Geschrieben von Samstag, 12 Mai 2012 11:56

Die Apokalyptischen Reiter - Karlsruhe / Substage

13-Die Apokalyptischen Reiter- Karlsruhe Substage 2012

11.05.2012- Karlsruhe Substage: Es soll keiner sagen, er wäre nicht gewarnt worden! Die (nicht ganz ernst gemeinte) Warnung vor der Apokalypse ging schließlich in mehreren Sprachen durch das Netz. Trotzdem hatten sich schon weit vor dem Einlass viele Wagemutige vor dem Substage in Karlsruhe versammelt. Aufgrund der sommerlichen 30 Grad nutzten die meisten die Zeit, um draußen noch ein Bierchen zu genießen oder einfach in der Abendsonne zu stehen und zu quatschen.

Drei Bands waren für diesen Abend angekündigt: MALRUN aus Dänemark (deren letztes Album mir sehr gut gefallen hat), KONTRUST (unter denen ich mir gar nichts vorstellen konnte) und natürlich DIE APOKALYPTISCHEN REITER. BurnYourEars hat sich die Berichterstattung diesmal etwas aufgeteilt, so dass ihr euch neben diesem Konzertbericht noch auf ein ausführliches Videointerview mit Volk-Man, dem Bassisten der Reiter, einen ausführlichen Bericht über den Auftritt von MALRUN und über ein Interview mit MALRUN freuen dürft.

1-Die Apokalyptischen Reiter- Karlsruhe Substage 2012Dass die Reiter treue und vor allem wahnsinnige Fans haben, war keine Überraschung. Die Fanclubmitglieder hatten, wie sich das gehört, die ersten Reihen belagert und verlangten schon während der Umbaupause, die bemerkenswert kurz und gut strukturiert war, nach ihren Helden.

Was DIE APOKALYPTISCHEN REITER an Bühnenshow auffahren, ist wirklich beeindruckend. Die Bühne war mit einem schwarzen Vorhang abgehängt, während sich die Vorfreude zur Rede aus dem Chaplin Film „Der große Diktator" langsam aber sicher steigert. Einer der geilsten Momente bei einem Konzert ist, wenn man weiß, dass gleich DIE BAND kommt und jetzt die Party richtig losgeht, zumal die Tour noch unter dem Motto „The Greatest Of The Best" steht und somit die absolute Reiter Superlative verspricht. DIE APOKALYPTISCHEN REITER sind nicht nur eine der vielfältigsten Bands aus Deutschlands, sondern auch mit Abstand eine der energiegeladensten Bands. Und genau diese Energie ging innerhalb von Sekunden von Band auf Publikum über, sobald der Vorhang fiel und die Reiter die Bühnen stürmten. Gelungener könnte ein Auftakt kaum sein.

3-Die Apokalyptischen Reiter- Karlsruhe Substage 2012Die Bühne hatte zwei Ebenen, auf der hinteren und höheren tummelten sich Sir G. an den Drums und Dr. Pest mit seinem Keyboard. Erwartungsgemäß war der Doktor in seinem üblichen knappen Outfit angetreten, statt einem handelsüblichen Stuhl (langweilig, kann ja jeder!) hatte er eine pompöse Schaukel hinter seinem Keyboard montiert. Coole Idee und optisch natürlich ein echtes Highlight. Aber auch die anderen Bandmitglieder standen dem Doktor in nichts nach. Während Ady und Volk-Man wild mit den Mähnen wirbelten und ständig die Positionen wechselten, erinnerte mich an POWERWOLF vor ein paar Wochen, stand natürlich der Sänger Fuchs im Vordergrund. Der Mann ist einfach unglaublich und gibt dem Publikum unfassbar viele Emotionen. Ich hatte den Eindruck, er wäre am liebsten sofort in die Menge gesprungen um jeden direkt mit seinem Elan anstecken zu können. Schon fast überflüssig zu erwähnen, dass die Reiter die Masse von Anfang an im Griff hatten.

Die Verbindung zu den Fans ist bei den APOKALYPTISCHEN REITERN ungewöhnlich eng. Da werden mal eben die Fanclubmitglieder persönlich begrüßt, da wird Wasser an die ersten Reihen ausgegeben und über die komplette Zeit direkter Kontakt zu den Fans gehalten. Uns wurde einiges geboten: Das ging von Fahne schwingen über einen angeketteten, keifenden Fuchs bis hin zum trommelnden Fuchs, ganz zu schweigen von den zahlreichen Outfits. Ich hatte mich schon vorab über die Tour informiert und mich auf einen Fuchs im Priesterkostüm und Ady mit der Gasmake eingestellt.

Auch wenn ich das gerne gesehen hätte, war ich doch überwiegend positiv überrascht, dass sich die Band stattdessen schon wieder was Neues ausgedacht hatte. DIE APOKALYPTISCHEN REITER fuhren für eine verhältnismäßig kleine Bühne im Vergleich zu Festivalbühnen richtig harte Geschütze auf. Da kamen vielfältige Lichteffekte zum Einsatz, abgelöst von Nebeleffekten und Konfettiregen. Inszenierung ist eine der großen Stärken der Band. Jedes Mal wieder schön zu sehen, was man sich alles einfallen lassen kann, um Fans mitzuziehen, die Message der Songs zu verstärken, Abwechslung zu bieten und interessant zu bleiben. Hier macht den Reitern so schnell keiner was vor.

7-Die Apokalyptischen Reiter- Karlsruhe Substage 2012Hervorheben muss man auf jeden Fall auch die musikalischen Fähigkeiten der Band. Hier sitzt jeder Song, man merkt dass die Band aus dem Herzen spielt. Nicht nur Fuchs war sichtlich gerührt von den Reaktionen der Fans, die schon von Anfang an den Song „Instinkt" einforderten, aber auch sonst jeden Song dankbar annahmen und abfeierten ohne Ende. Ady grinste eigentlich permanent und nahm, genau wie Volk-Man, ständig Kontakt mit dem Publikum auf.

Die Reiter können wirklich stolz darauf sein, so viele treue Fans zu haben. Man merkte deutlich, dass viele der Anwesenden über die Jahre eine richtige, enge Bindung zu den Reitern und deren Songs aufgebaut haben. Das liegt aber auch daran, dass die Reiter trotz ihrer wahnsinnigen Show einfach ganz normale Typen sind. Keine Schnösel, kein Imponiergehabe, kein dummes Geschwafel zwischen den Songs... einfach Reiter pur! Musik zum Ausrasten, zum Mitsingen, mit Inhalt und Gefühl. Bei den Reitern weiß man, was man kriegt und die Reiter zeigen ganz deutlich, dass der Satz "Man erntet, was man sät..." einfach wahr ist. Die jahrelange Konstanz der Reiter zahlt sich in Form von echten Fans aus, besser geht es eigentlich kaum.

10-Die Apokalyptischen Reiter- Karlsruhe Substage 2012

Für heute war „The Greatest Of The Best" angesagt, das wurde auch gehalten. Die Reiter ballerten sich durch die komplette Bandgeschichte, und neben neuen Stücken wie „Die Boten" wurden auch Klassiker wie „Seemann", „Paradies", „Revolution", „Riders On The Storm" oder alte Schmankerl wie „Vader" auf die Menge losgeschossen. Die Zusammenstellung der Setlist war genial, es gab drei bis vier schnelle Songs hintereinander und dann immer kleine Pausen zur „Erholung".

Beim „Seemann" hatte eine junge Frau das Vergnügen und durfte, standesgemäß im schwarzen Schlauchboot, über die „Crowd surfen". Dass ich mir gerade kurz vor diesem Song überlegt habe, wie es denn wohl vom Balkon, sprich von oben aussieht, war wirklich Glück. Deshalb kann ich euch den kompletten „Seemann" in voller Länge und toller Perspektive präsentieren. Besser kann man die Stimmung kaum einfangen, schaut es euch an... sagt mehr als tausend Worte:



Zu Ende des Konzertes gab es noch ein kleines Experiment, wie Fuchs es nannte. DIE APOKALYPTISCHEN REITER gaben den Song „Friede Sei Mit Dir" in einer funkigen Variante zum Besten. Mich erinnerte das an den Typ, der auf YouTube sogenannte „Hannah Montana Versionen" von CANNIBAL CORPSE oder METALLICA Songs macht. War auf jeden Fall eine lustige und durchaus gelungene Version. Komisch war, dass man trotz Textsicherheit so verwirrt von dem geänderten Takt war, dass man trotz vorhandenem Rhythmusgefühl nicht richtig mitsingen konnte. Das ging wohl einigen so, denn bekannte Textstellen wurden nach Aufforderung von Fuchs nur verhalten mitgesungen.

5-Die Apokalyptischen Reiter- Karlsruhe Substage 2012An dieser Stelle muss man mal ein ganz großes Lob an das Substage Karlsruhe aussprechen. Der Laden ist einfach der Knaller: Abgeranzt genug, um als Partylocation durchzugehen und trotzdem sauber und modern. Die Bühnengröße ist für meinen Geschmack perfekt und lässt noch die Nähe zwischen Band und Fans zu. Das Personal im Substage ist von Anfang bis Ende überdurchschnittlich zuvorkommend und vor allem schnell! Die oben angesprochenen Ruhephasen beim Konzert, sprich langsamere Songs, kann man hier wirklich nutzen, um kurz rauszuhuschen aus dem Mengenbad und schnell an der Bar was zu trinken.

Es gab zwei Zugabenblöcke, zwischen denen Drumsticks und Pleks en masse an die ersten Reihen verteilt wurden. Der Rausschmeißer war dann letztendlich „Die Sonne Scheint", ein typischer Song, um noch ein letztes Mal alle Reserven zu mobilisieren und das Konzert ausklingen zu lassen.

Auch wenn das Konzert lang genug war, von mir aus hätten die Reiter noch eine Stunde dranhängen können. Schon alleine um jeden Song mal live zu erleben, werde ich wohl noch einige Reiterkonzerte besuchen und kann es wirklich nur jedem empfehlen. Am Merchandisestand stand eine ältere Dame, die so ganz und gar nicht nach Metal aussah, aber zu „Seemann" und „Paradies" richtig abging. Das hat mir imponiert und gezeigt: „Metal Will Never Die", also "We Will Never Die" sozusagen, die beiden Songs hätte ich übrigens auch gerne gehört. Aber man kann nicht alles haben...

Grandios war auch der Sound, keine rauschenden Ohren nach dem Konzert und während des Konzerts differenzierter und klarer Hörspaß! So stelle ich mir einen perfekten Konzertabend vor. Auch die Künstler scheinen mit dem Substage sehr zufrieden zu sein und lobten uns gegenüber das Catering, von daher: Lob an das Substage in Karlsruhe, für mich die beste Location in meinem näheren Umkreis!

Scherzhafterweise habe ich zu Anfang des Berichtes und auch beim Interview mit Volkmar die nahende Apokalypse angesprochen. Diese ereilte uns tatsächlich auf der Rückfahrt, als sich über uns ein abnormaler Regen von unnatürlichem Ausmaß ergoss. So tuckerten wir glücklich und zufrieden, aber im Schneckentempo und an ständigen Unfallstellen vorbeifahrend, nach Hause. Ein toller Abend, DIE APOKALYPTISCHEN REITER immer wieder gerne!

Fotos © BurnYourEars / Nadine Schmidt