Grand Magus - Hammer Of The North Tipp


grandmagus-hotn


Stil (Spielzeit): Heavy Metal (48:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner Records (18.06.2010)
Bewertung: 9/10

Link: www.myspace.com/grandmagusrocks

Vor vier oder fünf Jahren, zur Zeit von „Wolf's Return“, hätte man mir eine beträchtliche Sammlung Fan-Devotionalien vorlegen müssen, um mich davon zu überzeugen, dass nicht ich, sondern der Besitzer dieser Sammlung der größte GRAND-MAGUS-Fan Deutschlands ist. Mittlerweile braucht es nicht mehr ganz so viel Überzeugungskraft, denn ich bin bei „Wolf's Return“ hängen geblieben.

Mit „Iron Will“ (2008) vollzog das Trio aus dem hohen Norden einen harten Schwenk in Richtung NWoBHM, weg vom Stoner Doom der Frühtage. Trotzdem waren im Titelsong und besonders in der zweiten Albumhälfte immer noch deutliche Reminiszenzen an die eigene Jugend enthalten – ein dicker Pluspunkt für „alte“ Fans wie mich.
Der musikalische Richtungswechsel hatte aber auch einen anderen Effekt: GRAND MAGUS wurden auf einmal einer breiteren Masse bekannt, nun, da sie massenkompatibleren Heavy Metal spielten. Der Soundcheck-Gewinn im Metal Hammer tat sein Übriges. Mit dem Roadrunner-Debüt „Hammer Of The North“ geht die Band zwei Schritte auf einmal in Richtung Perfektionierung des neuen alten Stils.

Der vorab für kurze Zeit veröffentlichte Opener „I, The Jury“ setzt dort an, wo „Iron Will“ mit prophetischem Blick in den nordlichterhellten Zukunftshimmel zeigte. Ein spitzer Halford-Schrei ist das erste Lebenszeichen von Frontmann Janne „JB“ Christoffersson, dazu ein zackiges Riff, schnelles Drumming – und sofort meint man, die falsche Platte eingelegt zu haben. JUDAS PRIEST melden sich noch häufiger im Laufe der knapp 50 Minuten von „Hammer Of The North“; „Northern Star“ beginnt mit dem gleichen schellen Beat wie „Painkiller“!
Ansonsten gibt es Hymnen am laufenden Meter: „Bond Of Blood“ ist dabei noch die langsamere Variante, mit hoffnung spendenden Melodieverläufen im Refrain, viel melodisch Moll, grandiosem Gitarrensolo und noch dickeren Eiern. „The Lord Of Lies“, „Black Sails“ und natürlich der Titelsong (zu dem es bereits ein Musikvideo gibt) – das alles sind Hymnen für die Ewigkeit. Leute, lernt die Texte auswendig, um sie beim Konzert inbrünstig mitsingen zu können!

Zur Stimme von JB muss eigentlich auch nichts mehr gesagt werden. Der Mann sollte für jeden von uns ein Vorbild an Männlichkeit und musikalischen Künsten sein. Nicht nur, dass er ein exzellenter Gitarrist ist, nein – seine Stimme, dieses göttliche Organ! Wer auf Heavy Metal steht und diese Goldkehle noch nicht kennt, sollte sich was schämen.
Leider kommt bei all den kraftstrotzenden Powersongs auf „Hammer Of The North“ das Potenzial seiner Stimme etwas zu kurz. Die meiste Zeit ist JB nämlich eher mit Singschreien beschäftigt; Dynamik gibt es kaum. Schade, denn gerade die ruhigeren Parts auf „Monument“ und „Wolf's Return“ waren von beängstigender Schönheit.

Die neun Punkte für „Hammer Of The North“ vergebe ich mit einem weinenden Auge. Neun Punkte sind verdient, denn es wird dieses Jahr kein besseres NWoBHM-Album geben, Punkt. GRAND MAGUS zu toppen ist schlichtweg nicht mehr möglich.
Dennoch sehe ich die Entwicklung mit Tränen in den Augen, denn von dem von mir so geliebten „Wolf's Return“-Stil muss ich mich endgültig verabschieden. GRAND MAGUS haben beim Schritt nach vorn in der Bandentwicklung einen Schritt zurück in der Musikgeschichte getan, vom modernen Stoner Doom zum klassischen Heavy Metal. Dass sie dabei über jeden Zweifel erhaben sind, steht außer Frage.