
Stil (Spielzeit): Power Folk Metal (49:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade Records (06.06.11)
Bewertung: 7,5/10
Links: http://www.falconermusic.com
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Tss, da schreiben die was von Tribut an die Folk-Einflüsse und dann brettern im Opener „Svarta Änkan" erst mal die Riffs durch die weit gesperrten Lauscher, dass es nur so kracht. Aber eins nach dem anderen.
Falls es jemanden geben sollte, der FALCONER nicht kennt, dem sei gesagt, er habe etwas verpasst. Denn seit gut zehn Jahren erfreuen die Schweden mit flottem Power Metal, der straight gerade aus geht, kaum eine Schleimspur hinterlässt und eben öfter mal folkige Elemente einfließen lässt. Das können die Jungs ziemlich gut, gingen mal epischer Wege, fast poppige Melodien, doch dieses Mal soll es etwas anders werden.
Ein Punkt ist, dass alle elf Songs auf Schwedisch gesungen werden. Manchen stört es vielleicht, weil man nichts versteht, doch dürfte man dann auch keine Scheibe von MANEGARM oder manch anderer nordischen Band hören. Ich finde, es gibt dem Ganzen eher einen mystischen Charakter und für die Band selbst ist es natürlich eine Unterstützung der traditionellen Ausrichtung der Platte.
Heftige Riffs werden in „Dimmornas Drottning" von Streichern verfolgt, was mir nochmals MANEGARM in den Sinn bringt. Tänzerisch fiedelt die rau klingende Geige dazu, bis der Song in einer witzigen Dur-Kadenz endet, die fast auf eine Karnevalsveranstaltung passen könnte. Um Karneval geht es aber wohl doch nicht, was ich an den folgenden Blastbeats erkenne, die „Griftefrid" eröffnen. Da bläst es einem ja die Haare vom Kopf, und doch bleibt ein Hauch Epik hängen, wenn im Höllentempo melodisch geholzt wird. Dafür gibt's im Anschluss eine träumerische Verschnaufpause. Als ob ein gitarre-spielender Wandersmann sein holdes Weib auf der Terrasse eines einsamen Waldhauses erfreut. Wer den Traditions-Anteil zu hoch einschätzt, der wird an dieser Stelle vielleicht auf „skip" drücken. Hätte er es nicht getan, würde er noch in den Genuss eines stampfend-rockigen Mittelteils kommen, der die Ballade etwas aufpeppt.
Zuviel Eingängigkeit soll es auch nicht sein, dachten sich fünf Schweden, und legten in „Grimborg" ein paar Scheite nach. Unerwartete Harmoniewechsel, Tempo hoch und runter und ein frickeliges Solo machen es hier etwas schwieriger. Und dann kommt's. Bei jedem Durchlauf warte ich schon darauf.
„Herr Peder Och Hans Syster" – wer wohl der Herr Peterson und seine Schwester sind? In diesem Song findet man klassische FALCONER-Riffs und eine Besonderheit, und zwar, dass Mathias Blad am Mikro alles gibt – bis ins Falsett. Dabei klingt er fast ein bisschen wie Stumpen von KNORKATOR, aber er macht seine Sache gut.
Mit „Eklundapolskan" wird wieder dazu aufgerufen, das Tanzbein zu schwingen. Ein Teufelsgeiger, wie er auch bei TURISAS in Diensten steht, musiziert was das Zeug hält und kein Sänger unterbricht diese Trance. Um den Folklore-Faktor noch zu steigern, bleibt der folgende Song im Stile eines urigen Volksliedes ruhig vor sich hinplätschernd. Dazu gesellen sich ab und zu auch Flöten, doch setzt im vorletzten Stück wieder das kraftvolle metallische Treiben ein.
Im Gegensatz zu den bisherigen Veröffentlichungen ist der Anteil an traditionellem Folk auf der siebten Platte von FALCONER deutlich höher. Druckvoll und doch roh, melodisch tänzerisch und doch eine gute Portion Härte – das vereinen die Nordlichter auf „Armod" zu einem stimmigen Bild. Ultimative Hitkandidaten gibt es weniger, dafür richtig gute Kost stärker in folkloristische Richtung gehend, was jedoch laut Band-Info auf Dauer nicht so bleiben soll. Wem hier zu viel gedudelt wird, der muss auf die nächste Scheibe warten – alle anderen sollten dringend in Trommelfell hinhalten.

Manuel
"Größtenteils harmlos."