Bell Orchestre - As Seen Through Windows



Stil (Spielzeit): Experimentelle Kammermusik (52:23)
Label/Vertrieb (VÖ): Arts & Crafts/Alive (24.04.09)
Bewertung: 7/10

Link(s): http://www.bellorchestre.com

Die Musik von BELL ORCHESTRE ist wahrlich schwer in Worte zu fassen. Am besten würde sie sich vielleicht als Filmmusik beschreiben lassen. Jedoch nicht als Soundtrack zu einem bestimmten, visuellen, Film, sondern vielmehr als individueller Streifen, der im Kopfe jedes Hörers eigenständig abzulaufen beginnt, sobald er die Platte „As Seen Through Windows" einlegt.

Nach ihrem Debütalbum und Kritikererfolg „Recording A Tape The Colour Of Light" (2005) haben sich die sechs Kanadier aus Montreal erneut zu einem Album zusammen gefunden, welches neun Songs umfasst. Nicht selten sprengen auch hier die instrumentalen Stücke die acht Minuten. Dabei wird sich verschiedenen Instrumenten bedient, um vor dem geistigen Auge einen musikalischen Film entstehen zu lassen: Keyboards, Trompeten, Violinen, elektronische Samples, Gitarren, ...

Die beiden Köpfe der Band - Richard Reed Parry und Sarah Neufeld - dürften einige vielleicht von ihrer Hauptband ARCADE FIRE kennen. Und auch das BELL ORCHESTRE ist an vielen Ecken doch zugänglicher, als man zuerst glaubt. Schicken sie einem in „Elephants" noch buchstäblich eine Horde Dickhäuter auf den Hals, so befindet man sich mit „Bucephalus Bouncing Ball" bereits im wesentlich weniger vertrackten Flussbett. Die Band selber beschreibt indes ihren Sound als von den Umgebungsgeräuschen der Welt beeinflusst. Akustische Experimente treffen hier und da auf verstörende Kammermusik („Icicles/Bicycles"), Post-Rock reicht Ambientklängen und Soundcollagen die Hand („Water/Lights/Shifts") und dennoch vergisst man auch poppigere Ausflüge nicht, wie zum Beispiel das balkan-mäßige „The Gaze", indem BELL ORCHESTRE wie BEIRUT auf LSD klingen.

Wie gesagt, mit ARCADE FIRE hat dies alles nur begrenzt etwas gemein. Generell bietet „As Seen Through Windows" gut eine Stunde lang experimentelle und spannende Instrumental-Musik vom Feinsten. Wer Ausflügen in den klassischen Bereich oder auch zurückhaltendem Post-Rock nicht ablehnend gegenüber steht, der sollte hier ruhig mal ein Ohr riskieren. Darüber hinaus betonen BELL ORCHESTRE auch immer wieder, wie wichtig bei ihren Performances das Zusammenspiel von Klängen und Bildern durch Videoinstallationen ist. Also, auch ein Live-Besuch kann hier nicht unbedingt schaden.