Geschrieben von Montag, 22 Februar 2010 17:40

Pre-Re-Opening: Ballroom Hamburg goes Reeperbahn

Ballroom-Hamburg-Logo

Was wurde alles schon gemunkelt: Der Ballroom am Hafen macht dicht. Bleibt dicht. Geht woanders hin. Fragt sich nur, wohin. Irgendwann war es klar, dass es den Kultclub an eine alteingessene Adresse verschlagen wird: das berühmte Café Keese mitten auf der Reeperbahn. Der dort ansässige Quatsch Comdey Club wird in der Woche abends im Saal weiter auftreten, unten rockt der Ballroom und Samstag auch den Saal. (Der Keller wird jeden Samstag bis Mai weiterhin eine Raver-Techno-Izdn-izdn-izdn-Disse bleiben). Ich musste erst trocken schlucken. Das Café Keese ist riesig im Vergleich zum alten Ballroom, und irgendwie war keinem so recht klar, was den geneigten Headbanger dort erwarten wird.

Vergangenen Freitag, 30. Todestag des unvergessenen Bon Scott, war es dann soweit: Oliver Otto und Crew luden zum Pre-Re-Opening ein. Sozusagen ein Testlauf zum Anwärmen. Kurz gesagt: das Anwärmen war unnötig, der Ballroom platze aus allen Nähten.

Als ich gegen 23:30 neugierig gen Reeperbahn schlenderte, standen draußen schon die ersten Bekannten. Nichts Böses ahnend wurde man liebevoll am Einlass begrüßt, vorbeigeleitet an den streng blickenden Türstehern (Kiezprofis, eindeutig), und mit einen Mal stand man in einem dampfenden Saal. Mittig eine enorme Discokugel, vorne eine weitläufig abgesperrte Bühne, und hinten saßen unglaubliche viele Menschen auf rotplüschigen Theatersesseln. Der genauso große Rest quetschte sich so im Mittelteil herum. Die Band UNCUT sollte auftreten, aber noch war nichts zu hören. Also ging man noch viel neugieriger abwärts Richtung Ballroom-Club.

An der großen Garderobe (mit einem sehr netten Mädel als Garderobiere) vorbei, links ne Ecke, rechts ne Ecke, links herum... (damn it, wo bin ich...) vorbei an mit Spiegelscherben gekachelten Wänden durch rotgoldene Flure hindurch: Der neue Ballroom-Club. Und er ist schön! Perfekt und sehr passend eingerichtet. Eine lange S-förmige Bar, Sitzgelegenheiten vom Barhocker bis zur schwarzen Kissenkuschelknutsch-Ecke, viele Spiegel, große LCD-Monitore, eine ausreichende Tanzfläche: das macht schon gute Laune beim Reinkommen. Vor dem Eingang befinden sich tolle Toiletten, sehr sauber, betreut von zwei Klomenschen. Jede Kabine bei den Damen hat nochmal einen Extraspiegel und die sanitäre Ausstattung ist edel, mit viel Schwarz und Chic. Bei den Jungs sieht es dann wohl so ähnlich aus.

Der Sound unten ist klar, die Fliesen ziemlich rutschfest (obwohl die Horden, die grade noch im Erdgeschoß auf die erste Band warteten, allerlei verschüttet hatten) und die Preise aus der noch sehr reduzierten Karte angemessen: Becks-Flasche 2.90 €, Astra-Knolle 2,50 €. Für den Kiez geht das in Ordnung. Oben kostet das gezapfte 0,3-Bier ebenfalls 2,90 €. Marke leider unbekannt. Mischen waren lecker und gut eingegossen.
Wie Alex Beck mir mitteilte, wird es noch einiges an Ballroom-typischem Branding geben. Natürlich wird der Fisch über dem Eingang leuchten, und bis zur großen Warm-Up-Party am 5. März wird alles noch mehr Rock´n 'Roll. Aber ich finde den Club jetzt schon herrlich gemütlich und trotzdem schick.

Wieder aus dem Keller aufgetaucht, bretterten UNCUT los. Vorne war der Sound nicht zum Aushalten, sehr breiig und dumpf. Weiter hinten war es ganz gut. Die AC/DC-Cover Band BON SCOTT rockte derweil noch in Kiel, um dann um 2:00 Uhr morgens die Ballroom-Ballraum-Bühne zu entern. Da ich die Herren aber schon wirklich oft gesehen hatte und rechtschaffen müde vom Arbeitstag war, war für mich um 3:oo Uhr Schluss. Es reichte aber völlig aus, sich ein erstes Bild von der neuen Location zu machen. Und dieses Bild ist äußerst positiv.

Jetzt bleibt abzuwarten, ob und wie Otti und Crew den gewaltigen Laden (Ballraum-Fassungsvermögen 700 Leute, Club geschätzte 250) regelmäßig füllen werden. Reiner Heavy Metal wird es sehr schwer haben, mit Glam und Sleaze und Rock´n´Roll könnte es aber mächtig nach vorne gehen. Bon Scott hat nicht jeden Tag Todestag und ich wage es, ein klein wenig skeptisch zu bleiben. Freitag waren sicher über 1000 Menschen im Laden. Das soll man erst mal nachmachen. Aber wenn die Jungs es schaffen, das alte Keese zu einem Tempel des Rock´n´Roll zu machen, die Preise nicht völlig ausufern lassen und sich einige nette Aktionen einfallen lassen: dann haben wir rockenden Deerns und Jungs wieder eine tolle Anlaufstelle für lange, wilde Nächte. Ich hoffe es sehr!

Homepage: http://www.ballroom-hamburg.de
Kat