Geschrieben von Sonntag, 23 Juli 2006 15:43

Trivium - Interview mit Bassist Paolo zu "The Crusade"

trivium-2006

Wie schnell sich die Zeiten ändern. Als das Debutalbum „Ember To Inferno“ bei Lifeforce Records erschien, bekam dies kaum jemand mit, doch spätestens seit dem unglaublich starken Nachfolger „Ascendency“ (Roadrunner Records) sind TRIVIUM eine der angesagtesten Bands im Metal-Biz überhaupt. Zu recht! Das Erfolgsrezept ist so einfach wie genial: Die Mixtur aus klassischem und modernem Metal hat noch nie so gut funktioniert wie bei den Florida-Boys. Mit „The Crusade“, dem im Oktober erscheinenden Album, soll es aber erst so richtig losgehen, wie Bassist Paolo uns selbstbewusst im Interview verrät.
Vor einem Jahr habt ihr bei Rock am Ring vor ein paar hundert Leuten auf der Talent-Forum-Bühne gespielt, jetzt durftet ihr vor 10.000 Leuten auf der Centerstage euer Können beweisen. Was sagt dies über eure Entwicklung in den letzten zwölf Monaten aus? Wir waren halt ständig unterwegs auf Tour und haben uns den Leuten präsentiert. Irgendwann bist du so präsent, dass dich jeder kennt. So richtig den Durchbruch haben wir ja dann in England geschafft, auch im Rest Europas und in den Staaten läuft es immer besser. Und Deutschland ist natürlich auch sehr wichtig für uns, deswegen spielen wir so gerne hier.
Wie erklärst du es dir, dass ihr ausgerechnet in England so erfolgreich seid?
Die Begeisterung dort ist echt unglaublich. Wir haben in England schon vor einem Jahr auf einem großen Festival gespielt und morgens um elf, als wir auf der Bühne standen, waren schon 40.000 Leute anwesend. Hinterher haben wir noch zwei Headliner-Tours gespielt und jetzt wieder eine, es läuft wirklich gut. Aber wir dürfen die anderen Länder natürlich nicht vernachlässigen.
Und wie sieht es mit den USA aus? Schließlich seid ihr Amis.
Auch dort sind wir seit zwei Jahren ständig präsent, die Konzerte werden immer besser besucht und ich denke, dass wir mit dem nächsten Album auch dort den Durchbruch schaffen können.
Ist es einfacher, sich in Europa einen Namen zu machen?
Das kann gut sein, die Fans stehen hier vielmehr hinter ihren Bands und supporten sie ständig. Es ist eine sehr familiäre Atmosphäre, jeder interessiert sich für den anderen. Und vor allem kann man sich mit den Fans immer über Musik unterhalten, das ist eine schöne Erfahrung. Und auch das Schöne am Metal, denn egal in welchem Land du bist oder welche Sprache gesprochen wird, die Begeisterung für die Musik hilft dir, immer mehr dazuzulernen. Deswegen sind wir auch gerne in Europa.
Reden wir mal über die Zukunft: Im Oktober wird euer drittes Album „The Crusade“ erscheinen. Was dürfen wir davon erwarten?
Auf keinen Fall einen Aufguss von „Ascendancy“, wobei ich natürlich nicht weiß, ob die Leute darüber froh sein werden oder enttäuscht. Wir haben versucht, mit unserer neuen Scheibe den nächsten Schritt zu machen, ohne uns zu wiederholen. Zum Beispiel hat Matt darauf geachtet, weniger zu schreien und seine Stimme variabler einzusetzen.
Was er auch ja auch live mittlerweile bei den alten Songs tut …
Das ist richtig. Es passt einfach besser, besonders beim neuen Material. Wir spielen immer noch harte Sachen, aber die Musik funktioniert jetzt einfach besser, die verschiedenen Teile haben mehr Flow und Charakter. Es ist wichtig, dass alles aufeinander abgestimmt ist, egal ob jetzt beim Gesang oder einem Gitarren-Solo.
Gibt es außer beim Gesang noch andere Überraschungen?
Es ist natürlich schwierig, etwas vollkommen Neuem zu tun, aber wir haben auf jeden Fall einen großen Schritt nach vorne gemacht. Und das sage ich bestimmt nicht nur, um das Album zu hypen. Wir haben uns ja auch als Musiker weiter entwickelt und das merkt man den Songs auch an, alles klingt viel dynamischer. Außerdem haben wir diesmal auch einen Instrumental-Song auf der Platte, und zwar den Titeltrack.
Dann bin ich ja mal gespannt! Habt ihr die Songs zusammen geschrieben oder arbeitet jeder seinen Teil für sich aus?
Die ersten vier Songs haben wir getrennt geschrieben, und den Rest dann in Teamarbeit zusammengefügt. Das meiste davon entstand auf Tour.
Habt ihr dabei auch Druck verspürt, gerade weil „Ascendancy“ so gut angekommen ist?
Wenn man weiß, was man wirklich will, ist es einfacher, ein neues Album aufzunehmen, und das war bei uns der Fall. Insofern sind wir selbstbewusst genug, dass wir uns von außen keinen Druck aufbauen lassen wollen. Wir haben nicht den Anspruch, alte Songs noch mal neu zu schreiben und uns dabei zu wiederholen. Wichtiger ist es, einfach nach vorne zu schauen, und das haben wir getan.
Ihr seid ja aus Florida. Inwiefern hat das euren Sound beeinflusst?
Wir haben „Ascendancy“ beispielsweise in Tampa im Morissound-Studio aufgenommen, das es schon seit vielen Jahren gibt. Auch Bands wie DEATH oder ICED EARTH, die auch aus Florida kommen, haben uns beeinflusst, aber wir haben nie zu irgendeiner Szene gehört. Es gab ja eigentlich auch keine, wo wir herkommen. Das ist uns auch nicht wichtig, denn wenn wir Musik machen, denke ich nicht an irgendeine andere Band.
Nicht nur in den USA sind momentan unendlich viele Emo- oder Metalcore-Bands am Start. Warum ist euch die Rückbesinnung zum klassischen Metal so wichtig?
Über so etwas denken wir nicht nach und ich würde auch nicht sagen, dass wir zu irgendetwas zurückgekehrt sind, schließlich höre ich Heavy Metal seit ich zwölf bin. Mit dieser Musik bin ich aufgewachsen und es kam für mich nie in Frage, etwas anderes zu spielen. Nur weil wir aus den USA sind, müssen wir ja nicht das nachmachen, was auch tausend andere Bands dort spielen. Und auf der nächsten CD wirst du mehr denn je heraus hören, dass traditioneller Rock und Metal für uns sehr wichtig ist. Wir werden uns also von dem Trendzeug noch mehr distanzieren und unseren eigenen Weg gehen.
Glaubst du, dass durch euren Erfolg mehr amerikanische Bands klassischen Metal spielen wollen?
Ich hoffe es! Es ist schön zu sehen, dass auch viele junge Fans etwas mit unserem Sound anfangen können. In den letzten zehn Jahren gab es ja so etwas in Amerika nicht, und ich hoffe, dass wir mehr und mehr Leute für echten Heavy Metal begeistern können.
Und wie bist du selbst zum Metal gekommen?
Ich war zwölf und habe im Radio METALLICA gehört. Danach war ich sofort ein Fan der Band und habe alle ihre CDs gekauft. So fing alles an …
… und wie war es bei den anderen Bandmitgliedern?
Auch die haben mit METALLICA und MEGADETH angefangen, wir haben also alle eine ähnliche Entwicklung durchgemacht.
Im Dezember werdet ihr in Deutschland als Support von IRON MAIDEN spielen. Wie kam es dazu?
Rod Smallwood, der Manager von IRON MAIDEN, hat uns gefragt, ob wir dabei sein wollen. Wir waren von der Idee natürlich begeistert, weil IRON MAIDEN eine der größten Bands aller Zeiten sind. Dass wir dann auch noch auf der gesamten Europa-Tour als Begleitung dabei sein werden, ist natürlich eine große Ehre.
Dann habt ihr mit zwei bzw. drei Alben schon mit METALLICA und MAIDEN gespielt. Wie wollt ihr das denn noch steigern?
Das Ziel ist es, dass wir irgendwann mal selbst als Headliner in großen Arenen spielen oder als Headliner auf einem Festival wie Rock am Ring.
Habt ihr denn erwartet, dass sich alles so schnell entwickeln würde?
Der Grund, dass es geklappt hat, ist auch, dass wir alle dafür gearbeitet haben und dort hin wollten, wo wir jetzt sind. Wenn du kein Ziel hast, wirst du es auch nicht weit schaffen.
Wo siehst du TRIVIUM in fünf oder zehn Jahren?
Habe ich doch eben schon gesagt! Wir wollen große Arenen spielen oder ein Festival headlinen! (lacht) Du siehst doch, dass wir innerhalb eines Jahres von der kleinsten auf die größte Bühne gekommen sind, und das soll bestimmt nicht das Ende sein. Alles ist möglich! Das heißt, TRIVIUM sind praktisch dein Leben? Ja, für mich ist die Band alles, es kam auch nie in Frage, TRIVIUM aufzugeben und etwas anderes zu machen. Mein Beruf ist Musiker. Ich bin direkt nach der Highschool zur Band gestoßen, seitdem mache ich eben Musik. Ich habe auch vorher schon in einer Band gespielt, aber da hat es nicht geklappt, weil die Jungs es nicht ernst meinten mit der Musik. Als ich dann zu TRIVIUM stieß, wusste ich, dass wir was reißen können. Man muss eben auch ernst an die Sache rangehen.
Und wenn es doch nicht geklappt hätte?
Dann wäre ich jetzt wohl auf dem College.
Zum Abschluss würde ich noch gerne von dir wissen, welches deine drei All-Time-Lieblings-Alben sind.
  1. METALLICA - Master of Puppets
  2. IRON MAIDEN – Piece Of Mind
Und unser neues Album! (lacht)
Vielen Dank für das Interview!


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