Der Dicke Polizist - Naive Automaten (EP) Tipp

Der Dicke Polizist - Naive Automaten (EP)
    Punkrock

    Label: Dritte Wahl Records
    VÖ: 04.12.2015
    Bewertung:8/10

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Es gibt immer wieder Momente, in denen man spürt, dass Musik einfach mehr ist, als nur Wellen unterschiedlichster Frequenz und Form. Das können sehr traurige, wütende oder auch fröhliche Momente sein, in denen uns die Musik zur Seite steht wie ein guter Freund. Und wie bei Zwischenmenschlichem kommt es bei musikalischen Beziehungen mal vor, dass man sich auseinanderlebt oder auch nur aus den Augen verliert – so erging es mir mit DER DICKE POLIZIST.

Waren sie Ende der 90er noch eine meiner favorisierten Deutsch-Punk-Bands, hatte ich sie ein paar Jahre später schon fast vergessen. Umso größer war nun aber die Freude und die Spannung, als ich ihre neue EP „Naive Automaten“ in den Händen halten durfte – schließlich hatte ich nicht den Hauch einer Ahnung, wie sie sich seit ihrem Album „Es geschah am hellixsten Tag“ so entwickelt haben.

Eine Menge ist geschehen. So sprangen auf das Bandkarussell nicht nur einige Mitglieder auf und ab, sondern es stoppte zwischenzeitlich auch mal in Gänze und stellte den Betrieb ein. Auch ein Wechsel des Bandnamens zum zugehörigen Akronym wurde vollzogen, welches allerdings nun nicht mehr aktuell zu sein scheint, da auf der neu erschienenen EP wieder der altbekannte Bandname über dem sehr gelungenen Cover-Artwork prangt. Die Musik ist nicht minder gelungen.

Bereits der Opener „Grenzenlos“ weiß vollends zu überzeugen und das nicht nur musikalisch, sondern auch durch die melodiös durchdachten Texte, dank welcher sie auch schon damals in der Deutsch-Punk-Szene aus der Masse hervortraten. Zudem nimmt DER DICKE POLIZIST kein Blatt vor den Mund und zeigt ganz klar, wo die Jungs stehen und was sie von der Meinung der besorgten Bürgerschaft so halten. Diesen Äußerungen und der Tatsache, dass sie auch im Jahre 2015 noch das Herz und Hirn am richtigen Fleck tragen, verleihen sie Nachdruck, indem sie sämtliche Gewinne aus dem Verkauf dieser EP an die Menschenrechtsorganisation PRO-ASYL spenden.

Mit „Kap Komorin“ geht's weiter mit der Faust geradeaus, wobei vor allem das Melodiegerüst dafür sorgt, dass einen dieser Track erstmal nicht mehr los lässt. „Codename Alaska“ macht genau dort weiter, wo die Vorhut aufgehört hat ... und ich beginne zu hoffen, dass ich noch nicht bei der Hälfte der EP angekommen bin. Doch leider ist dies der Fall und nach dem anfangs etwas ruhiger gestalteten „Nachtegal“ bin ich auch schon beim letzten Song „Soundtrack“ angekommen. Der zieht mich noch mehr als die anderen von Beginn an in seinen Bann, denn die
ersten Zeilen treffen direkt dort, wo sie treffen sollen und ich starte den Track bereits nach der Hälfte nochmal von vorne.

Das trifft auf die komplette EP zu: Kaum beendet, will ich sie immer wieder hören. Somit macht in diesem Fall Wiedersehen bzw. -hören wirklich richtig Spaß und ich habe bereits Platz im Plattenregal geschaffen, denn die versäumte Zeit muss nun dringend nachgeholt werden!