Geschrieben von Mittwoch, 18 Januar 2017 14:12

Pascow - Interview zur DVD "Lost Heimweh", zur Tour und zum Punk sein im Alter

Die vier Jungs von PASCOW Die vier Jungs von PASCOW Foto: Kay Özdemir / kayoezdemir.de

Noch wenige Tage, dann begibt sich die Punk-Band PASCOW wieder auf Konzertreise. Eine Reise der besonderen Art, denn unter dem Motto "Dosenbier & Popcorn Noir" werden nicht nur laute und schwitzige Konzerte gespielt, sondern davor gibt es jeweils die Vorführung des Filmes "Lost Heimweh", der im Rahmen einer prall gefüllten Box am 27.01.2017 veröffentlicht wird. Wir schnappten uns Sänger und Gitarrist Alex und sprachen mit ihm am Telefon ausführlich über die DVD "Lost Heimweh", die anstehende Tour und Punk sein im Alter.

Geprobt habt ihr sicher schon ausgiebig, in ein paar Tagen geht es los mit der Tour. Die anderen können nicht dabei sein, da sie noch mit Tourvorbereitungen beschäftigt sind – was genau steht denn noch an?

Unser Schlagzeuger Ollo – derjenige, der neben mir so am meisten regelt – hat einen Beamer und eine Leinwand besorgt. In Köln und Berlin werden wir mit einem eigenen HD-Beamer, eigener Leinwand und einer eigenen Soundanlage den Film zeigen. Dort werden die Vorstellungen ja direkt im Club sein und damit wir dort eine gute, gleichbleibende Qualität haben, hat er sich das vorher angeschaut und getestet. Dann hat er noch die Hardtickets gezählt und zugeordnet und zum guten Schluss heißt die Tour ja ... das ist jetzt schon fast etwas geheim ... "Dosenbier & Popcorn Noir" und deshalb wird es auch tatsächlich Dosenbier und Popcorn geben, um die wir uns auch gekümmert haben. Also wir haben eine Popcorn-Maschine dabei und Dosenbier. Das Dosenbier hat Ollo besorgt, weil das ist dann Luxemburger Dosenbier. (lacht)

Sehr gut. Ich habe mich sowieso gefragt, wie ihr das hingekriegt habt, immer eine Kino-Konzertort-Kombination zu finden. Aber das hast du ja gerade beantwortet, einfach selbst organisiert. Werdet ihr bei jeder Filmvorstellung dabei sein und selbst im Publikum sitzen?

Geplant ist, dass wir auf jeden Fall den Einlass machen, die Tickets verteilen, das Popcorn und das Dosenbier anbieten. Und dass einer von uns vor dem Film noch kurz was sagt, sozusagen ein "Herzlich Willkommen" ausspricht. Bei ein paar Terminen werden wir aber leider nicht dabei sein können, weil wir schon zum Soundcheck müssen.

Das ist ja weitaus mehr, als man erwarten kann, wenn eine Band ankündigt, dass sie einen Film über ihr Schaffen macht. Ein erstes Zitat von dir zum Film war: "'Lost Heimweh' ist kein Projekt. 'Lost Heimweh' ist ein bekacktes Monster, das uns fast gefressen hätte." Was genau hast du damit gemeint – den Film oder alles, was hintendran hing?

Eigentlich war es eine Schnapsidee, so nach dem Motto "Lass uns doch mal eine Tour durch kleine Clubs machen, so autonome Clubs und Läden mit einer Geschichte". Um praktisch im Rahmen dieser Tour die Szene etwas zu dokumentieren. Das war so die Ursprungsidee, die Filmer Kay und Andy hatten dann auch Lust darauf. Da kam eins zum anderen und dann wurde das immer größer, die Bandgeschichte sollte noch mit rein. Dann kam die Frage, wie wir das veröffentlichen wollen. Es war von Anfang an klar, dass eine Plastik-DVD nix für uns ist. Erstens interessiert das keinen und zweitens ist das total lieblos. Dann kam die Idee mit dem Fotobuch, dann kam die Idee mit dem Soundtrack, für den wir befreundete Bands angefragt haben. Als wir dann absehen konnten, dass es was Besonderes wird, kam auch noch die Idee, es mit einer Tour zu verbinden.

Es wurde wirklich immer größer. Es gab dann für alle Beteiligten mehr als einmal einen Punkt, an dem wir uns gefragt haben, ob wir das überhaupt wollen und uns den Stress wirklich machen, oder ob wir es einfach sein lassen. Vor zwei Monaten war dann ein Punkt, an dem wir echt dachten, dass wir es besser lassen, weil sich das nicht lohnt. Gar nicht finanziell, sondern wir ruinieren uns selbst mit den Details. (lacht) Dann war aber immer jemand, der sagte, besser durchziehen und weitermachen und irgendwann sind wir froh, dass wir es gemacht haben. Jetzt fällt viel Last von allen Schultern und wir können uns auf Tour und Veröffentlichung freuen. Jetzt sind wir froh, dass wir es gemacht haben.

Du hast eben gesagt "Szene dokumentieren", das ist ein gutes Stichwort. Wer denkt, das ist einfach ein Film, bei dem die Band PASCOW ein bisschen gezeigt wird, wird überrascht sein: Da ist echte Bandgeschichte dabei, Szenedokumentation und Tourbegleitung. Allein die vielen O-Töne, die ihr eingefangen habt – das waren so viele Leute, die ja nicht alle an einem Ort waren und auch nicht in 10 Minuten abgedreht wurden. Man merkt die Mühe, die ihr reingesteckt habt. Man muss mal zusammenfassen: Der Film, die LP, den Pin, das Fotobuch, die Möglichkeit, mit dem Ticket Noir ein privates Konzert von euch zu gewinnen ...

... und noch ein Downloadcode bzw. Streamingmöglichkeit.

Das bestätigt, was du eben meintest, dass da immer noch was obendrauf kam.

Genau. Es kam immer jemand mit einer Idee, wie man das noch besser und schöner machen könnte und es gab eben auch kein Nein zu hören. Es war nicht abzusehen, wie viel Arbeit das am Ende ist. Jeder von uns macht das ja schon lange, aber nicht so in Summe und so geballt, dass alles zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig werden muss. Wir, also bei Kidnap Music im Laden, sind schon seit zwei Wochen dabei die Box zu packen. Es dauert etwa acht Minuten, um eine Box komplett fertig zu bauen.

Das ist das Schöne an solchen Projekten: Vorher weiß niemand, wie viel Arbeit drinsteckt und danach interessiert es auch niemanden mehr, so lange die Leute sich freuen. Deshalb ist es gut, wenn ihr den Einlass beim Kino macht und dann Kontakt zum Einzelnen haben könnt. Und natürlich noch das Ticket, das man gewinnen kann. Was genau droht ihr an, wenn man dieses Ticket in seiner Box findet?

Wir haben es in eine Box gepackt und wissen auch nicht, in welche. Derjenige, der das Ticket bekommt, dem spendieren wir ein Privatkonzert, Wohnzimmerkonzert oder Gartenkonzert, wie auch immer die es dann haben wollen. Dann kommen wir und bringen alles mit, was man braucht, um ein Konzert zu machen und ansonsten liegt das dann in der Hand des Gewinners, was er daraus macht. (lacht)

So ähnlich wie damals bei "Von Omas Teich in euren Garten" ...

Ja, das war damals so, dass wir kein Konzert hatten für den Rückweg von einer Tour und dann auf die Idee kamen, ob eventuell jemand Bock hat, uns einzuladen für eine Gartenparty. Das war ungelogen eines der besten Konzerte, die wir emotional je hatten. 20 oder 30 Leute waren da und es war wirklich ein super Konzert, wir waren aufgeregt wie nie. Es war toll.

Habt ihr noch Kontakt zu den Leuten von damals?

Ja, immer noch. Der hat auch jetzt noch mal mitgemacht.

Tolle Sache. Wie genau kam es zur Liederverteilung beim Soundtrack zum Film?

Das haben die sich schon selbst ausgesucht. Es gab nur einen Song, den zwei covern wollten, das wäre dann doof gewesen. Da haben wir auch keinen weiteren Einfluss darauf genommen, die haben das dann ganz selbstständig aufgenommen.

Und wer hat die Menschen zusammengestellt, die im Film über euch gesprochen haben?

Es war schon so, dass wir bewusst Leute ausgesucht haben, von denen wir erwartet haben, dass sie nicht ausschließlich Positives über uns sagen. Es war von Anfang an klar, dass das kein PASCOW-Promofilm werden sollte, da hatten wir keinen Bock drauf. Das gibt es schon zu oft. MUFF POTTER konnten uns zum Beispiel nie ausstehen, wir haben mal zwei, drei Konzerte mit denen spielt und die hatten nie Bock auf uns. Deshalb haben wir Nagel gefragt. Aber das ist alles schon ein paar Jahre her und so richtig konnte oder wollte er sich nicht mehr erinnern und hat dann doch nicht wirklich was Negatives gesagt.

Mit Bieber, unserem ehemaligen Bassisten, hatten wir nie einen offenen Streit. Aber es gab schon einige Sachen, vor allem in der Zeit seines Ausstiegs, bei denen wir schon dachten, dass er uns die jetzt wieder reindrückt. Hat er aber auch nicht gemacht. Wir waren da selbst baff, als wir zum ersten Mal die Interviews gesehen haben. Wir waren ja nicht dabei, die Filmer wollten von uns immer nur Vorabinformationen. Welche Verhältnisse wir zu den Personen haben, woher wir die kennen uns sowas. Es war berührend zu hören, was die Leute gesagt haben. Vorallem bei denen, mit denen wir eben keinen ständigen Kontakt haben.

pascow band 2017 / Foto: Kay Özdemir / kayoezdemir.de

Ja, es war keine Lobhudelei. Measy hat einige Sache offen gesagt und nicht alles schön geredet, auch Fö vom Bierschinken hat die Dinge beim Namen genannt.
Am Anfang sieht man dich durch Gimbweiler fahren. Hast du dir, während die Szenen gedreht wurden oder danach, mal intensive Gedanken darüber gemacht, welchen Einfluss dieses Dorf doch auf PASCOW hatte? Alle haben hervorgehoben, dass ihr so normal und unaffektiert seid – siehst du da Zusammenhänge mit der Herkunft?

Klar, wir haben uns viel mit unserer Herkunft auseinandergesetzt. Zu Anfang eher aus Spaß. Es gibt ja immer wieder Bands, die mit ihrer Herkunft kokettieren und wir haben uns immer gedacht, wenn man aus Gimbweiler kommt, kann man damit keinen Blumentopf gewinnen und du machst dich eher lächerlich. Also lass uns das nach außen kehren! Wir haben dann auch festgestellt, dass das für viele Leute ein Thema ist. Wir hatten keine Wahl früher, wir kamen von da und das ist halt so.

Ganz viele Leute deuten da ganz viel rein. Nach Gimbweiler kommen eben nicht gleich zehn Leute aus der Szene, die dich in eine Ecke drängen – und das merkt man der Band auch heute noch an. Dass wir ein Stück Autonomie innerhalb der Szene bewahrt haben und nicht so schnell darauf anspringen, wenn jemand sagt, das muss man jetzt aber so oder so machen. Das gibt es andere, die da sofort darauf einsteigen, wenn etwas nicht szenekonform ist. In uns ist das nicht so drin. Wir hatten schon immer die Haltung, erstmal abwarten und nichts blind übernehmen, egal aus welcher Richtung es kommt.

Den Begriff "Gimbweiler Schule" gibt es eben nicht, "Hamburger Schule" aber schon. So wie jetzt jede zweite Band wie TURBOSTAAT klingt, angeblich ...
Im Film wird klar, dass auch in einer Ödnis wie Gimbweiler etwas entstehen kann. Erschreckend war allerdings, dass gleich nach wenigen Minuten und auch immer wieder mal das Wort "Aufhören" im Raum stand. Du hast geäußert, dass ihr nicht nur eine Platte der Platte wegen machen wollte. Ihr wollt immer eine Stufe weiter gehen. Überlegt ihr gerade, aufzuhören?

Das dokumentiert der Film absolut und es hat sich schnell als zusätzliches Thema herausgestellt. "Diene der Party" kam gut an, wir waren total zufrieden mit der Platte, es war alles gut. Aber danach hatten wir so innerhalb der Band eine Zeit, in der wir überlegt haben, ob wir nochmal das Gleiche machen wollen und uns hat der Kick gefehlt. Ewig mit alten Songs touren? Da gibt es absolute Einigkeit in der Band, dass wir das auf jeden Fall nicht machen wollten. Neue Songs wollten wir damals nicht. Also haben wir das Filmprojekt eingeschoben, da es ja interessant sein kann, uns genau während dieses Prozesses zu begleiten.

Am Ende dieser Geschichte war dann zum ersten Mal innerhalb der Band klar, dass wir uns nicht auflösen, sondern nochmal in irgendeiner Form was Neues machen. Die Entscheidung wurde während der Tour zu diesem Film getroffen, am Anfang der Tour stand schon im Raum, möglicherweise aufzuhören. Wir haben jetzt aber schon ein paar neue Songs, mit denen wir sehr zufrieden sind. Es ging jetzt auch alles sehr sehr gut und hat keinen Extra-Anlauf gebraucht. Details wissen wir nicht, aber auf jeden Fall geht es erstmal weiter.

Schön zu hören. Es gibt zwar immer einen Unterschied zwischen dem, was die Band und die Fans wollen, aber letztendlich zählt, dass die Band damit glücklich ist.
Gibt es denn Bands, die ihr euch in Bezug auf "keine neue Platte nur der Platte wegen" zum Vorbild nehmt?

Gute Frage. Es gibt ganz wenige Bands, auf die wir uns innerhalb der Band einigen können. RAMONES waren immer eine. Super Band, super Songs und gutes Konzept. Aber gerade was das Weitermachen angeht, ist das eine Band, bei der wir uns immer dachten, das ist jetzt keine Option für uns. Die haben jede Platte ähnlich gemacht, schon ein bisschen anders, aber sie blieben immer die gleiche Band. Das war bei uns nie der Fall, jede Platte klingt anders und hat eine kleine Entwicklung. Einen Überraschungsmoment sollte jede Platte, für uns, haben.
AGAINST ME! ist auch eine Band, die wir verfolgen und die uns sehr beeinflusst hat, besonders mit den letzten beiden Platten. Jede Scheibe klingt etwas anders und das ist eher so, wie wir uns das vorstellen. Ich würde nicht sagen, dass jede Platte von AGAINST ME! qualitativ besser ist, als die davor. Aber jede hat ihre eigene Aussage und ihren eigenen Stil, das finden wir schon gut.

In "Lost Heimweh" gibt es eine Szene im Van, in der dein Bruder Ollo und du über eine Begegnung mit Farin Urlaub sprechen. Immer wenn DIE ÄRZTE Platten veröffentlichen, kommt ja wieder die Frage auf "Ist das noch Punk Rock oder was ist überhaupt Punk Rock?", und es gab die Situation im Film, in der irgendwas mit euer Hotelbuchung schief lief, sodass ihr nach dem Konzert an der Bar warten musstet. Man konnte sich gut in euch hineinversetzen, wie Ollo da stand mit seinem DÜSENJÄGER Honk-Armee-Shirt und ihr euch alle maximal unwohl gefühlt habt. Ich dachte mir, dass das auch irgendwie Punk Rock ist; wenn man sich als Erwachsener Mensch in solchen Situationen doof und deplatziert fühlt. Siehst du das auch so?

Ja, absolut. Das war im Rahmen der Tour, die nur durch AZs ging, wir haben da nur in den AZs selbst oder beim Veranstalter gepennt. Und dann am Schluss nach diesem "Angst macht keinen Lärm"-Festival, sind wir in diesem Vier-Sterne-Hotel gelandet, wo alles schief ging. Es war nicht klar, wer liegt bei wem? Wer gehört zu welcher Band? Wer muss wann raus? Es war das totale Chaos. (lacht) Und bei allen anderen vorher war das zumindest immer klar. Das war dann schon verdrehte Welt. Jeder würde erwarten, dass im Vier-Sterne-Hotel alles safe ist und dann war es genau umgekehrt. Wir standen da zwei, drei Stunden in der Bar und haben auf die Zimmer gewartet.

... und hattet das Bedürfnis, wieder im AZ zu sein?

Ja! (lacht)

pascow lost heimweh promopic

"Angst macht keinen Lärm" ist ein jährlich stattfindendes Festival, bei dem ihr immer gesetzt seid, richtig?

Ja, das ist von Ollo und Humberto, dem Booker von TURBOSTAAT und uns. Bis zur ersten Ausgaben hatten wir mit TURBOSTAAT zehn Jahre lang nicht zusammen gespielt, es hat sich nie ergeben. Die erste Ausgabe war in Trier, und das war so stimmig, dass es seitdem eine Reihe ist. TURBOSTAAT und PASCOW sind gesetzt und wir beide bestimmen dann auch die anderen Bands, dann wird abgestimmt und dann werden die Bands eingeladen. Ist auch immer richtig gute Stimmung, sehr familiär.

Erst habe ich mich gewundert, dass TURBOSTAAT in "Lost Heimweh" nicht vorkommen. Die sind aber wahrscheinlich nicht so nah an euch dran und spielen schon einen anderen Stil.

Genau – es war schon so gedacht, dass die Bands ganz nah an uns dran sein müssen und das wäre bei TUROBSTAAT einfach nicht der Fall gewesen. Es gab schon Ideen von vermeintlich großen Bands, die man da anruft, wir waren ja auch schon bei den BEATSTEAKS dabei. Aber das wollten wir dann nicht, was sollen zum Beispiel die BEATSTEAKS über uns sagen? Die haben uns zwei oder drei Mal gesehen, das wäre dann wieder ein Promofilm gewesen. Nur Leute, die uns wirklich kennen, konnten was mit Mehrwert über uns sagen.

Und selbst da waren Sachen dabei, die euch dennoch überrascht haben?

Ja ja, was Jörkk von LOVE A gesagt hat, hat mich teilweise überrascht und auch Bieber, wie gesagt. Dass er so an der Band hing und heute noch damit zu kämpfen hat, das hätte nie jemand gedacht. Auch bei Ingo von den DONOTOS, der spart zwar eh nie mit Komplimenten, aber dass er sich so intensiv mit der Band auseinandergesetzt hat, war auch überraschend.

Gerade Ingo und Jörkk haben euch ja etwas enttarnt, also bestätigt, was man anhand der liebevollen Details in den letzten beiden Boxen ahnen konnte. Ich seid schon gut vorbereitet, locker nehmt ihr das nicht und investiert viel Zeit, um es nach euren Vorstellungen perfekt zu machen.

Ja, wir nehmen das schon sehr ernst. Bei der Musik ist nicht mal so viel geplant, klar es gibt eine Setlist und es gibt auch Songs, die wir am Stück spielen und uns das vorher überlegen. Es liegt eben daran – und das ist auch kein Tiefstapeln –, dass wir abgesehen von Swen da reingerutscht sind. Wir machen das schon viele Jahre und das klappt auch ganz gut. Aber es ist nicht so, dass wir improvisieren können. Und wenn wir dann wissen, da kommt ein Gast auf die Bühne, dann wären wir nicht so gut, dass wir das spontan bringen könnten. Bevor wir also total verkacken, überlegen wir uns, wie wir das machen. Also, das war nicht so der Professionalitätsgedanke. (lacht) Bei Veröffentlichungen und Songs machen allerdings schon.

Also eher nach dem Motto, dass ihr eure Stolperfallen kennt und dann eben schaut, dass ihr da gut durchkommt. Das ist ja auch eine gewisse Art von Professionalität.
Auch Flo hat in "Lost Heimweh" offen zugegeben, dass es zu Anfang für ihn auf der Kippe stand, dass er eventuell auch nicht gut genug Bass spielt. Swen hat das auch nicht entkräftet, sondern eher bestätigt. Seit "Alles muss kaputt sein" spielt ihr in der Zusammenstellung. Wenn es jetzt dazu gekommen wäre, dass einer von euch am Ende der letzten Tour für sich die Entscheidung des Aufhörens getroffen hätte ... wäre das möglich oder seid ihr schon zu eng?

Nein, das wäre nicht möglich gewesen. Bei den anderen beiden Bassern ging es, aber seit Flo jetzt dabei ist, geht das nicht mehr. Flo ist ja jetzt auch richtig dabei, nicht nur ein weiterer Basser, sondern eben mehr in der Band. Es war klar und ist auch für die Zukunft klar, dass es keine Ersatzmusiker geben wird. Es war jedem klar: Wenn einer sagt, er steigt aus, dann war es das mit der Band.

Sicherlich ein gutes Zeichen für die Band. Es würde ja nicht heißen, dass ihr komplett mit Musik machen aufhört, sondern eben nur mit dieser Band. Im Film fiel, auf die Band bezogen, der Satz: "Wie lange willst du das machen?" Eine Frage, die man sich meiner Meinung nach doch immer stellt – also nicht nur, wenn man in einer Band spielt, sondern auch so als Einzelperson, Hörer und Konzertbesucher: "Wie lange willst du das machen, Punk Rock hören und auf Konzerte gehen ... ?". Stellst du dir die Frage auch manchmal noch?

Ja, am Anfang habe ich mir die Frage öfter gestellt und jetzt wird es immer weniger. Punk Rock ist eben ein großes, großes Stück meines Lebens und das, was ich mag. Und so lange ich mich da nicht verbiegen oder Berufsjugendlicher spielen muss, um Teil dieser Szene zu sein, ist das für mich ok. Ich muss mich jetzt nicht wie ein 16-jähriger – ohne die abwerten zu wollen – Stadtpark-Punk aufführen, um Teil der Szene zu sein. Der hat genauso seine Berechtigung wie ich, der das schon 25 Jahre lang macht. Aber es sind eben zwei verschiedene Ansätze innerhalb der Szene. Und so lange das passt, ohne dass es sich irgendwie beißt, komme ich damit sehr gut klar.

Und wahrscheinlich könntest du gar nicht mehr anders, oder?

Ich müsste es nicht unbedingt. Und vor allem brauche ich auch gar nicht immer den Rummel um die Band oder um eine meine Person, das brauche ich wirklich gar nicht. Das ist mir teilweise fast unangenehm. Das bräuchte ich nicht. Wenn die Band aufhören würde, würde ich irgendwie Teil der Szene bleiben. Mit der Plattenfirma, oder anderen jungen Bands helfen, das machen wir ja auch schon mit Kidnap Music. Es gäbe sicher Möglichkeiten, aktiv zu sein, ohne Musiker zu sein oder etwas zu veröffentlichen.

Auf was freust du dich jetzt am meisten in den kommenden Tagen?

Am Anfang wird es dauern, bis sich alles eingespielt hat mit den ersten Konzerten. Aber dann freue ich mich einfach, dass die Veröffentlichung jetzt endlich fertig ist und jetzt nach eineinhalb Jahren Projekt das Ganze geschafft ist, wir die Tour spielen und endlich alles genießen können, ohne noch To-Dos im Hinterkopf zu haben. Darauf freue ich mich am meisten, alle Beteiligten in entspannter Situation zu sehen.

 

 

Wir bedanken uns bei Alex dafür, dass er uns seine momentan äußerst kostbare Zeit geopfert hat und empfehlen euch wärmstens, die Tour "Dosenbier & Popcorn Noir" von PASCOW zu besuchen. Die Review zur DVD "Lost Heimweh" findet ihr hier bei uns. 

"Dosenbier & Popcorn Noir" Tourdaten

19.01. Köln – Gebäude 9 + Blut Hirn Schranke (ausverkauft)
20.01. Berlin – SO36 + Disco//Oslo (ausverkauft)
21.01. Leipzig – Conne Island + Disco//Oslo
26.01. Bochum – Bahnhof Langendreer Kulturzentrum + Sniffing Glue
27.01. Hamburg – Uebel und Gefährlich + Duesenjaeger
28.01. Wiesbaden – Schlachthof Wiesbaden + Duesenjaeger