Brymir
Eröffnet wird der Abend von der finnischen Melodic-Death-Metal-Band BRYMIR, gegründet im Jahr 2009. Die nächsten 40 Minuten spielen die fünf Finnen insgesamt acht Songs aus ihren letzten beiden Alben „Voices in the Sky“ (2022) und „Wings of Fire“ (2019).
BRYMIR beginnen ihr Set mit dem Titeltrack ihres neuesten Albums und haben sofort die Masse völlig unter Kontrolle. Trotz der relativen Unbekanntheit der Band ist die ((szene)) bereits ziemlich voll und das Publikum hat sichtlich mindestens genau so viel Spaß wie das Quintett auf der Bühne. Spätestens beim Song „Forged in War“, einer Hommage an das Tabletop-Spiel Warhammer 40k, fliegen die Haare und die Stimmung ist auf einem absoluten Höhepunkt.
Natürlich darf auch die eine oder andere politische Message nicht fehlen und mit „Borderland“ beziehen BRYMIR klare Stellung zum Ukraine-Krieg. Nach acht Songs verabschiedet sich die Band unter tosendem Applaus und „One more song!“-Rufen und man könnte meinen, dass hier gerade der Headliner die Bühne verlassen hat.
Skálmöld
Nach kurzer Umbaupause geht es weiter mit den Isländern von SKÁLMÖLD, die nach über fünf Jahren der Abwesenheit mal wieder in Wien ein Konzert spielen. Los geht es mit einem absoluten Hit und schon nach den ersten Takten von „Gleipnir“ kocht die Stimmung und das Sextett beginnt die Stunde des atmosphärischen isländischen Viking Metals.
Mit wenig Gerede seitens der Band fliegen SKÁLMÖLD geradezu durch das Set und der perfekt abgestimmte mehrstimmige Gesang setzt dem Wikingerfeeling die Krone auf. Bei den schnelleren Songs fliegen die Haare und bei „Morí“ teilt die Band die Menge zunächst für eine Wall of Death, die aber auf Kommando zu einem riesigen Moshpit wird. Die letzten drei Songs lassen die Fans dann noch einmal richtig toben und bei Hits wie „Niðavellir“ und „Kvaðning“ singen alle die ausnahmslos isländischen Texte mit.
Nach einer Stunde SKÁLMÖLD ist es nun Zeit für den eigentlichen Headliner: FINNTROLL – auch wenn es dem Publikum nach zu urteilen eher drei Headliner an diesem Abend gibt.
Finntroll
Nachdem SKÀLMÖLD und BRYMIR den Fans schon ordentlich eingeheizt haben, betreten um kurz vor 22 Uhr die Headliner des Abends die Bühne: FINNTROLL. Unter tosendem Applaus kommen die sechs Musiker mit ihren charakteristischen Troll-Ohren auf die Bretter und Sekunden später schallt „Att Döda Med En Sten“ durch die mittlerweile vollständig gefüllte ((szene)).
Dem aufmerksamen Fan ist an diesem Punkt definitiv schon aufgefallen, dass Lead-Gitarrist Mikael „Routa“ Karlbom nicht mit auf der Bühne steht, sondern stattdessen SKÁLMÖLD Gitarrist Baldur Ragnarsson aka. „Djaldur“ eingesprungen ist. Grund dafür sind andere Verpflichtungen Karlboms in Finnland, wie die Band kurz vorher auf ihrem Instagram-Account angekündigt hat. Dass Ragnarsson ein außerordentlicher Musiker ist und die FINNTROLL Songs kennt wie seine Westentasche, beweist er schon mit den ersten Tönen. Die Energie, die von der Band auf der Bühne ausgeht, springt 1:1 auf das Publikum über und zwischen fliegenden Haaren, Moshpits und tanzenden Menschen schaut man in überglückliche Gesichter.
Das Set ist noch keine sechs Songs alt, als FINNTROLL „Solsagan“ anstimmen und die Venue damit das erste Mal sprichwörtlich zum Einsturz bringen. Dies geschieht auch noch einige weitere Male, vornehmlich bei Hits wie „Trollhammaren“ und „Nattfödd“. Zwischendurch klingen abwechselnd „FINNTROLL“- und „Suomi“-Rufe durch den Raum, gefolgt von einem fordernden „Jaktens Tid!“. Dieser Song- bzw. Albumwunsch soll dem Publikum auch noch erfüllt werden.
In all der Euphorie sind die Effekte auf der Bühne nicht zu vernachlässigen: Der Mikrofonständer von Sänger Mathias "Vreth" Lillmåns ist mit einem gehörnten Schädel dekoriert worden, aus dessen Nasenlöchern ab und zu Dampf strömt. Beim letzten Song des regulären Sets „Mask“ begibt sich sogar ein mutiger Crowdsurfer auf die Hände der Fans und wird unter großem Jubel nach vorne getragen.
Natürlich lassen FINNTROLL uns nicht ohne Zugaben nach Hause gehen. Die Fans und vor allem Ersatz-Gitarrist Djaldur scheinen auch noch keinen Anflug von Müdigkeit zu verspüren. Daher sieht man während der drei Zugaben, während die Stimmung auf dem absoluten Höhepunkt bleibt, auch den Crowdsurfer von vorher wieder.
Nach insgesamt 17 Songs und gut 1,5 Stunden Spielzeit verabschieden sich FINNTROLL von ihren ekstatischen Fans und versprechen, bald wiederzukommen.