Nadine

Nadine


Der Albumtitel „So Close... So Far" von LOTUS FEED aus Köln ist perfekt, treffender könnte man die Musik auf der aktuelle Platte der Post Punk / Gothic Rockband nicht beschreiben. Von Gothic zu Post Punk ist es manchmal nur ein Katzensprung, und in Bands wie TURBOSTAAT steckt mehr von THE CURE, als man auf den ersten Blick meinen wird. Während man Köln eigentlich eher mit Spaß, Lebensfreude und Karneval in Verbindung bringt, zeigen LOTUS FEED eine ganz andere musikalische Facette der Stadt.

Habt ihr nicht schon genug? Habt ihr nicht schon Stile gemischt, die eigentlich nicht zusammenpassen dürfen? Nein! Westerncoolness, fette Männerchöre, Thrash Metal, Klavier (kein stoisches Tastengehämmer wie bei „Blodtørst" vom Debüt!), Bongos, Grunge („Nekrokosmos") und noch einen Klacks konsequentere Akustikgitarrenparts haben gefehlt, im kvelertakischen Chaotenkunstwerk!

Bei RED ELEVEN läuft gar nichts so, wie man sich das vorstellt. Weder der Bandname noch der ansprechende Albumtitel „Idiot Factory" geben konkreten Aufschluss über die Platte. Auch das Cover ( Gesichter aus Specksteinen?!) zeigt mir keine Richtung. Die Finnen verwirren außerdem dadurch, dass sie anscheinend nichts von Trollen und Wäldern erzählen, keinen Pagan spielen und auch keine schwerttragenden Gesellen zu sein scheinen. Stattdessen werfen RED ELEVEN mit „Idiot Factory" einen massiven Batzen Rock, Metal und Alternative in die Waagschale, der mehr als interessant klingt.

EPICRENEL aus Finnland versuchen sich an Power Metal und das gelingt ihnen richtig gut, denn obendrauf gibt es noch irgendwas zwischen „Burgfräulein-Sound" und „Weihnachtsähnlichen Kling Klang", zumindest beim instrumentalen Intro „The Calling". Klingt komisch, aber sehr interessant, denn stellenweise werden EPICRENEL richtig crazy, dass man meinen könnte SIGHT meets Power Metal.

"Ours Is The Storm" ist noch nicht mal eine Woche veröffentlicht, als wir Benny Hilleke - seines Zeichens Kreischzwerg von NEAERA - im Schlachthof Wiesbaden vor dem Konzert zum Gespräch bitten. Da der sympathische Münsteraner zu "Showeinlagen" neigt, haben wir das Interview mitgefilmt. Wir sprachen mit ihm über die neue Platte, die Aufgabenverteilung bei NEAERA, Musikgeschmack, Opa Heinz und die Leidenschaft, live zu spielen. Außerdem erklärt euch Benny, wie man den Bandnamen richtig ausspricht.


NEAERA haben gerade ihr beeindruckendes Album „Ours Is The Storm" veröffentlicht – eine Scheibe, die durchweg positive Reaktionen von der schreibenden Zunft kassiert hat. Aber was nutzt die geilste Platte, wenn live nix rüberkommt? BurnYourEars war für Euch im Schlachthof Wiesbaden, traf Benny zum Interview im Stasi-ähnlichen Kämmerlein und genoss das NEAERA Konzert mit THE DEFILED und BURY TOMORROW als Support. Wer NEAERA noch nicht live gesehen hat, sollte sich schleunigst beeilen.

„Das Ergebnis Wäre Stille", der Albumtitel des drittes Werkes von HERRENMAGAZIN, ist zumindest genauso gut, wie der Bandname selbst. HERRENMAGAZIN sind eine dieser Bands, die auf mich erst leise und sperrig wirkten und auch auf dem neuen Output eher subtil vorgehen. Keine fetten Gitarrenwände, dafür gibt es einen sanften, basslastigen und wavigen Einstieg mit „Regen". Was langsam und gemütlich startet, schaukelt sich doch letztendlich zum befreienden Finale mit wehmütigem Herrenchor auf, typisch HERRENMAGAZIN.

Treffen sich ein Schwabe und ein Flensburger jedes Jahr an Silvester und machen zusammen Musik. Was sich wie die Einleitung zu einem sicherlich gar nicht mal so guten Witz anhört, ist die Basis für NINAMARIE, die Band von BEATSTEAKS Knüppelknecht Thomas und TURBOSTAAT Gitarrist und Textschreiber Marten. Einigen dürfte schon das erste Ergebnis von 2006 namens „Scheiß Taxi - Scheiß Paris" bekannt sein. Nun gibt es Nachschub, die Herren haben einige Jahre gesammelt und schießen einen Böller namens „Feuer In Der Nachbarschaft" nach. Silvester ist bekanntlich nur einmal im Jahr und deshalb sind die Stücke nicht alle taufrisch, dafür aber authentische Zeitzeugen und Momentaufnahmen der jeweiligen Jahre.


EVIL INAVERDS haben mich definitiv über das Cover auf sich aufmerksam gemacht. Das Auge hört ja irgendwie mit und auch die folgenden Hörproben haben bestätigt, dass die selbstbetitelte Platte genauso sein wird: Grell, bunt und laut! EVIL INVADERS spielen (Musical) Thrash Metal, rasend schnell und schrill. Der Gesang ist dementsprechend gewöhnungsbedürftig, leicht ausrastender hoher Sprechgesang, der aber auch rockig und knarzig klingt. Unterstützt wird dieser von Gangshouts, die EVIL INVADERS somit noch eine Kerbe Hardcore Punk ins Holz hauen.

Für DIAMOND DAWN bin ich nicht unbedingt die beste Wahl, denn die Band aus Schweden spielt melodischen Hard Rock. Mein erster Gedanke ist dann mangels Kenntnis EUROPE, allerdings wandelt sich „Overdrive" im weiteren Verlauf doch noch etwas und bietet noch mehr als zuckrige Synthiesounds. Nämlich stampfende, nervende, stoisch donnernde und auch einfach stressige Synthiesounds! DIAMOND DAWN machen ihren Landsmännern alle Ehre und glänzen aber zumindest mit Melodien ohne Ende. Mir persönlich tendenziell etwas zu schnulzig und alles deutlich zu weit gen Achtziger orientiert. Aber viele Musikfans mögen diesen Sound und die werden dann mit „Overdrive" entsprechend Spaß haben.

THE ROXX legen mit „To Heaven With Hell" nicht nur einen Albumtitel vor, der mich seit langem mal wieder aufhören lässt, sondern bedienen auch ein Genre, mit dem ich in letzter Zeit sehr gute Erfahrungen gemacht habe: New Wave Of British Heavy Metal. Noch dazu haben sich THE ROXX aus München bereits 1984 gegründet und somit erwarte ich eine stilechte Platte mit geilen Songs und talentierten Musikern – die müssen ja wissen, wie es geht.

ICOF bieten Metalcore an – kein leichtes Genre, und ich kann die Bands, die diese Mucke zocken und mir sofort gefallen haben, fast an einer Hand abzählen. ICOF steht für IN CASE OF FYR und teilen mir mit: „Metalcore ist, wenn man's trotzdem macht". Klingt wie eine Reklame von OBI oder Bauhaus, ich bin gespannt. Wenige Töne und mir ist klar, ICOF zäumen das Pferd von hinten auf. Das scheint keine blutjunge Truppe zu sein, die über Core den Zugang zu harten Klängen gefunden hat, sondern gestandene fünf Rocker, die ihren Sound mit Core verfeinern. Das Ergebnis kann sich hören lassen.

CASANOVAS SCHWULE SEITE sind zurück! Waren die eigentlich jemals weg? Nein, aber seit der Gründung in 2000 kam leider nur eine Platte und „Das Rock'n'Roll Imperium schlägt zurück" ist auch schon grob zehn Jahre her. Doch nun gibt es die EP „Der Mann Mit Dem Goldenen Knie". Erstes Highlight der 4 Track EP ist das Booklet mit dem Comicstrip. Ich will nicht alles verraten, deshalb nur Stichworte: Nackte Barbiemänner (mit Tür-Ken, Klaus-Ken, Caddy-Ken und Hasan-Ken), Blut, eine tote Barbie, Bier saufen und schwule Intimität in der Badewanne.

CANNIBAL CORPSE werden 25! Fast drei Jahrzehnte feinstes Death Metal Gebolze auf hohem Niveau – wenn CANNIBAL CORPSE Jubiläum feiern, dann weiß man so ungefähr, was einen erwarten kann und sollte als wohlerzogener Metalfan gratulieren. Zumal die CORPSE Crew mit HOURS OF PENANCE, THE BLACK DAHLIA MURDER und DEVILDRIVER noch drei weitere interessante Bands im Gepäck hatten. Also nix wie ab ins verfrühte Wochenende – CANNIBAL COPRSE blasen im Substage Karlsruhe am 21.02.2013 zur blutigen Nackenattacke!

THE BABOON SHOW haben mich mit ihrer 2-Track-Single umgehend auf ihre Seite gezogen, dementsprechend gespannt war ich auf das schnittige Stückchen „People's Republic Of The Baboon Show Formaly Known As Sweden". Auch ohne diesen dezenten Hinweis kann man umgehend an den überdurchschnittlichen packenden Refrains und Melodien erkennen, dass die Musik in Schweden ihren Ursprung hat (oder zumindest aus England stammt... !).

PEPPONE sind ein Paradebeispiel für „Das Auge hört mit!". Das Magdeburger/Potsdamer Trio, bestehend aus Norman, Jens und Denis, beweist Klasse mit Vinyl in Rot oder Schwarz sowie einem schönen Booklet (sagt man auch bei Vinyl, oder?) und Kreativität mit ihrem Rezept von Spaghetti Peppone (muss ich noch testen, immerhin von Papa Peppone empfohlen!).

Die Platte von OPRICH heißt „Birdless Heavens" und ich habe stark die Vermutung, dass der inflationäre Einsatz von Flöten(-gedudel) diesen Mangel an „Vogelgezwitscher" ausgleichen soll. Mit ARKONA hat Russland bereits ein dickes Ausrufzeichen im Bereich Folk / Pagan Metal gesetzt und auch die Landsmänner von OPRICH bewegen sich in diesem Genre.

Als mit dem Instrumental „Albatross" die ersten Töne von „Motherfucker Jazz Bar" (toller Titel!) ertönen, denke ich spontan an einen Quentin Tarantino Soundtrack. Verruchter und lässiger Sound klingt aus den Boxen. DIVING FOR SUNKEN TREASURE haben viel versprochen im Vorfeld, aber so richtig konnte ich mir nicht vorstellen, wie man den Gypsy Sound mit anderen Genres verschmelzen lassen kann.

AGRYPNIE sind eine Ausnahmeband, ausdrucksstark und beeindruckend. Was 2004 als Soloprojekt aus der Asche von NOCTE OBDUCTA entstand, hat sich längst zum Garant für tröstende Tristesse in Form von Black Metal mit deutschen Texten und angenehm epischen Ausschweifungen entwickelt. Nun liegt mir das neuste Werk namens „Aetas Cineris" vor, was frei übersetzt soviel wie „Das Zeitalter der Asche" bedeutet.

Menno, als Black Metal Truppe hat man es wirklich nicht einfach, wenn man nicht gerade aus Norwegen oder ähnlich düsterer Gegend kommt. Andernorts läuft noch vieles im Underground. Man muss schon Idealist sein, um diese Art von Musik zu machen. Die hörwillige Horde geht noch für fünf Euro auf Konzerte, pusht aber nicht wirklich die Band und deren „kommerzielles" Fortkommen. So gibt es eben einige Größen, aber auch ganz viele kleine Truppen wie FIENDS AT FEAST aus Santa Cruz, die astreine Mucke abliefern und doch kaum gehört werden. In Kalifornien scheint wohl auch nicht mehr so häufig die Sonne in letzter Zeit, oder schon zu viel, krasser kann der Gegensatz von Wohnort und schwarzem Lifestyle sicherlich nicht sein.
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