05.01.2025 - Mit Cover-Bands ist das so eine Sache. Bislang hatte ich ausschließlich kleinere Acts gesehen, die für schlankes Geld Songs ihrer Idole nachspielten und das Ganze unterhaltsam bis amüsant verpackten, ohne allerdings einen nachhaltigen Eindruck bei mir zu hinterlassen. Dass eine Tribute-Band da schon etwas mehr aufbieten würde, war mir klar – trotzdem staunte ich nicht schlecht, als ich las, dass ein Ticket für WE SALUTE YOU mit gut 50 Euro zu Buche schlagen würde. Grund genug, mir das Ganze beim ersten Augsburg-Konzert der Band mal aus der Nähe anzusehen.
Schon beim Gang hinter die Location, den Augsburger Kongress am Park, staune ich nicht schlecht. WE SALUTE YOU, die aus vier deutschen Musikern und einem Engländer bestehen und 2017 gegründet wurden, sind mit zwei stattlichen 40-Tonnern unterwegs. Bei großen Konzerten umfasst ihr kompletter Tross mehr als 25 Personen – und das bei einer Band, die ihre Auftrittstermine weit über das Jahr streut und fast nur an Wochenenden auftritt, da der Großteil ihrer Mitglieder noch in anderen Jobs tätig ist.
Die Stimmung im Backstage-Bereich ist ausgesprochen nett, familiär und wertschätzend. Band, Licht- und Soundcrew, Pyro-Techniker – alle sind gut gelaunt und dennoch darauf konzentriert, dass später auf der Bühne alles laufen soll wie am Schnürchen.
Während Rhythmusgitarrist Olli Schneiß in Rheinland-Pfalz lebt, stammt Schlagzeuger und Gründungsmitglied Erwin Rieder aus Bayern – wie auch die beiden jüngsten Musiker von WE SALUTE YOU, Bassist Dieter Fleischer und Leadgitarrist Kilian Aßmann, der unter dem Pseudonym „Kili Locke“ auftritt. Sänger Grant Foster kommt ursprünglich aus London, lebt aber seit einigen Jahren mit seiner Lebensgefährtin und einer ganzen Schar Hunde in Spanien. Der 57-Jährige entpuppt sich schon hinter der Bühne als absolute Humor-Bombe. Mit dem Mann kann man im Pub ganz sicher den Abend seines Lebens verbringen – natürlich mit den entsprechenden Folgeerscheinungen ...
Mit Spannung erwartet
Ohne Vorband geht’s um Punkt 20 Uhr los. Die Sitzplätze auf der Kongress-Empore sind restlos ausverkauft, und auch der Innenraum ist zu gut einem Dreiviertel gefüllt, so dass wohl etwa 1.400 Zuschauer den Weg in die Halle gefunden haben. Das Publikum setzt sich zusammen aus AC/DC-Fans aller Altersstufen, wobei die Ü-50-Fraktion überwiegt. Auch ein paar Besucher, die die 70 schon deutlich überschritten haben, harren gespannt der Dinge. Zwar sind die echten AC/CD auch nach 52 Jahren derzeit noch aktiv, doch es ist natürlich ein Unterschied, ob man einen Monstersong wie „Thunderstruck“ im Stadion hört oder, wie hier, quasi hautnah geboten bekommt.
Zum Intro erscheint Kili wie Angus Young mit Schuljungen-Uniform und in die Luft gerecktem Zeigefinger im Lichtkegel. Während der ersten beiden Songs „Rock N Roll Train“ und „Hell Ain´t A Bad Place To Be“ reagieren die Zuschauer noch abwartend und spenden eher wohlwollenden Applaus. „You Shook Me All Night Long“ und vor allem Song Nummer Sechs an diesem Abend, „Back In Black“, sind da schon von anderem Kaliber – die Stimmungskurve geht nun steil nach oben. Das Publikum hört und honoriert, dass da fünf Musiker auf der Bühne stehen, die ihre Vorbilder genauestens studiert haben und einen Sound abliefern, der dem Stil von AC/DC vor 25 Jahren kaum näher sein könnte.
Klassiker ohne Ende
Während sich die Rhythmusgruppe, wie bei AC/DC üblich, auf ihre Instrumente konzentriert, stehen Grant und Kili eindeutig im Blickpunkt des Geschehens. Grants Stimme ähnelt der von Brian Johnson frappierend, und auch sonst könnte der Sänger problemlos als jüngerer Bruder des AC/DC-Fronters durchgehen. Ein charmanter Haudegen der alten britischen Schule, der unentwegt witzige Sprüche klopft und mit dem Publikum auf Tuchfühlung geht.
Den schweißtreibendsten Job hat aber Leadgitarrist Kili, der auf der Bühne ein absolutes Marathonprogramm absolviert, hin- und herrennt, mit Angus Youngs Duckwalk für Begeisterungsstürme sorgt und seine Soli wie in Trance mit dem Kopf nickend oder auf dem Boden liegend absolviert.
Es ist deutlich zu spüren, wie auch die letzten Skeptiker mögliche Vorbehalte über Bord werfen. Überall im Publikum sieht man lachende Gesichter und Kumpels, die einander bestätigen, dass die Jungs auf der Bühne einfach extrem gut sind und zudem wirklich echt klingen. Ein Übriges tut die ausgefeilte Show. Wie bei AC/DC türmen sich die Marshall-Verstärker zu einer massiven Wand, es gibt eine große und ausgefeilte Lightshow, Feuerfontänen und praktisch alle Gimmicks, die seit Jahren zu jeder AC/DC-Show gehören. Zu Beginn von „Hells Bells“ senkt sich eine riesige Höllenglocke von oben herab, und bei „For Those About To Rock (We Salute You)“ erhebt sich plötzlich eine Kanonen-Armada aus der Backline, die den Abend stilecht mit Geböller beendet.
21 Songs hauen WE SALUTE YOU dem Publikum an diesem Abend um die Ohren, darunter natürlich jede Menge Hits wie „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“, "T.N.T." und „Whole Lotta Rosie“. Mit jedem Lied tost mehr Applaus auf, und die anhaltenden „Zugabe“-Forderungen am Ende dieser zwei tollen und extrem kurzweiligen Stunden machen deutlich, dass es WE SALUTE YOU tatsächlich gelungen ist, dem Lebenswerk von AC/DC Tribut zu zollen, ohne dabei anbiedernd oder womöglich unauthentisch rüberzukommen.
Mein Fazit: Obwohl ich weder AC/DC-Fachmann noch ein beinharter Fan bin, gehe ich mit einem richtig guten Gefühl und zutiefst beeindruckt nach Hause. Und ohne allzu viele Vergleichsmöglichkeiten zu haben, kann ich doch mit Sicherheit sagen, dass WE SALUTE YOU zur Crème de la Crème unter den Tribute-Bands gehören und auf äußerst sympathische Art beweisen, was sich mit Können, Akribie und ganz viel Herzblut auf die Beine stellen lässt. Einfach ein klasse Abend!
Aktuell sind für 2025 noch elf weitere Auftritte in Deutschland geplant. Vor dem Augsburg-Konzert konnte ich mit Sänger Grant und Leadgitarrist Kili ein ausführliches Interview über die Motivation und die Hintergründe von WE SALUTE YOU führen.
Die Band ist auf Instagram zu finden unter @wesaluteyou.acdc.tribute
Setlist WE SALUTE YOU:
„Rock N Roll Train“ / „Hell Ain´t A Bad Place To Be“ / „You Shook Me All Night Long“ / „What Do You Do For Money Honey“ / „What´s Next To The Moon“ / „Back In Black“ / „Shot Down In Flames“ / „Have A Drink On Me“ / „Thunderstruck“ / „Rock´n´Roll Damnation“ / „Hard As A Rock“ / „Shoot To Thrill“ / „Bad Boy Boogie“ / „Hells Bells“ / „The Jack“ / „Dirty Deeds Done Dirt Cheap“ / „Whole Lotta Rosie“ / „T.N.T.“ / „Let There Be Rock“ / „Highway To Hell“ / „For Those About To Rock (We Salute You)“