Stil (Spielzeit): Metal (16:19)
Label/Vertrieb (VÖ): Maldoror Musikverlag (2010)
Bewertung: 6/10
Link(s): Home / Myspace
DIE VORBOTEN eines neuen Genres? Bei Kraut-Metal --so bezeichnet die Kombo aus Wismar ihre Kunstform-- denken ältere Semester bestimmt an eine brettharte Version von JANE, ELOY, CAN & Konsorten?!
Aber auch wenn DIE VORBOTEN keinen 3-Akkord-Uffta-Uffta-Metal im Gepäck haben: von den komplexen Strukturen o.g. Bands sind die Hanseaten meilenweit weg. Nehmen wir’s mit Humor, denn 1.) gehört Klappern zum Promo-Handwerk und 2.) sind sie eben dadurch beim vielleicht größten Verächter der APOKALYPTISCHEN REITER in unserem Team gelandet. Dumm gelaufen!
Denn eben nach den Reitern hör’n sich die vier Nummern im Wesentlichen an. Texte natürlich in der Sprache der Altvorderen. Inhaltlich bemüht poetisch und im doppelten Wortsinn: kritisch. Viel Pathos. Viel Schwulst. Viel deutsches Liedermacherbrauchtum.
Die Mucke ist druckvoll --ob im Mid-Tempo oder eher flott-- und so leichtgängig wie abwechslungsreich und gefällt mir, obwohl nur Kopie, besser als das Original, weil DIE VORBOTEN insgesamt schlichter agieren, nicht ganz so konstruiert klingen. Auch ohne offensichtliche Folk- / Mittelalter-Anleihen nähert sich das Sextett dem Charme von SCHELMISH oder frühen SUBWAY TO SALLY an; aber Melodic (Black Death Heavy) Metal steht klar vornan; natürlich werden immer wieder werden getragene Passagen gestreut.
„Das Krautige“ wird, wenn überhaupt, wohl durch den Klargesang präsentiert, der allerdings eher typisch ostdeutsch, genauer: nach Thüringer Art ist, als dass er nach den psychedelischen 70ern in Hannover klingt. (Und mir persönlich deshalb etwas die Scheibe vergällt.) Obskure Synthies gibt’s ebenfalls nicht; vielmehr hält sich der Mann an Knöpfen und Tasten überraschend zurück. Was sicher auch an der sehr ausgewogenen, metallastigen Produktion liegt.
Insgesamt kann man sich DIE VORBOTEN gut anhör’n, auch wenn sie nicht sonderlich innovativ sind, und auf sicher kein neues Genre aus der Taufe gehoben haben.