Redeem - 999

redeem 999

Stil (Spielzeit):
Rock / Post-Grunge
Label/Vertrieb (VÖ): Rockville / Soulfood (06.05.11)
Bewertung: 8 / 10

Link: Offizielle Bandseite

Hier kommt das zweite Album der durch starke Radio-Single-Rotation bekannt gewordenen schweizer Band REDEEM. Dass Ländereien wie REDEEMS Heimat Bands im Rockgewand eine breite Fläche bieten, habe ich schon bei der holländischen Band DESTINE fröhlich hervorheben können. Deutschland bleibt diesbezüglich weiterhin unbeweglich wie ein schlafender Elefant. Okay.

"999" heißt die Langrille der körnigen Herren Paolucci, Steiner und Albisser und erklingt dank professioneller Aufnahmearbeit von Arne Neurand (Guano Apes, Revolverheld) und Franz Plasa (Selig, Echt, Falco) sowie dem Mastering von Andy VanDette (u.a. Shinedown und Beastie Boys) warm, groß und breit. Die Songs strotzen allesamt derartig vor amerikanischer Attitüde, dass der Hörer REDEEM partout die dazugehörige Staatsbürgerschaft überhelfen möchte.

Die Songs "Come Speak To Me", "Mrs. Green", "Drowning", "Micro Suicide" und der Opener "Lost" prägen meine Ohren beim ersten Durchlauf am Stärkesten, und das aus zwei Gründen: Erstens sind die Hooklines angenehm ausgearbeitet, ohne der harten Rockhütte zu poppig das Dach wegzupusten, und zweitens, weil REDEEM in den Stücken am eigenständigsten klingen. Sehr positiv fällt das oft sachte Saitenspiel von Paolucci auf, welches auf verschieden weite und meist nur leicht chrunchige Sounds zurückgreift. Was den Songs dann an Saft fehlt, kommt von Albissers verdammt amtlichen Basslines angerollt, durchweg mit warmem und leicht verzerrtem Klang. Immer dabei sind auch klassische Streicher, die in den Refrains das oft traurig schöne Kostüm abrunden. Elektronische Spielereien fallen bei REDEEM unter den Tisch. Schön.

Leider drängen sich beim Querhören auch viele Paten regelrecht auf: "Broken", "Adore" und "One Of These Days" sind toll geschriebene Halbballaden, die dennoch stark nach THREE DAYS GRACE, DAUGHTRY, BLEAK und BUSH klingen. Letztgenannte sind mir da noch am ehesten hold. Die Single "Promises" klingt dank Feature von H-BLOCKX Frontmann Henning Wehland vollständig nach einem Song der Blocker, was auch zeigt, dass REDEEM eine (verdammt gute) Weiterführung dieser musikalischen Strömung sind.

REDEEM ist vielleicht die beste Hard-/Warm-Rock Szeneband, die sich momentan auf in unseren Breitengraden tummelt. Das Urteil verleibt sich zusätzliche Standfestigkeit ein, wenn der Hörer weiß, dass die Herren mittlerweile schon internationale Größen wie DAUGHTRY und 3 DOORS DOWN auf deren Europatour begleitet haben. "999" ist ein starkes, warm produziertes Breitwandrockalbum, das sinnlos überproduzierte Mesa-Gitarren gezielt gemieden hat, um trotzdem mit ehrlichen Texten und schönen Melodien zu überzeugen. Ob REDEEM sich damit in den Weiten amerikanischer Musikdomänen beweisen können, wird sich zeigen. Zu wünschen wäre es ihnen.