Disco Ensemble & Lapko - Münster / Triptychon

 

11.04.07 - Drei versiffte Kerle schlurfen vor einem äußerst spärlichen Publikum im Triptychon Münster auf die Bühne. Das kann nur übel werden, könnte man denken. Aber wenn die Band LAPKO heißt, sind solche Befürchtungen völlig daneben. Der Support von DISCO ENSEMBLE hätte eigentlich selber eine Headliner-Tour verdient, war doch das erst zu Jahresbeginn in Deutschland veröffentlichte Album „Scandal“ neben den COHEED AND CAMBRIA-Meisterwerken einer der überzeugendsten Fingerzeige, wie sich die Kombination aus Rock und den Filetstückchen des Emo in die Zukunft retten lässt.

Zum Glück ließen sich LAPKO nicht vom enttäuschenden Interesse irritieren und lieferten mit „Paranoid“ gleich zu Beginn einen ganz starken Ausblick auf das neue Album „Young Desire“. Mit einem anderen Sound könnte der Anfang glatt von TOOL sein, was mal wieder den Facettenreichtum der jungen Finnen zeigt, die in einem ganz anderen Bereich zuhause sind.
Der schlacksige Bassist Nordberg macht durchgängig einen nicht gerade nüchternen Eindruck und es scheint manchmal gar, als würde er sich zu seiner eigenen Überraschung auf der Bühne wiederfinden. Zwischendurch erschrickt er gelegentlich und trippelt mit kurzen Schritten nach vorne zum Bühnenrand, turnt ungelenk auf den Verstärkern herum und spielt ansonsten mit Vorliebe einhändig. Ein Saitenhexer ist er (auch nüchtern) nicht und doch erzeugt er von bedrohlicher Hektik bis hin zu melancholischen Untertönen ein beachtliches Spektrum.
Währenddessen singt, rotzt und rockt Frontmann Malja in einer an die 80er Jahre erinnernden Jeans-Kombination.
Zum Ende des Auftritts haben sich dann 50 bis 70 Leute eingefunden und scheinen durchaus angetan. Aber mal ehrlich: In einem Konzertraum verläuft sich so ein Grüppchen ganz schnell und so gehen LAPKO nach einer knappen Dreiviertelstunde mit deutlich weniger Applaus als verdient von der Bühne.

Pünktlich zu Beginn des Auftritts von DISCO ENSEMBLE dürften knapp 100 Besucher den Weg gefunden haben. Obwohl noch recht jung hat sich der Vierer in Finnland schon ein bemerkenswert großes Publikum (zwei Top 5 Singles und massig Konzerte) erspielt und auch in Münster funktionieren die meist geradlinigen Songs, so dass sich schon nach kurzer Zeit die mitsingfreudigen Fans direkt vor der Bühne wiederfinden – dem starken Opener "We Might Fall Apart" sei Dank. Mir persönlich sind die mit viel Verve vorgetragenen Stücke trotz einiger interessanter Einlagen – hervorzuheben sind einige Ideen des sehr exakt spielenden Gitarristen und der Einsatz einer skurrilen Mini-Orgel - insgesamt zu ähnlich. Das überwiegend junge Publikum ist da offenbar weniger kritisch und geht bei der Mischung aus wütendem Jünglings-Punkrock und Post-Hardcore mächtig mit, so dass endlich echte Konzertstimmung aufkommt. Das liegt auch nicht zuletzt an den durchgehend mitgegröhlten, melodiösen Refrains. Nur folgerichtig, dass beim letzten Stück der Zugabe "Black Euro" der gute alte "Whoo-hoo-hoo"-Refrain zu Ehren kommt.

Letztlich muss das Fazit des Abends dann doch etwas durchwachsen sein: Nach meiner subjektiven Meinung war die falsche Band der Mainact, und vor allem litt die Atmosphäre trotz begeisterungsfähigem Publikum unter der Leere im Saal. Aber beide Bands haben beachtliche Live-Qualitäten gezeigt.

Bereits am 11.08.07 sind DISCO ENSEMBLE wieder in NRW zu Gast, diesmal beim Olgas Rock Festival (umsonst und draußen) in Oberhausen. Für Fans natürlich eine klare Empfehlung.


Setlist LAPKO
Paranoid
My Cry Works
Pistol In A Way
All The Best Girls
Scandal
Date With Time
Bad Boy
Funerals
Barrel of The Past


Setlist DISCO ENSEMBLE
We Might Fall Apart
You Are The Dawn
So Long, Sisters
Eyes Of A Ghost
Fresh New Blood
First Aid Kit
This Is My Head Exploding
Human Cannonball
Threat Letter

Drop Dead, Casanova
Abandoned
Black Euro


www.lapko.com/
www.myspace.com/lapko

www.discoensemble.com
www.myspace.com/discoensemble

Disco Ensemble & Lapko - Münster / Triptychon, 11.04.07
(c) Kirsten Große Gehling