Grober Knüppel – Mit Liebe ...Aber Nicht Auf Die Lockere Tour EP

Grober_Knppel_2

Stil (Spielzeit): Neue Deutsche Härte (18:32)
Label/Vertrieb (VÖ): Asphalt Records (06.05.11)
Bewertung: 4 / 10

Link: http://www.myspace.com/groberknueppel

Es geht bergab... Und das gilt nicht bloß für den Verlauf dieses kleinen Konzeptscheibchens, sondern leider auch für die komplette Entwicklung dieser einst so vielversprechenden Band. Nachdem man im Jahre 2008 mit „Der Hölle Ein Licht“ einen sehr rasanten und dröhnenden Kickstart hingelegt und den darauffolgenden Karren „Unbeugsam“ dann eher mit Vollgas an die Wand gefahren hatte, führt der Weg, den die vier sympathischen Ruhrpotter mittlerweile eingeschlagen haben, leider recht stetig bergab.

Nun gut, immerhin kommt man somit auch ohne durchgetretenes Gaspedal voran. Und da der Motor von GROBER KNÜPPEL mit der Zeit ganz offensichtlich nicht unwesentlich an Leistung verloren hat, kommt dieser Umstand dem liebestollen Quartett natürlich sehr entgegen. Es wirkt ein wenig, als ließe man hier die Karre einfach ganz entspannt ausrollen, bis man mit dem sicher schon bald folgenden dritten Longplayer endgültig zum Stehen kommt. Bitte nicht! Vielleicht sollten die vier Jungs an der nächsten Tanke mal kurz pausieren und ordentlich Sprit tanken, um dann wieder mit Vollgas auf die Piste zu brettern, sämtliche im Weg stehenden Wände einfach mit Entschlossenheit und Brachialität einzureißen und eine neue Steigung der vielbefahrenen Crossover-Strecke anzusteuern...

Doch genug der Kraftfahrzeugmetaphern. Im Klartext bedeutet das alles nichts anderes, als dass ich persönlich schwer enttäuscht bin von dieser lahmen bis nervigen und trotz des recht außergewöhnlichen Konzeptes eher einfallslosen Veröffentlichung. Wobei die letzte Scheibe meiner Meinung nach ja schon eine derartige Richtung vorgegeben hat. Doch man gibt die Hoffnung natürlich nur ungern auf und somit habe ich mir auch von dieser EP trotz allem so einiges versprochen.

Vier Tracks, die sich nur um die Liebe drehen, von einer Formation wie GROBER KNÜPPEL, welche man zuvor mit schonungslosen sozialkritischen Schimpfereien und einer musikalischen Mischung aus Hardcore, Metal und Crossover assoziiert hat, sollten jeden Fan interessiert die Ohren spitzen und zudem über den mehr als dämlichen Albumtitel hinwegsehen lassen. Wie werden die vier Chaoten wohl ihre harten Klänge mit Texten über das schnulzigste aller Gefühle unter einen Hut bringen? Ergibt das ein sexistisches Macho-Feuerwerk der Spitzenklasse? Oder eher eine augenzwinkernde Spassplatte? Also da muss man auf alle Fälle mal reinhören...

Mehr aber auch nicht. Das Ganze ist vielleicht ganz witzig und ungewöhnlich, die Motivation, sich die Platte auch ein zweites Mal anzuhören, bleibt jedoch leider aus. Diese beginnt recht originell mit einer amüsant zusammengeschnittenen Introduktion und lässt dann auch gleich den am wenigsten grauenhaften Titel „Deine Lippen“ auf den geneigten Hörer los. Dieser ist musikalisch akzeptabel, wenn auch verhältnismäßig lahm und drucklos, wirkt durch seinen unoriginellen Text jedoch ebenso wenig überzeugend wie authentisch. Da schließt sich dann auch das darauf folgende „Baby“ an und lässt Groove genauso vermissen wie Anspruch.

Der dritte Track „Sukkubus“ vermag die beiden Vorgänger jedoch tatsächlich noch zu unterbieten und fährt einen ziemlich nervigen Refrain auf. Von den Anflügen von Melodie, welche in den ersten Titeln zu vermerken waren, ist hier nicht mehr viel zu spüren, was dem altbekannten Knüppel zwar immerhin näher kommt, auf dieser Platte jedoch eher deplatziert wirkt. Auch die etwas derberen Lyrics können hier nicht viel daran ändern, dass diese Scheibe irgendwie unrund rüberkommt ...

Das Schlimmste kommt jedoch definitiv zum Schluss. Die eingedeutschte Coverversion des R&B-Hits „I’m lonely“ wird wohl kaum jemand bis zum Ende durchhalten können. R&B ist ja schon schlimm. Aber dieses Gejammer hier ist unerträglich. Da lobt man sich das solide raue Gegröle der Vorgänger. Insgesamt kann diese Platte also weder mit sonderlich einfallsreich oder mitreißend gestaltetem Songwriting noch mit lustigen oder wenigstens schockierenden Texten noch mit einem druckvollen Sound überzeugen.

Die ersten beiden Songs sind zwar erträglich, bleiben jedoch nicht im Ohr hängen. Das Beste sind die Intros. Da bleibe ich doch lieber bei GRANTIG und hoffe, dass vielleicht die nächste Scheibe wieder grob knüppelt ...