Stil (Spielzeit): Black Metal (99:23 2-CD)
Label/Vertrieb (VÖ): Cyclone Empire [11.04.08]
Bewertung: Pflichtstoff für jeden Black Metal Fan - keine Wertung (siehe Fazit)
Link: http://www.mightiest.eu
http://www.myspace.com/mightiestmetal
Mit „Bloodyssee 1994-2003“ von MIGHTIEST liegt mir hier eine Scheibe vor, wo man die ganze Zeit nachdenkt, wo man den Bandnamen doch schon mal gehört haben könnte. Und tatsächlich – beim Studium des Beiblattes fällt auf, dass MIGHTIEST zu einen der wohl gehütetsten Geheimnisse des deutschen Black Metal Untergrundes gehören. Wie der Titel schon sagt, ist dies kein neues Album, sondern das Schaffenswerk der Band as der Zeit von 1994 – 2003. Sie enthält das 1995er Demo „The Recreation of the Shadowlands“, das 1999er Demo „Eden’s Fall“ als 2. Bonus-CD (zu dem Grund komme ich später) und der 2003er Promo-CD „Whatever Ground We May Roam“. Das Booklet enthält eine fantastische Band-Biographie aus der hochinteressanten Schaffenszeit der Band. Geschrieben wurde diese vom Rock Hard-Redakteur und Freund der Band Jan Jaedicke und ist wirklich sehr lesenswert, denn MIGHTIEST hat eine bewegte, wenn auch kaum wahrgenommene Geschichte im deutschen Untergrund – so zum Beispiel ein Konzert 1997 zusammen mit den Heroen NAGELFAR, Lunar AURORA und NORDLYS. Die Musik als solches in eine Schublade zu packen und ein normales Review zu schreiben geht leider nicht – so grundverschieden sind diese unterschiedlichen Schaffensphasen.
1. „Whatever Ground We May Roam“ (2003) Nach einem kurzen Intro beginnt die CD mit dem Titeltrack „Bloodyssey“, der trashig beginnt. Schnell aber ändert sich das Bild und es entwickelt sich in den fast 9 min. des Songs eine Mischung aus Aggression und Atmosphäre, die durch sphärische Keyboards und abwechslungsreiche Gitarrenriffe untermauert werden. Es folgen drumlastige Parts, die am ehesten mit NAGELFAR’s „Hünengrab im Herbst“ vergleichbar sind, gefolgt wieder von einem Part, den man eher späteren EMPEROR oder NOCTE OBDUCTA zuschreiben möchte. Durch den Mix, das gewählte Tempo und dem Gesang, der eher im Black-thrash-Bereich anzusiedeln ist wird aber ein eigener Stil erzeugt. Die nächsten beiden Songs sind zwar kürzer, bieten aber ähnlich fesselnde Qualität durch die perfekte Harmonie von Keys, Drums, Vocals und Riffs. Somit wird eine Mischung aus Gänsehaut und Aggression erzeugt, die ich in dieser Form noch nie gehört habe. Der letzte Song der MCD ist ein Cover von SODOM’s „Outbreak of Evil“. Auch wenn man nicht gerade behaupten kann, dass dies eine originelle Wahl sei ist es super gelungen. Das Original wird weder verhunzt noch fehlt die eigene Note, die insbesondere der Stimme von Sänger Olli zu verdanken ist. Ein würdiges Ende einer klasse MCD, die völlig zu echt 2003 das Demo des Monats im Rock Hard wurde.
2. The Recreation of the Shadowland“ (1995) Diesen Kontrast muß man erstmal verarbeiten. Die starke Produktion und den druckvollen Sound der Songs davor sucht man hier vergebens. Aber was man erst beim zweiten Hören wahrnimmt ist erstaunlich und ein Monument der frühen Black Metal Kunst. Es gibt hierfür nur ein Wort: Atmosphäre. Man fühlt sich zurückversetzt in dunkle Zeiten, als SATYRICON die „Dark Medieval Times“ huldigten und ein finsterer Graf namens Count Grishnackh mit seinem Kreischgesang und nicht nur mit BURZUM seinen Mitmenschen das fürchten lehrte. Neben den beiden genannten Einflüssen muß ich immer wieder an ENSLAVED’s Erstlingswerk „Vikingligr Veldir“ denken. Anleihen von IMMORTAL verbunden mit sphärischen Keyboad-Solis Marke alte SATYRICON gepaart mit geflüstertem Gesang wie bei den ersten NAGELFAR-Scheiben, der wiederum, mit burzumesquen „Gesang“ verbunden, von starken Riffs abgelöst werden. Ein bitterkaltes und urböses Monument der Black Metal Zeitgeschichte, wie man es wohl heutzutage nicht mehr durch Neuveröffentlichungen zu hören bekommt.
3. Eden’s Fall“ (1999) Zunächst fragt sich der geneigte Hörer, warum die Demos nicht in chronologischer Reihenfolge auf die Silberlinge gepresst wurden. Die Antwort hierzu gibt das Booklet: dieses Demo soll ein Bonus sein und wurde der Komplettheit wegen mit wieder veröffentlicht. Nach den beiden herausragenden Aufnahmen zuvor, jede auf seine Art, fragt man sich durchaus, wieso dies so entschieden wurde. Beim ersten Hören wundert man sich ebenfalls. Irgendetwas passt hier nicht. Das Ganze wurde mit Drumcomputer aufgenommen und wirkt irgendwie chaotisch und auf technisch getrimmt. Nach der Lektüre des Booklets wird deutlich, dass hier einiges schief ging – vor allem beim Drumcomputer. Laut Jan Jaedicke konnte der Drumcomputer nicht schlechter programmiert werden und zu allem Überfluss fehlte ein Bassist. Trotz der Selbstkritik würde ich aber sagen, dass „Eden’s Fall“ so schlecht, wie es im Beiblatt dargestellt wird, nicht ist. Es sind einige interessante Ansätze erkennbar und dieses Demo erklärt den Übergang des Stiles vom 1995er zum 2003er Demo. Eine interessante Dokumentation der Weiterentwicklung des Stils. Das macht total Sinn und ist auch okay, da die 2. CD als Bonus gedacht ist und (so auch hoffentlich von den Mailordern) nicht teurer verkauft wird als eine normale CD.
Bei dem Studium des Booklets und der Liednamen wird deutlich, dass einige Songs doppelt aufgenommen wurden. Dies ist sehr interessant, denn die Grundausrichtungen des Stils sind ja bei allen Aufnahmen unterschiedlich. So bietet der Song „Captured in a Carnal Prison“ schon 1999 ein fesselndes Songwriting und eine gute Atmosphäre, allerdings mit den oben genannten Schwächen. 2003 wird die Stärke dieses Songkonzeptes erst durch gute Abmischung und einem menschlichen Drummer deutlich. Eine sehr interessante Entwicklung. Noch anders ist es beim Song „The Enfolded Shadows of the Mighty Gates“, der auf den 1995er und 2003e Aufnahmen zu finden ist. War er früher eine Minute länger, dadurch langsamer und passte auch durch die Produktion in die Black Metal Anfangszeit, ist er nun kraftvoller, schneller und besser produziert. Die Athmosphäre bleibt, auch wenn sie anders rüber kommt. Der Song passt auch gut in das neue Kleid.
Fazit: Was hier geboten wird ist die komplette Historie eine Black Metal Band aus dem Schwarzwald, die ihresgleichen sucht. Mit einem liebevoll zusammengestellten Booklet mit vielen Songtexten, die teilweise nicht mehr auf zu finden waren und einer sehr persönlichen Bandbiographie, die auch vor Selbstkritik nicht zurückweicht. Eine einheitliche Wertung kann ich nicht abgeben – so unterschiedlich ist das Gebotene einer Band, die trotz sträflicher Nichtbeachtung immer ihren Weg weiter gegangen ist. Diese CD ist Pflichtstoff für jeden, der sich dem Black Metal zugehörig fühlt. Los!! Gebt MIGHTIEST wenigstens Jahre später die Chance die Ehre, die sie verdienen. Die Wertung überlasse ich jedem Einzelnen.