Geschrieben von Montag, 15 April 2019 11:50

Kissin' Dynamite im Interview über "Ecstasy", Musikstreaming und die kommende Stadiontour

Traditionen möchten gepflegt werden und so haben wir uns mit Bassist Steffen vor der Show in der Hamburger Markthalle zusammengesetzt, um im mittlerweile fünften Interview ein wenig über KISSIN' DYNAMITE, Musikstreaming und die geplante Stadiontournee zu sprechen.

Fangen wir mit der leichtesten Frage an: Wie geht’s?

Alles gut so weit. Die Tour läuft megageil, auch wenn alle an der Belastungsgrenze arbeiten, aber das Ergebnis belohnt uns für den Stress.

Ihr seid anscheinend mit reichlich Rückenwind aus der POWERWOLF-Tour herausgegangen.

Die POWERWOLF-Tour hat auf jeden Fall viel gebracht, doch andere Faktoren haben ebenfalls geholfen: Das Album kam super an und die Promo dazu lief ebenfalls super – nun ernten wir die Früchte mit unserer Headliner Tour.

Wo du das Album gerade ansprichst, wie gefällt dir "Ecstasy"?

Der Mix ist ziemlich geil, es ist für alle etwas dabei, ohne dass die Songs zu sehr auseinander gehen. Wie wir es z.B in der Vergangenheit bei "Megalomania" mit den Ausbrüchen hatten. Es ist alles aus einem Guss, doch ebenfalls differenziert. Ich selbst bin ein Balladen-Fan und habe am liebsten „Still Around“ drin. Ich bin aber auch ein heimlicher Freund von „Superhuman“, den wir leider nicht live spielen werden, da habe ich mich nicht durchsetzen können.

Und was hörst du sonst so?

Privat tatsächlich öfter KISSIN' DYNAMITE, auch wenn man der Meinung sein kann, dass es einem zum Hals raushängt. Läuft schließlich auch ständig auf der Tour und vorher bereits in der Promo Phase.

Wie sieht für euch als junge, aufstrebende Band das Verhältnis vom Streaming zur CD aus?

CD Verkäufe bringen weiterhin das Geld, wir haben da auch sehr treue Fans, unsere physische Anzahl ist verhältnismäßig sehr hoch. Die Streaminganbieter haben sicherlich ihre Berechtigung, die sind da und damit muss man auch umgehen – mal schauen, was die Zukunft bringt und ob es in ein paar Jahren noch CDs gibt.

Gerade im Rock und Metalbereich gibt es glücklicherweise noch viele Fans physischer Datenträger. Das sieht man auch gut daran, dass häufig Rock und Metal Alben in den Charts landen, wohingegen es bei den Singles weiterhin schwierig ist. Da CD Verkäufe höher bewertet werden.

In der Woche, in der wir gestartet sind, war tatsächlich viel HipHop dabei, die verkaufen physisch ja fast gar nichts und Streams fließen zu einem viel geringeren Anteil in die Bewertung hinein, als physische Verkäufe.

Nutzt ihr die Auswertungsmöglichkeiten bei den Streaminganbietern für euch, zur Tourplanung oder beim Zusammenstellen eurer Setlist?

Das können wir, aber Spotify ist für uns da noch Neuland. Unsere Streams sind auch noch überschaubar. Beim Touren legen wir die Priorität darauf, was in der Vergangenheit gut funktioniert hat.

Wie verteilt ihr denn eure Einnahmen an der Musik untereinander?

Wir verteilen danach, wie stark jemand am Song mitgewirkt hat, aber ebenfalls sozial in der Band – so erhält jeder für jeden Song etwas.

Glückwunsch zum zügigen Ausverkauf der Markthalle übrigens, ihr wart ja schonmal hier mit DRAGONFORCE im Jahr 2012 – es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen.

Das war ein spannender Tag für uns, wir hatten eine Zwangspause von fünf Tagen, da DRAGONFORCE für eine Show nach Japan geflogen sind. Wir sind dann durch die Nacht direkt von hier nach Hause gefahren und waren völlig fertig. Jetzt sind wir nach längerer Zeit wieder zurück und haben als Headliner vier Monate im Vorfeld das Venue ausverkauft!

Das zeigt sich auch in eurer Produktion, die stetig wächst ... Aber die Flammenwerfer bleiben heute aus, oder?

Ja, ursprünglich waren diese erlaubt, aber hier sind Übergangsrauchmelder drin, die auf Hitze reagieren und sich nicht abstellen lassen.

Ihr habt nun erstmalig Meet'n'Greet-Packages angeboten, wie wird das angenommen, macht ihr euch nun rar?

So kann man das nicht sagen, wir kommen weiterhin nach den Shows raus – zumindest, wo es möglich ist. Teilweise gehen wir von der Bühne, duschen kurz, rauchen eine und der Club ist bereits leer, weil die Leute zügig rausgeschmissen werden. Mittags ist das natürlich viel entspannter mit maximal 30 Leuten, meistens sind’s zehn bis 15. Wir können in Ruhe miteinander reden, alles unterschreiben, was unterschrieben werden soll und Fotos machen. Das macht für die Leute dann auch mehr Sinn. Klar, es kostet Geld, aber alle, die da sind, sind super happy und es ist ihnen das auch wert.

Wie habt ihr den Preis für euch da festgesetzt?

Den haben wir kalkuliert, es fallen Kosten für die Ticketplattform und für das Goodie Bag an und ein wenig soll am Ende noch übrig bleiben. Wobei sich dann auch Jomi, unser Tourmanager, um die Organisation kümmert, Saskia am Merch steht und das Venue früher zugänglich ist.

Wer ist denn der nächste junge Stern im Genre, der mal wieder ein Stadion füllt?

KISSIN' DYNAMITE natürlich, wir schreiben uns schließlich „bring back stadium rock“ auf die Fahne. Ansonsten siehts gar nicht so schlecht aus – GHOST sind grad groß im Kommen, PARKWAY DRIVE und POWERWOLF geben ordentlich Gas. Obs fürs Stadion reicht, werden wir natürlich sehen.

Die sind aber auch schon alle etwas länger dabei und nun nach etwa zehn Jahren geht’s so langsam los.

Bei uns ja auch, mittlerweile sind wir seit elf Jahren aktiv dabei. Das muss man als Musiker überleben, ein schneller Aufstieg kommt auch mit einem schnellen Fall. Wenn man das ganze langsam aufbaut und seine Fans mitnimmt, diese gut behandelt, wird dies mit einem langsamen aber konstanten Wachstum belohnt. Die zehn Jahre sind auch eine magische Grenze – VOLBEAT haben ebenfalls zehn Jahre gebraucht, POWERWOLF dürften mittlerweile bei 15 Jahren angelangt sein. Das ist sehr schwierig für kleine Bands, so lange am Ball zu bleiben und sich immer wieder zusammenzureißen. Das ist ein ständiger Prozess, da muss man sich immer wieder mit arrangieren.

Wie arrangiert ihr euch zurzeit eigentlich – Jim und Hannes sind nach Flensburg gewandert und der Rest wohnt weiter im Süden, gibt‘s da eine Videokonferenz zur Probe?

Zum Proben treffen wir uns natürlich, aber dann kompakter. Dieses Mal drei und vier Wochen vor der Tour, sowie zu einer großen Generalprobe mit Technik und Bühne. Einmal in der Woche funktioniert natürlich nicht.

Wie entsteht dann ein Album auf die Entfernung?

Die Songs schreibt hauptsächlich Hannes und mittels Dropbox sind die Ideen schnell verschickt. Anschließend wird sich per Email oder Telefon ausgetauscht, wer noch was ergänzen oder ändern möchte.

Zur Aufnahme wart ihr dann alle in Flensburg?

Das passierte dann nach und nach, dieses klassische "Wir schließen uns jetzt im Studio ein und kommen erst mit einem Album raus", das gab es bei uns noch nie.

Was bringt die Zukunft?

Diese Tour läuft noch bis zum 20. April, im Sommer spielen wir wieder einige Festivals, einige werden noch bestätigt und im Herbst stehen einige Shows im Ausland und in Deutschland an.

Da konzentriert ihr euch aber auf Europa oder geht’s auch mal wieder nach Japan?

Bock hätten wir schon, aber das ist unfassbar schwer.

Da fehlt dann nicht mehr viel bis zur Vollbeschäftigung bei KISSIN' DYNAMITE?

Ja, Hannes und Jim sind zumindest nun komplett in der Musik tätig und wir anderen haben Nebenjobs und nehmen unseren Jahresurlaub für die Tourneen.

Danke Steffen, dann bis später.