Jeniferever - Silesia Tipp

Jeniferever-Silesia_2

Stil (Spielzeit):
Ambienter Indie/ Prog-Rock (52:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Monotreme Rec./ Starkult Promotion (11.04.11)
Bewertung: 9/10
Link: Myspaceseite

JENIFEREVER gehört zu solchen Bands, die mich einfach wegen ihres Namens schon neugierig machen, zumal aus Schweden stammend. Entweder poltert schwerer Metal/Metalcore durch die Haustür, oder eben irgendetwas Ambientes. Da ich weniger auf Mähnen-Musik stehe, war die zweite Variante zu erwarten. Ich finde Langhaarfrisuren übrigens durchaus ansehnlich, nicht dass hier jemand aus der Metalfraktion mutmaßt, ich habe Vorurteile.

"Silesia" (zu deutsch "Schlesien") ist das dritte Studioalbum der schwedischen Indie-Ambient-Rocker mit Orchester-Qualitäten. Da mir die beiden Vorgänger "Choose a Bright Morning" und "Spring Tides" unbekannt sind, gebe ich mich der Musik unbelastet hin. Der Titeltrack eröffnet das Album mit einer Länge von nahezu sieben Minuten, was für den Prog-Rock Charakter der Band steht. Seichte Wellen synthetischer Klänge umrahmen den Gesang von Kristofer Jönson, lauernde Indiegitarren paaren sich mit wanderndem Schlagwerk, alles recht minimalistisch. Doch das Gewitter baut sich langsam auf, nach vier Minuten beginnt der nordische Regen schwer auf die Ohren niederzuprasseln. Die Synthies im Hintergrund erfüllen den Kopf ähnlich wie MOBYs ambiente Klänge damals auf "Hotel". Die Vorabveröffentlichung "Waifs & Strays" erklingt schon eher nach Indie-Rock, ohne jedoch das Tempo anzuziehen. In dieser Kultur bieten "A Drink To Remember", "Hearths", "Cathedral Peak" (mit wundervollem Streicher-Mittelteil) und "Dover" gleichbleibend traurig-schöne Weiten schwedischer Kunst zum Entspannen.

Es geht aber auch etwas heißer auf "Silesia": Der treibende Titel "Deception Pass" macht schon im Namen klar, dass hier mit der dunklen Seite abgerechnet wird. "The Beat Of Our Own Blood" ist die Nummer auf dem Album, die klarere Strukturen annimmt, mich auch schon fast an Radiosingles von KAISERCHIEFS erinnert. Dabei bleibt das entspannte Saitengezupfe von Martin Sandström grundsätzlich die leitende Kraft, Olle Bilius lässt runde Basslines fahren, Fredrik Aspelin trommelt hier geradeaus, dort etwas verspielter. Da sich alle Bandmitglieder neben ihrer Haupttätigkeit auch gerne mal songabhängig ein anderes Instrument nehmen beziehungsweise die Keyboards bedienen, erscheinen JENIFEREVER mehr wie ein kleines Rock-Ambient-Orchester.

JENIFEREVER haben mit "Silesia" ein durch und durch schönes Album produziert, welches jeden Sonntagnachmittag, sei es nun bei Regen oder Sonnenschein, idyllisch zu begleiten weiß. Angenehm dabei bleibt zu verbuchen, dass ein Großteil nicht den elektronischen Klängen überlassen wurde, sondern viel durch
Handarbeit passiert. Dank gemäßigter Produktion und Klangauswahl stören die Saiteninstrumente zu keinem Augenblick, die Drums laufen kontinuierlich, aber nicht aufdringlich durch die Platte, Jönsons Gesang, so angenehm er ist, hat nie gezwungen die Oberhand. Das macht "Silesia" zu einer tollen Mixtur aus
leichten Indieklängen und großen Prog-Rock Flächen. Wer auf solchen Alben Hitsingles sucht, hat beim CD-Kauf bewiesen, dass er entweder keine Ahnung hat, oder aber JENIFEREVER mit JENNIFER ROSTOCK verwechselt hat. Beides ist einen Schmunzler wert, mehr aber auch nicht. Für Freunde von PHOENIX oder THE CURE in ambientem Klanggewand sind die Herren von JENIFEREVER ein Muss! Nächstes Reiseziel sind Schwedens Weiten.