Geschrieben von Donnerstag, 01 Dezember 2011 17:04

LOVE A - Interview mit Karl, Jörkk und Dominik zum Album 'Eigentlich'

LOVE A Presse 04

LOVE A haben uns gerade erst mit ihrem Debütalbum "Eigentlich" beglückt. Endlich wieder eine deutsche Punkband, die was zu sagen hat und das auch tut. Wir baten Schlagzeuger Karl, Bassist Dominik und Texter sowie Sänger Jörkk zum Interview und erfuhren einiges über Punk an und für sich, die Entstehung von "Eigentlich" und dass Jörkk sich die Kanzlerin manchmal nackt vorstellt.


Hallo LOVE A, ich bin von eurer Scheibe "Eigentlich" begeistert. Wie aus dem Nichts taucht ihr plötzlich auf und werft uns diese Perle vor die Füße. Kommt mir das nur so vor, oder habt ihr relativ schnell auf hohem Niveau veröffentlicht? Wie lange habt ihr für die Platte aufgenommen?


Karl: Als wir anfingen die Platte aufzunehmen, haben wir gerade ein knappes Jahr zusammen gespielt. Das ging also schon recht schnell. Gitarre und Schlagzeug waren dann auch innerhalb kurzer Zeit aufgenommen. Die anderen Sachen sind dann teilweise mit einen Abstand von mehreren Wochen eingespielt worden, weil wir einfach nicht viel Zeit für die Band hatten. Der Rest entstand dann nebenher nach Feierabend. Da wir die Platte aber in unserem Proberaum mit einem Freund aufgenommen haben, war das kein Problem. Wenn wir alles an einem Stück aufgenommen hätten, wären wir sicher in vier bis fünf Tagen fertig gewesen. So hat es etwas länger gedauert.

Jörkk: Falls du mit dem "hohen Niveau" den Sound der Platte meinst: Dankeschön - auch im Namen unseres Vermieters Boris, der die Platte in unserem Proberaum aufgenommen und gemischt hat. Solltest du damit meinen, dass unser Debut gleich bei einem renommierten Label wie Rookie rausgekommen ist: Dankeschön - also danke im Namen unseres wirklich tollen Labels Rookie Records. Wir hatten lediglich das Glück, Jürgen schon länger zu kennen. Aufgrund dessen erhielten wir einen großen Vertrauensvorschuss seinerseits: Er wusste, dass wir ihm nicht so immens viel Arbeit machen würden wie eine gänzlich unerfahrene, junge Band, also was Booking und Promoarbeit angeht. Und evtl. hat auch die Tatsache geholfen, dass wir Live selbst sehr viel Spass haben und er das auch als Zuschauer bemerkt hat.

Stellt euch bitte kurz vor

Karl: Die Band besteht aus Stefan der Gitarre spielt, Dominik am Bass, Mario mit seinem Synthesizer und mir, dem Schlagzeuger...

Jörkk: Ich heiße Jörkk, schreibe die Texte, "singe" und mache mit dem Mikrofonständer rum.

Wie habt ihr euch als LOVE A zusammengefunden und wie kam es zu dem Bandnamen?

Dominik: Zu einem Teil kannten wir uns schon vor der Bandgründung, die Anfang 2010 stattfand. Stefan und ich waren zusammen in der Schule und sind seitdem befreundet. Karl und Stefan wohnten zusammen in einer WG. Wir hießen vor der Veröffentlichung unseres Albums ursprünglich LOVE ACADEMY, haben den Namen jedoch aufgrund markenrechtlicher Bedenken geändert. Die Rechte am Namen LOVE ACADEMY gehören leider einer anderen Person, die uns den Namen nicht gratis Nutzen lassen wollte, so dass wir uns in LOVE A umbenannt haben.

Karl: Der Bandname war eigentlich ein Scherz, so wie alles andere auch.

Jörkk: Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir uns in einem Club kennengelernt, wo wir uns alle unabhängig voneinander eingefunden hatten, um mit Mädchen rumzuknutschen. Wir waren damals allesamt Singles, unverschämt betrunken und nicht ein einziger von uns hatte Drogen dabei. Das waren Zeiten!

loveaeigentlichHabe ich euer Cover richtig interpretiert? Ich gehe davon aus, dass es keines eurer Wohnzimmer ist, sind es aber Fotos aus eurem privaten Fundus?

Jörkk: Auf dem Cover sieht man das Wohnzimmer eines alten Bekannten aus dem Angelsportverein Güdesweiler. Unsere eigenen Wohnzimmer sind ja eher spießig, so dass wir kurzerhand beschlossen haben, uns lieber nach jemandem umzuschauen, der über ein Interieur verfügt, das unsere junge, ausgeflippte Zielgruppe eher anspricht.


Woher nehmt ihr die Inspirationen für eure Songs?


Jörkk: Ich kann ja an dieser Stelle nur für die Texte sprechen. Meine Inspirationen sind in erster Linie das Werbefernsehen, „Fear & Loathing in Las Vegas" von Hunter S. Thompson und das ganze Post-Marxistische Gelaber von Freiheit, Einigkeit und Brüderlichkeit.

Wie entstehen eure Songs? Habt ihr eine klare Aufteilung, macht ihr Bandbesprechungen.... ?

Dominik: Die Songs entstehen im Proberaum. Zumeist versuchen Gitarre oder manchmal auch Bass, neue Liedideen zu erspielen. Wenn wir dann was gefunden haben, was uns gefällt, wird daran weiter gefeilt. Während wir das Instrumentale erarbeiten, hört Jörkk zunächst zu, entwickelt Textideen und singt dann daraufhin dazu. Die Songs entstehen also prinzipiell im Zusammenspiel.

Jörkk: Das mit dem Zuhören ist dabei nur bedingt so. Manchmal schalte ich auch komplett ab und stelle mir prominente Menschen nackt vor. Die Kanzlerin, Lindsay Lohan, Max Goldt... Dann kommt es immer darauf an, welches Getränk ich gerade zur Hand habe: Die eher philosophischen Texte entstehen meist durch die Hinzunahme von schwerem, spanischen Rotwein, die Punk/Assi Texte oft beim Gebrauch von Dosenbier. Und wenn Schnaps im Spiel ist, den unser Vermieter Boris aus dem Ostblock in den Proberaum geschmuggelt hat, geht es eher um sozialkritische Themen, wie bei unserem Song „Wal" zum Beispiel.

Ich habe euer Genre als Post Punk beschrieben, eigentlich finde ich das nicht so richtig passend und habe die passende Bezeichnung auch noch nicht gehört. Wie würdet ihr euren Stil jemandem beschreiben, der euch nicht kennt?

Dominik: Zu poppig für die Punker, zu punkig für die Indiedisko, aber trotzdem ganz gut.

Karl: Ich würde ja gerne behaupten wir machen Deutschpunk. Aber das trifft es wohl auch nicht ganz.

Jörkk: Mein Vater war 40 Jahre lang bei der (damals noch) Deutschen Bundespost beschäftigt. Wenn das „Post" auch bei uns irgendwann dafür stehen sollte, dass wir 60 Tage Urlaub im Jahr haben, uns im Tagesgeschäft nicht müde machen und ein 13. Monatsgehalt überwiesen bekommen, dann stimme ich dir gerne zu.

Die Definition von Punk geht meistens weit auseinander. Würdet ihr euch überhaupt dem Überbegriff Punk zuordnen, und was bedeutet Punk für euch?

Jörkk: Punk ist, wenn... tja. Keine Ahnung. Ich kann dir lediglich ganz subjektiv ein paar Menschen nennen, die meiner Ansicht nach PUNK sind und welche, die es meiner Meinung nach nicht sind: Keith Morris, Bill Gates, Horatio Alger und Ran und Stimpy z.B. sind nach meinem Ermessen astreine Punks. Der Metzgermeister aus der „Deutschländer" Werbung, Safet Babic, Xavier Naidoo und Markus Wiebusch hingegen sind es definitiv nicht. Wäre aber auch denkbar, dass ich die Frage nicht verstanden habe...

Die grandiosen Bands TURBOSTAAT und PASCOW gehören für mich in eine ähnliche Ecke wie ihr. Für TURBOSTAAT habt ihr schon mal eröffnet, und PASCOW kommt wie ihr aus dem Trierer Raum – seid ihr mit den genannten Bands in Kontakt?

Dominik: Mit TURBOSTAAT spielen wir im Dezember nochmal zwei Konzerte, auf die ich mich sehr freue. Mit PASCOW durften wir auch schon ein paar Mal spielen, was auch immer sehr schön war. Spätestens im Mai 2012 spielen wir auch nochmal zusammen. Beides tolle Bands, die aus sehr sympathischen Mitgliedern bestehen. Mit PASCOW verbindet uns darüber hinaus u.a. eine gesunde Rivalität im Tischfussball.

Jörkk: TURBOSTAAT traue ich selbst nach ein paar wirklich schönen, gemeinsamen Abenden nicht so recht über den Weg. Die sehen viel zu gut aus und beherrschen ihre Instrumente einfach viel zu gut, um wirklich „real" zu sein. Ich glaube ja, die sind gecastet und machen dieses Punk-Ding nur wegen dem Geld, das man von den zahllosen Zahnarztsöhnen in der linken Szene abgreifen kann. PASCOW hingegen sind ähnliche Stümper wie wir, die gehen auf jeden Fall klar. Auch wenn der Sänger, wie Dominik und ich schon länger vermuten, im Rahmen eines Regierungsprojektes gebaut worden sein muss: Kein Mensch könnte ansonsten derart breitbeinig und nach hinten gelehnt Gitarre spielen, ohne einfach umzufallen. Aber als ehemalige Trekkis und dank dem verantwortungsvollen Umgang mit Psychopharmaka bereitet uns das meist keine Sorgen.

Welche Frage wurde euch bis jetzt nicht gestellt, würdet ihr aber gerne mal beantworten?

Jörkk: „Was möchtet ihr denn gerne vor, während und nach dem Konzert trinken und welche Temperatur soll es haben?"

Was war eure erste Platte, selbst gekauft oder auch geschenkt?

Dominik: David Hasselhoff - "Looking for Freedom". Mit Neun war das ein ganz starkes Album für mich.

Karl: Michael Jackson - "Bad". Geschenkt bekommen und immer noch ganz stark.

Jörkk: Iron Maiden – "Women in Uniform/Phantom Of The Opera" als Doppel-12 - klingt ziemlich cool. Leider war ich damals schon 16 Jahre alt.

Die Botschaft eurer Platte ist klar. Setzt ihr die Musik bewusst zur Meinungsäußerung ein oder könntet ihr euch auch vorstellen, einen „sinnlosen" Partysong zu machen?

Karl: Nicht alles ist so, wie es scheint.

Jörkk: Oh, äh... Eigentlich ist „Eigentlich" ja bereits der Versuch, eine sinnlose Partyplatte auf den Markt zu werfen. So nach dem Motto: „Zum Abzappeln reicht's." Wenn jetzt bereits alle meinen, bereits ein Klang gewordenes, störrisches Stück Gegenkultur in Händen zu halten, solltet ihr mal die Split mit EGOTRONIC abwarten! Es wird sogar Samples von Helmut Schmitt beim Rauchen geben!

Wo liegen eure musikalischen Interessen? Welche Platte habt ihr euch zuletzt gekauft?

Dominik: Meine musikalischen Interessen erstrecken sich vorwiegend über die Genres Punk und Indierock und -pop. Das letzte von mir gekaufte Album war FUCKED UP - "David Comes to Life".

Karl: Die letzte Platte, die ich mir gekauft habe, ist die LP von MNMNTS, "The Good Life". Eine sehr gute Platte einer sehr guten Hardcoreband aus Trier.

Jörkk: Musik kann gut sein, sie kann aber auch erbärmlich schlecht sein. Und sobald man im Einzelfall selbstgerecht darüber befunden hat, ob eine Band es nun verdient hat, weiter zu leben oder nicht, kommt jemand anderes daher, der komplett anderer Meinung ist – und eigentlich ist das auch verdammt nochmal gut so. Der Stil ist dabei erstmal Nebensache. Meine letzte Anschaffung ist die ROCKET/FREUDENTAL LP mit dem wunderschönen Titel „Die meisten Irren".

Wo kann man euch in den nächsten Monaten live sehen?

Dominik: Im Dezember spielen wir in Koblenz, Essen, Husum, Wiesbaden und Trier. Nächstes Jahr werden wir, wie auch dieses Jahr schon, versuchen, möglichst viele Konzerte zu spielen. Wenn alles gut läuft, schaffen wir es, eine kleine Tour zu organisieren.

Wo würdet ihr gerne mal sein?

Dominik: Ich würde gerne mal im Osten Deutschlands spielen, da wir dort noch keine Konzerte hatten bisher. Berlin und/oder Leipzig wären schön.

Jörkk: Ich wäre gerne mal eine Nacht lang in einem Schnapsladen eingesperrt. Mit Eric Hilt.

Mit etwas Abstand und jetzt nach der Veröffentlichung, seid ihr mit eurer Platte zufrieden? Oder gibt es Dinge, die ihr im Nachhinein verändern würdet?

Karl: Wenn eine Platte dann endlich fertig ist, fallen einem natürlich immer noch Kleinigkeiten auf, die man gerne ändern würde oder besser anders gemacht hätte. Aber im Großen und Ganzen ist die Platte schon so geworden, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die nächste Platte wird besser.

Jörkk:
Ich habe – Gott sei Dank – nicht die leiseste Ahnung davon, wie das alles rein technisch funktioniert und was da jetzt in unserem Falle gelungen oder verbesserungswürdig ist. Wenn man dem absurd guten Abschneiden in der Fachpresse glauben schenken mag, haben wir wohl nicht all zu viel falsch gemacht – aber wer will das schon?

Welches Konzert habt ihr zuletzt besucht?

Dominik: The Revival Tour in Köln.

Karl: Chokebore.

Jörkk: The Baboon Show.

Was oder wer bringt euch zum Lachen?

Karl: Stefan.

Jörkk: Wir sind der Punks – und somit der Bodensatz der Gesellschaft. Wir haben nichts zu lachen.

Abschließend könnt ihr noch ein Wort an die BURN YOUR EARS Leser richten.

Jörkk: „Meerwasserentsalzungsanlage"! Das ist das längste Wort, das ich kenne!

Was ist euer Ziel mit LOVE A? Wo wollt ihr hin?

Dominik: Das Ziel ist, Spaß an der Band zu haben, das heißt schöne Konzerte spielen und mit netten Leuten, die Musik zu machen die man mag.

Karl: Wir haben ja schon mehr erreicht, als wir mit LOVE A überhaupt jemals vor hatten. Dass jemand unseren Kram tatsächlich veröffentlichen will, war schon mal ziemlich geil. Alles andere, was danach kam, auch.

Jörkk: Mein Traum ist es, einmal bei „Wetten dass...?!" aufzutreten. Allerdings behalte ich mir vor, eine neue Zielvorgabe herauszugeben, sollte Bushido die Post-Gottschalk Moderation übernehmen.

Vielen Dank für die Möglichkeit, mehr über euch zu erfahren und für „Eigentlich". Ich wünsche euch alles Gute und hoffe, noch öfter von euch zu hören.

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Ihr könnt LOVE A noch am 16.12.2011 in der Zeche Carl in Essen sehen und am 17.12.2011 im Speicher in Husum.


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