Geschrieben von Montag, 20 März 2006 08:56

Anti-Flag - Interview zu "For Blood And Empire" mit Schlagzeuger Pat Thetic



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„For Blood and Empire“ heißt ihr vielfach heiß ersehntes neues Album. Die Rede ist von der wohl zur Zeit erfolgreichsten und wichtigsten Politpunkband überhaupt, ANTI-FLAG. Die vier Amerikaner aus Pittsburgh polarisieren wie kaum eine andere Band und schaffen das auch wieder spielend mit ihrem neuen, sehr guten Album, das allerdings für viel Gesprächsstoff sorgte. Denn dieses erschien erstmals bei einem Major-Label. Darüber, über Musik, Politik und vieles mehr unterhielten wir uns mit Schlagzeuger Pat Thetic.

Pat, euer letztes Album „The Terror State“ erschien im Jahr 2003 und erst jetzt, 2006, kommt das neue Album „For Blood And Empire“ auf den Markt. Warum war die Zeitspanne diesmal so lang?

Das ist eine gute Frage. Eigentlich wollten wir das Album schon im Oktober herausbringen, dann wäre es „nur“ eine Zeitspanne von zwei Jahren gewesen. Und diese zwei Jahre zwischen zwei Platten ist auch eine gute Zeit, um die Tourneen zu absolvieren, die notwendig sind und die du als Band brauchst und machen musst. Dann kommt eine kurze Pause und dann geht es mit der neuen Platte weiter. Aber aufgrund all der Probleme bei der Suche nach einer neuen Plattenfirma und auch zwischen den Plattenfirmen untereinander, dauerte es viel länger bis zur Veröffentlichung als geplant. Das war der eigentliche Grund. Die Band war bereit, die neue Scheibe im Oktober herauszubringen. Wir haben schließlich mit den Aufnahmen schon zu Beginn des Sommers angefangen und waren dann am Ende des Sommers fertig.
Aber du hast recht, die Zeit war zu lang. Unser Plan ist es, eigentlich alle zwei Jahre ein neues Album herauszubringen.

Ich habe gelesen, dass diese lange Periode zustande kam, da ihr lange Diskussionen und Gespräche mit Plattenfirmen geführt habt. Was waren das für Diskussionen?

Ja genauso war das. Wir haben mit einigen Plattenfirmen verhandelt. Sie haben uns teilweise einige gute Dinge versprochen und sind uns sehr entgegen gekommen, doch als wir dann den Plattenvertrag vorgelegt bekommen haben, stand davon nicht mehr viel drin. Und so sagten wir zu denen "Fuck you, aber nicht mit uns!".
Irgendwie haben wir uns da doch sehr verarscht gefühlt und viel Zeit für diese Labels verschwendet. Hätten diese Labels von vornherein mit offen Karten gespielt und wären ehrlich gewesen, dann hätten wir schnell abgelehnt und wäre nicht weitergegangen, denn sie wollten die Kontrolle über uns und unsere Platten. Doch sie versprachen uns die Kontrolle und alleiniges Bestimmungsrecht, doch in den Verträgen stand dann etwas anderes drin. Daher dauerte es sehr lange, bis wir ein Label gefunden hatten, das unsere Wünsche so respektiert, wie wir es wollten, und das ehrlich von Beginn an zu uns war.

Damit wären wir auch schon bei meiner nächsten Frage und der vielleicht Wichtigsten für viele von euren Fans. Ihr seid ja jetzt zu einem Major-Label gewechselt. Welche Gründe hattet ihr dafür?

Das stimmt. Wir wollen einfach erreichen, dass unsere Arbeit mehr Leute erreicht. Wir haben in den vergangenen Jahren einige Plattenfirmen hinter uns gebracht und wechselten von Go Kart zu unserem Label (AF-Records) und zu FatWreck und waren dabei immer auf der Suche nach Möglichkeiten, mehr Leute zu erreichen und unsere Message an viel mehr Leute zu bringen und über unsere Ideen auch mit viel mehr Leuten zu diskutieren. Und da haben wir uns für diesen Weg entschieden. Doch für uns ist es dabei von ungeheurer Wichtigkeit, in den Dingen die wir zu sagen haben, nicht eingeschränkt zu werden. Wir wollten 100-prozentige Kontrolle über das, was wir tun, damit uns kein Label der Welt reinreden kann und uns Vorschriften machen kann, irgendetwas wegzulassen, zu ändern oder auf Aussagen oder so zu verzichten. Das liegt auch daran, dass die Musik die wir kreieren, sich an einen politischen Wechsel richtet. Und so wollen wir natürlich nicht, dass uns da jemand mit anderen Vorstellungen reinpfuscht. Das macht für uns keinen Sinn. Für uns war wichtig, gute Marketing-Strategien zu erhalten, aber gleichzeitig im Bereich der Musik und der Texte auf uns gestellt zu sein, d.h. die Kontrolle zu behalten, die Richtung vorzugeben und alles zu tun, was wir tun wollten. Viele der Plattenfirmen wollten uns das ermöglichen, haben dann aber plötzlich Abstand von uns genommen, so dass wir gesagt haben "Nur nach unseren Spielregeln". Am Ende war es dann RCA, die uns das gegeben haben, was wir wollten und auf alle unsere Wünsche und Bedingungen eingegangen sind. Und so bringen sie nun auch unsere Platte heraus, und wenn diese sich ganz gut verkauft, dann läuft der Vertrag auch noch ein Album weiter.

Ja gut, aber als ich hörte, dass ihr nun FatWreck verlassen würdet und zu einem Major-Label wechseln wolltet, da war ich sehr überrascht und fragte mich nach dem warum. Denn für mich schien die Beziehung zwischen ANTI-FLAG und FatWreck als perfekt, das passte einfach zusammen in meinen Augen.

Ja das stimmt, es war und ist eine sehr gute Beziehung. Als wir anfingen, unseren Weg zu ändern und mit anderen Plattenfirmen zu verhandeln, kam Fat Mike (Gründer und Chef von FatWreck und NOFX) zu uns. Er sagte zu uns "Wisst ihr was? Wir sind große Fans von euch und werden euch immer dabei unterstützen, damit ihr eure Ziele erreicht und euch natürlich keine Steine in den Weg legen." Und ich denke, dass vielleicht wieder die Zeit kommt, in der wir wieder mit den Leuten von FatWreck zusammenarbeiten und Platten machen. Wir mögen die Leute von FatWreck und sie mögen uns hoffentlich auch noch. Was immer auch mit „For Blood And Empire“ passiert, wir halten uns für die Zukunft alles Möglichkeiten offen. FatWreck ist eine der besten Plattenfirmen, die ich je gesehen habe, und sie haben uns immer geholfen und bei allem unterstützt, das steht auf jeden Fall mal fest. Aber für unsere neuen Wege, um mehr Leute ansprechen zu können, mussten wir uns etwas Neues suchen.

Ich muss da jetzt auch noch ein bisschen weiterbohren. Als ich hörte, dass ihr auf ein Major-Label wechseln wollt, verstand ich das nicht. Es kamen aber auch einige Leute zu mir und alle fragten: ANTI-FLAG und ein Major, soll das ein schlechter Witz sein? Das klang einfach ungläubig für mich!

Du hast Recht. Es klingt ein bisschen komisch und will nicht so recht passen. Aber wir haben eine ganze Menge an Klauseln in den Vertrag einbauen lassen, auch noch ein Grund für die lange Wartezeit, um uns vor allen Unzulänglichkeiten zu schützen. Außerdem haben wir wirklich festgestellt, dass Major-Labels lügen, und so dauerte es sehr lange, alle Verträge zu prüfen, um wirklich das Sagen bei unserer Platte zu haben und wirklich die Musik zu kreieren, die wir wollen. Am Ende haben wir das aber erreicht und den Vertrag bekommen, den wir wollten. Es ist vielleicht der beste, den wir je hatten, und so versuchen wir nun unser Glück auf einem Majorlabel und gehen neue Wege. Die einzige Frage, die jetzt noch bleibt, ist ob wir ein gutes Album abgeliefert haben - und ich finde, dass „For Blood And Empire“ wirklich großartig geworden ist.

Ja das finde ich auch, ganz starke Platte, die ihr da gemacht habt.

Danke, das freut mich. Ein anderer Punkt ist, dass wir nun zu noch mehr guten Schreibern, Poeten und so gehen können, damit sie gute Texte für uns schreiben. Wir haben Ideen und Ansichten, vergleichen die aber gerne mit den Meinungen von angesehen Schriftstellern, Philosophen und Poeten und bauen auch oft ihre Ansichten bei uns mit ein. Wir wollen nicht nur unsere Meinungen vertreten, sondern auch die von anderen. So haben wir noch mehr Möglichkeiten, mehr und mehr Leute zu erreichen. Das Problem ist zur Zeit nur, dass es sehr wenige von diesen Philosophen in den USA gibt, vor allem wenn man das mit dem Rest der Welt vergleicht. Wo sind diese Schreiber und Philosophen? Es muss sie geben, die auch mal eine politische Meinung vertreten. So genannte politische Führer einer Opposition, die uns nicht führen, sondern uns inspirieren und uns manchmal die richtige Richtung weisen. Wir suchen nun auf diesem Weg nach solchen Leuten, und wenn wir die größere Basis eines Major-Labels haben, dann ist es uns vielleicht eher möglich, diese zu finden. Gerade mit der Musik, die wir machen, mit der Musik die NOFX macht, mit der Musik die RISE AGAINST machen, können wir diese Führer finden und ihnen gleichzeitig eine gute Basis bieten, um ihre Ideen an den Mann oder die Frau zu bringen. Darum bauen wir auch Statements von anderen Leuten in unsere Texte ein und darum ist es uns so wichtig, ein größeres Label hinter uns zu haben.

Okay, kommen wir mal richtig zu eurem neuen Werk. Ihr habt es ja „For Blood And Empire“ getauft; was bedeutet der Name für dich, was steckt dahinter?

Dahinter steckt, dass in unseren Augen die Bush-Regierung in Amerika versucht, ein Empire aufzubauen. Sie haben entschieden, dass sie die einzige machtvolle Autorität der Welt sind und diese ausbeuten wollen. Jedes Land, das Krieg über ein anderes Land bringt, begeht in meinen Augen ein Kriegsverbrechen und muss gestoppt werden. Bis jetzt sind gut 55.000 Menschen im Irak gestorben und die wollten sicher die Amis und unsere Soldaten nicht in ihrem Land, und sicher wollten sie nicht für Gier nach Öl und Empire der amerikanischen Regierung sterben, denn genau das sind die einzigen Ziele der Regierung. Und genau davon handelt der Titel unserer neuen CD.

Wo siehst du, um noch einmal ein bisschen mehr an dieser Stelle auf das Musikalische einzugehen, die größten Unterschiede zwischen „For Blood And Empire“ und zum Beispiel dem letzten Album „The Terror State“?

Im Moment ist mir die Platte noch zu nah, um wirklich Unterschiede zu sehen. So bin ich auf andere angewiesen. Mir hat jemand erzählt, dass wir mehr und mehr verschiedene Themen in unsere Songs eingebaut haben. So beschäftigen wir uns in dem Song „This Is The End“ mit der Macht der Medien. „Depleted Uranium Is The War Crime“ handelt von dem Uran, das in den Waffen mit drin ist, und das sehr lange braucht, bis es sich zersetzt. Und die Leute, die dem ausgesetzt werden, tragen irreparable Schäden davon. In unseren Augen ist das ein Kriegsverbrechen. So sind einige der Hauptthemen in unseren Texten schon unterschiedlich. Bei „The Terror State“ startete gerade die Bush-Invasion im Irak und so handelten die Texte fast ausschließlich von diesem Thema.

Ich hatte den Eindruck, dass die Texte auf „The Terror State“ offener waren und direktere Angriffe auf die Politik beinhalteten, während bei „For Blood And Empire“ die Themen ein wenig mehr versteckt sind und nicht so direkt herüberkommen.

Oh interessant, ja das kann sein. Fakt ist, dass der Krieg einfach sofort beendet werden muss und daher schreiben wir diese Texte, um unsere Meinung darüber auszudrücken. Und es ist durchaus möglich, das wir nun eher Metaphern sprechen lassen und es nicht mehr ganz so direkt ansprechen. Aber wie gesagt, ich bin dem zu nah, um mich wirklich dazu zu äußern. Dieses Album versucht mehr Leute anzusprechen, und somit haben wir auch mehr Themen gewählt; vielleicht ist es auch das, was du meinst. Aber wir haben unseren Hass auf Mr. George W. Bush nicht verloren, das sicher nicht (lacht).

In zwei Jahren stehen ja die nächsten Wahlen in Amerika an. Wer wird dann auf George W. Bush folgen?

Irgendein anderes Arschloch (lacht). Nein es ist so, dass es eigentlich keine wirklichen Unterschiede zwischen den Demokraten und den Republikanern mehr gibt, und dass sie alles kontrollieren. Ihr Hauptziel ist, die Macht, die sie besitzen, noch weiter zu optimieren. Mehr zählt für beide Parteien nicht. Von daher ist es sehr schwierig, einen wahren politischen Wechsel zu erreichen. Allerdings wächst endlich der Unmut in der Bevölkerung. Die Menge an Leuten, die anfangen alles zu hinterfragen, wird immer größer. Endlich wird den Leuten bewusst, dass der Krieg im Irak ein totales Desaster ist, dass die Wirtschaft immer mehr abrutscht, dass umweltsoziale Politik am Boden liegt und dass Bush drauf und dran ist, einen Krieg mit dem Iran vom Zaun zu brechen. Außerhalb von Amerika war das schon Vielen klar. In Amerika aber ist das Problem, dass Bush geschickt Angst als Druckmittel gegen die Bevölkerung nutzt. Und Angst ist ein starker Verbündeter und ein starkes Mittel, um die Leute zu motivieren und auf eine bestimmte Linie einzustimmen. Hoffentlich finden wir einen Weg, etwas dagegen zu unternehmen und noch mehr Menschen die Augen zu öffnen.

Glaubst du denn, dass es anders gekommen wäre unter John Kerry?

Nein, eigentlich nicht. Okay, ein paar Dinge wären sicher anders gelaufen, das glaube ich schon. Doch die Kandidaten bei der Wahl 2004 unterschieden sich ungefähr so wie Coke und Pepsi. Aber ich hätte trotzdem alles im Weißen Haus akzeptiert, das nicht George W. Bush heißt.

Okay. Wechseln wir noch mal das Thema und kommen zurück zu eurer CD. Ein Song trägt den Namen „This Is The End (For You My Friend)“. Du hast ja vorhin auch schon etwas darüber erzählt. Wem habt ihr diesen Songs gewidmet?

Eigentlich haben wir diesen Songs niemand Speziellem gewidmet, auch wenn er ein wenig danach klingt. Dieser Song handelt davon, dass Leute morgens aufwachen und Fernsehen schauen oder andere Medien nutzen und dort Menschen sehen, die sie nie sein werden. Der Song handelt davon, dass wir nie solche Menschen werden, dass wir es aber auch nicht brauchen, sondern dass es gut ist, was wir sind. Er handelt davon, dass man nicht immer nach anderen Idealen streben muss. Man ist oft gut und hübsch genug und es ist nicht besonders klug, immer wieder nach anderen Sphären zu streben.

Dann habt ihr eure Texte dieses Mal ja ziemlich auf das Thema Medien ausgerichtet. „This Is The End“ und „Press Corpse“ handeln von dem Thema.

Ja stimmt. Während wir in den vergangenen Jahren durch Amerika und andere Länder getourt sind, haben wir festgestellt, wie unterschiedlich die Medienpräsenz ist und wie unterschiedlich die Medien Einfluss nehmen. Wenn du dir die Medien in Amerika, Deutschland, Italien und Arabien (Al-Jasira) ansiehst und dann merkst, wie differenziert sie über ein und dasselbe Thema berichten und wie die Wahrheit verschiedenartig ausgelegt wird, dann fragst du dich schon, was das soll. Die Medien sind für uns nur schwer zu verstehen, sind aber gleichzeitig eins der wichtigsten Machtinstrumente der Neuzeit. Reformen sind da dringend notwendig, besonders bei uns in den USA. Und darum rücken wir dieses Thema in den Fokus.

Ihr ward ja gerade erst im Januar bei uns auf Tour, wie ist die Tour denn für euch gelaufen?

Die Tour war super, auch wenn es unglaublich kalt war. Es war übrigens auch unsere erste Tour durch Europa im Winter. Besonders schlimm dabei war aber, dass viele von den Clubs tagsüber noch sehr kalt und nicht geheizt waren, wodurch die Gefahr, dass sich jemand von uns erkältet hätte, sehr groß war. Anders sah es natürlich abends aus, als die meisten Hallen sich super gut füllten. Nein, die Tour war sehr gut für uns, auch wenn sich Justin dann wirklich erkältet hat und bei den Songs ein wenig Schwierigkeiten hatte, wodurch Chris 2 mehr Gesangparts übernahm.
Bevor wir diese zwei Wochen in Europa tourten, hatten wir eine längere Pause eingelegt, und so war es auch sehr gutes Warm-up für die nächsten Tourneen, z.B. in Amerika.

Ihr werdet ja auch bald schon wieder in Europa spielen.

Ja, im Mai sind wir wieder hier und spielen dann eine längere Tour. Ursprünglich sollten wir ja mit den CASUALTIES auf Tour gehen, doch jetzt sind auf jeden Fall REDLIGHTSFLASH und THE UNSEEN mit von der Partie. Zuerst spielen wir ein paar Shows in Amerika, dann werden wir eine kurze Pause einlegen und dann steht auch schon wieder Europa auf dem Plan. Danach werden wir wohl wieder ein paar Tage Auszeit nehmen, dann die „Warped-Tour“ in den USA bestreiten und eventuell im Sommer noch bei ein paar Festivals erneut hier sein. Und danach sind dann Japan und Australien dran. Bis Ende des Jahres sind wir also noch sehr beschäftigt.

Okay, das hört sich wirklich nach viel Stress an. Aber wechseln wir noch einmal das Thema und kommen noch mal zur Politik. Was hältst du persönlich von der Politik des „Terminators“ in Kalifornien? Hier bekommt man ja irgendwie von Schwarzenegger gar nicht soviel mit.

Nichts halte ich davon, denn der Typ ist ein komplettes Arschloch. Er ist eine totale Peinlichkeit für uns alle. Aber das ist das Problem mit den Medien, was wir ja auch schon hatten. Wenn jemand groß auf der Leinwand zu sehen ist, glaubt jeder, dass er in Wirklichkeit auch so ein toller Hecht ist. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die Leute verstehen einfach nicht, dass Arnold Schwarzenegger eben nicht der „Terminator“ ist und auch nicht die Politik als Führer übernehmen kann. Hollywood hat sehr viel Macht, und so haben auch die Medien ganz schön Einfluss. Es ist eine sehr kuriose Situation, dass Schwarzenegger nun in einem Büro sitzt. Aber gut, er wurde gewählt und wir können nur hoffen, dass er ziemlich schnell aus dem Amt gejagt wird. Aber ich komme auch nicht aus Kalifornien, so kann ich dir nicht wirklich viel darüber erzählen. Aber es ist ein Unding, dass Schauspieler Politiker spielen. Es war auch schon nicht tragbar, als der Schauspieler Reagan Präsident wurde. Er war auch schon schlecht, nichts anderes als ein Cowboy. Er spielte den Cowboy im Kino und verhielt sich auch nicht anders im Amt als Präsident.

Er hat ja einen schwarzen Häftling vor kurzem hinrichten lassen, worauf die Österreicher aus Protest in seiner Heimatstadt Graz das Stadion umbenannt haben. Es hieß vorher „Arnold Schwarzenegger Stadion“.

Ohja, ich habe davon gehört und war sehr beeindruckt von dieser Maßnahme. Wir haben ja mit REDLIGHTDSFLASH aus Graz Freunde in Österreich, die ja auch auf unserem Label AF-Records beheimatet sind. Jeder war da stolz auf Schwarzenengger, schließlich ging ein Österreicher nach Hollywood und wurde dort zu einem Mega-Star. Und nun entfernen sie seinen Namen vom Stadion. Das klingt doch danach, dass man endlich mal mehr an Gerechtigkeit glaubt, als an Bekanntheit und Berühmtheit und das finde ich echt super.

Was denkst du könnt ihr mit eurer Musik und euren kritischen Texten erreichen. Meinst du, dass da Einiges möglich ist?

Ich sehe das so, ein dreieinhalb Minuten Song reicht einfach nicht, um die Details sozialer und politischer Gerechtigkeit wiederzugeben. Wie auch immer, aber ein dreieinhalb Minuten Song ist gut, um die Leute zu inspirieren und zu animieren, selber etwas zu unternehmen und mehr über diese Dinge aus unseren Songs in Erfahrung zu bringen. Und wenn wir es schaffen, dass durch unsere Songs die Leute aufmerksamer werden, sich weiterführend informieren und dadurch vielleicht die Möglichkeit haben, aktiv zu werden und etwas zu verändern, dann ist es genau das, was wir erreichen wollen. Wir wollen mehr Leute dazu bewegen, etwas zu unternehmen und sich in den Bereichen Politik und soziales Leben weiterzubilden, daher ja auch der Wechsel zu einem Major Label.

Wie sehen die Reaktionen aus, die ihr so bekommt? Gibt es vorwiegend positive Meinungen?

Nein, ganz und gar nicht. Es gibt genug Leute, die uns schreiben oder uns kontaktieren und uns mitteilen, dass es totaler Schwachsinn ist, was wir in unseren Texten verarbeiten, und dass wir kein Recht dazu haben, solche Dinge zu behaupten. Aber auch diese Leute haben natürlich das Recht auf ihre eigene Meinung. Ich akzeptiere das, denn nur so, wenn einer eine Meinung vertritt und der andere genau die gegensätzliche, kann eine Debatte entstehen. Und dann können auch Lösungen gefunden werden, aber eben nur so. Diskussionen und Debatten helfen uns weiter, sollte aus den verschiedenen Auffassungen aber Gewalt entstehen, dann hilft das nicht weiter. Manchmal werden wir bedroht und krigen böse Briefe, doch das Ganze läuft in einem eher kleinen Rahmen ab, denn uns kennt ja fast keiner.

Okay Pat, vielen Dank für dieses gute und sehr ausführliche Gespräch.