, was Phase ist - ungeschliffener Punkrock mit Inhalt. "Kleben Und Kleben Lassen" profitiert von einem schmissigen Achtzigerjahresound, dem sich die mittlerweile zum Trio geschmolzene Band auch gesanglich anpasst, der Haken schlagende Takt geht sofort in Nacken und Beine.
BARETTA LOVE haben mit ihrem Album "s/t" die Höchstwertung bei BurnYourEars abgeräumt. Vollkommen zurecht, aber natürlich schreit diese Wertung auch nach einem Interview. Wir sprachen für Euch mit dem Bassisten Phil und Schlagzeuger Chris intensiv über die Entstehung des Albums, ihre Idole und ihre Ideale.
In typischer Hallo-wach-Manier brechen WISDOM IN CHAINS mit "Nothing In Nature Respects Weakness" durch die Wand, ohne anzuklopfen. Die Hardcore-Punker aus Amerika wissen einfach, wie der Hase läuft und packen gleich im Opener "Life Lessons" alles aus, was für ein gutes Album benötigt wird. Fronten geklärt. Das folgende "Already Dead" zeigt sich stark beeinflusst von BEATSTEAKS "Let Me In" und passt sich dem einleitenden Tempo an. Die Frage nach wahrer Innovation oder Überraschungen stellt sich eigentlich nicht, selbst wenn die Band ausgewogen vom Hardcore, vom Punk und auch vom Metaltöpfchen nascht – genau dafür sind WISDOM IN CHAINS aber bereits bekannt.
Was soll man erwarten von einer Band, die sich THE HEISENBERGHS nennt und mit ihrem Album "Swimmingpool voll Bier" um die Ecke kommt? Ganz klar, eine Ode an den Gerstensaft und den Rausch an und für sich. "Ich will nur saufen. Freibier, wünsch ich mir ..." lauten deshalb auch die ersten Zeilen, begleitet von einfachen, aber gut als Pogomucke geeigneten Rhythmen. Doch THE HEISENBERGHS haben noch mehr auf dem (Bier-)Kasten und überraschen im weiteren Verlauf.
DROWNING tun sich und dem aktuellen Album "23" mit dem Gähn-Artwork ganz sicher keinen Gefallen. Zu schnell will man die Band in die Bollo-Hardcore-Ecke stellen, womit man allerdings im Wesentlichen falsch liegt und einiges verpassen würde. Was es über 36 Minuten zu hören gibt, ist überdurchschnittlicher Rap-Hardcore mit Nu-Metal-Kante. Ein Sound, der aber auch deutlich die verlotterte Fahne von Bands wie LIMP BIZKIT und BODY COUNT hochhält und Fans von DEEZ NUTS oder NASTY erfreuen wird.
Das Duo GRIN aus Berlin definiert den Begriff "Grower" mit seinem Album "Revenant" neu. Der Opener "Alterna" walzt nicht nur ultraschleppend an, sondern verzichtet sogar auf den Gesang. Gesang gibt es auch im weiteren Verlauf erstmal nur sporadisch und dann auch weit entfernt vom üblichen Strophe-Refrain-Strophe-Muster. GRIN bauen nicht nur ihre doomigen Soundwände immer stabiler auf, sondern packen auch von Song zu Song ein Quäntchen mehr Variation in die Waagschale.
AKNE KID JOE aus Nürnberg, nicht zu verwechseln mit ANKE KID JOE, spielen auf ihrem ersten Album „Karate Kid Joe“ einfach Punk. Richtigen Punk, keinen weinerlichen Mimi-Punk, aber auch keinen prolligen Landstreicherpunk. Und AKNE KID JOE sind außerdem schon ausgezeichnet als "letztbeste Band", schreibt euch das mal hinter die Ohren und habt Respekt. Zu hören gibt es Musik für Bierdosentrinker und nicht für larmoyante Kopfpunker, die zu viel nachdenken.
Es gibt viele Gründe, warum man die norwegischen Black-Metal-Punkrocker ONDT BLOD und deren aktuelles Album "Natur" mit KVELERTAK in Verbindung bringen kann. Der musikalische Aufbau ist ähnlich, wenn auch weniger Stile vermischt werden, es gibt gutturales Gekeife und teilweise heftig rockende Gitarren- und Drumparts. Allerdings werden ONDT BLOD genau den Leuten gefallen, denen die genannte Referenzband zu hart ist.
Wir waren auf dem Taubertal Festival 2018 – viel Spaß mit unserem Bericht über das entspannteste Festival in der schönsten Festivallocation Deutschlands mit folgenden Bands: ZEAL & ARDOR, FEINE SAHNE FISCHFILET, EDITORS, IDLES, BEATSTEAKS, TALCO, GOGOL BORDELLO, SWMRS, INVSN, IN FLAMES, KRAFTKLUB, KÄPTN PENG UND DIE TENTAKEL VON DELPHI, HOT WATER MUSIC, DRANGSAL und den BROILERS.
BARETTA LOVE melden sich nach sechs Jahren mit ihrem neuen selbstbetitelten Album zurück. Wenn eine Band ein Album selbstbetitelt, hat das immer was mit Aufbruch und Neustart zu tun und auch beim Trio aus Berlin hat man das Gefühl, dass sie nach einer EP und dem Debüt "Minimal Play" nun ihren ganz eigenen Sound gefunden haben.
ZSK melden sich mit "Hallo Hoffnung" zurück, endlich wieder Punkrock aus Berlin. Auf den ersten Blick ist das ein ziemlich zahmer Titel, der eher im Gegensatz zur destruktiven Haltung steht, mit der man Punk so gerne in Verbindung bringt. Aber keine Bange – schroffe, schnell getaktete Riffs treffen auf eingängige Hooks und Rhythmen, zu denen sich gleichermaßen tanzen wie pogen lässt.
Alle guten Dinge sind drei, zumindest im Falle der Thrash-Bayern von ANTIPEEWEE. Für die meisten definiert sich guter Thrash Metal nicht nur über Geschwindigkeit, sondern auch über Gitarren zum Mitsingen und auf "Infected By Evil" gibt es erfreulicherweise beides zu hören. Doppelläufige Gitarren im Einklang mit kunstvoll galoppierendem Drumsound und einen Bass, den man richtig hören kann. Einladende Gangshouts und gut eskalierende Moshpassagen an den richtigen Stellen – ANTIPEEWEE machen so vieles richtig und liefern zweifelsohne ein Thrash-Highlight des Jahres!
NOSEHOLES aus Hamburg sind eine dieser Bands, die wirklich in keine Schublade passen. In Ermangelung passender Stile nennt man sowas dann gerne international. Das Quartett – bestehend aus Steve Somalia, Hank Haiti, TH und Sängerin ZooSea Cide – gibt sich nölig, penetrant, lustig, kreativ und unvorhersehbar. Es jongliert selbstbewusst mit Punk, Jazz und Noise, verweigert sich erfolgreich altbekannten Strukturen und schafft es trotzdem, beim Hörer seltsame Hooks zu verankern. "A dog is a barking shitmachine" oder "honey in the mouth, cocaine in the brain" sind nur zwei davon.
Long story short: DISTILLATOR und SPACE CHASER raufen sich für eine Split zusammen. Der aufmerksame Thrashfan weiß schon an dieser Stelle, welches Brett ihm gleich um die Ohren fliegt und kann auf weitere Informationen dankend verzichten. Geboten werden jeweils ein Intro, drei brandneue Songs und eine Coverversion. Die Spieldauer von knapp 30 Minuten gibt die entsprechende Marschrichtung vor: Es geht nach vorne und zwar schnell.
Beim Vollplaybacktheater herrscht ganz offensichtlich Sodom und Gomorrah, wie die Reportage "Auf Achse – 24h mit dem VPT - Eine Tourneereportage" jüngst enthüllte. Die feinen Herrschaften duschen mit Konfetti, klauen sich gegenseitig Schießbörger und vernichten Alkoholika, bis auch noch der letzte Mexikaner über die Straße rollt. Ganz zu schweigen von dem ganzen Theater drumherum.
Wir trafen David J. Becher und Christoph Landwehr vor dem Auftritt in der Alten Feuerwache in Mannheim und vor der Enthüllung der skandalösen Aufnahmen. Die beiden übernahmen die unehrenvolle Aufgabe, das Ensemble halbwegs kompetent und das Chaos namens "Das Vollplaybacktheater interpretiert: Die drei ??? und das Gespenterschloss" irgendwie kalkuliert aussehen zu lassen. Im folgenden Interview erfahrt ihr alles über das Vollplaybacktheater, ob ihr es wissen wollt und nicht.