Stil (Spielzeit): (Depressive) Black Metal (47:34)
Label/Vertrieb (VÖ): Ván Records (12.03.2010)
Bewertung: 7,5 / 10
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Wie die Co-Vánianer SIMPLE EXISTENZ kommt auch das Duo FREITOD aus der schwarzen Ecke. Und wie bei SE wird der BM mit Artfremdem aufgebohrt (aber wesentlich zurückhaltender) und deutsch betextet. Das war’s aber dann auch mit den Parallelen...
„Der Nebel der Erinnerungen“ wurde in nur drei Tagen im Proberaum ausgeschwitzt. Der unter Mithilfe von Gnarl zuwege gebrachte Sound gefällt mir ausgesprochen gut. Kalt, finster, dumpf. Und: warm und transparent. Ganz wie es die musikalischen Passagen brauchen. Sechs der acht Stücke tauchten schon früher auf den Demos der Jahre 07 / 08 auf. Inwieweit die Stücke neu arrangiert wurden, kann ich nicht sagen, nur dass sie heute sehr gereift klingen.
So richtig neu ist offenbar nur „Eine endlose Niederlage“, denn Blasphemy ist eine Coverversion. Die passt zwar so arrangiert ins Gesamtbild, kann aber mit den Eigenkompositionen nicht mithalten.
FREITOD machen depressiven Black Metal: melodisch, melancholisch, morbide. Und nicht frei von gewollter Monotonie. Down- und Midtempo sind die favorisierten Geschwindigkeiten. Nur gelegentlich geraten die Stücke in schnelles Fahrwasser. (Und geschähe es öfter, es täte der basalen Stimmung auch nicht gut.) Entsprechend der Gesang von Drummer / Erstsänger Robert Seyferth, der gleichermaßen verzweifelt wie heftig angepisst klingt. Fein. Sein Schlagzeugspiel hebt sich von der Masse ab: lebendig, variabel und irgendwie recht doomorientier, auch wenn selbst langsames Riffing schon mal mit Doublebass unterlegt wird.
Und dann ist da noch der zweite Typ: Gerd Eisenlauer. Saiteninstrumente und Klarstimme. Sein Bass-/ Gitarrenspiel mag noch genretypisch sein, wobei die melodiösen Leads gerade in den ruhigen Passagen viel Gefühl und erstaunlich viel Wärme ausstrahlen. Sein Klargesang hingegen ist definitiv alles andere als für das Genre typisch und weit weg von den Minnesang-Persiflagen, die man so oft angeboten bekommt. Hmm… Ich würde seinen sanft-samtigen Gesangstil irgendwo zwischen Gothrock und (ich übertreibe schamlos:) deutschem Schlager verorten… (Allergiker bekämen in einem anderen musikalischen Kontext allemal Luftnot und nässenden Ausschlag) Und obendrein noch deutsche Weltschmerz-Texte: da schrillt wohl nicht nur mein Kitsch-Alarm ganz schrill!
Tja… Und dann sind - 1. Überraschung - die Texte selbst wenn’s sehr pathetisch und dick kommt, noch erträglich. Mehr noch, einige sind richtig gut. Und glaubwürdig. Der Begriff „Lyrics“ also ausnahmsweise mal kein Euphemismus.
Und - 2. Überraschung - zählen jene „seltsamen“ Gesangseinlagen mit zu den Höhepunkten eines ohnehin nicht schlechten Albums. Jedenfalls verleihen sie dem Ganzen so etwas wie zusätzliche emotionale Tiefe. Gerade weil sie mit völlig ungewohnter Nonchalance vorgetragen werden. Am Ende war ich jedenfalls enttäuscht, dass sie nur im Opener und in der Schlussnummer zum Einsatz kommen. Und so verblasst der Eindruck des großen Rests gegenüber den beiden Glanzlichtern „…ein neuer Tag“ und „Abwärts“: die gewollte Monotonie erscheint da plötzlich ein bisschen "unfreiwillig" .
Trotzdem: Eine überaus charmante Begegnung, und für mich die Überraschung des Review-Monats. Man kann nur hoffen, dass die beiden nachlegen und G.E. dann mehr Gelegenheit bekommt, seinen „Roy Black Metal“ vorzutragen.