The Stattmatratzen - Egoshooter

the-stattmatratzen-egoshooter

Stil (Spielzeit): Punkrock (38:31)
Label/Vertrieb (VÖ): Aggressive Punk Produktionen (28.01.11)
Bewertung: 7 / 10
http://www.myspace.com/stattmatratzen

Dümmlich, aber niedlich… Auch wenn das aufgrund des leicht anstößigen Bandnamens jetzt irgendwie blöd klingt, so sind die vier ansehnlichen Damen von THE STATTMATRATZEN doch eher etwas für die Kleinen. Pubertierende Mädels, unverbrauchte Nachwuchspunks und alberne DIE ÄRZTE-Fans werden mit Sicherheit in Scharen von ihren genervten Eltern zu den Konzerten des Berliner Quartetts gefahren werden. Sehr zum Leidwesen der dort in deutlicher Unterzahl rumhängenden Volljährigen mit niederem Anspruch oder auch Intellekt. Was jedoch all die unterschiedlichen Konzertbesucher gemeinsam haben werden, das ist ein gewisser Sinn für Humor und eine Vorliebe für simple, eingängige Singalongs. Wer mit solch anspruchslosem Radiopunk nicht das Geringste anfangen kann, muss sich wohl nicht die Mühe machen, an dieser Stelle weiterzulesen oder sich sonstwie weiter mit dieser Band zu beschäftigen. Wer hingegen auch nur das geringste Fünkchen gelassene Niveaulosigkeit in sich verspürt oder einfach Lust auf neue Ohrwürmer hat, der sollte unbedingt mal ein Ohr riskieren. Denn die fünfzehn kurzweiligen Tracks auf „Egoshooter“ verleiten stark, die Anlage viel zu laut aufzudrehen und dann peinlichst und in keinster Weise altersgemäß im Zimmer umherzuspringen.
Beim ersten Durchlauf der Scheibe überwog bei mir zwar auch noch der Gedanke, dass mit diesen niveaulosen Texten und der anfangs fast etwas zu hysterisch klingenden weiblichen Grölstimme zu flotten, aber soften Punkklängen nicht wirklich ein sprichwörtlicher Blumentopf zu gewinnen sei. Von sieben Punkten und lobenden Worten ganz zu schweigen. Doch schon beim zweiten Durchlauf, welcher aufgrund der recht kurzen Spielzeit der Scheibe nicht lange auf sich warten ließ, wurde klar, dass Anspruch an sich doch eigentlich massiv überbewertet wird. Wenn man schlicht und ergreifend Spass an der Mucke hat, die einem gerade durch die Hirnwindungen geblasen wird und den Körper dazu verleitet, den gehörten Rhythmus zu visualisieren, dann sollte man dies auch anerkennen. Und diesen Spass wird man, ebenso wie den Bewegungsdrang, auf „Egoshooter“ mit Leichtigkeit finden, sofern man denn gewillt ist, danach zu suchen. Und das sollte man. Das sage ich jetzt nicht bloß, weil die vier Mädels aus Berlin ebenso unkonventionell heiß wie sympathisch sind, sondern weil sich einige Titel ihres Debutalbums mittlerweile recht penetrant in meinem Gedächtnis festgesetzt haben. Und das ist auch gut so.

Denn Tracks wie das stark einnehmende „Illusion vs. Realität“ oder das lässige „Geschmack“ wirken sich nicht im Geringsten störend auf den Alltag aus, wenn die prägnanten Refrains pausenlos im Kopf umherschwirren. Ganz im Gegenteil. Obwohl die stets deutschen Texte, wie eingangs erwähnt, nicht gerade vor Anspruch strotzen und zudem überdeutlich zeigen, dass sie aus weiblicher Feder stammen, wird sich auch der härteste Kerl früher oder später dabei erwischen, wie er die ganz klar auf Mädels ausgelegten Zeilen fröhlich mitträllert. Und wer das selbst nach dem dritten Durchlauf der Platte immer noch nicht tut, der soll halt bei RAWSIDE oder vergleichbaren Aggropunkbands bleiben. Steht man hingegen auf Funpunk im Stil von DIE ÄRZTE, WIZO, PLANLOS oder TERRORGRUPPE, deren Frontmann Archi Alert sich auch für die Produktion von „Egoshooter“ verantwortlich zeichnet, ist man hier an der richtigen Adresse. Und wenn man dann noch mit Frauenpunk der Marke THE DONNAS sympathisiert und überhaupt mit einem ordentlichen Rock’n’Roll-Einschlag kein Problem hat, steht der reibungslosen Abwicklung des Kaufvertrags für diese Platte eigentlich kaum noch etwas im Wege.

Kaum. Leider mag nicht jeder der fünfzehn Tracks so richtig zünden und einige sind ganz im Gegenteil sogar fast schon als leicht nervig zu bezeichnen. Schade eigentlich. So sind THE STATTMATRATZEN leider knapp an acht Punkten vorbeigeschlittert. Und das bei minimaler songwriterischer Komplexität und stark jugendlichem Auftreten. Doch ein guter Sound, viele äußerst eingängige Melodien und recht solide handwerkliche Fähigkeiten haben letztendlich überzeugt. Diese Platte werde ich vermutlich noch lange Zeit mit Freude rotieren lassen...