Geschrieben von dirk-bengt Donnerstag, 11 Dezember 2008 07:40
Narjahanam - Undama Tath'hur Al Shams Mn Al Gharb Tipp
Stil (Spielzeit): Arabic Black Death Metal / ein etwas anderer Pagan Metal (51:06)
Label/Vertrieb (VÖ): Haarbn Rec. (12.07)
Bewertung: 9 / 10
Link: http://www.myspace.com/narjahanam
Dass atmosphärischer Black Metal nicht immer aus den Eiswüsten des Nordens stammen muss, um geschmackvoll zu sein, belegen die zwar zahlenmäßig, aber nicht immer qualitativ unterlegenen Pendants aus den südlichen Sandwüsten. Wie z.B. NARJAHANAM (Arabisch für „Höllenfeuer“) aus dem Königreich Bahrain. --- Ihr Debüt “Undama Tath'hur Al Shams Mn Al Gharb“ ist zwar `ne ganze Ecke älter als der Zeitpunkt der Veröffentlichung, die auch schon genau ein Jahr her ist, aber da die Promo-CD nun erst ankommt…
„Arabic Death Black Metal“ nennen die beiden ihr Produkt und das ist absolut treffend. „Arabic“ ist nämlich nicht bloß Herkunftsangabe, sondern stilistisch zu nehmen. Sie schnüren also hier Black und Death mit arabischer Folklore zu einem ganz finsteren Paket zusammen.
Vergleiche bieten sich natürlich in Richtung der Exil-Israelis von MELECHESH an, die ihren Black Thrash ja auch mit orientalischen Phrasierungen anreichern. Die wesentlichen Unterschiede sind aber schnell auszumachen: Bay-Area-Einflüsse gibt’s hier eher keine, sondern NARJAHANAM bleiben im Grundgerüst skandinavisch ausgerichtet: norwegisch schwarz, schwedisch tot. Und während Melechesh Ashmedi gesanglich irgendwas zwischen Black und Thrash abliefert, beschränkt sich Mardus auf deathdoomiges Growlen.
Spannender aber ist: MELECHISCH leben ihren Orientalismus ja exklusiv in den Riffs und Leads sowie im filigranen Drumming aus; anders die Bahraini, die weit intensiver in nahöstliche Klanggefilde entführen: Treibende Percussions, sphärische Synthies aus 1001 ewigen Nacht und Flöten(imitate) sorgen für eine atmosphärische Dichte, die man so nur von bestem Pagan Metal kennt… (Gilt der Begriff eigentlich nur für germanisch / keltisch / slawisch u.ä. inspiriertes Zeug?)
Kurzum: NARJAHANAM sind epischer und folkloristischer, aber auch schwärzer als MELECHESH; dass sie nie kitschig (naja, einige Sprechpassagen nähern sich dem an), sondern überwiegend seriös und schön fies klingen, mag auch (auch!) daran liegen, dass die orientalischen Tonfolgen einfach nicht so ausgelutscht sind wie hiesige Folklore-Melodien. Aber zusätzlich ist das Duo trotz oder wegen der geringen Anzahl an Tempoausbrüchen hinlänglich brutal und richtig finster, was der Verkitschung auch im Weg steht.
Problematisch ist hier allenfalls die Produktion. Sie ist ziemlich "true". Das ist einerseits natürlich immer gut, andererseits hat dadurch u.a. die Percussion einen schweren Stand sich durchzusetzen. Um die Feinheiten rauszuhören, muß man sich schon etwas konzentrieren. Dennoch:
Tolles Teil. Wer seinen Wunsch nach Exotik nicht nur im Döner-Laden austobt und auf atmosphärisches Schwarzmetal steht, muss hier ganz einfach zuschlagen.