Geschrieben von Nadine Donnerstag, 23 August 2012 21:02
Monsters Of Liedermaching - Schnaps & Kekse Tipp
Stil (Spielzeit): Liedermacher extrem (51:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Notolose / Soulfood ( 10.08.12)
Bewertung: 8 / 10
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MONSTERS OF LIEDERMACHING vs. übliche Marketingstrategie? 1:0 für die MONSTERS! Bäääääm, würde ich mal sagen. Die Band hat gerade ohne viel Schnick Schnack Platz 18 in den deutschen Charts gemacht, damit hätte ganz sicher niemand gerechnet. Wahrscheinlich liegt es an der längsten Tour, die die MONSTERS gerade gespielt haben (19 Shows...) und an der Tatsache, dass sich Qualität, Beharrlichkeit und eine Überdosis Irrsinn früher oder später durchsetzten. Die Platzierung kann ich gut nachvollziehen, denn mit „Schnaps und Kekse" landen die MONSTERS OF LIEDERMACHING bei mir zum ersten Mal mit jedem Song einen Treffer.
Burger (ehem. DIE SCHRÖDERS), Fred Timm (NORBERT UND DIE FEIGLINGE), Pensen (DAS PACK, FRISCHE MISCHE, DEN KATZEPENSEN), der flotte Totte (MUSCHIKOFFER, DIE INTELLIGENZIA), Rüdiger Bierhorst und Labörnski, das sind die MONSTERS OF LIEDERMACHING. Größtenteils aus Hamburg, aber auch aus Berlin und Bad Gandersheim. Alle irgendwie auch solo aktiv und, außer Labörsnki, alle Gitarristen. Gemeinsam bilden die sechs Musiker mit ihrer Band eine musikalische Schnittstelle aus OTTO WAALKES, OLLI SCHULZ, COMEDIAN HARMONISTS, REINHARD MAY, ROLF ZUCHOWSKI, FUNNY VAN DANNE, den QUIETSCH-BEUS und der ganz eigenen Note jedes Einzelnen. Klingt komisch, ist aber so.
Die Skepsis, ob so viele verschiedene Künstler (alle mit ordentlich Ego und Macken ausgestattet) überhaupt ausreichend Kompromisse eingehen können, um als Band zu funktionieren, ist unbegründet. Gerade DAS macht die Band aus, denn dadurch entstehen facettenreiche Songs, mit verschiedenen Ansichten, Ecken und Kanten. Jeder Song erzählt eine kleine Geschichte, textlich irgendwo zwischen derbe, absurd und anrührend, ernsthaft reflektierend. Aber immer typisch MONSTERS: Authentisch, auch wenn's mal weh tut.
Bekannt ist mir lediglich Pensen, über die Band DAS PACK. Ihn betreffend kann ich sagen, dass seine Beiträge sofort zu erkennen sind und somit „typisch Pensen" (asozial, punkig, von tief philosophisch bis albern, ausgestattet mit einer intuitiven Musikalität und Gespür für Melodien und gute Stimmung), nur eben im MONSTERS OF LIEDERMACHING Gewand. Nachzuhören beim Punk Rock Song der Platte („Alsterstaat") bzw. beim charmanten Intro „Sie heißt Hey", inklusive anachronistischem Sitzpogo. Wobei es auch der flotte Totte sein könnte, der hier zur Revolte gegen den Staat aufruft. Sinnfrei aber saulustig ist auch der Killerohrwurm der Platte, mit Anleitung zur „Salamandervorhautdiät". Wer aber jetzt nur Albernheiten erwartet, wird überrascht sein. Denn Songs wie „Der Ruderer" oder „Ich hab dich lieb" gehen wirklich ans Herz. In solchen Momenten, wenn es mal nichts zu Lachen gibt und die MONSTERS OF LIEDERMACHING plötzlich ernst werden, dann wird jedem klar, was die Typen antreibt: schlicht und ergreifend ernsthaft Bock auf Musik!
Gesellschaftskritisch zeigen sich die MONSTERS neben all den Spässken auch. „Das Sims" handelt von der Tatsache, dass manche jeden Ameisenpups auf Facebook veröffentlichen („Bin eben aufgestanden...") oder wegen jedem Müll sofort eine SMS reinhacken müssen. „Innerlicht verkeimt" macht Mut, dass nicht jeder ein Überflieger sein muss und halt nicht jeder das Zeug zu allem hat. „Lebensmüde" handelt davon, dass man einfach mal loslassen und leben sollte. Wegen nur ein Leben haben und so.... Man sieht, die MONSTERS machen sich auch Gedanken.
Da alle Songs live, unter Anwesenheit von echtem Publikum (keine bezahlten Leute, Kumpels oder Verwandten!), eingespielt werden, kommt eine tolle intensive Stimmung rüber. Dass dann mal eine Note daneben ist oder eine Tonart nicht gleich gefunden wird, interessiert dann auch keinen mehr, wenn die Atmosphäre gut ist. MONSTERS OF LIEDERMACHING genießen die Nähe zum Publikum, die unmittelbaren Reaktionen auf ihre Songs und musizieren für die Stimmung, die durch diese Kombination entsteht. Leider haben es „nur" zwei Ansagen auf „Schnaps & Kekse" geschafft. Aber viel besser ist sowieso selbst dabei sein, einfach mal die Tourdaten checken! Mundorgel extrem für alle!
Jeder einzelne Song bleibt mir sofort im Ohr hängen und seit Tagen penetriere ich meine Umwelt, indem ich ständig MONSTERS OF LIEDERMACHING Liedfetzen vor mich hinpfeife und sinnlos in diverse Alltagsituationen einbringe. Hätte man ruhig mal auf die Platte schreiben können, dass die Songs einen gnadenlos befallen wie ein Virus, unbeschwert Laterne laufen geht jetzt auch nicht mehr...