Stil (Spielzeit): Progressive Death Metal (36:19)
Label/Vertrieb (VÖ): Indie Rec. (23.03.12)
Bewertung: 7,5/10
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Griechenland sollte nicht immer nur aufgrund finanzieller Schwierigkeiten oder schöner Urlaubsziele in den Medien aufkreuzen, denn es gibt auch metallische Grüße, die von dort in die Welt gesendet werden.
Allzu viel gibt es von der südeuropäischen Truppe noch nicht zu erzählen. Auch wenn sie seit acht Jahren schon gemeinsam musizieren, ist „Pyrophoric" erst das zweite Album, welches vier Jahre auf das Debüt nun folgt und nach ausführlichen Touren den Bekanntheitsgrad steigern soll.
Langsam aber sicher sägt sich die Hauptgitarre in den blanken Schädel. „Phosphorus" hört sich ebenso ungesund an, wie sich manch fieser Ton hinter der Stirn vergräbt. Kehlige Laute mit schönem Volumen gesellen sich zu hallenden Akkorden und im Wiederholungsmodus fräsen sich moderne und schräge Riffs in den Hinterkopf.
Ob ein gewisser Club voller PC-Nerds mit dem Song „CCC" etwas zu tun hat, wage ich zu bezweifeln. Doch leicht chaotische Zustände lassen sich in den Songstrukturen schnell ausmachen, die den Titel progressiven Death Metals rechtfertigen. Dabei wird jedoch nicht ganz so polyrhythmisch wie MESHUGGAH geholzt, wobei oftmals das Stakkato mit Taktgefühl dem simplen Vierer-Hupfdohlen-Rhythmus entschwindet. Um die Neuronen nicht zu stark zu verwirren, geben diverse Groove-Riffs immer wieder Anlass zum Nackenbrechen.
Ein immer wieder kehrendes Merkmal sind die stark mit Hall versehenen Lead-Gitarreros, die mit ihren Harmonien den roten Faden des Albums ausmachen und eine ähnliche Atmosphäre ausstrahlen, wie sie auch FEAR FACTORY auf „Demanufacture" produziert haben. Auch wenn der Grieche am Mikro ordentliche Growls von sich gibt, wirkt es nicht immer so aggressiv wie bei den Amerikanern.
Bei dem Eröffnungsriff von „Beheading" kommt mir immer wieder spontan HYPOCRISY in den Sinn, und tatsächlich könnte Vlasis Ziouvas durchaus sein Organ mit Herrn Tägtgren messen. Was allerdings auffällt ist, dass die Südländer sich deutlich häufiger im Midtempo aufhalten und selten den Blaster vom Dienst aus dem Keller holen. So eingängig wie mancher Chorus von den Schweden sind MENCEA dann aber doch nicht. Ausufernde Melodien wabern hier vielmehr durch den Äther und vereinnahmen jede Ohrmuschel, sie erlangen auch Wiedererkennungswert, nisten sich aber nicht so schnell hinter der ersten Biegung im Gehörgang ein.
Wie zum Abschluss in „The Dead" nochmals eindrucksvoll demonstriert wird, halten die allgegenwärtigen Hall-Leads den tödlich-nebligen Dunstkreis aufrecht und irgendwie habe ich das Gefühl, dass so manche Harmonie nicht dem üblichen Geschredder-Zirkus angehört.
Auch wenn kurzfristig der Name THE FACELESS mir durchs Hirn schwirrt, sind die amerikanischen High-Tech-Spezialisten doch woanders zu Hause. MENCEA sind nicht einfach zuzuordnen. Mit ihrem zweiten Album bringen sie aber eine homogene Scheibe heraus, die mehrere Durchläufe benötigt, um durchschaubar zu werden. Dabei verlieren sie nicht den Sinn für gemütliche Grooves und interessante Melodien, doch wer sich einfacher gestrickte Hochtempo-Mucke reinziehen will, ist hier an der falschen Adresse.
Manuel
"Größtenteils harmlos."