Geschrieben von Donnerstag, 17 Mai 2012 13:57

Malrun - Interview zum Album "The Empty Frame"

10 Malrun Karlsruhe Substage 2012

Für euch trafen wir Sänger Jacob Lobner, Drummer Mikkel Johnsen, Bassist Ulrik Nielsen und die Gitarristen Mads Ingeman und Patrick Nybroe der dänischen Band MALRUN nach ihrem Konzert als Vorband zu DIE APOKALYPTISCHEN REITER am 11.05. im Substage in Karlsruhe.
Wir sprachen mit den Jungs über ihr neues Album „The Empty Frame", das Duschen auf Tour, den Dubstep-Trend, ihre Ziele und die Sesamstraße.

Manche unserer Leser werden noch nichts von euch gehört haben, könntet ihr euch als Band kurz vorstellen und etwas darüber erzählen, wie ihr als Band zusammengefunden habt?

Jacob: Na klar, wir haben ungefähr vor sechs Jahren angefangen. Ich – Jacob, ich bin der Sänger – und Mads an der Gitarre, haben die Band gegründet. Zu Anfang war es eher eine Partyband, you know? Wir haben nur zum Spaß ein paar Coversongs gespielt. Aber dann wurde es immer ernster. Nach ein paar Jahren haben wir angefangen, unsere eigene Musik zu machen. Und dafür haben wir ein paar gute Musiker gebraucht, sodass wir dann mehr oder weniger die anderen drei rausgeworfen haben. Nach und nach kamen die anderen dazu: Mikkel am Schlagzeug, Patrick an der Gitarre und Ulrik am Bass. Und das ist eine tolle neue Konstellation. Wir haben 2010 unser Debütalbum „Beauty in Chaos" und vor einem Monat unser zweites Album „The Empty Frame" veröffentlicht.
Wir sind zwar eine ziemlich neue Band, aber wir nehmen die Sache wirklich ernst. Wir haben angefangen viel zu touren und das fühlt sich super an.

Ihr hört euch, auch auf der Bühne, sehr professionell an. Habt ihr professionellen Musikunterricht genommen oder war es eher learning by doing?

Mikkel: Zumindest für mich ist es am meisten learning by doing. Ich habe vor zehn Jahren ein paar Stunden genommen aber meistens spiele ich einfach zu Musik, die ich auf Kopfhörern höre. Aber Ulrik, du hattest Unterricht, oder?

Ulrik: Ja, als Kind habe ich angefangen, Klavier zu spielen. Aber dann bin ich zum Bass gewechselt. Ich bin zwei oder drei Jahre zum Musikunterricht gegangen, bevor ich einfach... gespielt habe. [lacht]

Jacob: Und Patrick spielt mit einem Mentor.

Patrick: Ja, mein Mentor ist Martin Buus Pederasen. Er spielt Gitarre bei MERCENERY.

MALRUN ist ja kein gängiges Wort, was bedeutet euer Bandname?

Jacob: Das Wort haben wir selbst erfunden, weil wir einen Namen wollten, den man googeln kann. Er bedeutet eigentlich nichts, aber für uns hat er sehr wohl eine Bedeutung. „Mal" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet dunkel, böse und etwas Falsches. Und „run" ist offensichtlich das englische Wort für eine dynamische Bewegung. Es bedeutet für uns also so etwas wie „Dark Movement". Der Name ist kurz, kraftvoll und einfach zu finden. Auf Google werden nur wir erscheinen und nichts anderes.

Wie würdet ihr den Stil eurer Musik beschreiben?

Mads: Puh, das ist schwer. Das wissen wir nicht... [die Band lacht]

Ulrik: Melodic Metal.

Mads: Ja, es ist eine Kreuzung aus Rock und Metal, wobei wir mehr Elemente des Metal auf unserem neuen Album haben. Aber wichtig ist immer eine gute Melodie im Gesang und den Gitarren. Das ist immer vorhanden. Ich denke wir sind ein Bastard des Rock und Metal. [lacht]

Jacob: Ich denke, das Gute an unserer Musik ist, wenn ich das so sagen darf, dass viele Metalcorebands klaren Gesang nur im Chorus haben. Für uns sind klarer Gesang und Rockelemente viel mehr. Wir sind dem Rock ähnlicher als dem Metalcore. Ich weiß nicht, was es genau ist, aber wir mögen es so.

Welche Bands haben euch denn beeinflusst?

Jacob: Wir hören eigentlich am meisten Musik, die viel härter ist als unsere eigene.

Ulrik: Außer mir, ich bin der „old school guy" und höre zum Beispiel Blues.

Patrick: Wir hören viel, von SLASH bis zu AS I LAY DYING, LAMB OF GOD, ALTER BRIDGE...

Jacob: KILLSWITCH ENGAGE, TIME OF GRACE, IN FLAMES... und viele mehr.

Ich habe gesehen, dass ihr schon viele Konzerte in Deutschland gespielt habt. Gibt es einen Unterschied zwischen dem deutschen Publikum und dem Publikum, beispielsweise zu Hause in Dänemark oder in den Niederlanden?

Mikkel: Das deutsche Publikum ist echt gut. Zum Beispiel, wenn du dir die Show heute anschaust, es war als ob wir vor dem Publikum zu Hause gespielt hätten. Die Leute drehen hier durch, sogar schon bei der ersten Vorband. Das ist ziemlich cool.

Ulrik: Die Leute kommen auch früher zu den Konzerten.

Mikkel: Ja, die Leute sind viel offener und denken sich „Wer sind die? Lass uns mal schauen".

Mads: Das Publikum ist tatsächlich besser als in Dänemark. Wir haben zwar auch unsere Fans in Dänemark, aber dänische Fans denken eher „Ähm, wer seid ihr denn bitte?".

Jacob: Eben sehr reserviert... Aber heute war der Wahnsinn, hat echt Spaß gemacht. Manchmal ist es ein bisschen hart, die erste Band zu sein, weil die Leute noch nicht so viel Bier getrunken haben und noch nicht so in Stimmung sind.

Mikkel: Meistens denkt man ja auch, dass die erste Band schlecht ist.

Jacob: Also muss man die Menge gewinnen, und das hat heute echt schnell funktioniert, einfach toll.

Wie war die Tour mit DIE APOKALYPISCHEN REITER denn bisher?

Alle: Aaah, super!

Mikkel: Wir sind ziemlich viele Menschen, also ist es im Tourbus recht eng, aber man kann entspannen oder Party machen, wie man will. Die Jungs sind cool, entspannt und freundlich, kein Bullshit. Du kannst einfach in ihren Dressing Room kommen, wenn du willst.

Jacob: Manchmal kann ein Headliner so sein, dass er denkt „Wir sind Headliner und viel größer als ihr", aber die Reiter haben uns in ihre Familie aufgenommen.

Ulrik: Echt tolle Leute.

Jacob: Auch EMIL BULLS und KONTRUST sind toll. Wir haben wirklich tolle neue Freunde gefunden. Mit den EMIL BULLS haben wir viel Zeit verbracht, die sind echt cool.

In ihrem Interview heute Abend haben die Reiter gesagt, dass sie froh darüber sind, Bands mit auf Tour zu haben, die sich jeden Tag duschen.

[Alle lachen]

Mikkel: Das stimmt nicht ganz. Wir hatten ein paar freie Tage in Portugal und Frankreich, an denen wir keine Duschen hatten. Ich hatte mich von Samstag bis Donnerstag nicht geduscht.

Ulrik: Ja, ich auch nicht.

Jacob: Das war richtig toll im Bus... Ich denke, wir sind nicht so verranzt wie andere Bands, wahrscheinlich denken sie einfach, dass wir so oft duschen.

Kommen wir zu eurem neuen Album „The Empty Frame": Welchen thematischen Hintergrund hat der Albumtitel?

Jacob: Wenn man ein Bild malen will, hat man zunächst den leeren Rahmen, die leere Leinwand vor sich und man kann sie ausfüllen, wie auch immer man es will... und so ist es auch mit deinem Leben. Der Titel bezieht sich auf den Teil des Lebens, der noch nicht gelebt wurde und über dessen Entwicklung man noch selbst entscheiden kann. In den Texten auf dem Album geht es viel um Möglichkeiten im Leben und die „dunklen" Gefühle, aber auch um Versuche, diesen zu entkommen, anstatt ihre Übermacht zu akzeptieren. Einfach zu versuchen, sein eigenes Leben zu verändern und den leeren Rahmen mit den Dingen, die man will, den Farben die man will, zu füllen.

Inwiefern unterscheidet sich das neue Album von eurem Debüt?

Mads: Ich denke, dass wir unseren Stil gefunden haben. Es ist auf jeden Fall härter, es enthält viel mehr Metal. Die Melodien sind stärker als auf dem ersten Album.

Jacob: Wir haben uns in jedem Fall mehr auf unsere Inspiration verlassen. Wir mochten die härteren Parts und so war die Einstellung eher „Scheiß drauf, wenn das Album es nicht ins Radio schafft". Wir machen unsere Musik, wie wir es wollen, härtere Parts und melodischen Stil. Du kannst es mögen oder nicht. Es geht nur darum, zu machen, was wir wollen.

Wie war es für euch, das Album mit Jacob Hansen zu produzieren, der bereits mit Bands wie VOLBEAT und FEAR MY THOUGHTS zusammengearbeitet hat?

Mikkel: Großartig, er ist einfach der Beste. Er ist für uns mehr ein Freund geworden, als unser Produzent. Er ist unglaublich talentiert und es läuft einfach. Er ist sehr ruhig und entspannt.

Ulrik: Er lässt uns an unsere Grenzen gehen und bringt das Beste aus uns heraus.

Mads: Er kombiniert eine freundliche Art und einen tollen Humor mit einer starken Genauigkeit und Perfektionismus. Alles muss perfekt sein, also richtig perfekt. Er ist wie ein sechstes Mitglied in unserer Band und testet uns andauernd.

Was sagt ihr zum derzeitigen Trend, dass viele Rock-, Metal- und Metalcorebands immer mehr Synthesizer Elemente und Beats in ihre Musik einbauen? Ich denke dabei vor allem an die Entwicklung von Bands wie IN FLAMES oder KORN, die extrem unterschiedliche Reaktionen hervorruft.

[Ulrik buht]

Jacob: Ich denke, dass wir uns zwar auch solcher Elemente bedienen, aber es nicht übertreiben. Da gibt es ja so viel, zum Beispiel die Dubstep Parts: „Jetzt ist Dubstep „in", also müssen wir das auch machen". Wir machen das nicht und finden das gut so. Wir wollen keine Modeband sein, die ein oder zwei Jahre erfolgreich ist und danach ist alles vorbei.

Mikkel: Ich denke, es kommt darauf an. KORN haben schon immer viel mit Rhythmen gearbeitet. Ich denke daher, dass es Sinn macht, dass sie Dubstep einbauen. Ich denke, es kommt auf die Band an und wenn sie das machen wollen, warum nicht?

Mads: So, wie es IN FLAMES machen – ich liebe IN FLAMES, die sind eine meiner Lieblingsbands - mag ich es.

Jacob: IN FLAMES übertreiben es auch nicht. Die bringen dadurch ein bisschen mehr Schärfe rein, was sehr cool ist.

Wenn ihr an die Zukunft denkt, was würdet ihr gerne erreichen? Was sind eure Träume?

Mikkel: Also die Weltherrschaft.... [alle lachen]

Jacob: Wir sind eine junge Band, also ist das Ziel zunächst tatsächlich, einfach bekannt zu werden. Deswegen spielen wir ja auch die Touren. Da draußen gibt es so viele Bands und man muss als Band Aufmerksamkeit errgen in diesem verrückten Dschungel. Es sollte so sein, dass wenn man irgendeinen Deutschen auf der Straße fragt: „Kennst du MALRUN?", er mit: „Ja, na klar!", antwortet. Auf Festivals in Deutschland zu spielen ist eines unserer Ziele, neben mehr Touren. Wir wurden dieses Jahr für das Rock Hard Festival gebucht, also ist das echt cool. Und im Herbst gehen wir in Deutschland auf Tour.

Und Jacob, wo hast du so gut Deutsch gelernt? Du hast ja auf der Bühne fast nur Deutsch gesprochen....

Jacob: Danke, ich bin nahe der deutschen Grenze aufgewachsen. Wir hatten, glaube ich, nur einen dänischen TV-Sender und drei deutsche, als ich Kind war. Es war wirklich kein Scherz, dass ich „Die Sesamstraße" geschaut habe.
Nahe an der Grenze spricht jeder ein bisschen Deutsch. Wir sind jedes Wochenende über die Grenze gefahren, weil das Benzin zu der Zeit noch wirklich günstig war, und haben Nutella und so gekauft.

Mikkel: Das Wichtigste!

Irgendwelche „famous last words" an unsere Leser?

Mikkel: Hmm, wir sollten uns echt mal welche überlegen, weil wir nie welche hatten.

Jacob: Wir hoffen, dass sie sich mal was von uns anhören und irgendwann mal zu einem Konzert kommen. Ich denke, dass wir die Genres in einer neuen Art und Weise verschmelzen lassen. Wir hoffen, dass die Leute merken, dass wir anders sind und nicht nur irgendeine Metalcoreband.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg. Danke auch an den netten Tourmanager Jan.