Von kybernetischen Städten zum technologischen Jesus
Zu „Lazarus Dilemma“ haben sich SAUTRUS einiges einfallen lassen. Der christlich-mystische Hintergrund wird folgendermaßen erklärt:
Nachdem er seine Kinder verloren hat und von seiner Frau verlassen wurde, verfällt Lazarus in tiefe Depressionen und beschließt, sich das Leben zu nehmen. Jesus erweckt ihn jedoch wieder zum Leben und schenkt ihm Unsterblichkeit. Nun reist Lazarus durch Zeit und Raum, um sich an Jesus zu rächen. Er durchquert kybernetische Städte, das Mississippi-Tal, geheimnisvolle Höhlen und andere Orte und trifft schließlich auf die modernen Legionen des technologischen Jesus.
Dass bei so einem wilden Konzept ein nicht weniger wildes Album zustande kommt, kann man sich nun eigentlich denken.
Eine christlich-mystische Wundertüte
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was ich so wirklich von dieser Platte erwartet habe. Ein Sammelsurium aus Fanfaren („Intro“), fast schon durchschnittlichem aber verdächtig glücklich klingendem Classic Rock („Revival“), kitschigen Glitzer-Soundeffekten („Strange Traveler (Intro)“) und irgendwie doch einer guten Portion Heavy Stoner („Cave Of Knowledge“), die von einer sehr kopflastigen (Grüße and OZZY) Stimme begleitet wird, wäre zumindest nicht das Erste gewesen, was mir in den Sinn gekommen wäre.
SAUTRUS brechen andauernd mit deinen Erwartungen. Und das nicht nur innerhalb des Albums zwischen den Liedern, sondern eigentlich jede Minute – und das nicht immer auf eine gute Art und Weise. Dass die Musiker enormen Einfallsreichtum besitzen, technisch durchaus begabt sind und auch Songwriting an sich auch beherrschen, hilft nicht unbedingt, wenn die Ambitionen zu hoch angesetzt sind. SAUTRUS wollen einfach zu viel. Oder besser gesagt: Zu viel auf einmal.
In der Ruhe liegt die Kraft
Innerhalb eines Tracks springen sie von Stil zu Stil und ändern viel zu häufig den Kurs. Hat man sich beispielsweise auf eine mystische, sakrale Atmosphäre eingelassen, kommt direkt im Anschluss galoppierender Heavy Metal. Emotional und gedanklich lassen sie so Hörer:innen links liegen. Nichtsdestotrotz könnte ich mir vorstellen, dass, wenn man diese unterschiedlichen Elemente gekonnter und taktvoller kombiniert und verschiedene Phrasen besser und langsamer hätte gedeihen lassen, ein ziemlich spannendes Album dabei hätte herauskommen können.
Puh, also empfehlen kann ich die Scheibe nicht, aber sie ist trotzdem irgendwie ganz interessant anzuhören, da man schon ein bisschen gespannt ist, was sie sich als nächstes haben einfallen lassen. SAUTRUS wirken sehr sympathisch und leidenschaftlich und sind begabte Musiker, die jedoch ihre Ambitionen runterschrauben sollten, dann werden die Songs auch besser – versprochen.
Tracklist
1. Revival 05:20
2. Cave Of Knowledge 04:57
3. Strange Traveler Intro 02:32
4. Strange Traveler 03:57
5. Cyber City 04:42
6. Keep On Pushing 07:42
7. Hoodoo 04:01
8. Lament 01:05
9. Final Clash 06:08
10. Anx 02:20