DEFTONES trifft SLOWDIVE – das ist FLESHWATER
Kurz vor Beginn der Pandemie veröffentlichten FLESHWATER eine gleichnamige EP und kündigten ein Album für dasselbe Jahr an. Dieses erschien entgegen ihrer Erwartungen erst kürzlich und gibt Fans der ersten EP eine weitere Dosis aus der gleichsam ätherischen und wuchtigen Kombination aus Shoegaze und Alternative Metal, die die Gruppe auszeichnet. Das amerikanische Quintett bedient sich musikalisch unter anderem an DEFTONES und SLOWDIVE wie auch bei Pop-Sängerin BJÖRK und zollt all diesen Acts Tribut, ohne sie zu plagiieren.
In Liedern wie dem Opening Track "Baldplate Driver", "Woohoo" und dem letzten Song "Foreign" treten die Alternative-Metal- und Metalcore-Einflüsse der Band in den Vordergrund und schaffen eine wuchtige Plattform, welche durch den Gesang von Sängerin Marisa und Sänger Anthony sowie melodische Shoegaze-Anleihen um eine atmosphärische Note ergänzt werden. Letztere tritt in "Kiss The Ladder" und "Backstairs Breathing" in den Vordergrund, worin der ätherische Leadgesang mal durch treibende, mal durch langsame Instrumentals getragen wird, während sich die beiden Frontpersonen abwechseln und einander lyrisch ergänzen.
Trotz des auf den ersten Blick kurz anmutenden Umfangs von neun Songs – inklusive zwei Neuaufnahmen alter Lieder – ist "We're Not Here To Be Loved" ein vollwertiges Album mit einer Gesamtlaufzeit von ungefähr 27 Minuten. "Linda Claire", der Opener der ersten EP, erfährt hier eine Neuauflage und überzeugt insbesondere in der Bridge durch den Qualitätsgewinn und eine komplett neue Atmosphäre.
Auch das BJÖRK-Cover "Enjoy" überzeugt durch Originalität, da es eigens für das Album neu aufgenommen wurde und den experimentellen Sound der Pop-Sängerin in ein komplett neues Gewand hüllt. So wird der erdrückende elektronische Beat des Originals durch beinahe Grindcore-artige Riffs ersetzt, bevor der Song in einen harmonischen Chorus übergeht.
Stilistisch distanzieren sich FLESHWATER von der "Hauptband" VEIN.FM und schaffen auf diesem Album eine komplett eigene Erfahrung, die dennoch Fans der Mathcore-Band sowie harter Musik insgesamt überzeugen sollte.
Nostalgischer und melancholischer Rock
Während die Musik eine starke Stimmung erzeugt und gleichzeitig energetisch voranprescht, verstärken der Gesang und die Texte diese Stimmung umso mehr. Regelmäßig wechseln sich die Leadsänger:innen ab oder untermalen den Gesang der oder des jeweils anderen durch Harmonien, teilen sich Verse und ergänzen vorangegangene Zeilen, wobei sich ein harmonisches großes Ganzes ergibt.
Passend dazu sind die teils abstrakten Texte introspektiv und doch simpel gehalten und fangen die Stimmung der Musik passend ein, allen voran "Linda Claire", worin die erdrückenden Instrumentals wie Wellen anschwellen und die Sängerin dieses Gefühl lyrisch aufgreift:
"You're counting the times you've thought I've been drowning
I bet you'd like if I was failing But thanks to you I'm just starting"
Fazit
FLESHWATER bieten auf ihrem Debüt-Album in jeglicher Hinsicht mehr als auf ihrer EP. So kommt das Album nicht nur mit mehr Songs, sondern auch einer größeren musikalischen Bandbreite und einer besseren Produktion daher, wodurch es den Stil des Altmetal-Shoegaze-Bündels in einem neuen Licht präsentiert. Aus atmosphärischen und wuchtigen Liedern schafft die Gruppe einen eigenen Stil, in dem sie die Stärken der jeweiligen Subgenres erfolgreich bündelt.