Geschrieben von Samstag, 19 Oktober 2013 16:42

Grave Digger, Wizard, Paragon & Gun Barrel - Bremen / Tivoli

03.10.2013 - Bremen steht heute ganz im Zeichen des traditionellen, deutschen Heavy Metals, denn unter dem Banner der „German Metal Attack“-Tour haben sich gleich vier Bands aus unseren Landen in der Hansestadt versammelt.

Aber bevor ich mich in die Berichterstattung stürze, noch ein paar Worte zum Drumherum: Da die Veranstalter anscheinend nicht wollen, dass sich der hungrige und durstige Metaller am gegenüber liegenden Dönerladen kostengünstig mit Essen und Getränken eindeckt, werden die Türen geschlossen, als die Bands anfangen zu spielen – wer raus geht und wieder herein will, muss ein neues Ticket kaufen. Eine ziemliche Frechheit!

Was in dem ansonsten sehr charmant aufgemachten Venue auffällt, ist, dass die Bühne ziemlich hoch ist, und für die ersten drei Bands, die vor dem Drumkit von GRAVE DIGGER ihr eigenes Kit platzieren müssen, relativ eng.

Um 19:10 startet die musikalische Reise durch Dekaden deutschen Metals mit GUN BARREL. Der Sound ist ziemlich schwach, die Gitarren sind viel zu leise – im Verlauf des Sets wird das jedoch besser. Erstaunlicherweise findet sich, sobald die ersten Töne aus den Verstärkern dröhnen, für die erste Band des Abends eine erstaunliche Menge an Zuschauern vor der Bühne ein – es sind definitv eine Menge echter Metalheads zu Gast! Die vier Jungs sind extrem spielfreudig, posen um die Wette und animieren das Publikum ständig zum Mitmachen. Der metallische Hardrock kommt gut an und wird ohne große Ansagen (die Spielzeit ist mit knapp einer halben Stunden auch nicht allzu lang) in die Menge geschrotet. Um in Zukunft mehr zu reißen, sollte die Gruppe allerdings ein paar spannendere Riffs in ihren Sound integrieren.

Um kurz vor acht stehen dann die Hamburger PARAGON auf der Bühne, und auch hier sind als erstes die Gitarren zu leise. Doch genau wie bei GUN BARREL wird der Sound in den knapp 40 Minuten viel besser. Die kleine Bühne tut der Spielfreude keinen Abbruch, und auch Bandklassiker wie „Steelbound“ oder das abschließende „Impaler“ (von dem ich noch jetzt einen Ohrwurm habe) verfehlen ihre Wirkung nicht. Leider fallen der kurzen Spielzeit Songs wie „Across The Wastelands“ oder „Thunderstorm“ zum Opfer – hoffentlich gibt's die wieder auf der nächsten Headliner-Show! Zu recht fährt die Band ordentlich Applaus und „Zugabe!“-Rufe ein.

„Please welcome the defenders of metal!“ spricht es verheißungsvoll aus den Boxen und WIZARD entern die Bühne. Die Jungs sind ordentlich am posen und zelebrieren einen ordentlichen Set mit dem technisch vielleicht besten Sänger des Abends. Vor allem während innbrünstig gesungener Refrains wie bei „The Hall of Odin“ klingt er wie der Sänger einer finnischen Power-Metal Band. Leider sind so einige Texte recht platt und so einige Refrains zu ähnlich aufgebaut (die Band arbeitet viel mit „Gangshouts“) – die Zuschauer feiern die Band trotzdem.

Als GRAVE DIGGER dann um zehn Uhr auf den Brettern stehen, ist der Club zwar nicht gerade überfüllt, aber Chris Boltendahl strahlt trotzdem übers ganze Gesicht. Der Sound ist von Anfang an prall. Los geht es mit einer guten Version von „Death Angel & The Grave Digger“ und auch die folgenden „Hammer Of The Scots“ und „Valhalla“ werden von der Meute gefeiert. Doch irgendwie wirkt die große Bühne etwas leer für den Fünfer: Obwohl Axel Ritt an und mit der Gitarre scheinbar alle Posen draufhat, und sich auch auch mal solierend auf dem Boden wälzt, fehlt irgendwas. Oder eher irgendwer, denn einige Sounds und Gesänge scheinen vom Band zu kommen – vielleicht sollten sich die Jungs nochmal Zuwachs in Form eines Gitarristen und zwei zusätzliche Mikros beschaffen.

Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt, den es heute Abend gibt – die Setlist umfasst alle Hits, besonders hervor stechen das grandios vorgetragene „The Curse Of Jaques“ und die beiden Rauswerfer „Rebellion“ und „Heavy Metal Breakdown“. Als bei „Rebellion“ die Leute nicht direkt mit einstimmen, zeigt sich Chris Boltendahl leicht verwundert. Der Abend ist alles in allem dann aber doch ein Erfolg, weil GRAVE DIGGER einfach eine Menge starker Songs im Gepäck und in all den Jahren nichts verlernt haben.