Geschrieben von Manuel Samstag, 24 März 2012 15:17
MENCEA - Interview zum Album „Pyrophoric“ mit Gitarrist Stamos Koliousis
MENCEA kommen aus Griechenland, leben aber zum Teil auch in Berlin. Seit einigen Jahren spielen sie ihre eigene Form von groovigem, technischem Todesblei und präsentieren in diesen Tagen ihren neuen Silberling der Metal-Welt. Wie das Album entstanden ist, was das mit der Finanzkrise zu tun hat und warum Griechen auch zum Italiener essen gehen, lest ihr im Interview mit der Band.
Wie geht es euch?
Ich denke, es geht uns allen wirklich gut. Wir sind gespannt, was uns das Album bringen wird. Ob Weltherrschaft oder nicht (ich wäre eher für Letzteres), wir sind sehr glücklich mit diesem Album, den Songs, der Produktion und damit, dass wir zwei neue außergewöhnliche Musiker bei uns haben.
Zwischen dem ersten und dem zweiten Album hat sich die Band etwas vergrößert und einiges verändert.
Alles in allem war der Prozess der Entstehung bei diesem Album ein ganz anderer. Bald, nachdem unser Debüt auf dem Markt war, kam Vlasis als Sänger dazu, was uns tiefer gehend in die akustischen Landschaften hineintrieb. Ebenfalls kurze Zeit später gesellte sich Bertrand an den Drums dazu – ein Berliner Überschall-Trommler mit einem tollen Feeling. Das alles geschah allerdings, bevor wir anfingen neue Songs zu schreiben. Bertrand gab der Band einen neuen Motor und als die beiden Jungs dann dabei waren, hatten wir so viel mehr Potential als vorher, dass sie fast schon die Richtung des Songwritings vorgaben. Alles klingt nun mächtiger und ich denke, das hängt auch mit dem Produktionsstil zusammen, den wir dieses Mal gewählt haben.
Gibt es dann überhaupt einen Kopf beim Songwriting oder ist das alles ein demokratischer Prozess?
Wie schon gesagt, anders als beim Debüt lief hier alles absolut demokratisch ab. Auch die Texte wurden von uns allen geschaffen, jeder brachte seine Ideen ein, alle Egos waren abgestellt und ich muss sagen, der ganze Prozess war extrem erfreulich und alles lief glatt.
Wenn jemand eure Musik nicht kennt, wie würdest du ihm den musikalischen Inhalt von „Pyrophoric" beschreiben?
Ich würde sagen, es klingt wie eine bombastische Synkope. [Das würde ich unterschreiben. Anm. d. Red.]
Habt ihr musikalische Idole, die zur Inspiration dienen, oder gibt es da noch andere Einflüsse?
Natürlich hat jeder seine Idole. Wir haben alle die Phase der frühen technischen, progressiven Extrem-Bands durchlebt, solche wie DEATH zum Beispiel, aber wir versuchen beim Songwriting die direkten Einflüsse so weit wie möglich beiseite zu schieben. Wenn Vangelis und ich zum Beispiel im Schreibmodus sind, hören wir sehr wenig andere Musik. Auch wenn es unvermeidlich ist, dass deine Einflüsse ihren Weg in deine Musik finden – ob es absichtlich geschieht oder ob man es erst nach einiger Zeit bemerkt – aber so lange es auf respektvolle Weise geschieht, ist alles okay.
Sind die Lyrics das Konzept einer ganzen Geschichte oder kann jeder Song für sich alleine stehen?
Nein, es ist kein Konzeptalbum. Der Inhalt der Texte ist vielleicht trotzdem lose verbunden von Song zu Song, da wir in eine Richtung gehen wollten. Aber es gibt definitiv keine Stücke über persönliche Angelegenheiten, sinnlose Aggression, Politik, und nichts der Lyrics basiert auf dem „Selbst".
Ich möchte nur eine Frage stellen, die nichts direkt mit Musik zu tun hat: Seid ihr in irgendeiner Art und Weise von der aktuellen Finanzkrise in Griechenland betroffen? Ich hoffe, es geht euch in der Hinsicht gut.
Ich denke, wenn wir ehrlich sind, liegen viele Probleme da in der Politik. Persönlich bin ich allerdings nicht von der ganzen Sache betroffen. Ich bin ja vor 11 Jahren aus Griechenland weggezogen. Wenn du mich fragst, hat man das kommen sehen.
In Deutschland gibt es viele griechische Restaurants und manchmal esse ich gern ein Gyros oder ein Souvlaki. Was ist dein Lieblingsessen?
Mein Favorit der letzten Jahre ist ein italienisches Restaurant in Berlin namens „Il Ritrovo". Dort gibt es die beste Pizza außerhalb Italiens.
Wie sieht es denn mit der Heavy-Metal-Szene in Griechenland aus? Gibt es dort viele Bands und Fans oder geht dort die Orientierung mehr Richtung Nordeuropa?
Die Fans gab es dort schon immer, aber sie unterstützen nicht immer griechische Bands. Es ist ein bisschen ein Szene-Syndrom. Jeder kennt jeden und jeder denkt, er macht es besser als die anderen. So lange man keinen griechischen Pass hat, wird man einige Die-Hard-Fans in Griechenland haben. Als ob es nicht schwer genug wäre, für eine griechische Band, außer Landes bekannt zu werden, bekommt man aber von der Heimat wenig Support.
Vor ein paar Jahren wart ihr auf einer Europa-Tour und habt auf einigen Festivals gespielt. Erinnerst du dich da an eine lustige Geschichte, die erzählenswert wäre?
Wir haben mal auf dem "Hammerfest" in Wales gespielt und unser Sänger Vlasis wollte zwei Tage lang nichts essen, weil ihm schon schlecht wurde, als er das Essen nur angeschaut hat. Man bekommt ja nicht unbedingt das beste Essen, wenn man in Großbritannien spielt, aber das war schon ein bisschen übertrieben.
Das Jahr ist noch nicht mal drei Monate alt. Welche Pläne habt ihr für die nächsten Monate mit MENCEA?
Wir wollen erst mal sehen, wie das Album ankommt. Außerdem arbeiten wir daran, in Kontakt mit den richtigen Leuten zu kommen, mit Blick auf das Booking von Shows, so dass wir ein bisschen raus aus der Bude kommen.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute!
Vielen Dank für deine Zeit – es war mir ein Vergnügen.
Alle Artikel zu
Manuel
"Größtenteils harmlos."