Geschrieben von Donnerstag, 02 April 2009 14:57

Subway to Sally - Interview mit Drummer Simon Michael

Subway To Sally Band 2009

Seit einer gefühlten Ewigkeit gehören SUBWAY TO SALLY zu den führenden Bands auf dem Folk-Metal/Rock-Sektor. Mit "Kreuzfeuer" wurde unlängst das zehnte Studio-Album der Band veröffentlicht, die vor fast 20 Jahren in Potsdam aus der Taufe gehoben wurde und sich seitdem Schritt für Schritt zu einer festen Institution entwickelt hat. Schlagzeuger Simon Michael hat sich für uns ein wenig Zeit genommen, um unsere Fragen rund um "Kreuzfeuer", die Zusammenarbeit mit Mainstream-Projekten und die allgemeine Entwicklung der Band zu beantworten. Und auch, um vielleicht den ein oder anderen zu etwas mehr Toleranz aufzurufen.

Momentan seid ihr ja quasi frisch in die Top 10 eingestiegen, wenn auch nur indirekt durch das Cover von "Eisblumen". Nun hat die neue Version unter euren eigenen Fans nicht unbedingt nur für positives Feedback gesorgt, es gab sogar einige recht unhöfliche Meinungsäußerungen gegen Ria, die Sängerin von EISBLUME. Daher die Frage: Wie steht ihr selbst eigentlich zu dem Ergebnis? Ganz unzufrieden könnt ihr ja eigentlich nicht sein, sonst hättet ihr Ria wohl nicht als weibliche Stimme auf "Komm in meinen Schlaf" verpflichtet, oder?

Nein, ich bin damit ganz und gar nicht unzufrieden. Ich finde, dass ihre Cover-Version von Eisblumen toll geworden ist. Ob das nun ein Teenie-Thema ist oder nicht. Das war uns ja damals auch nicht klar, dass das in diese Richtung gehen wird. Fakt ist, es ist gut gesungen und es ist gut produziert. Wer unsere Version lieber mag, großartig! Der darf sie gerne weiterhin hören. Wem Ria nicht gefällt, das sei jedem selbst überlassen. Nun aber damit anzufangen, andere oder uns anzufeinden: das ist wirklich albern. Aber so sind einige Metal-Fans nun mal - sie sind einfach zu "true", um weltoffen sein zu können. Wir sind ja nun allerdings schon ein paar Jahre älter und können dieses etwas gelassener sehen, als es der ein oder andere Fan tut.

Nun aber zum eigentlichen Thema: wir fanden einfach, dass Ria die passende Stimme zu der Thematik von "Komm In Meinen Schlaf" hat. Ich halte sie auch für eine gute Sängerin und dabei ist es mir egal, mit was oder mit wem sie gerade in den Charts ist oder war. Aufgenommen wurden die Tracks übrigens im Herbst... Also lange bevor Eisblume mit ihrer Coverversion auf den Markt kam und so großen Erfolg hatte.

Fühlt man da irgendwie ein wenig Wehmut, wenn euer Originalsong selbst damals nicht solche Erfolge feiern konnte? Oder sagt ihr euch eher: "Im Grunde ist es ja immer noch unser Song und damit auch ein bißchen unser Erfolg"?


Nein, nicht die Spur. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir nicht so medienwirksam wie EISBLUME sind. Wir sind aber auch nicht böse drum. Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir als Band bisher erreicht haben.

Ihr hattet drei Top-Ten-Alben in Folge, "Nord Nord Ost" hat es 2005 sogar bis auf Platz 5 geschafft. Erhofft ihr euch Ähnliches auch für das neue Album? Oder sind euch Charterfolge im Grunde unwichtig, wenn ihr selbst mit dem Ergebnis musikalisch zufrieden seid?

Die Charts sind immer ein wenig wie ein Lotterie- Spiel. Faktisch war "Bastard" sogar erfolgreicher als "Nord Nord Ost", und das, obwohl die Platte nicht so hoch chartete wie ihr Vorgänger. Das hängt auch immer davon ab, wer in der gleichen Woche veröffentlicht. Mit so hoher Konkurrenz in den Top Ten wie aktuell (SILBERMOND, PETER FOX, U2...) wird es auch für "Kreuzfeuer" mit Sicherheit nicht ganz so einfach, da oben mitzumischen. Aber wir werden es sehen.
Über eine hohe Platzierung freuen wir uns natürlich trotzdem.

"Eisblumen" ist für euch jüngere Vergangenheit, "Kreuzfeuer" die Gegenwart. Auf dem Cover prangt - passend zum Titel - ein brennendes Fadenkreuz. Wen oder was nehmt ihr denn mit der Scheibe ins Kreuzfeuer?

Wir sind es, die im Kreuzfeuer standen, die letzten zwei Jahre über. Mit "Bastard" erfolgreich, eine großartige Tour gespielt, dann der Sieg beim Bundesvision Songcontest - wir standen ständig unter Strom, ständig im Kreuzfeuer der Fans und der Presse. Ursprünglich wollten wir der Platte einen Titel wie "rastlos" oder "ruhelos" geben, fanden aber, dass so etwas auch in "Kreuzfeuer" schon drinsteckt.

Seht ihr "Kreuzfeuer" musikalisch als logische Weiterentwicklung nach "Engelskrieger", "Nord Nord Ost" und "Bastard", oder seid ihr mit ganz gezielten Vorstellungen ans Songwriting herangegangen, wie das neue Material klingen soll?

Nein, eine solche Vorstellung gab es nicht und wird es in der Zukunft auch nicht geben. Wir haben einfach Ideen zusammengetragen, viel gespielt, viel probiert. Dabei kam die neue Scheibe raus.

Wie würdet ihr denn - ganz im Speziellen - die Unterschiede zwischen "Kreuzfeuer" und dem direkten Vorgänger "Bastard" beschreiben?

Das ist immer diese bekannte Frage, die man in jedem Interview gestellt bekommt. Einfach selber reinhören! Immer nur über Musik sprechen... das ist doch langweilig. Es gibt Unterschiede, das ist klar, es gibt IMMER bei jeder Platte Unterschiede, grade bei SUBWAY TO SALLY, die sich so schnell entwickelt wie keine andere Band in diesem Land.

Mal allgemein gefragt: wenn man sich wie in eurem Fall wirklich Album für Album zur Szene-Größe entwickelt hat, fragt man sich dann manchmal, wohin das alles noch führen soll und vor allen Dingen auch, ob man den ohne Zweifel sehr hohen Erwartungen der Fans überhaupt noch gerecht werden kann?

Das ist ein sehr interessanter Punkt, den du da ansprichst. Klare Antwort: Nein! Gerade, wenn man so eine Entwicklung durchgemacht hat wie wir. Es wird immer Fans geben, die "Bannkreis" oder "Engelskrieger" oder irgendeinem Album hinterher trauern werden. Für mich ist Stillstand das Ende einer Band, und wenn ein Album klingt wie die exakte Kopie eines vorherigen Releases, dann bedeutet das Stillstand in meinen Augen. Es muss etwas passieren, es müssen immer neue Dinge, neue Einflüsse verarbeitet werden. Deshalb klingt auch jedes Album von uns etwas anders als die vorherigen. Und das wiederum macht es sehr schwer, die verschiedenen Erwartungen aller zu erfüllen.

Was mir auf dem neuen Album nach den ersten paar Durchläufen so ein wenig fehlt, sind die Songs, die sich gleich beim ersten oder spätestens zweiten Hören direkt im Kopf festsetzen - ist "Kreuzfeuer" eine Scheibe, die ohne Ohrwurm auskommt?

Wenn das so wäre, hätten wir etwas falsch gemacht. Ist aber Gott sei Dank nur dein subjektives Empfinden, hoffe ich.

Außerdem kommt mir die Scheibe in ihrer Gesamtheit ein wenig... sagen wir "gedämpft" daher. Oder, um es anders zu formulieren: Weniger auf die Zwölf, dafür ein bisschen mehr von der gefühlvollen Kelle. Absicht - oder liege ich mit meiner Meinung gar daneben?

In der Tat gibt es wieder mehr balladekse Stücke auf der Platte. Das war einfach unsere Stimmung, unsere Ideen und das, worauf wir Lust hatten. Es wird mit Sicherheit in der Zukunft auch wieder mehr Partykracher geben - die sind allerdings auf "Kreuzfeuer" auch vertreten mit "Besser Du Rennst", "Aufstieg" oder "Einsam". SUBWAY hat schon immer gerne auch nachdenkliche Songs gemacht. Wir dürfen eine Platte veröffentlichen, die zwei oder sogar drei Balladen mit drauf hat. Das wäre für uns nichts Neues.

Es hieß, ihr wollt euch nach der Tour zum Album eine Auszeit gönnen, um nach Jahren mal vom Tour-Platte-Festival-Tour-usw-Rhythmus runterzukommen und eure Batterien ein bisschen von Grund auf aufzuladen. Steht dieser Plan nach wie vor? Und wenn ja, von welchem Zeitraum reden wir? Wieviel Zeit wollt ihr euch zum Ausspannen nehmen?

Auszeit ist zuviel gesagt. Wir werden die Zeit wieder intensiv für die Band nutzen. Das heißt an Songs arbeiten, an neuen Konzepten für ein nächstes Album. Wir können uns auch wirtschaftlich keine lange Pause gönnen, wir sind schließlich Berufsmusiker. Außerdem hätte ich da gar keine Lust drauf - und auch keinen Bedarf. Ich will schon wieder neue Songs machen. Damit wir das diesmal allerdings vollkommen ohne Druck tun können, wird unsere Festival-Saison sehr dünn und die Herbstour ganz ausfallen: das begreifen viele als "Pause". De facto werden wir keine wirkliche Pause machen.

Nächstes Jahr feiern Subway to Sally ihr 20-jähriges Bandjubiläum. Zum Gratulieren ist es zwar noch etwas zu früh, aber plant ihr irgendwelche besonderen Dinge, um diese zwei Jahrzehnte Bandgeschichte gebührend zu begehen?

Echt? 20 schon? Das muss ich erstmal prüfen!

Abschließend bleibt mir dann nur noch, euch viel Glück für die Mitte April beginnende Tour und für die Zukunft zu wünschen und zu hoffen, dass "Kreuzfeuer" da draußen viele begeisterte Hörer finden möge.

Danke! Bis bald.