Was für sein Shitwetter! Es regnete in Strömen und fast ohne Unterbrechung. Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen, Richtung Heidelberg zu düsen, um zum ersten Mal im Häll Heidelberg ein Konzert zu erleben. Da schon vorab „ausverkauft" vermeldet worden war, hatte ich mich erkundigt, wie viele denn im Häll Platz haben. Von 180 Leuten war die Rede. Als wir dann gegen 20:20 Uhr im Häll eintrafen, waren wir überrascht, denn die kleine, schnuckelige Musikkneipe machte nicht den Anschein, als ob sie so viele Fans beherbergen könnte. Aber abwarten, Platz ist bekanntlich in der kleinsten Hütte.
Wenn man das Häll betritt, hat man nach ungefähr drei Metern drei Möglichkeiten: Entweder man geht schnurstracks auf die Theke zu, man geht rechts zum Raum, in dem Kickerautomat und Merchandisestand stehen, oder man geht links und steht dann direkt vor der Bühne. Wir entschieden uns für links und stellen sofort fest: Wenn hier die Party abgeht, dann kommt man nicht mehr zu den Toiletten, die dahinter sind. Immerhin sorgten zwei Deckenventilatoren für Luft, was wir zu diesem Zeitpunkt als zu kalt und unnötig empfanden, was sich aber später noch als hilfreich erweisen sollte.
Das Publikum war sehr bunt gemischt, was Alter und Typen anging, und es waren ausschließlich freundliche Menschen anwesend, das Personal inbegriffen. Das sollte im Verlaufe des Abends ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
LOVE A kamen gegen 21 Uhr auf die Bühne und ich war gespannt, wie sich die Truppe entwickelt hat. Einige Gäste, die erst jetzt oder während des Auftrittes von LOVE A kamen, hatten schon Pech – man gelangte schlicht und ergreifend nicht mehr vor die Bühne. Zwar rein ins Häll, aber dann war ohne Ellbogen und eine gewisse Ignoranz den anderen gegenüber kein Weiterkommen. Im April habe ich LOVE A in der Alten Hackerei in Karlsruhe gesehen. Das Publikum dort empfand ich als viel zu steif und LOVE A selbst wirkten auch etwas verhalten und optisch zu betont. Das war im Häll aber ganz anders. Die Butze war schon gerammelt voll und LOVE A sahen schon bedeutend abgerissenener aus, im positiven Sinne. Mein Eindruck im April, "zu LOVE A kann man nicht so abzappeln", war absolut falsch. „Braindecoder", „Nachbarn", „Chefkoch", „Originell" und „Freibad" haben nichts von ihrem Charme verloren, wäre ja auch schlimm, und brachten die Meute in Bewegung. Auch mein Favorit „Säge" riss mich immer noch mit, einfach ein tolles Stück. Hätte Sänger Jörkk nicht selbst darauf hingewiesen: „Der nächste Song heißt Säge, wir sagen aber nicht, warum" – es wäre mir gar nicht aufgefallen. Stimmt, warum heißt der Song eigentlich "Säge"?
Sänger Jörkk und Schlagzeuger Karl hatten die Arschkarte an diesem Abend, denn es war unfassbar heiß im Häll. Schon nach wenigen Songs waren beide komplett durchgeschwitzt. Besonders Jörkk bat die Leute, bitte noch einige Sekunden weiterzuklatschen, damit er mal Luft holen könne. Das Publikum war übrigens von der ganz harten Sorte. Ich habe keinerlei Gemaule festgestellt und es war auch nicht so wie bei anderen Konzerten, dass sich ständig Leute wieder rausdrückten, um Luft zu schnappen oder zu rauchen. Nein, wer im Mob angekommen war, der blieb auch dort.
LOVE A ernteten eine Menge warmen Applaus und passten musikalisch natürlich wie Arsch auf Eimer. Besonders die „neuen" Songs, die nicht auf dem Album „Eigentlich" sind, wurden von den Fans mit Jubelschreien quittiert. „Valentinstag" und „Entweder" zeigen deutlich, dass LOVE A auf dem richtigen Weg sind und die nächste Platte garantiert auch der Knaller wird. Jörkk gestikulierte sich durch die Songs und schien deutlich lockerer als im April. Stimmung war also gar kein Problem, schon eher einige technische Pannen, die aber von LOVE A gekonnt überspielt wurden. Schöne Überraschung, schöner Auftritt. Danke, dass ihr da ward!
In der Umbaupause drängten dann doch einige nach draußen, denn frische Luft kann nie schaden. Da es aber immer noch pisste ohne Ende, drückten sich alle vor dem Minivordach des Häll oder unter der benachbarten Brücke. Die Leute waren genügsam, ich hörte keinerlei Klagen über Regen, über eine viel zu kleine Location, über technische Pannen oder irgendwas. Das liegt daran, dass das Personal im Häll sehr nett ist, die Getränkepreise sehr gut sind (zwei Wasser für 1,60 Euro, da kann keiner meckern!) und der Laden einfach Charme hat.
Wir waren wohl einen Tick zu lange draußen, denn als wir reinkamen, hatten TURBOSTAAT schon angefangen zu spielen. Leider hatten wir dann nach den drei Metern am Eingang nur noch zwei Möglichkeiten zur Auswahl: rechts abseits vom Konzert abbiegen oder geradeaus direkt an die Theke gehen. Nach links zum Konzert selbst war schon alles voll. Das Personal vom Häll ließ mich kurzerhand hinter die Theke auf eine Kiste steigen, um Fotos schießen zu können. Vielen Dank dafür! Als ich zurückkam, hatte es sich vorne auch etwas gelichtet, so dass man einen guten Blick zur Bühne bekam.
TURBOSTAAT sind eine Band, auf die man sich verlassen kann. Musikalisch immer top und auf eine gute Art und Weise seriös. Seit 1999 spielen die Flensburger astreinen Punk Rock mit sehr guten deutschen Texten, vorgetragen von Jan Windmeier. Der Sänger hat nicht nur die Fähigkeit, gute Texte zu schreiben, er trägt sie auch noch vor wie kein anderer. Was man erst als sinnloses, anstrengendes Geschreie wahrnehmen könnte, ist wohldurchdacht und macht die Stücke erst zu dem, was sie sind.
Die Fans in Heidelberg gingen aber mal richtig steil und nutzen den Platz im Häll komplett aus. Es wurde tatsächlich stagegedivet ohne Ende und über das ganze Konzert durchgetanzt, gezappelt, gepogt oder sich sonst irgendwie bewegt. Die Bandmitglieder von TURBOSTAAT scheinen vom kühlen Norden geprägt zu sein, blieben sie doch teilweise mit Trainingsjacken, Fellmützen und sonstigen Kappen das komplette Konzert über ausgestattet. Leute, es war scheißheiß, seid ihr irgendwie Außerirdische oder so?
Was die Setlist anging, hatte ich aber mal richtig Glück. TURBOSTAAT haben immerhin vier Alben veröffentlicht und das dann meine Lieblingslieder wie das ergreifende „Nach Fest Kommt Ab", „Schalenka Hase", „Der Frosch Hat's Versaut", „Harm Rochel", „Vormann Leiss", das düstere "Kussmaul", „Surt Und Tyrann", „Pennen Bei Glufke", „Urlaub Auf Fuhpferden" und dann auch noch das ältere aber einfach nur als perfekt zu bezeichnende „Blau An Der Küste" gespielt wurden, zeigt auch, dass TURBOSTAAT wirklich ausschließlich sehr gute Stücke haben.
Richtig Spaß hatten Band und Publikum bei Mitsingparts, besonders bei „Insel". Sorry an alle Husumer, aber euer Wohnort ist jetzt mal so was von verdammt ... Besonderes bei "Harm Rochel" herrschte enorme Textsicherheit, die ersten eineinhalb Strophen schrien wir den TURBOSTAATLERN so extrem laut entgegen, dass Gesang von Jan in diesem Moment unnötig war. Das schien die Band zu freuen und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es sie noch immer irgendwie überrascht, wie die Fans ihre Songs abfeiern.
Obwohl ich alle Alben besitze, kamen zwei Titel, die ich nicht kannte (irgendwas mit "...und dann im Febuar", hörte sich sehr gut an!). Ich denke mal, das waren Vorboten vom neuen Album, auf das ich mich schon diebisch freue. Wenn man zu TURBOSTAAT geht, feiert man mit der Band direkt, auf affektierte Bühnenshow wird dankenswerterweise verzichtet.
Auch TUROBSTAAT hatten technische Hindernisse zu überwinden. Da fiel mal für ungefähr zwei Minuten alles aus, Ton und das komplette Licht. Auch ein paar Monitore hat es zerschossen, aber was soll's. Ich bin da nicht so und der Rest im Häll wohl auch nicht. Und der Sound, das muss man fairerweise sagen, war richtig gut. Keine rauschenden Ohren und die Lieder kamen gut an. Die Leute vom Häll waren fürsorglich ohne Ende, versorgten die Fans mit Wasser über die Köpfe und in die Münder. Sehr nettes Personal und auch Jan war sichtlich um die Sicherheit besorgt: „Bitte achtet darauf, dass rechts und links auch noch einer ist und dass hier jeder cool rauskommt." Zwei sehr sympathische Bands, tolle Setlist, eine zu kleine aber ungemein freundliche Location und ein gutes Publikum. Mehr braucht es nicht.
LOVE A und TURBOSTAAT schaue ich mir live immer wieder gerne an. Das Häll in Heidelberg ist eine nette und kleine aber feine Location für aufsteigende Bands. Wenn entsprechende kommen, bin ich dort gerne wieder vor Ort. TURBOSTAAT haben den Status "aufsteigende Band" aber meiner Meinung nach schon weit überschritten und das Häll fast gesprengt. Eine Location mit einer Kapazität von 300 Leuten wäre angebrachter gewesen, zum Beispiel Karlstorbahnhof Heidelberg. Hallen dieser Größe werden sicherlich ebenfalls problemlos ausgebucht, denn auch am Häll versuchten an diesem Abend einige ihr Glück an der Abendkasse und wurden leider abgewiesen.
Wenn man auf einem Konzert noch nicht mal auf die Toilette gehen kann, dann ist das schon grenzwertig. TURBOSTAAT sind eine sehr emotionale Band, deren Texte einem nicht hinten ablaufen, sondern die einen berühren und heftige Reaktionen hervorrufen. Da kann man sich als Fan schon mal vergessen und bei dieser Location hätte das auch leicht ins Auge gehen können, denn das Häll bietet nur begrenzten Platz für ausgelassene Feierei. Außerdem sorgte die Enge dafür, dass einige Fans auch schlicht und ergreifend mangels Bewegungsfreiheit gar nicht aus sich rausgehen konnten. Ich konnte teilweise noch nicht mal die Arme hochstrecken, um zu klatschen, und ich hatte einen guten Platz.
Fotos © BurnYourEars / Nadine Schmidt
In der Umbaupause drängten dann doch einige nach draußen, denn frische Luft kann nie schaden. Da es aber immer noch pisste ohne Ende, drückten sich alle vor dem Minivordach des Häll oder unter der benachbarten Brücke. Die Leute waren genügsam, ich hörte keinerlei Klagen über Regen, über eine viel zu kleine Location, über technische Pannen oder irgendwas. Das liegt daran, dass das Personal im Häll sehr nett ist, die Getränkepreise sehr gut sind (zwei Wasser für 1,60 Euro, da kann keiner meckern!) und der Laden einfach Charme hat.
Wir waren wohl einen Tick zu lange draußen, denn als wir reinkamen, hatten TURBOSTAAT schon angefangen zu spielen. Leider hatten wir dann nach den drei Metern am Eingang nur noch zwei Möglichkeiten zur Auswahl: rechts abseits vom Konzert abbiegen oder geradeaus direkt an die Theke gehen. Nach links zum Konzert selbst war schon alles voll. Das Personal vom Häll ließ mich kurzerhand hinter die Theke auf eine Kiste steigen, um Fotos schießen zu können. Vielen Dank dafür! Als ich zurückkam, hatte es sich vorne auch etwas gelichtet, so dass man einen guten Blick zur Bühne bekam.
TURBOSTAAT sind eine Band, auf die man sich verlassen kann. Musikalisch immer top und auf eine gute Art und Weise seriös. Seit 1999 spielen die Flensburger astreinen Punk Rock mit sehr guten deutschen Texten, vorgetragen von Jan Windmeier. Der Sänger hat nicht nur die Fähigkeit, gute Texte zu schreiben, er trägt sie auch noch vor wie kein anderer. Was man erst als sinnloses, anstrengendes Geschreie wahrnehmen könnte, ist wohldurchdacht und macht die Stücke erst zu dem, was sie sind.
Die Fans in Heidelberg gingen aber mal richtig steil und nutzen den Platz im Häll komplett aus. Es wurde tatsächlich stagegedivet ohne Ende und über das ganze Konzert durchgetanzt, gezappelt, gepogt oder sich sonst irgendwie bewegt. Die Bandmitglieder von TURBOSTAAT scheinen vom kühlen Norden geprägt zu sein, blieben sie doch teilweise mit Trainingsjacken, Fellmützen und sonstigen Kappen das komplette Konzert über ausgestattet. Leute, es war scheißheiß, seid ihr irgendwie Außerirdische oder so?
Was die Setlist anging, hatte ich aber mal richtig Glück. TURBOSTAAT haben immerhin vier Alben veröffentlicht und das dann meine Lieblingslieder wie das ergreifende „Nach Fest Kommt Ab", „Schalenka Hase", „Der Frosch Hat's Versaut", „Harm Rochel", „Vormann Leiss", das düstere "Kussmaul", „Surt Und Tyrann", „Pennen Bei Glufke", „Urlaub Auf Fuhpferden" und dann auch noch das ältere aber einfach nur als perfekt zu bezeichnende „Blau An Der Küste" gespielt wurden, zeigt auch, dass TURBOSTAAT wirklich ausschließlich sehr gute Stücke haben.
Richtig Spaß hatten Band und Publikum bei Mitsingparts, besonders bei „Insel". Sorry an alle Husumer, aber euer Wohnort ist jetzt mal so was von verdammt ... Besonderes bei "Harm Rochel" herrschte enorme Textsicherheit, die ersten eineinhalb Strophen schrien wir den TURBOSTAATLERN so extrem laut entgegen, dass Gesang von Jan in diesem Moment unnötig war. Das schien die Band zu freuen und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es sie noch immer irgendwie überrascht, wie die Fans ihre Songs abfeiern.
Obwohl ich alle Alben besitze, kamen zwei Titel, die ich nicht kannte (irgendwas mit "...und dann im Febuar", hörte sich sehr gut an!). Ich denke mal, das waren Vorboten vom neuen Album, auf das ich mich schon diebisch freue. Wenn man zu TURBOSTAAT geht, feiert man mit der Band direkt, auf affektierte Bühnenshow wird dankenswerterweise verzichtet.
Auch TUROBSTAAT hatten technische Hindernisse zu überwinden. Da fiel mal für ungefähr zwei Minuten alles aus, Ton und das komplette Licht. Auch ein paar Monitore hat es zerschossen, aber was soll's. Ich bin da nicht so und der Rest im Häll wohl auch nicht. Und der Sound, das muss man fairerweise sagen, war richtig gut. Keine rauschenden Ohren und die Lieder kamen gut an. Die Leute vom Häll waren fürsorglich ohne Ende, versorgten die Fans mit Wasser über die Köpfe und in die Münder. Sehr nettes Personal und auch Jan war sichtlich um die Sicherheit besorgt: „Bitte achtet darauf, dass rechts und links auch noch einer ist und dass hier jeder cool rauskommt." Zwei sehr sympathische Bands, tolle Setlist, eine zu kleine aber ungemein freundliche Location und ein gutes Publikum. Mehr braucht es nicht.
LOVE A und TURBOSTAAT schaue ich mir live immer wieder gerne an. Das Häll in Heidelberg ist eine nette und kleine aber feine Location für aufsteigende Bands. Wenn entsprechende kommen, bin ich dort gerne wieder vor Ort. TURBOSTAAT haben den Status "aufsteigende Band" aber meiner Meinung nach schon weit überschritten und das Häll fast gesprengt. Eine Location mit einer Kapazität von 300 Leuten wäre angebrachter gewesen, zum Beispiel Karlstorbahnhof Heidelberg. Hallen dieser Größe werden sicherlich ebenfalls problemlos ausgebucht, denn auch am Häll versuchten an diesem Abend einige ihr Glück an der Abendkasse und wurden leider abgewiesen.
Wenn man auf einem Konzert noch nicht mal auf die Toilette gehen kann, dann ist das schon grenzwertig. TURBOSTAAT sind eine sehr emotionale Band, deren Texte einem nicht hinten ablaufen, sondern die einen berühren und heftige Reaktionen hervorrufen. Da kann man sich als Fan schon mal vergessen und bei dieser Location hätte das auch leicht ins Auge gehen können, denn das Häll bietet nur begrenzten Platz für ausgelassene Feierei. Außerdem sorgte die Enge dafür, dass einige Fans auch schlicht und ergreifend mangels Bewegungsfreiheit gar nicht aus sich rausgehen konnten. Ich konnte teilweise noch nicht mal die Arme hochstrecken, um zu klatschen, und ich hatte einen guten Platz.
Fotos © BurnYourEars / Nadine Schmidt