Stil (Spielzeit): Black / Avantgarde Metal (66:45)
Label/Vertrieb (VÖ): Candlelight Records (30.03.12)
Bewertung: 8 /10
Spätestens seit GLOBAL METAL sollten SIGH, speziell der Song „Me-Devil", jedem Metalhead ein Begriff sein. Spaßeshalber bezeichne ich SIGH immer als „Black Metal Soundtrack für Nintendo", das klingt böse und abfällig. Aber es gefällt mir verdammt gut, was sich die crazy Japaner da regelmäßig zusammenspinnen.
Alles, nur nicht normal. Aber Achtung! Seit Dr. Mikannibal bei SIGH ist (Lachtränen aus den Augenwinkeln wisch, wegen des geilen Namens...) ist der Wahnsinnfaktor bei SIGH noch gestiegen, und das ist verdammt gut so!
Wo gibt es bitte japanische Anime-Frauenchöre, ein Saxophon, gleich danach Mitklatschpart und das alles während Double Bass und allerfeinste Black Metal Riffs auf einen einströmen? Bei SIGH im Song „The Transfiguration Fear"! Du weißt du nie, was dich erwartet. Alles kann, nichts muss! SIGH sind die japanische Wundertüte des Metal: Manchmal ist nur Scheiß drin, aber manchmal auch Dinge, auf die du dein ganzes Leben lang schon gewartet hast, ohne es zu ahnen.
„In Somniphobia" geht auf jeden Fall deutlich mehr in Richtung Black Metal, wobei die Growleinlagen von Dr. Mikannibal teilweise so miserabel sind, dass sie schon wieder gut sind. Angela Gossow könnte das wahrscheinlich mit 6,66 Promille noch besser, aber wen kümmert's? Man kann es ihnen einfach nicht übel nehmen, die kleinen „peinlichen" Ausrutscher. Der Titeltrack „In Somniphobia" ist eine feine, kleine, garstige Gruseloper, mit einer Spieldauer von 7:48 Minuten. Wahrscheinlich wird sich der Durchschnitteuropäer eher amüsieren statt gruseln, aber Super Mario hätte im Geisterschloss auf jeden Fall ordentlich die Hosen vollgehabt!
Fairerweise muss man sagen, dass SIGH sich schon mit düsteren Sounds versuchte, da waren CRADLE OF FILTH oder EMPEROR noch lange nicht so weit. Diese Bands grasten im Prinzip die japanische Horrorbasis ab und machten ihre eigenen Dinger daraus. SIGH gibt es immerhin schon seit 1990 und in der Metalszene erfreuen sie sich, aufgrund ihrer enormen Musikalität und Spielfreude, größter Beliebtheit. „In Somniphobia" ist bereits ihr achtes Album, Demos und EPs mal nicht mitgerechnet.
Der nächste Song geht dann orgelmäßig so richtig in die Vollen, ein Gassenhauer für Monster, mit arabischen Anleihen, Mitklatschen erwünscht, einem Chor, der nach „Das kleine Arschloch" klingt und einem Pfeif-Outro. Kennt jemand das Playstation 2 Spiel „Ghoul Panic"?
SIGH haben sich auf jeden Fall im Vergleich zu „Scenes From Hell" wieder gesteigert, sind noch variantenreicher und bieten eine noch breitere Pallette als bei „Hangman's Hymn". Für mich ist „In Somniphobia" das mit Abstand beste Album von SIGH. Der Spagat zwischen Jazz, Blues, Animesound, Growls, Chören, Avantgarde, psychedelischen Klangwelten, Thrash Metal und Black Metal ist diesmal noch besser gelungen und wird vor allem über die komplette Platte gehalten. Bei früheren Alben gab es mehr Gefälle zwischen den einzelnen Songs.
Wenn in „Amnesia" einfach mal jeder die Fresse hält und lediglich der Gitarrist (entweder Satoshi Fujinami oder Shinichi Ishikawa) mit einem absolut unvergleichlich geilen, nackenhärchenaufstellenden Solo um die Ecke kommt, welches dann von einem fluffigen Klavier begleitet wird... dann fällt einem einfach mal spontan die Kinnlade runter vor Begeisterung und Anerkennung! Im nächsten, orientalisch angehauchten, eingängigen Song erwarten einen aber dann wieder wahnwitzige Growls von der Frau Doktor und von Mirai Kawashima. Wo Licht ist, ist eben auch Schatten. So ist das...Und um mich auch mal selbst peinlich zu machen, das Konzept hinter der Trackaufteilung habe ich bis jetzt nicht verstanden.
01. Purgatorium
02. The Transfiguration Fear
Lucid Nightmares
03. Opening Theme: Lucid Nightmare
04. Somniphobia
05. L'excommunication a Minuit
06. Amnesia
07. Far Beneath the In-Between
08. Amongst the Phantoms of Abandoned Tumbrils
09. Ending Theme: Continuum
10. Fall to the Thrall
11. Equale
1 - Prelude
2 - Fugato
3 – Coda