Geschrieben von Mittwoch, 21 Januar 2015 18:53

Terrorgruppe - Interview zum Comeback mit der Band

Wenn die TERRORGRUPPE nach Jahren der Abstinenz nach Hamburg kommt, um im legendären Uebel & Gefährlich ein Konzert zu spielen, lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, den Jungs im kuscheligen "Darkroom" des Backstage-Bereichs ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Die Themen liegen dabei auf der Hand: Das Comeback der Band, Livegigs, Regenbogenfarben und natürlich Zuhälterei ...

Hi Leute, stellt Euch doch bitte kurz vor – sozusagen als Erinnerung ...

MC: Ja, ich bin der MC Motherfucker von der TERRORGRUPPE. Ich bin sowas wie der Zeremonienmeister in der Band, quasi der MC, der Chef, die Rampensau ….

... der Babo ...

MC: … der Babo.

Es kam vor nicht so langer Zeit ein Video raus mit dem Titel „Inzest im Familiengrab“. Das Video ist ja sehr speziell, wie kommt man denn auf so eine Idee?

MC Motherfucker: Also ich, der Esel nennt sich ja immer zuerst, und Johnny Bottrop saßen zusammen in einem Edelitaliener in Neukölln und haben uns das dort ausgedacht. Wir fanden, dass es ein super Konzept für das allererste Video einer Band ist, die sich nach zehn Jahren wieder zusammenfindet und TERRORGRUPPE heißt. Eigentlich das einzig mögliche Konzept, das man in so einer Situation hätte machen können.



Wo Du schon sagst „nach zehn Jahren" – als ich das erste Mal TERRORGRUPPE gehört habe, war ich elf oder 12 oder so, und dachte mir dann „So ein Mist, die kann ich ja niemals live sehen“. Und nun kann ich es doch. Wieso?

MC Motherfucker: Wir haben zehn Jahre lang einfach alle etwas anderes gemacht. Und nach zehn Jahren kam Johnny Bottrop wieder mit dem Thema TERRORGRUPPE an und hat dann erst mich so lange belabert, bis ich irgendwann eingeknickt bin und es mir dann doch wieder vorstellen konnte. Dann habe ich Zip Schlitzer belabert, bis er sich das vorstellen konnte. Und Zip Schlitzer hat dann total lange auf Kid Katze und Eros Razorblade eingeredet, die ja Feuer und Flamme von der Idee waren, und so hatten wir auf einmal eine Band mit fünf Bandmitgliedern.

Zip Schlitzer: Ich muss dazu sagen, dass Kid Katze die Band ja vorher gar nicht kannte, aber trotzdem sofort Feuer und Flamme war. Er hat, glaube ich, aber erst nach einem halben Jahr gemerkt, worauf er sich eigentlich eingelassen hat.

MC Motherfucker: Und dann bei dem Videodreh, als er die Katze spielen und an allen Ärschen schnuppern musste, da hat er wohl schwer geschluckt.

Zip Schlitzer (lacht): Er dachte zu der Zeit wohl, dass er sich nie wieder zuhause blicken lassen darf ...

Johnny Bottrop: Es gibt auch noch eine Vorgeschichte dazu: Wir haben uns ja nicht einfach so durch Zufall nach zehn Jahren wiedergefunden, sondern wir hatten ja an einer DVD „gearbeitet“. Vielleicht lag sie auch einfach nur rum und keiner hat etwas getan. Als die DVD dann aber mit sieben Jahren Verspätung im Januar 2013 erschienen ist, da sind wir von 25 oder 30 Leuten zu der DVD interviewt worden und alle haben uns immer gefragt: „Wann spielt Ihr wieder live?“ Und wir haben immer gesagt, dass wir es nicht mehr machen. Immer nur: „Nö, leck mich, nö, auf gar keinen Fall ...“ .
Und etwa beim 25. Mal hab ich mich dann gefragt, was denn ist, wenn die Leute alle Recht haben und wir Unrecht – und wenn es wirklich cool ist, dass wir alle zusammen wieder auf der Bühne stehen. Dann habe ich mir das durch den Kopf gehen lassen, eine Woche lang nachgedacht und dann MC Motherfucker mal gefragt.

Ich finde es echt super, Euch live sehen zu können, mit der Musik bin ich damals eingestiegen. Ich habe Euch dann vor ein paar Monaten schon auf dem Crashfest gesehen und fand es eigentlich schon recht geil, auch wenn ich natürlich keinen Vergleich zu früher habe. Könnt Ihr mir etwas dazu sagen, wie sich die Fans in den Jahren verändert haben?

Johnny Bottrop: Also speziell zu dem Crashfest können wir sagen, dass es ein „Nachmittagsfestival“ war, also mit einer komplett anderen Atmosphäre, als wir sie in Clubs haben oder auf Festivals, bei denen wir irgendwann um Mitternacht spielen.

MC Motherfucker: Es waren ja auch sehr viele verweichlichte BLINK-182 Fans da. Ich glaube, es war sogar die langweiligste Show, die wir dieses Jahr hatten.

Johnny Bottrop: Ansonsten haben wir uns auf der Bühne aber echt wohl gefühlt und wir hatten eine tolle Show. Auch die Organisatoren waren gut drauf, also alles prima. Was im engen, verschwitzten Club oder nachts auf einem Festival abgeht, ist natürlich nochmal was ganz anderes.

Erzählt mir mal, was Ihr in den zehn Jahren ohne TERRORGRUPPE gemacht habt.

MC Motherfucker: Ich bin meinem Zweitberuf nachgegangen und habe ganz viele Platten anderer Bands mit produziert, das mache ich auch heute noch. Ich habe auch noch 'ne coole Hip-Hop Truppe aus Berlin kennengelernt und die haben mich dann auch mal gefragt, ob ich nicht deren Tourmanagement übernehmen will. Und seit 2008 mache ich nun auch das Tourmanagement von K.I.Z., auch heute neben TERRORGRUPPE noch. Jeder Mensch braucht halt etwas, was Spaß macht und womit er seine Rechnungen bezahlen kann.

Johnny Bottrop: Und ich habe meinen eigentlichen „Beruf“ verfolgt und Platten herausgebracht. Häufig waren das auch Platten, die MC Motherfucker dann vorher produziert hatte und die ich dann in den Vertrieb gebracht habe. Nebenbei habe ich dann noch in einer Punkband gespielt, namens die THE BOTTROPS.

Zip Schlitzer: Ich habe viele Countrysachen gemacht und auch in Punk und Rock 'N' Roll Bands, bei denen ich auch heute noch spiele. VIZEDIKTATOR zum Beispiel oder BLACK MISTAKE.

Kid Katze: Ich bin ja vor etwa fünf Jahren erst nach Berlin gekommen und habe die Jungs dann etwa vor einem Jahr getroffen, irgendwie sowas.

Könnt Ihr eigentlich schon sagen, ob da nochmal ein neues Album kommt?

Johnny Bottrop: Könnten wir jetzt sagen, machen wir aber nicht.

Man kann aufgrund Eurer Antworten schon sagen, dass Ihr durch und durch Musiker seid und auch nichts anderes macht, oder?

MC Motherfucker: Wir können ja nichts anderes.

Das hält die meisten Leute ja leider nicht ab.

MC Motherfucker: Ja, das stimmt. Aber ich könnte mir auch nicht vorstellen, irgendwie neun Stunden bei der Post zu sein oder so, das geht einfach nicht.

Habt Ihr eigentlich auch mal „richtige“ Berufe gelernt?

MC Motherfucker: Ich habe mal Maler und Lackierer gelernt, aber wieder abgebrochen. Ich bin da auch ganz schlimm und habe nie etwas zu Ende gebracht.

Zip Schlitzer: Ich mache ja auch nur Musik, was anderes kann ich nicht. Und ich arbeite noch in einer Kneipe.

Da könnte sich denn ja irgendwann mal ein Alkoholproblem entwickeln ...

Zip Schlitzer: Gar nicht, wenn man so sieht, wie die Leute da abknicken und sich total abschießen und am Ende sind, das härtet dann schon ein wenig ab. Das ist teilweise schon sehr schlimm.

Johnny Bottrop: Ich war mal eineinhalb Tage in einer Lehre bei einem Landschaftsgärtner ...

MC Motherfucker: Ich glaube, ich wäre auch ein ganz guter Zuhälter.

Was qualifiziert Dich denn zum Zuhälter?

MC Motherfucker: Ich bin total nett zu meinen Untergebenen. Ich kann die supergeil zurechtreiten, weil ich einen wahnsinnig großen Schwanz habe und der zwischenmenschliche Ton stimmt bei mir auch immer. Man muss die Untergebenen ja auch abhängig machen, das ist der Trick dabei. Das könnte ich, glaube ich, echt gut machen. Ist Zuhälterei eigentlich immer noch verboten?

Johnny Bottrop: Also ich weiß nicht, ob es ein Lehrberuf ist.

Das geht bestimmt auch als duale Ausbildung.

MC Motherfucker: Ich glaube, ich setze mich da morgen mal ran und in anderthalb Jahren habe ich dann mein Diplom. Ich habe übrigens in den Jahren, in denen ich Bands produziert habe, mal versucht, zwei Monate lang von HARTZ 4 zu leben. Einfach um zu sehen, wie schwer es ist, dieses Geld zu bekommen. Das war ja unfassbar anstrengend. Da habe ich das gleich wieder bleiben lassen. Ich habe das runtergerechnet, wie lange ich gebraucht habe, den Kram zu suchen, den die von mir haben wollten, und war letztenendes unter dem Mindestlohn. Dann habe ich lieber wieder Bands produziert.

Johnny Bottrop: Pass lieber auf, was du sagst. Nicht, dass Dein Sachbearbeiter noch BurnYourEars-Fan ist.

Gerade bei einer Band wie Euch, die es schon lange gibt, ist es schwierig, Fragen zu finden, die noch keiner gestellt hat. Ich frage deswegen ganz gerne, welche Farbe vom Regenbogen denn die Beste ist. Und vor allem wieso?

MC Motherfucker: Ist da eigentlich auch Pink dabei? Lila und Pink sind gut. Keine Ahnung, welche Farben da sind, aber Gelb ist sehr gut. Gelb ist wie Urin. Urin ist quasi die Quelle des Lebens.

Und deswegen ist die Farbe ja auch im Regenbogen, der verbindet ja alles. Blau ist da immerhin auch bei.

MC Motherfucker: Genau. Und Gelb, also Urin, geht dann auf den Boden, fließt ins Grundwasser und irgendwann wieder durch den Wasserhahn hoch und Du trinkst es dann. Du trinkst dann Deine Pisse und die von anderen Leuten. Das verbindet uns auch alle. Gelb ist super.

Johnny Bottrop: Zip, was ist denn Deine Lieblingsfarbe im Regenbogen?

Zip Schlitzer: Keine Ahnung, ich habe noch nie darüber nachgedacht. Ich weiß gar nicht, welche Farben da sind.

Johnny Bottrop: Man muss auch wissen, dass Zip ein richtiges Berliner Kellerkind ist, der hat in seinem ganzen Leben noch nie Sonnenlicht gesehen. Für den ist alles Grau.

MC Motherfucker: Bei der einen Schwulendisco bei mir um die Ecke, "Ficken 3000" heißt die, glaube ich, da hängt auch ein Regenbogen drüber. Die ist kurz beim Hermanplatz. Wenn Du da langläufst, musst Du echt aufpassen, da darfst Du Dir keine Schwächen anmerken lassen, sonst ziehen die Dich ab und hängen Deine Schuhe irgendwo über 'ne Laterne oder so. Aber "Ficken 3000" ist echt schön, da kann man gut abhängen.

Apropos Berlin, ist der Berliner Döner wirklich so gut?

MC MOTHERFUCKER: Der wurde da erfunden, natürlich ist der gut und billig. Guck Dir am besten einen Dönerladen aus, der Schichtfleisch hat, dann ist der Döner meistens gut. Bei Pressfleisch sind die meistens schlecht.

Johnny Bottrop: Du solltest Falafel essen.

Habt Ihr zum Abschluss noch irgendwelche großen, berühmten, abschließenden letzten Worte hier aus dem Darkroom?

Johnny Bottrop: Puh, ja das ist schwierig ...

MC Motherfucker: Tschüssikowski?!

Johnny Bottrop: Tschüssilii.