Per Capita - The Damage Done

Per_Capita

Stil (Spielzeit): Crust (17:14)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (2011)
Bewertung: 6 / 10
Link: http://www.myspace.com/percapitacrust

Nein, dies ist keine EP… In den musikalischen Gefilden, in denen sich die fünf aggressiven Jungs aus Bayern bewegen, gehen gute siebzehn Minuten Spielzeit locker als vollwertiges Album durch. Immerhin teilt sich die Gesamtspielzeit ja auch auf ganze elf Tracks auf. Dies ist zwar gemessen am Genredurchschnitt nicht unbedingt als reichhaltig zu bezeichnen, geht jedoch noch gerade eben als solide durch. Bedenkt man die Geschwindigkeit, in der die elf hasserfüllten Akustikattacken auf die Menschheit losgelassen werden, dann enthält dieses brachiale Crustgrindwerk freilich mehr Saitenanschläge als so manche Veröffentlichung in sonstigen stromgitarrenlastigen Bereichen. Und wer braucht schon langweilig schwerfälligen Deathmetal, wenn er eine vergleichbare Brutalität auch in deutlich kürzerer Zeit in die Fresse gerotzt kriegen kann? Wer braucht eintönig in die Länge gezogenen Blackmetal, wenn er die selbe misanthropische Grundeinstellung in einem Bruchteil der Zeit musikalisch verdeutlicht kriegen kann? Oder wer braucht eine Dreiviertelstunde lang immer den gleichen lächerlich hüpftauglichen Hardcore, wenn er ein intensives Gefühl der Ablehnung gegenüber Autorität und Gesellschaft auch in siebzehn Minuten deutlich authentischer erleben kann? Höchstens versoffene Oldschool-Todesmetaller, fanatisch verbohrte Schwarzmaler oder unbewanderte Hardcore-Kiddies...
Für alle anderen gibt es Grindcore. Beziehungsweise Crust. Beziehungsweise PER CAPITA. Hier werden keine Kompromisse eingegangen, keine unnötigen Spielereien eingestreut, kein Wort zuviel verloren und kein überflüssiger Ton angespielt. Jeder Song dauert hier gerade eben so lange, wie er nun mal dauern muss, um das auszusagen, was die fünf bayerischen Krusten zu sagen haben. Und das hat herzlich wenig mit ebenso ausführlichen wie stupiden Gewaltdarstellungen, hirnlosen Lobhymnen auf Satan oder stumpfen Durchhalteparolen zu tun. Hier wird angesprochen, was in vielen von uns schlummert. Das, was wir uns nicht zu sagen trauen. Eben das, was die wahre, ursprüngliche Grind- und Crust-Szene schon immer ausgemacht hat. Sozialkritik auf hohem Niveau. Songtitel wie „The god delusion“, „Erased by authority“ oder „No control“ sollten eigentlich keine Fragen mehr offen lassen. Und das alles verpackt in musikalische Brachialität. Das lässt ja kaum noch Luft für Kritikpunkte, könnte man meinen...

Doch das ist nicht ganz die Wahrheit. Denn das alles gilt eigentlich für das ganze Genre im Allgemeinen und nicht nur für PER CAPITA im Besonderen. Im direkten Vergleich zu Bands wie EXTREME NOISE TERROR, DISCHARGE oder den frühen NAPALM DEATH, welche allesamt zu den bekannteren Vertretern der Szene und außerdem zu den offensichtlichen Vorbildern dieses Quintetts gehören, können PER CAPITA ihren geneigten Hörer leider nicht gerade vom Hocker reißen. Es ist zwar durchaus solide, was die Jungs auf ihrer mittlerweile zweiten Veröffentlichung zusammengezimmert haben, lässt aber ein wenig an Originalität und Eigenständigkeit vermissen. Über den leisen, dünnen Sound möchte ich ja gar kein Wort verlieren. Der gehört nun mal dazu. Aber ein wenig frischer Wind hätte der Platte sicher nicht geschadet. So bleibt es leider nur bei einer weiteren soliden Crustcore-Scheibe mit leichtem Hardcore-Einschlag. Dieser wurde im Vergleich zum unbetitelten Debutalbum zwar etwas heruntergefahren, von einem eigenen Stil kann man bei PER CAPITA aber noch immer nicht sprechen...

Das typisch eintönige Geschrei des Frontmannes in Verbindung mit den treibenden Drums, einem leicht klackernden Bass und schnellen Riffings erzielt genau das Ergebnis, welches man schon zu oft zuvor derartig anderswo gehört hat. Schade, denn an sich haben die Jungs schon was auf dem Kasten. Es fehlt jedoch klassischerweise an Eingängigkeit und hier ganz speziell auch an Langzeitmotivation. Aus der Masse stechen höchstens das genial gebellte „No control“ und das die Scheibe abschließende DROPDEAD-Cover „Wake of deception“. Der Rest verschwindet genau wie das mehr als typische Coverartwork im Genredurchschnitt. Aber zumindest für einen kurzen Wutausbruch ist „The Damage Done“ allemal geeignet...