Geschrieben von Dirk Mittwoch, 01 August 2012 21:15
Frontback - Interview mit der Band zu den Anfängen
Die schwedischen Hard Rocker FRONTBACK hatte ich gar nicht auf dem Schirm, bis ich sie beim Sweden Rock live gesehen habe. Und weil sie sich da mehr als gut verkauft haben, ist die logische Schlussfolgerung, AnnLouise (kurz: Anlo; vocals / guitar), Bill (bass), David (drums) und Axel (guitar) mit ein paar Fragen auf den Zahn zu fühlen.
Hallo Jungens, hallo Anlo. Wie geht's euch gerade?
Hallo Dirk, bei uns ist alles großartig. Und wie geht es dir?
Bei mir ist auch alles ok. Einige unserer Leser sind vielleicht noch nicht so ganz mit FRONTBACK vertraut. Erzählt doch mal was von euch, wo kommt ihr her und wann habt ihr die Band gegründet?
FRONTBACK sind in Växjö beheimatet, aber gegründet wurde die Band 2002 in den tiefen Wäldern von Småland in Süd-Schweden von den Geschwistern Anlo und Bill Front. Die zwei machten sich auf die Suche nach Soulmates, die den gleichen musikalischen Traum träumten wie sie selbst. Das war allerdings nicht ganz so einfach, und in den ersten Jahren änderte sich das Line Up immer wieder. Musikalisch waren es zwar allesamt gute Musiker, aber die Chemie stimmte einfach nie so richtig.
2007 fanden sie endlich einen geeigneten Drummer. David Bäckström ist ein erfahrener Musiker – ok, letzten Endes ist er eigentlich nur Drummer, haha – und er gab FRONTBACK einen ordentlichen Schub nach vorne. Im folgenden Jahr arbeiteten wir kontinuierlich an unserem Songwriting und nutzen jede Möglichkeit, uns live zu präsentieren. Und langsam aber sicher konnten die Leute in fast jeder Ecke von Schweden etwas mit dem Namen FRONTBACK anfangen. Ein Meilenstein für die Band war der vierte Platz in einem Wettbewerb namens „Rockkarusellen", mit anschließenden fantastischen Reviews beim schwedischen Radiosender P3.
Ende 2009 hat die Band in Alex Graneskog einen fähigen Leadgitarristen gefunden, der die Band ebenfalls weiter nach vorne brachte. Jeder in der Band hat sofort gemerkt, dass es nun endlich stimmte. Dass wir dann die Supportslots für Bands wie STATUS QUO, FREEDOM CALL oder CRASH DIET ergattert haben, zeigt die Aufmerksamkeit, die wir erregen konnten. Airplay im Radio und Festivalteilnahmen wie zum Beispiel beim RookieFestival folgten, und das war schon einen große Ehre für uns.
Die vielen Gigs in 2011 haben eine Reihe Shows in diesem Jahr nach sich gezogen, unter anderem die erste Teilnahme beim Sweden Rock Festival, dem größten Festival Schwedens, auf dem wir die Rockklassiker Stage beackern durften. Außerdem durften wir für H.E.A.T. einheizen, ebenso für einen der größten schwedischen Pop/Rock Acts, Magnus Uggla im Latitud 57. Den bekanntesten und größten Rockclub in Stockholm, Harry B James, haben wir ebenfalls in 2012 das erste Mal gerockt. 2012 wird unser Jahr, denn neben den vielen Highlights haben wir mit „Time Is Running Out" unsere erste Single aufgenommen.
Beschreibt euch doch bitte mal gegenseitig als Menschen und Musiker.
Anlo ist eine sehr kreative Person, die sich nicht nur musikalisch auslebt, sondern zum Beispiel auch Bilder malt und Kleider entwirft. Normalerweise ist sie eher schüchtern, aber das ändert sich schlagartig, sobald sie auf der Bühne steht. Sie liebt es, ihre eigenen Songs zu spielen, und die spielt sie auch am besten, haha...
Bill ist ein immer fröhlicher Mensch, der nie Nein sagen kann. Er hat sich alles selber beigebracht und hat ein unglaublich gutes Gehör für Musik.
David ist eher ein ernsthafter Typ, musikalisch wie menschlich. Er ist ein kleiner Perfektionist und überlässt nichts dem Zufall. Er kümmert sich sehr um die musikalische Performance der Band und liebt es, über Musik zu reden. David erkennt sofort, was gut ist und was weniger.
Axel ist David sehr ähnlich, seriös und eher der ruhige Typ. Er versucht immer, das Beste aus sich herauszuholen und übt ständig.
Ich habe euch beim diesjährigen Sweden Rock Festival gesehen und ihr habt eine großartige Show gespielt. Wie seid ihr an den Slot im Billing des größten Outdoor Festivals Schwedens gekommen?
Wir haben an dem Wettbewerb teilgenommen, den die Veranstalter des Sweden Rock Festivals abhalten, und sind von über 2.000 Bands auf Platz 15 gelandet. Das hat aber leider noch nicht für die Teilnahme gereicht, denn dort musste man mindestens auf Platz 3 landen. Aber der Erfolg hat uns ermutigt nicht aufzugeben und wir haben einen anderen Wettbewerb gefunden, bei dem man sich für das Billing qualifizieren konnte. Hier wurde der vielsversprechendste Rockact Schwedens gesucht. Und was soll ich sagen, ein paar Wochen später bekamen wir einen Anruf, dass wir den Platz im Billing des SRF bekommen haben. Das war eine große Ehre für uns.
Es ist doch richtig, dass ihr bislang noch kein Album veröffentlicht habt, obwohl ihr schon einige wirklich tolle Songs am Start habt? Wann plant ihr denn, euer Debüt auf den Markt zu bringen?
Toll, dass dir die Songs so gut gefallen. Wir haben gerade einen Deal mit RAMBO unterzeichnet, einem Vertrieb unter dem Label GAIN, welches das größte Hard Rock Label in Schweden darstellt. Wir sind gerade dabei, unser erstes Studioalbum einzuspielen, was für uns ein riesiges Abenteuer darstellt. Vier Songs haben wir schon im Kasten, insgesamt werden wir zehn oder elf Songs einspielen. Das Album kommt dann hoffentlich im Winter 2012, spätestens aber im Frühjahr 2012 auf den Markt.
Das hört sich ja super an. Welches ist denn euer Lieblingssong aus eurem Repertoire und warum gerade der?
Das ist eine sehr schwere Frage. Jeder von uns hat natürlich seine Favoriten, aber grundsätzlich sind wir sehr stolz auf alle unsere Songs. Die neueren Songs wie „Time Is Running Out", „Stay Away", „All I Wanna Do" oder "Rock Disease" machen sehr viel Spaß, wenn wir sie live spielen, aber auch die Sachen wie "You Can't Save Me When I'm Gone", "You & Me" und "Running For Better Times" spielen wir gerne. Wie gesagt, eine ganz schwere Frage.
Wer ist denn bei euch für das Songwriting zuständig? Ist es eher einer von euch oder entstehen die Songs eher im Kollektiv während der Proben?
Man kann schon sagen, dass unsere Sogs in den meisten Fällen um Anlos Ideen herum entstehen. Sie kommt immer mit Riffs, Chords oder Texten um die Ecke, und danach versuchen wir alle, um diese Ideen herum einen Song zu machen.
Von welchen Bands oder Musikern seid ihr maßgeblich beeinflusst worden, und was war für euch der Kick Off ein Instrument in die Hand zu nehmen und Rock Musik zu spielen?
Anlo: Ich liebe Billie Joel Armstrong,der bei GREEN DAY wirklich einen coolen Job macht. Dave Grohl von den FOO FIGHTERS würde ich aber ebenso als Einfluss nennen wie „Howlin" Pelle, der in einer schwedischen Band namens THE HIVES spielt. Grundsätzlich bin ich etwas mehr vom Punk beeinflusst als die Jungens in FRONTBACK.
Bill: Bei mir sind es METALLICA, NIRVANA, IRON MAIDEN, EDDIE MEDUZA und AMON AMARTH, die ich als Einfluss nennen würde. Das Instrument Gitarre habe ich aber in die Hand genommen, weil es mir hilft, mich auszudrücken.
David: Der Musiker, der mich zu den Drums brachte, ist definitiv Nicko McBrain von IRON MAIDEN. Zuerst – zugegeben – wegen seines enorm großen Drumkits, haha... Das sieht einfach zu cool aus. Später entdeckte ich Lars Ulrich für mich und seinen besonderen Sinn für den Groove. Zum Doublebass spielen bin ich durch den leider verstorbenen HELLOWEEN Drummer Ingo Schwichtenberg gekommen. Diese drei Bands, IRON MAIDEN, METALLICA und HELLOWEEN sind generell meine größten Einflüsse in Sachen Musik.
Axel: Ich bin ein großer MAIDEN Fan seit ich „Hallowed Be Thy Name" das erste Mal gehört habe. Meine größten Einflüsse sind daher auch Dave Murray und Steve Harris, wobei ich bei Steve Harris neben seinem Bassspiel vor allem seine musikalischen Ideen bewundere. Natürlich mag ich auch das Spiel von Adrian Smith und Jannick Gers, aber mit Dave Murray hat eben alles angefangen. Andere Bands, die mich von Beginn an begleitet haben, sind BLACK SABBATH – hierbei natürlich besonders die DIO-Jahre – sowie RONNIE JAMES DIO, DEEP PURPLE, SLASH, JIMI HENDRIX und später dann auch METALLICA, MUSTASCH und HARDCORE SUPERTAR, um nur die Wichtigsten zu nennen.
Wie ihr erwähnt habt, konntet ihr schon für ein paar sehr namhafte Bands eröffnen. Was war eure größte Erfahrung auf diesen Touren und mit welchem dieser Headliner hattet ihr am meisten Spaß?
Jede Show war für uns eine große Erfahrung. Aber vor ein paar Monaten haben wir für H.E.A.T. angeheizt und das war schon klasse. Wir haben einen guten Kontakt zu der Band und werden sie im August nochmal supporten. Es ist besonders schön, wenn man für eine Band mehrmals eröffnen kann und sich dadurch sogar mit ihr anfreundet. Das wird bestimmt wieder toll.
In diesem Zusammenhang: Für wen würdet ihr am allerliebsten mal in der Zukunft eine Show eröffnen?
Für eine Band mit Weltruhm wie IRON MAIDEN, METALLICA, AC/DC oder die FOO FIGHTERS zu eröffnen, wäre natürlich ein absoluter Traum für uns. Diese Bands haben Generationen von Musikern beeinflusst, und es wäre nicht nur ein Traum, sondern eine große, große Ehre.
Was läuft denn zurzeit so auf euren iPods und MP3-Playern?
Anlo: Im Moment läuft bei mir ein Reagge / HipHop Artist aus Schweden, der sich KAPTEN RÖD (The Red Captain) nennt. Normalerweise mag ich diese Musik gar nicht so, aber das hat sich irgendwie festgefressen.
Bill: METALLICA „The Black Album", jede Menge AMON AMARTH.
David: DEGREED "Life, Love, Loss" (ein sehr cleverer Mix aus AOR, Progressive und Melodic Hard Rock), alle Alben von STEEL PANTHER, HOUSTON (schwedischer Retro AOR, toller Stoff), alle Alben von MY CHEMICAL ROMANCE (für mich eine der wichtigsten Rock Bands dieser Tage), BLIND GUARDIAN "Imaginations From The Other Side" (ein wahrer Klassiker).
Axel: Was vermutest du? Natürlich „Number Of The Beast" von MAIDEN, mein absolutes Lieblingsalbum. Neben unseren Songs hau ich mir meistens BLACK SABBATH, DIO, JUDAS PRIEST oder SLASH auf den Player.
Wenn ihr nicht gerade live spielt oder im Proberaum zockt, was sind dann eure wirklichen Jobs? Und was sind eure Hobbies neben der Musik?
Anlo: Ich arbeite als Make-Up Artist in einem FACE-Store in Kopenhagen.
Bill: Ich arbeite bei VOLVO. Meine Hobbies sind neben der Musik Motorräder und Autos.
David: Ich bin Hauptberuflich IT-Consultant im Informations-Management. In meiner wenigen Freizeit sehe ich gerne Filme und sammle diese auch. Und natürlich Musik. Ich bin Platten-Sammler, das ist mein allergrößtes Hobby.
Axel: Ich beende gerade meine Ausbildung zum Mechaniker. Jetzt im Sommer arbeite ich zur Aushilfe in einem Supermarkt, aber im Herbst geht es los mit einem Job in einer Firma namens NIBE, die Heizungsanlagen und Wassererhitzer für Häuser und Wohnungen baut und installiert.
Der Konkurrenzkampf muss aufgrund der großen Anzahl an talentierten und ambitionierten Bands und Musikern in Schweden sehr hoch sein. Ist es schwer für euch, als aufstrebende Band Möglichkeiten für Live Gigs zu bekommen?
Ja das stimmt, es ist manchmal sehr schwer. Aber wir arbeiten hart daran, uns unseren Traum zu erfüllen. Für die Musik zu leben und Musik für Menschen zu spielen, denen diese etwas bedeutet ist das, wofür sich aller Aufwand lohnt. Zurzeit ist es für uns ja nicht das Geld, das uns antreibt, sondern die Liebe zur Musik. Das würde sich auch nicht ändern, wenn viel Geld dafür fließen würde. Das wäre nur der Bonus, das Sahnehäubchen sozusagen.
Habt ihr noch ein paar abschließende Worte für unsere Leser?
Wir möchten allen Danken, die FRONTBACK, egal in welcher Form, unterstützen und supporten. Wir sehen uns hoffentlich bald auf einer Show, egal wo. Cheers!
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mir diese Fragen zu beantworten. Ich hoffe wirklich, dass wir uns in der näheren Zukunft auch mal in den deutschen Hallen sehen werden.
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