Geschrieben von Katharina Samstag, 08 September 2012 18:05
Summer Breeze Open Air 2012 - Der Bericht
Am Mittwochnachmittag kam ich im beschaulichen Dinkelsbühl an und schaute freudig meinem fünften Summer Breeze Festival in Folge entgegen. Glücklich war ich vor allem, dass ich mit dem Zug staufrei fast komplett bis zum Festivalgelände kam, und auch in den Schlangen der Autokontrollen herrschte eine gute Stimmung. Nach Aufbau des Zelts und dem ersten Bier erkundeten wir den Platz und genossen das wirklich tolle Festivalwetter, welches uns, außer einem sehr hartnäckigen Regen in der Nacht auf Freitag, durchgehend wohlgesonnen war. Nach Genuss der ersten Dosengerichte ging es an diesem Abend los mit der aufstrebenden schwedischen Band BULLET.
Die sympathischen Mannen um Sänger Hell Hofer, dessen Gesang irgendwo zwischen AC/DC und ACCEPT anzusiedeln ist, lieferten in ihrem Set bereits ein paar Songs des am 14. September via Nuclear Blast erscheinenden neuen Albums „Full Pull" und hatten das Publikum mit ihrem Heavy Metal vom Feinsten vom ersten Moment an im Griff. Gewohnt gut gelaunt und mit perfekt sitzenden 80er Frisuren feierten sie einen Streifzug durch ihre Geschichte. Dabei zündeten der Titeltrack des neuen Albums und „Rolling Home" ebenso wie die Klassiker „Turn It Up Loud" oder „Bite The Bullet", obwohl der Sound zum Teil ein wenig zu wünschen übrig ließ. Zur lautstark verlangten Zugabe flitzte der Frontmann in seinem Königsumhang mit Aufschrift „Hell" über die Bühne. Das sehr durchmischte Publikum feierte im gut gefüllten Zelt ordentlich mit und schonte seine Nackenmuskulatur wahrhaftig nicht.
War der Sound schon bei BULLET nicht sonderlich gut, so war er bei RAGE noch schlechter. Die Gitarren kamen sehr undefiniert aus den Boxen geschallt, was es den „Nicht-Die Hard-Fans" mitunter schwer machte, die Songs zu erkennen, denn auch die Orchestereinspielungen gingen eher unter. Der Opener „21" (Titeltrack des aktuellen Albums) fügte sich gut in das Set ein und wurde vom ersten Moment an gefeiert. Einen tollen Anblick boten das beachtliche Schlagzeug und das Gitarrenspiel Viktor Smolskis. Selbst die krassesten Passagen sehen bei ihm kinderleicht aus.
Peavy war bestens bei Stimme und sorgte mit sympathischen Ansagen für gute Laune, was ein wenig über die Soundprobleme hinwegtröstete. „Straight To Hell" (Titeltrack zu „Der Schuh des Manitu") wurde wahnsinnig abgefeiert und „Higher Than The Sky" konnten sogar Textschwache wie ich mitsingen. Komisch fand ich den Moshpit, bei dem sich einige sehr junge Typen ordentlich ausgetobt haben. Irgendwie wollte das nicht so recht zur Musik und Attitüde von RAGE passen, war aber wohl einfach dem Reiz des ersten Festivaltages geschuldet.
Mit deutlich besserem Sound enterten im Anschluss die Bierologen von TANKARD die Bühne. Ich selbst sah die Frankfurter zum ersten Mal und muss gestehen (trotz der Tatsache, dass ich mir die Musik nie Zuhause anhören würde), dass sie live einfach der Bringer sind. Pünktlich zum neuen Album „A Girl Called Cerveza" (übrigens mit einem sehr witzigen Albumcover), zeigte die Band in einem brechend vollen Partyzelt, dass sie perfekt für den Abend des ersten Festivaltages angesetzt war. Dementsprechend toll war die Stimmung, als Songs wie „Die With A Beer In Your Hand", „Stay Thirsty" und „Chemical Invasion" erklangen.
Sänger Gerre, den mancher vielleicht als humorvollen Moderator der "Rock Hard" DVDs kennt, ist auch live ein super Entertainer. Zum Titeltrack des Albums holte man die bereits aus dem Video bekannte Dame auf die Bühne, die offenbar noch eine Rechnung mit Gerre offen hatte. Die Ansage zu „Metal Lady Boy", einem Duett, welches er mit DORO PESCH für die neue Platte aufgenommen hatte, sorgte für viele Lacher. Da Doro nach einer durchgefeierten Nacht nicht mehr in seinem Bett gelegen hätte, probiere er es nun, ohne sie zu singen. Zusätzlich zu den durch ordentlich Nackengymnastik und einen Circle Pit gestiegenen Temperaturen wird der Auftritt von TANKARD sicherlich zu einem erhöhten Bierkonsum geführt haben. Hier hatten wir Frauen einen Vorteil: Zum Song „Freibier Für Alle" erhielten die ersten 32 Frauen auf der Bühne ein Freibier.
Auch nach TANKARD bewegten wir uns keinen Meter von der Bühne weg, denn GRAVEWORM sollten für mich die beste Band des Abends werden. Leider hielt der bei TANKARD hervorragende Sound nicht gänzlich durch, denn nun waren die Vocals tendenziell übersteuert und die Keyboardeinspielungen (die Keyboarderin hatte die Band vor kurzem verlassen) kamen erst nach etwa der Hälfte des Sets. Dadurch wirkten einige Parts eher planlos und lange nicht so vielschichtig und episch, wie es eigentlich hätte sein sollen. Der Dark/Black Metal zog die ersten Schwarzmetaller vom Zeltplatz zur Partystage, denn die Setlist ließ keine Wünsche offen. Von „Awake" bis hin zu neuem Material wie „The World Will Die" spielten die Südtiroler eine tolle Songauswahl. Sänger Stefan Fiori kreischte und growlte, was seine Lunge hergab, und insgesamt wirkte die Band hungrig. Den finalen Abschluss bildete das düstere „Fear Of The Dark" Maidencover (leider ohne die Geigen am Anfang) und brachte die Menge nochmals zum Kochen, welche in Circle Pits und beim Headbangen sowieso schon ausrastete.
Geschafft von der Anreise und den ersten Eindrücken ging es für uns nach GRAVEWORM, die bis 2.05 Uhr gespielt hatten, wieder zurück zu den Zelten. In der folgenden Nacht ist nicht nur unser Zelt aufgrund des Dauerregens abgesoffen....
Tag zwei
Die Preise für Essen und Getränke waren wie immer fair und gut, lediglich bei 5 € für einen Hotdog sollte man abwägen, ob man nicht für das gleiche Geld eher einen Flammkuchen o.Ä. isst, bei dem der Preis dann gerechtfertigt ist. Toll bei der Hitze war neben den Slushständen auch das „Biereis", welches ein Stand mit Bauernhofeis anbot. Der von einem Sportverein auf dem Campingground betriebene Würstchenstand hatte die besten Angebote und auch der Supermarkt bot eine gute Auswahl an den Dingen, die man evtl. vergessen oder verloren haben könnte. Besonders praktisch fand ich auch die beiden Stände direkt neben den Bühnen, die ausschließlich stilles Wasser (zu Top Preisen) anboten – so konnte man seinen Durst schnell löschen und musste sich nicht für ein Wasser in die Bierschlange an den Getränkeständen anstellen.
Der „Badesee" liegt direkt gegenüber vom Eingang zum Campingground und bietet eine Liegewiese mit Schatten (!). Besonders schlaue Besucher pflanzten sich beispielsweise gleich direkt samt Campingstuhl ins eher grünliche Wasser, um dort ihr Bier zu genießen. Und auch unter den „Landratten" war so manches lustige Wesen zu beobachten, beispielsweise mit in Form von Lederhosenträgern rasiertem Brusthaar – ääääh, doch zurück zu den Bands.....
Die aus England stammenden Hardcore-Death Metaller von NAPALM DEATH zerstörten das Summerbreeze nach allen Regeln der Kunst. Der charismatische Frontmann Barney zappelte und rotzte sich auf der Bühne einen ab und die Band lieferte ein Konzert der Extraklasse. „Scheiß auf die Hitze, abgehen!", hieß die Devise. Vor einem gut gefüllten Platz vor der Pain Stage spielte sich das Quartett (mit glatzköpfigem Aushilfsbassisten, da Shane Embury kurzfristig erkrankt war) einmal quer durch seine Diskographie. Mit „Scum" wurde einer der ältesten aber auch einer der besten Songs abgefeiert und mit „You Suffer" der kürzeste Song der Welt gespielt (und der hat sogar einen Text!).
„Nazi Punks Fuck Off" erinnerte an die frühen Jahre der sich mittlerweile auf über 30 Jahre belaufenden Bandgeschichte, bevor mit Songs wie „The Wolf I Feed" oder dem Opener „Circumspect" auch Songs des aktuellen Albums „Utilitarian" auf die Meute losgelassen wurden. Wer sich wundert, wie zur Hölle eine so lange Setlist bei einer Spielzeit von 45 Minuten zustande kommen kann, dem sei das offizielle Summer Breeze Interview mit Barney direkt nach seinem Gig ans Herz gelegt: „Wir haben wahrscheinlich in 45 Minuten mehr Songs gespielt, als viele andere Bands während des Festivals in zwei Stunden Spielzeit."
Als echtes Kontrastprogramm ging es für uns weiter mit DIE APOKALYPTISCHEN REITER, die nach einem originellen Intro, welches zu mehr Respekt, Liebe und Toleranz aufforderte, die Bühne betraten. Gewohnt gut gelaunt, mit viel Fannähe und Konfetti, ließ die Setlist kaum einen Wunsch offen. Ein deutlicher Schwerpunkt lag mit Songs wie „Der Adler", „Riders On The Storm", „Revolution" und „Seemann" auf dem Album „Riders On The Storm". Bei letzgenanntem Song kamen T-Shirt-Kanonen zum Einsatz und eine der Band bekannte Französin trieb auf einem Schlauchboot über die Menge. Dr. Pest schaukelte und peitschte vergnügt, und das Publikum – es war merklich voller und enger geworden – feierte die Band bei tollem Wetter.
Wie gewohnt brach auch die „Reitermania" aus, wobei die Securities mit den Crowdsurfern buchstäblich alle Hände voll zu tun hatten. Den Abschluss bildete das meiner Meinung nach alberne „Die Sonne scheint", was nach kurzer Zeit auch wirklich jeder mitsingen konnte. Ich persönlich hätte mir eher noch den Song „Roll My Heart" gewünscht. Von so vielen Leuten gesungen, hat dieser nämlich auf dem Summer Breeze 2010 eine tolle Atmosphäre erzeugt. Alles in allem sind die REITER jedoch ein Garant für eine originelle Show und geben sich merklich Mühe, dem Publikum etwas zu bieten.
BEHEMOTH zählen zur Speerspitze des polnischen Black Metals. Nach dem düsteren Intro - das zusammen mit den Fackeln und dem düsteren Bühnenbild gleich zeigte, worauf man sich einlässt - ging es direkt mit „Ov Fire And The Void" los und das Publikum ging sofort mit. Leider startete das Set mit erheblichen Soundproblemen, die aber zum zweiten Song hin behoben wurden. Nergal growlte und schrie als gäbe es kein Morgen. Exzellente musikalische Arbeit gepaart mit einer bombastischen Lichtshow brachte den Platz trotz kalter Atmosphäre zum Kochen. Die Band spielte alte Klassiker („Moonspell Rites"), sowie neues Material („Demigod") und gerade die doomigen Black Metal Parts zwangen jeden dazu, abzugehen.
Nergal war im Vergleich zur Show auf dem Metalfest Loreley dieses Jahr merklich offener und besser gelaunt, was sich auch an seinen Ansagen zeigte. Gegen Ende der Show wurde noch einmal richtig nachgelegt, als „schwarze Raben" (kleine schwarze Plastikschnipsel, die am Himmel tatsächlich so aussahen) über die Menge geschossen wurden. Als Zugabe wurde „Lucifer" auf das Publikum losgelassen und am Schluss verschwand die Band in einem dichten Nebel.... Eine großartige Show einer großartigen Band.
Vor wenigen Jahren hatte ich WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER noch als zweiköpfige Band gesehen, mit außer Gesang und Gitarre komplett vom Band kommender Musik. Umso mehr geriet ich ins Staunen über das Gedränge im Partyzelt bei der nun fünfköpfigen Band. Das Set stimmte von vorne bis hinten. Los ging's mit „Alle meine Entchen" und „Schlaf Kindlein Schlaf", wobei das zumeist sehr junge und weibliche Publikum nach allen Regeln der Kunst abging. Vor allem die Slow-Motion Parts und das Abgehen im Sitzen waren der Brüller. Während der 55-minütigen Show waren wir süchtig nach „World Of Warcraft", huldigten „Extrem" unserer Kindheit mit Songs wie „Backe Backe Kuchen" und sangen „Der kleine Vampir". Ebenso gelungen war das eigenwillige Cover des DEICHKIND Partyklassikers „Krawall und Remmidemmi" - das Durchschnittsalter im Publikum war gesunken, gefeiert wurde jedoch wie bei den „Großen".
Und wieder ging es raus zur Pain Stage, denn die acht Schweizer von ELUVEITIE sorgten nicht nur bei mir für große Vorfreude. Auf dem Summer Breeze 2008 war mir die Band noch völlig unbekannt und spielte nachmittags, dieses Jahr waren sie die letzte Band vor dem Headliner SUBWAY TO SALLY - und meiner Meinung nach schon längst auf deren Level. Leider starteten sie mit sehr bescheidenem Sound, allerdings vor einem sehr vollen Gelände. Das aktuelle Werk „Helvetios" war Hauptthema der Setlist und die neuen Songs kamen live richtig gut.
Christian „Chrigel" Glanzmann weiß genau, wie man ein Metal Festival zu führen hat und schaffte es mit seinen „provozierenden" Ansagen („Ich dachte, ich bin hier auf einem Metalfestival?"), die Menge zum Kochen zu bringen. Die Vocals von Anna Murphy haben sich in den letzten Jahren stark verbessert und gerade bei „A Rose For Epona" war Gänsehautstimmung angesagt. Klar durfte „Inis Mona" nicht fehlen und war einmal mehr ein Song, für den man gerne auf ein Festival reist und sich auch mal ein nasses Zelt antut. Insgesamt war es ein sehr guter Auftritt einer Band, die viel erreicht hat und von der noch einiges zu hören sein wird.
Die nächste Band ist gefühlt jedes Jahr Headliner und gehört eigentlich schon zum Summer Breeze Inventar. SUBWAY TO SALLY enterten an diesem Abend die Bühne mit ihrem neuen Album „Schwarz in Schwarz" im Gepäck. Doch im Vergleich zu den letzten Auftritten hatte ich diesmal das Gefühl, dass die Band sich um eine gute und originelle Show bemühte, um den Fans trotz vieler Male auf dem Breeze noch etwas zu bieten und zu zeigen, dass sie dem Headlinerplatz gerecht werden können. Die Feuershow war ausgereifter und explosiver, die Band bestens gelaunt. Songs wie „Eisblumen", „Sieben" oder eben auch die neueren Titel wie „Das Schwarze Meer" oder „Mir Allein", welches sich in RAMMSTEIN-Manier in den Kopf eines Kindesentführers hineinversetzt, sang die schwarze Masse mit. Für Gänsehaut sorgte auch „Der Schrei" des Publikums, immer wenn Sänger Eric Fish dazu aufforderte. Es war wie immer eine professionelle und schöne Show, allerdings reicht für mich beim nächsten Mal auch ein normaler Abendplatz im Line-Up.
Überaus groß war jedoch die Vorfreude auf einen der selteneren Gäste des Summerbreeze, nämlich die illustren Gesellen von den EXCREMENTORY GRINDFUCKERS. Trotz der Tatsache, dass die Band es trotz jedes Mal proppevollem Partyzelt nie auf eine der Hauptbühnen schafft, war es eine Bombenshow. Auch wenn die aufblasbaren Palmen auf der Bühne, die Outfits, die Texte, die Musik und die Ansagen wahrlich nicht jedermanns Humor und schon gar nicht jedermanns Geschmack sind, waren hier mal wieder die Meister des Spaßgrinds am Start. Der Schlachtruf: „Excrementory, Excrementory, Excrementory – Grindfuckers" in allen Tonlagen gebrüllt, ertönte sofort und die Band zündete ein echtes Stimmungsfeuerwerk mit „Veganerweibchen", „Staatsgrind Nr. 1" sowie dem eigenwilligen Cover des alten Schinkens von ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG „Fata Morgana", bei dem sich das Publikum äußerst textsicher zeigte. Gute Wahl für einen stimmungsvollen Festivaltag.
Werfen wir mal einen Blick auf den Campingground. Gewohnt gut organisiert gab es eine ausreichende Zahl an Dixies (meiner Meinung nach oft gereinigt bzw. geleert), Dusch- und seit diesem Jahr neuen Waschmöglichkeiten. Die Lösung mit den Wasserstellen finde ich günstiger, da es vorher wirklich extrem lange Schlangen an den Tanks mit nur einem Hahn und sehr viel Matsch gab. Seinen Pfand konnte man dieses Jahr der vom Breeze unterstützen Organisation „Govinda" spenden, was eine tolle Sache war. Leider waren die Einlasskontrollen manchmal wirklich planlos, denn die Securities konnten sich nicht entscheiden zwischen penibel genauem Kontrollieren und dem Durchwinken von Leuten mit Rucksäcken.
Tag drei
Am Freitag ging es für uns nachmittags mit MONO INC. los. Trotz langsam wirklich unangenehm werdender Hitze fanden sich viele Leute vor der Pain Stage ein, um ein wenig Gothicrock zu genießen. Bei gutem Sound zeigte sich auch die Band gut aufgelegt. Nur Sänger Martin Engler schien mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein. Durch seine genervten Ansagen („Hört auf mitzusingen! Hört auf zu klatschen!"), immer wenn das Publikum seiner Meinung nach nicht genug mitging oder mal ein falscher Takt geklatscht wurde, zerstörte er zumindest bei mir einen Großteil der Stimmung. Eigentlich hätte der Auftritt nämlich vor allem durch den anstehenden Release des neuen Albums als Special auf dem Summer Breeze zu einem Triumphzug werden können. Selbst die Tatsache, dass mit „Voices Of Doom", der ersten neuen Single „Arabia" und vielen anderen Favourites wirklich ein gutes Set stand, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass einfach die Luft raus war. Da hatte man dann auch nicht wirklich Lust, sich für den Beitrag für „Mono Inc. TV" spontan in Jubelpose zu schmeißen.
Die Todesgötter SIX FEET UNDER um das Grunz-Urgestein Chris Barnes lieferten einen großartigen Auftakt mit dem CANNIBAL CORPSE Cover „Stripped, Raped and Strangled". Bei bestem Sound und gut gelaunter Band wurde Death Metal in seiner reinsten Form zelebriert. Die neuen und alten Bandmitglieder harmonierten gut miteinander und auch das Publikum feierte mit dem Quintett aus Florida. Das Set bestand größtenteils aus älterem Material und wurde gerade von der feiernden Meute gut aufgenommen. Aufgrund der Überschneidung mit der Party Stage konnte ich mir nicht das komplette Konzert anschauen.
Obwohl ich noch nicht übermäßig viel von ihnen gehört hatte, haben BEFORE THE DAWN mich mit ihrem Auftritt von sich überzeugt. Mit „Rise Of The Phoenix" haben die Finnen dieses Jahr ebenfalls ein gelungenes Album abgeliefert. Kein Wunder also, dass die Party Stage gut gefüllt war. Mit einem beachtlich guten Sound, viel Spielfreude und sympathischem Auftreten wusste die Band sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Der Melodic Death Metal kam beim Summer Bbreeze Publikum bestens an. Mit „Pitch Black Universe" und „Wright" startete die Band in eine tolle Show. Dabei wurde hauptsächlich Stoff des neuen Albums gespielt. Gegen Ende kam mit „Unbreakable" aber doch noch eines der älteren Stücke aus den Boxen.
Anschließend kamen die Senkrechtstarter von INSOMNIUM auf die Bühne. Mit dem Intro des aktuellen Werks „One For Sorrow" wurde ein ganz besonderes Konzert eröffnet. Ein brechend volles Party Zelt erwartete die Finnen. Als zu „Weather The Storm" dann auch noch Mikael Stanne auf der Bühne erschien, seines Zeichens Sänger der Band DARK TRANQUILLITY, um die Band mit seiner grandiosen Stimme zu begleiten, war das Ausrasten vorprogrammiert. Teilweise sah ich um mich herum sogar zu Tränen gerührte Fans. Niilo Sevänen lieferte mit seiner Band aber auch ohne Duettpartner eine einzigartige Show ab. So wurde ein Knallersong nach dem anderen rausgehauen („Inertia", „Unsung", „Through The Shadows"....). Der eigenwillige Death Metal, der durch Keyboards, fette Gitarrensounds und sowohl cleanen Gesang, als auch (oft gleichzeitig) Growlparts besticht, war für den Abend einfach perfekt.
Schnell spurteten wir nun, da wir uns einfach nicht vor dem letzten Takt von INSOMNIUM lösen konnten, zur Pain Stage, um DARK TRANQUILLITY zu sehen. Dort erwartete uns wie immer eine äußerst gut aufgelegte Band mit einem der sympathischsten Frontmänner des Genres. Sofort herrschte eine tolle Atmosphäre vor der eher spärlich beleuchteten Bühne, auf der im Hintergrund Video- und Texteinblendungen liefen. Das Publikum zeigte sich vor allem bei den Stücken des aktuellen Albums „We Are The Void" sehr textsicher, und so wurden Songs wie „The Fatalist" (Gänsehautrefrain!), „In My Absence" oder „Zero Distance" einfach unvergessliche Festivalmomente.
Die Melodic Death Metaller aus dessen „Geburtsstadt" Göteborg zeigten wieder einmal, dass sie live einfach eine Wucht sind. Sowohl die melancholischen, als auch die straighten und zornigeren Songs verfehlten ihre Wirkung nicht, und bei „Misery's Crown" war für mich der Höhepunkt des Abends erreicht. Nach dem Metalfest und dem Summer Breeze dieses Jahr bin ich froh, dass die Herren noch gemeinsam mit WARBRINGER auf Tour sein werden.
Am Freitag wurde mit IMMORTAL ein absolutes Highlight ausgepackt, und entsprechend voll war es auf dem Gelände. Eiskaltes Scheinwerferlicht tauchte die Bühne in ein mystisches blau und der Soundmann hatte die drei Norweger voll im Griff. Mit einer super Setlist schossen die Black Metaller um Frontsau Abbath nur starke Songs in die Menge. Hauptaugenmerk lag dabei auf dem letzten Album vor der Pause „Sons of Norhtern Darkness", von der gleich fünf Tracks zum Besten gegeben wurden. Abbath war bestens bei Stimme, Horgh trommelte wie ein Berserker und Apollyon ließ durch seine Publikumsanimationen die Headbanger ausrasten. Hits wie „Damned In Black", das energiegeladene „Tyrants" (göttliches Riff!) und „One by One" brachten jede Menge Dunkelheit nach Dinkelsbühl. Abbath wusste das Publikum mit selbstironischen Mimiken und seinem unsterblichen Crapwalk zu begeistern. Mit „All Shall Fall" und „The Sun No Longer Rises" wurde ein würdiger Headlinergig beendet.
Faszination EISREGEN. Die Band - für einige unbestrittene Meister der Schreckenszenarien, für andere einfach ein rotes Tuch - lud zu später Stunde in das Partyzelt ein. Obwohl ich auf einem der letzten Summer Breeze Festivals mehr als enttäuscht von der schlechten Liveleistung der Band war, beschloss ich, es mir noch einmal anzutun. Leider wurde schon beim ersten Song klar, dass mit EISREGEN in Bestform nicht zu rechnen ist, auch die Gitarren kamen als ein einziger Dröhnmatsch aus den Boxen. Beim Publikum hatte man vielfach das Gefühl, dass sie an der Band vor allem schätzen, dass gefühlt jeder zweite Song auf dem Index steht. Von den Songs, die auch durch eine gute Melodiespur und viel bissigen Humor glänzen, fehlte auf der Setlist jede Spur. Gerade „Vom Muttermord" und „Kai aus der Kiste" finde ich origineller als „Mein Beil". Irgendwie kam bei dem Auftritt nicht wirklich was rüber, schade eigentlich.
Tag vier
Als erste Band des letzten Festivaltages führte ich mir die Selbstverstümmeler SHINING zu Gemüte. Was kann man von einer Band erwarten, die „Suicide Depressive Black Metal" spielt? Auf jeden Fall jede Menge Verwirrung... Die gab es auch gleich am Anfang, als sich die Herren erstmal viel Zeit ließen, um auf die Bretter im Party Zelt zu kommen. Der Frontmann lief verstörend und beängstigend über die Bühne, während seine Mitstreiter mit gutem Sound in das Set einstiegen. Die Stimmung war bestens, das Zelt recht gut gefüllt und Songs wie „Lat Oss Ta Allt Fran Varandra" und „Vilseledda Barnasjälars Hemvist" brachten Bewegung ins Publikum.
Doch dann wurde mir die Situation auf der Bühne zu viel, als Fronter Niclas Kvarforth sich irgendwas einschmiss und anschließend auf allen Vieren über den Bühnenboden kroch, seinen Bassisten schlug und äußerst fragwürdige Ansagen von sich gab, die völlig daneben waren. Ein musikalisch guter Gig mit einem viel zu exzentrischen und sehr unsympathischen Frontmann... aber das durfte man in dem Genre ja auch erwarten. Schlimm nur, wenn eine Band irgendwann nur noch wegen ihres Verhaltens und nicht wegen der Musik in den Köpfen bleibt.
Eines der Highlights des Line-Ups waren für mich die Gothicrocker von ASP - ihr Auftritt sollte, nicht zuletzt dank hervorragendem Sound und toller Lichtshow, einer der besten des ganzen Festivals werden. Perfekt zur Abenddämmerung hatte sich eine ordentliche Horde schwarzer Seelen zur Bühne bewegt, um die Band rund um den sympathischen Frontmann ASP zu feiern. Mit „A Prayer For Sanctuary" ging es nach einem vielversprechenden Intro gleich mit einem Song der aktuellen Scheibe „Fremd" los. Nach „Wechselbalg" folgten jedoch fast ausschließlich ältere Klassiker. Durch „How Far Would You Go" wurde zum Tanzen animiert und ASP, der mit einer neuen Frisur auffiel, versprühte eine Menge Energie.
Mit „Ich bin ein wahrer Satan" brachte die Band einen nicht allzu oft live gespielten Song über Meinungsfreiheit auf die Bühne. Eine perfekte, festivaltaugliche Balance hielt die Band zwischen Balladen wie „Krabat", „Und Wir Tanzten (Ungeschickte Liebesbriefe)" und den etwas härteren Songs im Repertoire wie „Kokon" oder der Hymne an die Schwarze Szene „Schwarzes Blut". Der wohl bekannteste Song von ASP „Ich Will Brennen" bildete den Schlusspunkt des Konzertes und ließ das Publikum noch einmal vollkommen ausflippen.
Weiter im Kontrastprogramm ging es für uns mit gepflegtem Viking Metal, denn die Herren um Johann Hegg von AMON AMARTH standen in den Startlöchern. Diese Band kommt für mich auf einem Festival fast noch fetter als auf den Einzelkonzerten, vor allem wenn Heggs bombastische Stimme über den ganzen Platz schallt, als er sich in lustigem Deutsch nach dem werten Befinden des Publikums erkundigt. Der Platz war einfach nur vollgestopft, was ich in dem Ausmaß auf diesem Festival in der Form noch nicht gesehen hatte. Der Sound war großartig und während des Openers „War Of The Gods" waren sofort alle Ermüdungserscheinungen und Nackenschmerzen vergessen. Die Schweden wollten es auf dem Abschlusskonzert ihrer wirklich langen Tour zu „Surtur Rising" wirklich noch mal wissen und hatten ein geniales Set im Gepäck.
Egal ob mit „Destroyer Of The Universe" oder „Live For The Kill" Songs des aktuellen Albums, oder mit „Twilight Of The Thunder God" (effektvoller Funkenregen) und „Guardians Of Asgaard" Songs des Vorgängers gespielt wurden, das Publikum fraß AMON AMARTH aus der Hand. Auch die Feuershow und die Danksagung der Band an einzelne Tourgefährten passten dazu. Lediglich die Crowdsurfer, die in Massen über bzw. an unsere Köpfe „glitten", nervten mit der Zeit wirklich. Vor allem, da einige gerne auch ein zweites Mal wiederkamen. Aber dennoch - auch ohne fettes Wikingerschiff auf der Bühne, wie 2009 - diese Herren sind ein echter Garant für kollektives Ausrasten und man darf freudig gespannt sein auf das von Johann Hegg angekündigte neue Album.
Direkt nach den Vikingern kamen die Künstler KATATONIA auf die Bühne, die schon öfter das Breeze verzaubert haben. Nach ersten Soundproblemen liefen die Schweden zur Höchstform auf und eine tolle Setlist („Forsaker", „My Twin", „July") mit einem sehr gut aufgelegten Sänger erwartete das Summerbreeze. Dieser Gig macht Hunger auf die anstehende Tournee, und mit „Buildings" wurde sogar ein neues Stück serviert. Einen würdigen Abschluss bildete „Leaders" und natürlich das Überraschungsfeuerwerk, das ein unvergessliches Jubiläums Summer Breeze beendete.