Schandmaul - MIt Leib und Seele


 



Stil (Spielzeit): Mittelalter-Folk-Rock (68:44)
Label/Vertrieb (VÖ): F.A.M.E./Edel (31.03.2006)
Bewertung: Charakteristischer Mittelalter-Folk-Rock mit "Reifezeugnis" [7/10]
Link: http://www.schandmaul.de/
Mittelalter-Fans habt acht! Denn SCHANDMAUL bringen uns mit „Leib Und Seele“ ihren fünften Spielmannsstreich zu Gehör. Die spielwütigen Münchner sind wieder da, wobei man sich fragen kann, wo sie bei dem ganzen Touren mit dem Programm „ Pech und Schwefel“ die Zeit hergenommen haben, um eine Platte mit 17 Stücken zu schreiben und einzuspielen. Egal, sie haben es also geschafft, und nun liegt sie vor mir feuerrot und verlockend.
Was einem schon zu Beginn auffällt, ist, dass die Gitarren sehr hart sind. Typische Mittelaltermelodien wechseln sich ab mit klassischen Metalriffing, bzw. gekonnten Metalsoli. Der Begriff Mittelalter-Rocker passt also bestens. Den Schritt in die härtere Richtung machten ja auch IN EXTREMO und SUBWAY TO SALLY vor nicht allzu langer Zeit. Wobei SCHANDMAUL ihre Stärke, nämlich melodische Midtempo Songs zum Mitsingen und Mitträumen, nicht außen vor lassen. Die erste Single „Kein Weg Zu Weit“ ist ein Paradebeispiel dafür. Die Ballade über den Tod namens „Abschied“ sorgt dann folgerichtig für richtig Gänsehaut. Ansonsten gibt es musikalisch alles, was man von Schandmaul erwartet. Dudelsack, Flöte, Schalmai, Leier, und alles, was die moderne Rockmusik benötigt, werden aufgefahren zu unserem Vergnügen. In textlicher Hinsicht wird ebenfalls jede Erwartung erfüllt, man singt von Kampf („Vor Der Schlacht“), Tod („Abschied“), Flammen und Tanz („Feuertanz“) und natürlich von der Liebe zur holden Maid („Wie Sie Ist").
„Das Mädchen Und Der Tod“ kommt aber gänzlich ohne Gesang aus und ist wunderschön arrangiert und auch die sehr folkige Nummer „Käptn Coma“ benötigt keinen Sänger. Ob der in der Zeit einen hebt? Der schnellere Tanzbodenfüller „Mitgift“ ist einer der Lichtblicke dieser Scheibe, deren Mittelteil ansonsten von langsameren Stücken („Wolkenberge“, „Dunkle Stunde“) dominiert wird. Und mit dem Stück „Großes Wasser“, das in der Tat Liedermacher-Qualitäten offenbart, reiht man sich zumindest was Artwork und Thematik angeht wieder bei IN EXTREMO (siehe Artwork zu „Mein Rasend Herz“) und SUBWAY TO SALLY („Nord Nord Ost“) ein. Ohne Wasser geht es nicht. Für mich als Ostfriesen sowieso nicht. „Das Spiel“ mutet sogar ein wenig funky an, Berührungsängste kennt man offenbar nicht im Hause Schandmaul, auch wenn viele der Songs einfach „wie Schandmaul“ klingen. Man erkennt sie halt doch oft sofort. 

An Sound und Artwork wurde nicht gespart. Das kann man sich aber auch heutzutage nicht mehr leisten, wenn man es wie SCHANDMAUL auf die Top Ten abgesehen hat. Die einzige Frage, die sich mir wieder stellt, warum gilt ein Album als besonderes Reifezeugnis, wenn es zu mehr als 2/3 aus Midtempo und Balladen besteht? Bei Mittelalter will ich tanzen. Zweifelsohne sind die Songs sehr stark, aber bei 17 Songs hätten es 2 Uptempo-Nummern fürs Tanzparkett mehr sein dürfen. Nichtsdestotrotz eine sehr runde Sache.