Geschrieben von Sonntag, 22 April 2007 22:16

Daath - Interview mit Gitarrist Eyal Levi


Review

 

 
Nichts Neues aus dem Hause Roadrunner. Wieder einmal wirft die Metal-Schmiede eine qualitativ hochwertige Band ins Rennen, die das Potential hat, über Genregrenzen hinweg Metalfans der dunkel-brutal-giftigen Gangart zu begeistern. DAATH sehen sich irgendwo zwischen orchestralem Kopfkino und im Groove-Takt zappelnden Körpern. Im Interview verriet uns Gitarrist Eyal Levi, was Träger von Killernieten und Camouflage-Shorts gemeinsam haben, wie man Vergleichen mit DEVILDRIVER aus dem Weg geht und warum Musik studieren für'n Arsch ist.

DAATH ist ein ungewöhnlicher Bandname. Was bedeutet er und wie seid ihr auf ihn gekommen?
Es bedeutet „Verborgenes Wissen" auf Hebräisch. Es war die Idee von Mike Kameron, unserem Keyboarder, und mir. Als wir uns unser Bandkonzept ausgedacht hatten, machte dieser Name für uns am meisten Sinn. Es beschreibt die Band perfekt.

Heute Abend spielt ihr im Kölner Underground. Es ist eure erste Show in Deutschland, einem wichtigen Metalmarkt. Seid ihr schon aufgeregt?
Ich bin sehr gespannt. Die Show heute Abend wird ausverkauft sein. Ich erwarte hochgereckte Fäuste, Pommesgabeln und einen ordentlichen Moshpit. Es wird cool werden.

Ich befürchte fast, dass die Bühne etwas zu klein sein wird für eine Sechsmanntruppe wie DAATH...
Ja, stimmt, die Bühne ist schon sehr klein. Aber solche Konzerte machen oftmals am meisten Spaß, da der Kontakt zum Publikum viel intensiver ist. Man kann sich besser gegenseitig anspornen und die Leute auf die Bühne holen. Am liebsten sind uns mittelgroße Bühnen. Auf den kleinen kann man nur auf einem Fleck stehen, auf den großen muss man den Platz ständig ausfüllen und hin und her rennen.

Euer aktuelles Video zu „Subterfuge" ist voll von gemeinen Posen, wildem Headbanging und dunkler Atmosphäre. Wie wichtig sind euch diese Metalklischees?
Wichtig ist vielleicht das falsche Wort. Ich meine, wenn man einen bestimmt Stil von Musik hört, bewegt sich dein Körper einfach dementsprechend dazu. Außerdem wollen wir nicht ein Teil dieser Anti-Metal-Bewegung sein, denen diese Klischees peinlich sind. Wir tragen gerne langes Haar und bangen herum. Natürlich entscheidet das nicht über die Qualität der Musik, aber wenn du als Fan eine Show besuchst, willst du auch was Wildes geboten bekommen und nicht einen Soundcheck sehen.

Ist „The Hinderers" eigentlich die erste Platte, die ihr als DAATH zusammen aufgenommen habt?
Nein, aber die erste, die weltweit veröffentlicht wird. Wir haben bereits ein Album mit dem Namen „Futility" gemacht, aber die zählen wir nicht wirklich dazu. „The Hinderers" ist unser erstes offizielles Album sozusagen. Vor allem dasjenige, welches unseren Sound wirklich repräsentiert.

Euer Sound kombiniert viele verschiedene extreme Stile, von Black Metal bis Nu Metal. Wen wollt ihr mit eurer Musik eigentlich ansprechen?
Es ist ein bisschen wie bei OPETH, obwohl natürlich unsere Musik anders klingt. Aber diese Jungs haben eine Fanbase, die sich aus verschiedenen Lagern zusammentut. Da gibt's die Death-Metal-Kids, ein paar Black-Metal-Fans, Musiker, Prog-Anhänger und sogar Leute aus der Hardcore-Szene. OPETH bewegen sich nicht nur in einem Genre. Und ich denke, so verhält es sich auch bei uns. Ich bin mir sicher, in ein, zwei Jahren, wenn wir Fuß gefasst haben, wird man bei unseren Konzerten auch Kids mit Killernieten und Kids mit Camouflage-Shorts sehen.

Und welche Bands haben euch zu eurer Vielfalt inspiriert?
Ich persönlich hab sehr viele Einflüsse. Die wichtigsten, die mir sofort in den Sinn kommen, sind Gustav Mahler (österreichischer Komponist und Dirigent), MORBID ANGEL, APHEX TWIN und PINK FLOYD.

Wenn ich mir euer Album anhöre, dann erinnert mich euer Sound nicht nur an DIMMU BORGIR, OPETH oder BOLT THROWER, sondern auch ganz stark an DEVILDRIVER.
Ich verstehe nicht warum!?
Euer Groove klingt sehr modern und stark nach Dez Fafaras Band, und auch das gepresste Gebrüll eures Sängers ergibt Parallelen. Ist das Zufall, mögt ihr die Band oder bist du jetzt beleidigt?
Ich will die Band nicht abwerten, aber ehrlich gesagt, ich habe mir noch kein Album von DEVILDRIVER komplett angehört. Und in unserer Band kann ich auch keinen DEVILDRIVER-Fan ausmachen. Sie sind bestimmt nette Jungs, aber wir haben mit ihnen eigentlich nichts zu tun. Wir haben aber schon oft diese Vergleiche gehört und ich finde es interessant. Wenn man es auf den Groove bezieht, ok, wir sind definitiv Groove-orientiert. Wenn wir Musik schreiben, dann nicht nur dazu, dass man sie hört, sondern auch dass man sie spürt und dazu abgeht. Vielleicht haben wir das mit ihnen gemein.

Ich habe gelesen, dass vier von euch auf dem Berklee College of Music studiert haben. Was habt ihr dort gelernt, was andere Musiker nicht lernen?
Ich habe gelernt, dass ich Musikschulen hasse. Und ich habe gelernt, dass man für Metal nicht Musik zu studieren braucht. Ich habe aber dort auch viel über das Musikbusiness gelernt. Und das sollte jeder Musiker tun, der professionell als Musiker arbeiten will. Aber die meisten Studenten hatten darauf am wenigsten Bock. Klar, es ist langweilig und es ist auch mein am wenigsten geliebter Teil am Musik machen. Aber man muss einfach die Mechanismen dieses Geschäfts kennen. In musikalischer Hinsicht hab ich das Studium aber gehasst. Richtig gehasst. Ich habe nach meinem Abschluss ein ganzes Jahr gebraucht, um wieder Spaß am Gitarre spielen zu finden.

Kann man dort denn gar nichts lernen, was einem als Metal-Songwriter weiterbringt? Dort wird doch bestimmt nicht nur Jazz-Gitarre beigebracht, oder?
Was man dort für die Metalgitarre lernen kann, ist sehr begrenzt. Das meiste aus diesem Fach bezog sich auf die 80er Phase, sprich viel Neo-Klassik-Gefrickel. Aber schnell spielen kann man auch so lernen, ohne ein teures Studium zu bezahlen.

Adam D. und Joel Stroetzel von KILLSWITCH ENGAGE haben auch am Berklee College studiert. Ist man sich mal über den Weg gelaufen?
Nein, wir haben sie dort nicht kennen gelernt. Aber ich glaube, Adam hat in erster Linie Produktionstechnik studiert. Und der Bereich für Producing ist an diesem College sehr, sehr gut. Nicht umsonst ist er heute ein sehr erfolgreicher Produzent.

Ihr habt euer Album aber nicht mit Adam D., sondern mit der Death-Metal-Größe James Murphy zusammen aufgenommen. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?
Es war großartig. Er ist genau zur richtigen Zeit in unser Leben getreten. Es ist sehr cool, mit jemandem zu arbeiten, dessen Musik man schon in seiner frühen Jugend gehört hat. Aber wichtiger war es, mit jemandem zu arbeiten, der die gleiche Vision teilt. Wir haben uns gegenseitig quasi befruchtet. Wir brauchten jemanden an unserer Seite, der schon viel Erfahrung hat, und er brauchte für seine Producer-Karriere eine junge Band, der er auf das nächste Level verhelfen konnte. Er war bei den Aufnahmen mehr wie ein Mentor als ein Co-Producer.

Wie groß war sein Einfluss?
Er hat uns vor allem viel in Business-Angelegenheiten geholfen. Er hat damals auch Roadrunner auf uns aufmerksam gemacht. Er hat viel dazu beigetragen, dass wir heute an diesem Punkt sind.

OK, zum Abschluss: eure Musik in wenigen Worten, bitte.
Wir sind ein Mix aus Death Metal, Black Metal, Electronica und orchestraler Musik.

Eyal, ich danke für das Gespräch.

www.daathmusic.com
www.myspace.com/daath