Sturch - Beauty, Anger & Agression





Stil (Spielzeit): New Rock (47:13)

Label/Vertrieb (VÖ): Swell Creek Records/Soulfood (28.09.2007)

Bewertung: Viel Licht, viel Schatten (5/10)

Link: www.sturch.de

Jahrelang haben mich STURCH aus Hannover mit ihrem Newsletter genervt. Da wird jeder Furz mitgeteilt, egal ob es einen neuen Track zu bestaunen gibt oder ein Notenständer im Proberaum umgefallen ist. Nun, ihre penetrante Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt, jedenfalls war mir die Band so schon lange vor ihrem Debutalbum „Beauty, Anger & Agression“ ein Begriff, auch wenn ich nach einmaligem Besuch ihrer Website nie wieder das Bedürfnis gespürt hatte, ihren Weg weiter zu verfolgen. Weil aber nun ihr Erstling „Beauty, Anger & Agression“ bei mir auf dem Tisch gelandet ist, habe ich wohl gar keine andere Wahl, als mich doch noch mal mit STURCH zu beschäftigen. 

Ganz klar haben sich die Jungs von Vorbildern aus dem Bush-Land beeinflussen lassen, womit die Scheibe dann auch sehr „undeutsch“ klingt, was man sowohl als Vorteil als auch als Nachteil betrachten kann. Warum STURCH allerdings mit TOOL und den DEFTONES verglichen werden, bleibt mir schleierhaft. Nicht nur von der Klasse, sondern auch vom Sound der genannten Bands sind die Hannoveraner noch einige Meilen entfernt. Viel eher sehe ich die Band in der Tradition der zweiten amerikanischen New-Rock-Welle, wie sie von STAIND, NONPOINT oder FLAW geprägt wurde. Geradlinige Riffs, weinerlicher Gesang und eine stets melancholische Grundstimmung. Passend dazu Mitleid-erregende Lyrics wie „I wanna be somebody else, my whole life makes me sick, I am by far my worst enemy“. Weitere Kostproben erspare ich mir. 

Auch musikalisch wird viel gelitten. Da werden gleich beim Opener dann zur Unterstützung auch noch völlig unpassend ein paar Growls und Screams eingestreut. Kann ja nicht schaden. Glaubt man zumindest, denn vielleicht lassen sich dadurch ja noch ein paar zusätzliche Fans abgreifen. Man will ja nicht nur in eine Schublade gesteckt werden, sondern vielleicht auch in zwei oder drei. Leider tauchen diese aufgesetzten und an ganz miesem NU Metal erinnernden Aggro-Parts auch bei vielen weiteren Tracks auf, notfalls auch einfach hinten dran geklatscht, wenn es zum Rest des Songs nicht passt (wie bei „For You“). Es gibt aber auch zumindest einen einzigen Lichtblick: „A Million Wounds“ ist ein echter Hit geworden und wird als einziger Track dieser CD den Weg in meine persönliche Playlist finden. Ab dem achten Song sinkt das Niveau jedoch rapide, teilweise beginnt man sogar an der Existenzberechtigung der Gruppe zu zweifeln. Zudem geht dem Gitarristen irgendwann sound- und ideentechnisch der Saft aus („Insecurity Takes My Breath“) und bevor es dann auch noch musikalisch richtig belanglos wird (ausgerechnet beim Titeltrack geht leider gar nichts mehr, der absolute Tiefpunkt der Platte), sehnt man sich das Ende der Platte herbei. Eine Piano-Ballade plus zusätzlicher Hidden-Track (wer findet die nicht immer ganz toll? *zwinker*) erlöst uns schließlich. 

Fazit: Eine EP mit den vier oder fünf besten Tracks wäre wohl doch die bessere Entscheidung gewesen, zumal die Ansätze gar nicht mal so schlecht sind, vor allem der Gesang kann einiges. Vielleicht werde ich den Newsletter in Zukunft nicht immer sofort löschen, denn ich bin mir sicher, dass STURCH auf der nächsten Scheibe noch viel besser klingen werden.