Geschrieben von Dirk Mittwoch, 20 November 2013 22:00
Black Star Riders & Rapid Strike - Köln / Kantine
19.11.2013 - Egal, ob sie unter dem THIN LIZZY Banner oder unter BLACK STAR RIDERS unterwegs sind, Scott Gorham und seine Jungens lasse ich mir nie entgehen. Dass der Gig von der Live Music Hall in die kleinere Kantine verlegt wurde, lässt aber bereits im Vorfeld die Vermutung zu, dass der Ticketvorverkauf wohl nicht unbedingt optimal gelaufen ist und nicht jeder so denkt wie ich. Mir egal, ich würde mich da auch alleine vor die Bühne stellen.
Und diese Vermutung bestätigt sich leider, denn als pünktlich um 20:00 die Kroaten RAPID STRIKE die Bühne betreten, sind wohlwollend geschätzt 200 Leute in der Kantine. Die Band um Sängerin Tanja Melanie Hrvat hat einen guten Sound, und das Songmaterial ist im Großen und Ganzen auch ganz ok. Was mich aber schon beim ersten Song irgendwie stört – und was sich durch den kompletten 30 minütigen Gig zieht – sind die extrem seltsamen Hand- und Armbewegungen von Sängerin Tanja. Ich bin mit der Band nicht so vertraut und weiß nicht, wie viele Gigs sie schon vor größeren Menschenmengen gespielt haben, aber Tanja macht auf mich noch einen ziemlich nervösen Eindruck, da alles, was sie auf der Bühne treibt, sehr einstudiert und wenig spontan wirkt.
Musikalisch fällt mir vor allem Gitarrist Hrvoje Madiraca auf, der ein richtig fettes Brett spielt und ein paar richtig geile Soli raushaut. Laut Bandbio sollte mit Ante Pupačić Pupi auch noch ein zweiter Gitarrist im Line Up sein, der aber irgendwie nicht am Start ist. Wenn ich – zumindest bei zwei Songs – die Titel mitbekommen habe, dann sind das „Desert Of The Lost" und „Trail Of Blood" vom Debüt Album „God Take Me To Hell". RAPID STRIKE können mich aber nach 30 Minuten unter dem Strich nicht richtig überzeugen.
Die Umbaupause dauert dafür, dass man eigentlich nur ein Drumkit von der Bühne schieben muss, ziemlich lange, bevor um 21:10h dann Scott Gorham, Ricky Warwick, Marco Mendoza, Jimmy deGrasso und Damon Johnson unter dem Jubel der jetzt vielleicht 300 Leute mit dem Titeltrack des aktuellen BLACK STAR RIDERS Album „All Hell Breaks Loose" auf die Bühne kommen. Und die Band ist wie immer absolut professionell und lässt sich nicht anmerken, dass vor der Bühne nur so wenig Menschen stehen.
Ich glaube, vom finanziellen Aspekt mal abgesehen, würden sich die Jungens auch vor zehn Leuten den Arsch abrocken, so als würden sie im ausverkauften Wembley Stadion spielen. Nach neu kommt alt und mit „Are You Ready?" der eigentliche Opener einer THIN LIZZY SHOW. Die Band hat einen nahezu perfekten Sound, vor allem die beiden Gitarren kommen sehr akzentuiert rüber, was ja gerade bei BSR / THIN LIZZY wegen der vielen Double-Lead-Passagen sehr wichtig ist. Was mir im Vergleich zur Show beim diesjährigen SWEDEN ROCK FESTIVAL auffällt, ist, dass Scott Gorham wieder wesentlich mehr Soli spielt. In Sölvesborg durfte Damon Johnson noch öfter ran. Die Setlist ist so aufgebaut, dass fast immer ein neuer und ein alter Song im Wechsel kommt. Das ist clever und sorgt dafür, dass die Songs mehr und mehr zusammenschmelzen.
Ricky Warwick hält sich auch dieses Mal nicht mit langen Ansagen auf, und es geht quasi Schlag auf Schlag weiter. Die neuen Songs „Bloodshot", „Before The War" und vor allem „Kingdom Of The Lost" sind so dermaßen irish, dass mir echt wieder die Pelle auf dem Arm steht und den Rücken runterläuft. Das klingt jetzt vielleicht sehr gefühlsduselig, aber Phil Lynott hätte an diesen Rockern ganz bestimmt seine helle Freude. An die Übernummern wie „Emerald" oder „Black Rose" kommen sie (noch) nicht ganz ran, aber der Sache doch schon sehr nah. „Voodoo Hoodoo" geht zum Beispiel direkt in „Massacre" über, und es hört sich so an, als müsste das auch so sein.
Ähnlich ist es bei „Emerald" und „Bound For Glory", die Songs passen einfach zusammen. Stimmungstechnisch werden die Titel zwar beklatscht, aber es bedarf immer der Animation durch Ricky Warwick und den wie immer sehr aktiven Marco Mendoza am Bass. Ansonsten sind die Reaktionen doch sehr verhalten. Das ist äußerst schade, denn ich finde, BLACK STAR RIDERS klingen von Gig zu Gig besser und eingespielter – und auch selbstbewusster, was die neuen Songs angeht. „Cowboy Song" und „The Boys Are Back In Town" sind wie immer eigentlich als ein Song zu sehen, die man auch nicht trennen kann. Der Übergang mit „... is a life for me" ist aber auch einfach nur genial. Und wie immer kann ich es kaum glauben, dass wir schon vor den Zugaben sind und bereits 17(!) Songs gespielt wurden. Time flies with Thin Lizzy ...
Der Zugabteil wir durch ein kurzes Solo von Damon Johnson eingeleitet, das auf dem Main Riff von „Black Rose" basiert und die Hoffnung in mir aufkeimen lässt, dass der Song auch noch gespielt wird. Aber leider (Jammern auf hohem Niveau) kommen wie erwartet „Whiskey In The Jar" und „Roslalie". Und bei „Whiskey In The Jar" muss ich tatsächlich mal wieder hören, dass in meinem Umfeld jemand fragt, warum BLACK STAR RIDERS denn METALLICA covern würden ... ohne Worte.
Fazit: Außer der Tatsache, dass ich mir immer wünsche, dass THIN LIZZY / BLACK STAR RIDERS Konzerte ausverkauft sind, weil die Band es einfach verdient hat, und der Tatsache, dass die Vorband RAPID STRIKE etwas schwächelte, war das Konzert gewohnt emotional und mega stark. Die neuen Songs wirken in der Setlist gar nicht mehr neu, sondern fügen sich perfekt in die Liste der Klassiker ein. Dass die Halle nicht voll war, lag vielleicht auch am Ticketpreis. Fast 40 € sind auch kein Pappenstiel, und wenn man mal bedenkt, dass ich vor ein paar Wochen für keine 20 € MASTERPLAN, MYSTIC PROPHECY, JADED HEART und SIREN'S CRY zusammen gesehen habe, kommt mir das sogar noch teurer vor. Ich meine, ich würde diesen Preis immer bezahlen, weil ich einfach ein Die-Hard THIN LIZZY Fan bin.
Dass aber der ein oder andere aufgrund des Preises und der ja auch nicht gerade namhaften Vorband eher zu Hause geblieben ist, kann ich auch nachvollziehen. Trotzdem war es für mich mal wieder ein geiles Konzert mit vielen Emotionen. Ich bin auch beim nächsten Mal wieder dabei, würde dann aber gerne auf eine Supportband verzichten und dafür eine Stunde mehr Lizzy-Songs hören. Neben vielen lange nicht mehr gespielten Titeln haben mir zum Beispiel „Angel Of Death", „China Town", „Killer On The Loose", „Still In Love With You", "Black Rose", "Don't Belive A Word" und "Cold Sweat" gefehlt. Aber wenn alle Songs, die ich gerne hören würde, auf der Setlist stünden, dann müssten die Jungens sechs Stunden spielen.
Setlist BLACK STAR RIDERS:
All Hell Breaks Loose
Are You Ready?
Bloodshot
Bad Reputation
Before The War
Jailbreak
Hoodoo Voodoo
Massacre
Kingdom Of The Lost
Judas
Southbound
Kissin' The Ground
Valley Of The Stone
Emerald
Bound For Glory
Cowboy Song
The Boys Are Back In Town
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Solo Damon (based on the main riff of "Black Rose")
Whiskey In The Jar
Rosalie
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