Geschrieben von Samstag, 14 Dezember 2013 17:12

Dregen & Imperial State Electric - Hamburg / Knust

Wie man es richtig macht, zeigen uns die Schweden: DREGEN und IMPERIAL STATE ELECTRIC zelebrieren ihren Rock n‘ Roll mit allem, was Herz und Hamburger Publikum begehren.

Lediglich den Apostroph kann er nicht. Aus dem Plakat „Don’t forget Andrea’s Birthday“ folgert DREGEN: „Happy Birthday, Andreas!“ Andrea wird es verkraftet haben, denn Dregen, der alte Schweden-Rocker, hat sonst alles richtig gemacht. Er ist erstmals solo mit seinem Debüt „Dregen“ unterwegs, wobei Debüt ein bisschen seltsam klingt: Der Mann hat immerhin mit den HELLACOPTERS und den BACKYARD BABIES eine noch immer anhaltende Welle des skandinavischen Rotzrocks losgetreten, hat mit MICHAEL MONROE gespielt und aufgenommen und noch viel, viel mehr gemacht. Trotzdem: „Dregen“ ist DREGENs erste Soloscheibe.

Viele im Knust scheinen das Ding schon zu kennen, das ein oder andere Shirt sieht man auch – nicht alle sind nur wegen IMPERIAL STATE ELECTRIC da. Die sind heute als Erste dran, die Tour teilen sich die alten Weggefährten DREGEN und Nicke Anderson als Co-Headliner, ich vermute, sie wechseln sich abendweise ab. Vielleicht liegt es daran, dass sich beide Bands gegenseitig herausfordern, oder einfach daran, dass IMPERIAL STATE ELECTRIC geborene Rocker sind, so oder so: Sie legen von der ersten Sekunde an großartig vor. Die Posen sitzen genauso tight wie die Hosen, es gibt Schnurrbärte, Hüte, dünnes Haar, weiße Gitarren – und auf den Punkt gespielte Rockhymnen, die in Beine, Köpfe und Kehlen gehen (das Knust-Publikum hat Durst). Aber vor allem merkt man, dass IMPERIAL STATE ELECTRIC Bock haben und authentisch sind. Kein Wunder also, dass die Stimmung spitze ist.

Hohe Hürden für DREGEN, doch auch der weiß genau, was er zu tun hat: authentisch und von Herzen rocken. Seine Songs sind düsterer und schleppender und somit ein deutlicher Unterschied zu den Gute-Laune-Rockern von IMPERIAL STATE ELECTRIC. Das Publikum braucht ein wenig, bis es wieder auf Betriebstemperatur kommt, aber DREGEN hat die Leute bald auf seiner Seite. Spätestens mit dem halbakustischen, sumpfig-countryesken „Flat Tyre On A Muddy Road“: Dregen legt die Gitarre beiseite und schlägt seiner Mannschaft auf einer Weinflasche den Rhythmus, bevor sich das Ding zu einem bluesigen, dreckigen Rocker steigert. Alte Schule eben: Warum sollten Songs so klingen wie auf Platte?

So haut DREGEN, der sich übrigens eine fantastische Begleitband zusammengestellt hat, seinem Publikum fast sein gesamtes Soloalbum um die Ohren. Und das, angestachelt noch von einigen Stücken aus DREGENs sonstiger Karriere, geht ordentlich mit und findet’s klasse. Ganz zum Schluss kommt dann noch Nicke Anderson für ein Gastspiel auf die Bühne – dass die beiden zusammen spielen, hat man wohl seit Dregens Ausstieg bei den HELLACOPTERS nicht mehr gesehen.

Dass der Sound im Knust nicht berauschend war, hat irgendwie keinen gestört. Stattdessen nehmen die meisten noch ein Bier und lassen einen grandiosen Rock n‘ Roll-Abend sacken.
Helge

Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.

Bands

Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...

Prägende Alben

AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
...