Geschrieben von Samstag, 14 April 2012 18:56

Accept & Hell - Kempten / BigBox

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10.04.12 - Es hieß "Balls To The Wall, Man"... Bereits eine Stunde vor Einlass hatten sich viele ACCEPT Fans vor der BigBox versammelt. Die seit 2003 bestehende, sehr moderne Konzerthalle bietet ein bunt gemischtes Programm von Volksmusik über Techno bis Metal an. In der Halle selbst angekommen, fiel sofort die etwa die Hälfte der Fläche des Zuschauerraums einnehmende Tribüne mit Sitzplätzen auf. Diese sollte später beim Konzert ein wenig fehl am Platze wirken.


Während wir auf das Interview mit Peter Baltes warteten, konnten wir den pünktlichen Beginn der Vorband HELL beobachten und später noch etwa vier Songs ihres Sets. Die 1982 gegründete, britische Heavy Metal Band feierte 2011 – nach dem Einstieg des erfolgreichen derzeitigen Produzenten von ACCEPT und Gitarristen Andy Sneap – mit ihrem Debütalbum ,,Human Remains" ihr Comeback. In den 80er Jahren veröffentlichte die Band lediglich Demos und EPs, bevor der damalige Gitarrist und Sänger Suizid beging, worauf sich die Band aufgelöst hatte.

Mit einem sehr aufwändigen Bühnenbild, das aus einem Banner und bunten Stoffvorhängen bestand, die im Stil von Kirchenfenstern mit teuflischen Motiven bedruckt waren, boten die Engländer in der leider noch nicht sehr gut gefüllten Halle eine musicalartige, fulminante Show. Besonders der sehr agile Sänger, David Bower, dessen Gesang eher gewöhnungsbedürftig ist, flitzte, mit seiner Dornenkrone auf dem Kopf, nur so über die Bühne und segnete auch mal die erste Reihe.
Der Sound war ausgezeichnet und die Band, mit ihrer etwas speziellen Musik, hatte sichtlich Spaß. Besonders witzig war das Backgroundgemurmel und -gekreische, welches an Filme von Tim Burton erinnerte und die Gitarrenmelodien, die typisch ,,New Wave of British Heavy Metal" waren, unterstrich.

Nach einer kurzen Umbaupause geht es knackig weiter mit dem Hauptact des Abends: ACCEPT! In der leider noch lange nicht ausverkauften Halle tummeln sich nun Metalfans in Kutten und Glam-Outfits, von jung bis alt. Schon beim ersten Song ,,Hellfire" geben die Musiker, die entspannt und gut gelaunt wirken, Vollgas.
Stefan Schwarzmann spielt an einem Plexi-Drumset, welches beim ersten Song enthüllt wird. Und im typischen Stil der 80er spielt die Band vor einer riesigen Gitarrenboxenwand. Im Hintergrund fährt ein riesiger Löwenkopf mit rot leuchtenden Augen nach oben.

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Mit enormer Spielfreude und dem typischen ACCEPT-Posing wird auch der Titelsong ,,Stalingrad" präsentiert. Beim Publikum kommt der Song super an, obwohl es wegen der kurzen Zeitspanne zwischen der Veröffentlichung und dem Konzert noch nicht textsicher ist. Bei ,,Restless And Wild", der ersten ,,Anthem" des Abends, wird die Stimmung zum Kochen gebracht, mit ,,Living For Tonight" und ,,Breaker" wird sofort herrlich nachgelegt. Besonders zu erwähnen ist der während des gesamten Konzerts herrvorragende Basssound. Mit ,,Monsterman" vom Album ,,Russian Roulette" (1985) wird erneut ein Klassiker abgefeiert. Das tolle Zusammenspiel der Band und die kratzige Stimme des neuen Sängers Mark Tornillo, die an Bon Scott von AC/DC erinnert, sollte auch die letzten Stimmen verstummen lassen, die nach dem Comeback noch Zweifel haben. Mit den Worten von Peter Baltes aus dem Interview im Kopf, bringt ,,Shadow Soldiers" ein echtes Gänsehautfeeling mit sich, denn die Ernsthaftigkeit des Songs ist spürbar.

Das Gitarrenintro zu ,,Neon Knights" gefällt mir persönlich gar nicht, und generell ist es bei den ausgedehnten Gitarrensoli von Wolf diskutabel, ob sie nicht etwas zu zahlreich sind. Dafür macht das Basssolo von Peter Baltes umso mehr Spaß. Bei ,,Princess Of The Dawn" geht das Publikum vom ersten Riff an mit und zeigt sich textsicher. Manche Parts lässt Mark es alleine singen. Mit ,,Pandemic" und ,,Bucket Full Of Hate" sind auch Songs vom Comebackalbum ,,Blood Of The Nations" vertreten. Die Reaktionen und Textsicherheit der Fans sind hier so gut, dass man wirklich von einem gelungenen Comeback sprechen kann.
Die klassischen Melodien in den Songs und auch das Intro zum gelungenen Abschlusstitel ,,Fast As A Shark" werden lautstark mitgegröhlt. Die Fans müssen nicht lange nach einer Zugabe rufen, und mit ,,Metal Heart" (bejubeltes Intro und meistgefeierter Song des Abends), ,,Teutonic Terror" und dem genialen ,,Balls To The Wall" bleiben keine Wünsche offen.

Mein Fazit des Abends lautet: Tolles Konzert, trotz leider wenig Nachfrage. Die Interaktion mit dem Publikum fehlte etwas, was auch andere Fans in Gesprächen nach dem Konzert äußerten. Schließlich ist ACCEPT an sich, trotz amerikanischem Sänger, auch eine deutsche Band. Das Versprechen einer guten Show wurde jedoch absolut gehalten.

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Setlist:

- Hellfire
- Stalingrad
- Restless And Wild
- Living For Tonight
- Breaker
- Bucket Full Of Hate
- Monsterman
- Shadow Soldiers
- Guitar Solo (Wolf Hoffmann)
- Neon Nights
- Bulletproof
- Losers And Winners
- Aiming High
- Princess Of The Dawn
- Up To The Limit
- No Shelter
- Pandemic
- Fast As A Shark
- Metal Heart
- Teutonic Terror
- Balls To The Wall