Auch wir haben uns erneut auf den Weg gemacht, um mit den Wikingern und all den anderen Fans aus der ganzen Welt ein viertägiges Rock- und Metalfest zu feiern.
Mittwoch, 03.06.2015
Der Mittwoch ist bekanntlich nur ein halber Tag auf halbem Gelände. Es geht erst um 15:30 los und die beiden großen Bühnen, Rock- und Festivalstage, sind noch nicht im Einsatz. Das Wetter ist leicht bedeckt aber trocken, als die Schweden KEE MAN HAWK auf der 4SoundStage das Festival lostreten.
Mit ihrer neuen CD „Headin For The Sun" im Gepäck, von der auch der Großteil der Songs in ihrer Setlist stammt, wissen Sänger Joe K. Rich, Gitarrist Hawkan, Drummer Martin und Bassist Stewie vom ersten Ton an, die 3.000 bis 4.000 Fans vor der Bühne ordentlich in Wallung zu bringen. Trotz des boeigen Windes kommt ihr Bluesrock noch gut bis in die letzten Reihen an. „Delta DC", „Black Creek Blues" und „Headin' For The Sun" begeistern mich so sehr, dass die CD der Jungens schon mal direkt auf meiner Wunschliste landet.
Dann geht's direkt rüber zur Sweden Stage, auf der die schwedische AC/DC Cover Band HAZY/DIZZY ihr Unwesen treibt. Die Jungens haben es echt drauf. Sänger Martin „Brajan" Edin kommt extrem nah an die Stimme von Brian Johnson heran und hat auch von der Mimik und Gestik viel von seinem Vorbild übernommen. Dass Gitarrist Conny „Angus" Wendel in seiner roten Schuluniform irgendwie lustig aussieht, liegt wohl daran, dass er geschätzt doppelt so groß und schwer wie Angus Jung sein dürfte.
Aber der Gig macht Spaß und der Platz vor der Bühne ist sehr gut gefüllt. Mit Song wie „Thunderstruck", "For Those About To Rock" oder "Highway To Hell" kriegt man eben jeden auf seine Seite und kann kaum etwas falsch machen.
MORBUS CHRON haben dann die Ehre, das neue Rockklassiker Zelt einzuweihen. Der Sound ist klasse und die Band gibt ohne Ende Vollgas auf der Bühne und haut den ca. 1.500 Fans ihren Death Metal um die Ohren. Ich kann allerdings mit dem Songmaterial der Stockholmer nicht viel anfangen, daher muss für mich die Reaktion vor der Bühne als Qualitätsindikator herhalten. Und da Edvin Aftonfalk, Robert Andersson, Dag Landin und Adam Lindmark lautstark gefeiert und die Songs zum größten Teil mitgesungen werden, machen MORBUS CHRON wohl alles richtig.
Auf dem Weg zu HELL schauen wir kurz auf der Sweden Stage bei LILLASYSTER aus Göteborg vorbei. Die Band singt die Texte auf Schwedisch, was dazu führt, dass die zigtausend Fans vor der Bühne jede Textzeile lautstark mitgrölen. Es ist also richtig laut vor und auf der Bühne und die Stimmung ist mehr als ausgelassen. Das ändert sich auch nicht, als das Intro für HELL auf der 4Soundstage läuft. Ein guter Zeitpunkt um sich aufzuwärmen, denn die Temperaturen gehen langsam aber sich gut nach unten und der Wind wird immer stärker.
Die Briten um Sänger David Bower, die mittlerweile auch schon über 33 Jahre im Geschäft sind, steigen mit „Gehennae Incendiis" in ihren Gig ein und haben relativ leichtes Spiel mit den noch fitten und nach Musik dürstenden Fans. Vor allem Sänger David Bower erweist sich mit seiner ausdrucksstarken Bühnenpräsenz wie immer als absoluter Blickfang. „Blasphemy And The Master", „Something Wicked This Way Comes", „Land Of The Living Death" und "On Earth As It Is In Hell" kommen ungemein intensiv und die Jungens aus dem Sherwood Forrest werden völlig zurecht mit lautem Applaus bedacht.
Britisch bleibt es auf der Sweden Stage, als pünktlich um 21:00h THE QUIREBOYS die Bühne entern. Sänger Spike hat offensichtlich schon leicht einen im Tee, aber aus der Vergangenheit weiß man, dass er dann meist die geilsten Shows spielt. So ist es auch heute. Die Band ist spielfreudig ohne Ende und mich beeindrucken mal wieder die Gitarristen Guy Griffin und Paul Guerin, die sich mehr als einmal die Bälle zuwerfen. Aber selbst wenn man die QUIREBOYS vielleicht nicht mag, ist es schwer, bei Songs wie „There She Goes Again", „7 O'Clock", „I Don't Love You Anymore", „Have A Drink On Me" oder das als Zugabe gespielte „Sex Party" still stehen zu bleiben. Die Engänder feiern mit den mittlerweile bestimmt 10.000 Fans eine ganz fette Party.
Um 22:30 wird die 4Soundstage in atmosphärisches, rotes Licht gehüllt und das Intro für EVERGREY löst lauten Jubel aus. Der Platz vor der Bühne ist bis zum Bersten gefüllt und alle Hände sind oben. EVERGREY starten mit „King Of Errors" und die Fans fressen Tom Englund von Anfang an aus der Hand und irgendwie bestätigt sich das, was ich seit Veröffentlichung der Running Order vermutet hatte: EVERGREY sind der heimliche Headliner dieses Mittwochs, ganz egal, was D-A-D anschließend auf die Beine stellen werden.
Dass Gitarrist Henrik Danhage wieder mit an Bord ist, tut dem Sound ausgesprochen gut. Neben dem Opener kommen vom aktuellen Album „Hymns For The Broken" mit "The Fire", „Black Undertow", "Wake A Change" und „A New Dawn" noch ganze vier Stücke, die live noch besser knallen als auf dem Album. Die Songs werden optisch durch eine tolle Lightshow und viel Nebel gepimpt und machen den Gig zu einer Gänsehaut-Veranstaltung.
Meine persönlichen EVERGREY Faves kommen dann in der Zugabe: „Recreation Day", „Broken Wings" und „A Touch Of Blessing" hauen mich richtiggehend aus den Schuhen und die Band wird nach 75 Minuten von den Fans gefeiert bis der Arzt kommt. (Setlist EVERGREY: King Of Errors, Leave It Behind Us, The Fire, Black Undertow, Blinded, The Masterplan, Wake A Change, A New Dawn. Encore: When The Walls Go Down, Recreation Day, Broken Wings, Guitar Solo, A Touch Of Blessing. Encore 2: The Grand Collapse)
Mit dieser saustarken Vorstellung haben EVERGREY die Messlatte für D-A-D ziemlich hoch gelegt. Aber die Fans sind heute so extrem feierwütig, dass es auch bei D-A-D extrem laut wird, als um 00:00 h die Lichter ausgehen. Die Dänen sind ja immer ein Garant für geile Liveshows, und auch heute lassen sie sich nicht lumpen. Leider ist Bassist Stig Pedersen nicht mit am Start. Der Mann, der für seine Bühnenoutfits und seinen Two-String-Bass bekannt ist, rutschte eine Woche vor dem Sweden Rock auf einer nassen Bühne aus und brach sich den Arm. Für ihn steht Søren Andersen, allerdings mit vier Saiten am Bass, auf der Bühne und macht einen soliden Job. In Sachen Bühnenpräsenz kann er Stig jedoch nicht ersetzen.
Mit „Evil Twin" und leichten Soundproblemen steigen sie ein. Diese haben sich aber spätestens nach „Rock'n Rock Radar" relativiert und die Mannen um Sänger/Gitarrist Jesper Binzer profitieren wie alle Bands am heutigen Mittwoch von einem ganz fetten, druckvollen und glasklaren Sound und den äußerst enthusiastischen Fans, die bisher wirklich jede Note feiern. D-A-D spielen sich durch fast alle ihrer elf Studioalben, vom letzten Output „DIC.NII.LAN.DAFT.ERD.ARK", das mittlerweile auch schon fünf Jahre auf dem Buckel hat, kommen mit „A New Age Moving In" und „I Want What She's Got" nur zwei Tracks.
Nach den drei Zugaben „Bad Craziness", „Sleeping My Day Away" und „Laugh'n' A1/2" ist pünktlich um 02:00 h Schluss. D-A-D waren klasse, für mich ist aber, wie schon vorher erwähnt, der eigentliche Headliner an diesem gelungenen ersten Tag EVERGREY.
(DAD Setlist: Evil Twin, Rock'n Rock Radar, Everything Glows, Helpyourselfish, A New Age Moving In, Something Good, Grow Or Pay, Reconstrucdead, Monster Philosophy, I Want What She's Got, I Won't Cut My Hair, Jihad. Encore: Bad Craziness, Sleeping My Day Away, Laugh'n' A1/2)
Donnerstag, 04.06.2015
Bei strahlendem Sonnenschein eröffnen pünktlich um 12:00 h DELAIN den Tag. Die Niederländer um Sängerin Charlotte Wessels machen richtig Alarm und pusten den ca. 2.000 „Frühaufstehern" den Schlaf aus den Ohren. Schade, dass noch nicht so viele Fans auf dem Gelände sind, denn der energiegeladene Gig hätte definitiv mehr Zuschauer verdient. Aber wer DELAIN kennt, weiß, dass die Band auch vor 100 Zuschauern noch Vollgas geben würde. Soundtechnisch geht der Donnerstag so los, wie der Mittwoch geendet hat, nämlich allererste Sahne. (Setlist DELAIN: Mother Machine, Electricity, Frozen, Your Body Is A Battleground, Tell Me, Mechanist, Shilouette Of A Dancer, Not Enough, Here Comes The Vulture, April Rain, The Tragedy Of The Commons, We Are The Others)
Bei den YouTube Helden STEVEN 'n' SEAGULLS stehen die Fans dann aber wieder dicht gedrängt vor der Bühne. Wieder einmal erweist sich der Platz vor der 4Soundstage als fast zu klein. Die Finnen spielen sich mit ihren Folk-Cover-Versionen durch die Klassiker der Rock und Metal Geschichte und werden bei jedem Song lautstark unterstützt. Bereits nach „Paradise City" ist der Partylevel auf dem Gelände wieder ganz weit oben und hält sich durch die komplette Show. „Over The Hills And Far Away", „The Trooper", „You Shock Me All Night Long", was soll man da schon falsch machen? Dass sich die finnischen Bauern selber nicht so wirklich ernst nehmen, kommt der unterhaltsamen Show sehr zugute und sorgt mehrfach für laute, kollektive Lacher.
Bei „Holy Diver" sind dann alle Hörner oben und auch bei „Ich Will" wird textsicher mitgesungen. Außerdem geben die Jungens noch „Black Dog", eine sehr schwungvolle Version von „Seek & Destroy", „Nothing Else Matters", „Run To The Hills" und als Abschluss die Version von „Thunderstruck" zum besten, mit der sich die Band auf YouTube etabliert hat. Ich erspare mit jetzt die dazugehörigen Bands der Originalversionen. Die kennt eh jeder.
SPIKE'S FREE HOUSE haben wir dadurch verpasst, aber da wir Spike ja gestern schon mit den QUIREBOYS gesehen haben, lässt sich das verkraften. Dafür stehen wir bei CHILDREN OF BODOM und der Rock Stage Premiere pünktlich vor der Bühne. Frontman und Bandchef Alexi Laiho steht mit Hut und Sonnenbrille auf der Bühne und macht den Eindruck, als wäre es ihm sehr arg zu früh. Von „Hate Me!", „Needled 24/7", „Silent Night, Bodom Night" bis zu "Are You Dead Yet?" bewegt sich der Mann keinen Meter von seinem Mikro weg.
Auch wenn er etwas bewegungsfaul zu sein scheint, treten die Songs mächtig in den Hintern. Vor der Bühne ist es prächtig voll und die Stimmung ist wie gewohnt ganz weit oben. Die Finnen spielen sich souverän durch ihr Best-Of-Programm, und auch mein Lieblingssong „Angels Don't Kill" ist dabei, was mich sehr freut. Musikalisch gibt's nichts auszusetzen, bewegungstechnisch ist noch Luft nach oben. (Außerdem noch in der Setlist: „Scream For Silence", „Hate Crew Deathroll", „Everytime I Die", „Halo Of Blood", „Sixpounder", Lake Bodom", "Downfall" und "In Your Face")
Danach kommt für uns die Festival Stage Premiere 2015, und zwar mit SLASH feat. MILES KENNEDY & THE CONSPIRATORS. Das Projekt steigt mit "You're A Lie" in sein Set ein, eigentlich genau der richtige Song, um eine Show zu eröffnen. Spätestens aber beim zweiten Song, dem G'n'R Cover "Nightrain" wird deutlich, was die mindestens 15.000 eigentlich hören wollen, nämlich GUNS'N ROSES Songs.
Das ist SLASH auch klar und er streut geschickt immer wieder zwischen den Songs seiner anderen Projekte den ein oder anderen Gunners-Klassiker. Kein Wunder also, dass bei „You Could Be Mine", „Sweet Child O'Mine" und „Paradise City" die Meute am steilsten geht. Auch wenn Myles Kennedy ein absoluter Ausnahmesänger ist und auf der Bühne eine enorme Präsenz an den Tag legt, kleben meine Augen fast die ganze Show über an Slash, der enorm spiel- und bewegungsfreudig die Bühne beackert und herumposed, wie zu den besten GUNS'N ROSES Zeiten. Tolle performance. (Setlist SLASH: You're A Lie, Nightrain (GNR Cover), Avalon, Back From Cali, Wicked Stone, You Could Be Mine (GNR Cover), Bent To Fly, World On Fire, Anastasia, Sweet Child O'Mine (GNR Cover), Slither (Velvet Revolver Cover), Paradise City (GNR Cover))
Dass man sich bei AIRBOURNE keine Gedanken über zu wenig Action auf der Bühne machen braucht, haben die Aussies schon mehrfach unter Beweis gestellt. Die Mannen um Sänger / Gitarrist Joel O'Keeffe sind wie Duracel-Hasen. Einmal losgelassen hören die einfach nicht mehr auf und stecken mit ihrer Show sofort das Publikum mit an.
Es wird gehüpft und gesungen, dass es eine wahre Freude ist. Natürlich haut sich Joel mal wieder eine Bierdose an den Schädel, bis sie explodiert, und diverse Kletteraktionen am Bühnenaufbau gehören auch zu jeder AIRBOURNE Show. Leider kann ich nicht bis zum Ende bleiben, da um 18:45 h BATTLE BEAST auf der 4Soundstage angesagt sind, und die will ich auf gar keinen Fall verpassen. (Setlist AIRBOURNE: Ready To Rock, Too Much, Too Young, Too Fast, Chewin' The Fat, Blond, Bad And Beautiful, Girls In Black, Cheap Wine & Cheaper Women, Black Dog Barking, Bottom Of The Well, Party In The Penthouse, Stand Up For Rock'n Roll. Encore: Live It Up, Runnin' Wild)
Wenn man sich beim Sweden Rock auf eins verlassen kann, dann ist es die Einhaltung des Zeitplanes. Daher entern BATTLE BEAST pünktlich um 18:45 h mit "Far Far Away" die Bühne, und es ist wirklich keine Floskel, wenn ich sage, dass die Fans vor der Bühne Sängerin Noora Louhimo vom ersten Schrei an aus der Hand fressen. Die kleine Frau mit der Hammerstimme fegt nur so über die Bühne, animiert ohne Unterlass die Fans zum Mitmachen. Was ich absolut bewundernswert finde, ist die Tatsache, dass sie trotz des Hochleistungssports auf der Bühne so genial, druckvoll und auf den Punkt singen kann.
Aber die Band besteht nicht nur aus Noora, auch wenn sie natürlich der Blickfang ist. Tatsächlich sind Drummer Pyry Vikki, Gitarrist Juuso Soinio, Bassist Eero Sipilä und Keyborder Janne Björkroth nicht weniger aktiv als ihre Frontfrau und machen den Gig für mich zu einem ersten ganz dicken Highlight des Festivals. (Setlist BATTLE BEAST: Far Far Away, I Want The World... And Everything In It, Out On The Streets, Let It Roar, Madness, Black Ninja, Unholy Savior, Iron Hand, Touch In The Night, Enter The Metal World, Out Of Control)
Auf der Rock Stage steht jetzt ein Heimspiel an: HAMMERFALL. Dementsprechend groß ist das Gedränge vor der Bühne, und wer sich nicht rechtzeitig auf den Weg gemacht hat, hat kaum noch eine Chance, nach vorne zu kommen. Die Band stürmt zum Intro zu „Hector's Hymn" auf die Bühne und macht sofort mächtig Dampf. Die Männer um den vollbärtigen Joacim Cans posen wie die Weltmeister und hauen den Fans ohne Unterbrechung "Any Means Necessary" und "Renegade" um die Ohren.
Dem Soundmann hier mal ein extra dickes Kompliment, denn was er hier abmischt, ist für ein Open Air allerste Sahne. Gitarrist Oscar Donjak kommt immer wieder an den Bühnenrand und grinst quasi den ganzen Gig über von einem Ohr zum anderen. Man kann der Band jederzeit den Spaß ansehen, den sie hier hat. Das überträgt sich natürlich auf die Fans, die bei "Let The Hammer Fall" quasi die Vocals im Refrain von Joacim übernehmen.
Für mich geht der Gig viel zu schnell zu Ende und ich bin fast überrascht, als die Band nach „Hammerfall" die Bühne verlässt. Natürlich kommt noch die Zugabe mit „Templars Of Steel", „Bushido" und "Hearts On Fire", trotzdem war diese Show viel zu schnell zu Ende. Hier hätte man mal eine Live DVD mitschneiden sollen.
(Setlist HAMMERFALL: Hector's Hymn, Any Means Necessary, Renegade, B.Y.H., Blood Bound, Heading The Call, Let The Hammer Fall, Live Life Loud, 400 Meter Medley, Threshold, Last Man Standing, Hammerfall. Encore: Templars Of Steel, Bushido, Hearts On Fire)
22:30 h und der erste "große" Headliner des Sweden Rock Festival 2015 steht an: DEF LEPPARD. Ich freu mich wie ein kleines Kind, weil ich die Briten schon so lange nicht mehr gesehen habe und natürlich auch weil Gitarrist Vivian Campbell offensichtlich seine Krebserkrankung überstanden zu haben scheint.
Nach dem Intro werden Sheffield's Finest von lautem Jubel begrüßt und starten die Show mit „Drop! Drop! (Till You Drop)". Der Sound ist ok und das Bühnenbild äußerst farbenfroh.
Sänger Joe Elliott ist super bei Stimme, Aktivposten auf der Bühne ist und bleibt aber Gitarrist Phill Collen, der sofort an den Bühnenrand stürmt. „Animal", „Let It Go" und „Foolin'" folgen, und spätestens jetzt haben DEF LEPPARD die Fans vollends auf ihrer Seite.
„Promises", „Paper Sun" und „Love Bites", alles läuft prima. Dann schnallt sich Joe Elliott die Akustische um und singt alleine "Two Steps Behind", und das wirklich klasse. Aber seltsamerweise reißt danach die euphorische Stimmung im Publikum etwas ab. „Rocket" und die nächste geniale Ballade „Bringin' On The Heartbreak" holen die Fans auch nicht mehr zurück. Erst zu „Let's Get Rocked" und dem Klassiker „Pour Some Sugar on Me" und der Ansage von Joe Elliott, dass Vivian Campbell wieder komplett genesen ist, geht die Stimmungskurve wieder leicht nach oben.
Bei den Zuagen „Rock Of Ages" und „Photograph" geben DEF LEPPARD nochmal alles. Mir hat der Gig sehr gut gefallen, auch wenn sich das Publikum zwischendurch eine Auszeit genommen hat. Ich kann noch nicht einmal sagen, warum das so war. Vielleicht zu viele ruhigere Songs hintereinander oder einfach die Tatsache, dass die meisten Fans jetzt schon zwölf Stunden Festival in den Knochen hatten?
Da ich jedes Jahr für mich eine „Battle der Headliner" ausrufe, bin ich gespannt, wie DEF LEPPARD am Ende im Vergleich zu MÖTLEY CRÜE und JUDAS PRIEST abschneiden. (Setlist DEF LEPPARD: Drop! Drop! (Till You Drop), Animal, Let It Go, Foolin, Promises, Paper Sun, Love Bites, Armageddon It, Bass Solo, Rock On (David Essex Cover), Two Steps Behind, Rocket, Bringing On The Heartbreak, Switch 625, Hysteria, Let's Get Rocked, Pour Some Sugar On Me. Encore: Rock Of Ages, Photograph)
Trotz fortgeschrittener Stunde und der Tatsache, dass es langsam richtig kalt wird, halten mehr als 10.000 Fans vor der Rock Stage aus, um sich um 00:30 h GHOST reinzuziehen. Gespannt darf man auch deshalb sein, da die Band ihren Sänger Papa Emeritus II kurz vor dem Festival gefeuert und durch ... Achtung ... Papa Emeritus III ersetzt hat. Die Band ist in Schweden eine echt große Nummer, landete mit ihrem letzten Album „Infestissumam" auf Platz #1 der lokalen Charts und heimste Gold ein. Dementsprechend laut ist es auch, als die maskierten Musiker die Band betreten.
Das Bühnenbild ist Kirchenfenstern nachempfunden und die Bühne selbst wird in blaues Licht gehüllt. „Genesis" macht den Anfang, und auch wenn es zum ganzen Konzept passt, finde ich ist zu wenig Bewegung auf der Bühne. Papa Emeritus III schreitet zwar ab und zu mal von links nach rechts, aber die Musiker, die sich übrigens alle The Nameless Ghoul nennen, stehen ziemlich steif in der Gegend rum. Musikalisch machen GHOST aber auf alle Fälle Spaß.
(Setlist GHOST: Genesis, From The Pinnacle To The Pit, Ritual, Prime Mover, Majesty, Con Clavi Con Dio, Death Knell, Cirice, Stand By Him, Elisabeth, Satan Prayer, Year Zero, Absolution. Encore: If You Have Ghosts, Monstrance Clock)
Freitag 05.06.2015
Same procedure as every day, also stehen wir bei strahlend blauem Himmel pünktlich um 12:00 h vor der Sweden Stage, um uns DARE anzusehen. Der ehemalige THIN LIZZY Keyborder Darren Wharton hat mit Gitarrist Vinny Burns wieder seinen alten Gitarristen und Kumpel ins Line Up geholt, mit dem er die ersten beiden DARE Alben "Out Of The Silence"(1988) und "Blood From Stone"(1991) eingespielt hat. Schön, die beiden wieder zusammen auf der Bühne zu sehen.
Mit „Sea Of Roses" und "Storm Wind" starten DARE, und obwohl besonders der Opener eher ruhig angelegt ist, kommt sofort Bewegung in die Menge vor der Bühne. Bei dem THIN LIZZY Cover „Emerald" (eigentlich ein fetter Rocksong, von DARE aber eher als Ballade interpretiert) krieg ich eine fette Gänsehaut. Die ersten THIN LIZZY Shirts werden im Publikum hochgehalten.
Aber auch die alten DARE Songs wie "Abandon" und "Into The Fire" haben genug Punch, die Meute in Bewegung zu halten. Die nächste Gänsehaut gibt es bei „King Of Spades", das Darren Wharton Phil Lynott gewidmet hat. "Return The Heart" schließt einen tollen Gig einer hochmotivierten und absolut symphatischen Band ab. So kann der Tag weitergehen. (Setlist DARE: Sea Of Roses, Storm Wind, Where Darkness Ends, Beneath The Shining Water, Emerald (Thin Lizzy Cover), Wings Of Fire, We Don't Need A Reason, Abandon, Into The Fire, The Raindance, King Of Spades, Return The Heart)
Eine fette Ladung Southern Rock bekommen wir dann auf der Festival Stage von MOLLY HATCHET um die Ohren geblasen. Die Band habe ich noch nie schlecht gesehen und auch heute geben die Jungens aus Jacksonville Vollgas. Der Sound schwächelt bei „Whiskey Man" und „Outlaws" noch etwas, klingt von meinem Standort aus etwas matschig, wird aber spätestens bei „Gator Country" erheblich besser. Der Band scheint es nichts auszumachen, dass sie in der prallen Mittagssonne steht, sie macht erst gar keinen Versuch, sich im Schatten zu verstecken. Ok, sie kommen aus Florida und sollten solche Wetterbedingungen gewohnt sein. Erwähnen wollte ich es trotzdem, weil wir das in den letzten Jahren auch schon anders gesehen und Bands sich in den Schatten verkrochen haben.
Nicht so Gitarrist Bobby Ingram und Sänger Phil McCormack, die ständig versuchen, so nah wie möglich an die Fans zu kommen. Dazu passt, dass Phil nach dem Gig ganz entspannt übers Festivalgelände schlendert und nicht müde wird, sich mit jedem, der es möchte, fotografieren zu lassen. Meine Faves der Show sind „Son Of The South" und „The Journey". Daumen hoch, Jungens, mal wieder ein sehr sympathischer Auftritt. Bei dem Gig fällt dann auch richtig auf, dass der Catwalk ins Publikum um einen halben Meter abgesenkt wurde. Coole Aktion, denn gerade die treuen Fans in der ersten Reihe sehen jetzt erheblich mehr von ihren Helden.
Und dann habe ich mich fürchterlich in der Running Order verguckt, denn anstatt mir im Rockklassiker Zelt das Akustik Set von EVERGREY anzusehen, stehe ich vor der 4Soundstage für ROCK GODESS. Wer die Uhr lesen kann, ist definitiv klar im Vorteil. Jodie und Julie Turner und Tracey Lamb geben zwar alles und rocken ordentlich ab, können aber nachträglich meinen Ärger über meine eigene Dummheit nicht wettmachen. Trotzdem bleiben mit „Flying To See You", „This Is The Day" und das als Zugabe gespielte "Heavy Metal Rock 'n Roll" bei mir hängen.
Um 17:30 h entern DOKKEN, auf die ich mich auch sehr gefreut habe, die Rock Stage. Der gute Don kommt mir etwas gelangweilt vor, trotzdem ist der Gig ok, vor allem weil sie wirklich ein Best-Of Programm am Start haben und weil Gitarrist John Levin mit seiner Bühnenpräsenz vieles rausreißt. Die Stimmung vor der Bühne ist trotzdem gut, ich denke aber mit einem etwas agileren Don Dokken hätte die Band mehr aus den Fans herauskitzeln können.
(Setlist DOKKEN: Kiss Of Death, The Hunter, Dream Warriors, Breaking The Chains, Alone Again, Too High To Fly, Guitar Solo, Paris Is Burning, It's Not Love/All Right Now, Just Got Lucky, Into The Fire, In My Dreams, Tooth And Nail)
Die Schotten GLORYHAMMER rocken danach das Rockklassiker Zelt. Von dem Elan des Sängers Thomas Winkler hätte sich der gute Don mal lieber eine Scheibe abgeschnitten. Die Bühne hat vielleicht nur ein Viertel der Größe der Rockstage, aber Thomas macht hier mehr Meter in einem Song, als Don Dokken während des ganzen Konzertes.
Vom ersten Song „The Unicorn Invasion Of Dundee" bis zum letzten Titel „Wizards!" geben die mittelalterlich kostümierten Rocker Vollgas und offensichtlich haben sie ihren kompletten Fanclub im Zelt, denn zum Refrain jedes Songs sing die Meute im gut gefüllten Zelt lautstark mit und reckt die Fäuste in die Luft. Hier hat eine Band wirklich Werbung für sich gemacht.
(GLORYHAMMER haben auch noch gespielt: Quest For The Hammer Of Glory, Magic Dragon, Hail To Crail, The Epic Rage of Furious Thunder und Angus McFive)
Weiter geht es zu WOLF, die die 4 Soundstage in Schutt und Asche legen. Was für ein fetter, brachialer Sound und was für eine geniale Show. Die Norweger halten sich nicht mit langen Ansagen auf, sondern hauen getreu ihrem Motto "Real Metal For Real Bastards" ihre Songs raus. Schwerpunkt der Setlist ist das aktuelle Album "Devil Seed" von 2014. Was neben den klasse perfomten Songs auffällt, ist das Stageacting von Niklas, Anders und Simon. Die Saitenfraktion posed wie die Weltmeister und freut sich offensichtlich sehr über die überschwenglichen Reaktionen. (Setlist WOLF: Overture in C Shark, Shark Attack, The Bite, Skeleton Woman, My Demon, Voodoo, Hail Caesar, Evil Star, Skull Crusher, Children Of The Black Flame, Venom, Speed On)
Da in diesem Jahr nicht so viele deutsche Bands am Start sind, ist der Gig von MAD MAX im Rockklassiker Zelt Pflicht. Michael Voss, Jürgen Breforth, Thomas "Hutch" Bauer und der 2011 zurückgekehrte Drummer Axel Kruse halten die deutschen Farben hoch und machen Werbung dafür, im nächsten Jahr vielleicht wieder ein paar mehr Landsleute nach Schweden zu holen. Der hochmotivierte Auftritt hätte gerne auch ein paar mehr Leute ins Zelt locken können, obwohl es eigentlich ordentlich gefüllt ist. Da zu der Zeit aber nur eine andere Band spielte, habe ich mit mehr Zulauf gerechnet. Ich habe nicht mitgeschrieben, aber an „Burning The Stages", „Wait For The Night" und „Night Of Passion" meine ich mich erinnern zu können.
Bei den BACKYARD BABIES weiß man dann wieder, was man bekommt: Von der ersten bis zur letzten Minuten schweißtreibende Bühnenaction, gepaart mit megafetten Riffs. Im Vergleich zu den letzten Jahren kommt es mir vor der Bühne immer voller vor, obwohl die gleiche Anzahl an Tickets verkauft wurden. Und das gute Wetter scheint die Fans noch mehr anzustacheln, denn auch die BACKYARD BABIES werden ab den ersten Klängen von „Th1rte3n Or Nothing" gepushed bis zum Abwinken.
Besonders Gitarrist Andreas Tyrone Svensson, besser bekannt als Dregen, dreht mächtig auf. Man merkt der Band kaum an, dass es der erste gemeinsame Auftritt seit 2010 ist. Oder vielleicht klingen sie gerade deshalb so frisch und teilweise räudig, weil sie wieder richtig Bock haben. Der Mittelteil mit „Abandon", „People Like People Like People Like Us", „Made Me Madman" und „Ghetto You" zeigen ganz besonders die Qualitäten der Schweden. Ich hoffe, ich muss jetzt nicht mehr fünf Jahre bis zum nächsten Gig warten.
(Setlist BACKYARD BABIES: Th1rte3n Or Nothing, Highlights, The Clash, Powderhead, U.F.O. Romeo, Brand New Hate, Dysfunctional Professional, Abandon, People Like People Like People Like Us, Made Me Madman, Ghetto You, Roads, Star War, A Song For The Outcast, Heaven 2.9, Nomadic, Bombed (Out Of My Mind), Look At You. Encore: Saved By The Bell, Minus Celsius)
Und dann wird es wieder richtig voll vor der Festival Stage, denn der zweite große Headliner MÖTLEY CRÜE will den eher schwachen Eindruck von 2012 wieder wett machen. Hoffe ich zumindest, denn außer dem Schlagzeug-Spektakel von Tommy Lee im Looping waren die Jungens aus L.A. damals eher ein laues Lüftchen. Das Intro läuft, die Arme der Fans sind oben und Vince Neil, Nikki Sixx und Mick Mars stürmen mit „Saints Of Los Angeles" auf die Bühne.
Worauf man sich bei MÖTLEY CRÜE immer verlassen kann, ist eine geile Bühnendeko: Viele Pyros, viel Licht, viel Rauch, also Champions League. Allerdings ist das, was Vince Neil stimmlich zum besten gibt, nicht mal zweite Liga. Er trifft kaum einen Ton. Dass sein Mikro mehrfach ausfällt, ist ja nicht seine Schuld, aber wenn was durchkommt, ist es einfach nur schlimm. Nikki Sixx, sonst ein Aktivposten auf der Bühne, scheint auch mit gebremstem Schaum zu spielen. Mick Mars bewegt sich aufgrund seiner Krankheit eh nie so viel, ist also im Normalbereich, und Tommy Lee beackert sein Schlagzeug wie das Tier aus der Muppet Show. Leider klingt seine Bassdrum dabei total hallig.
Irgendwie ist da heute völlig der Wurm drin. Und das ist sehr schade, weil es a) die letzte Tour der Band sein soll und b) die Setlist einfach megageil ist. Alle meine Faves sind am Start, zum Beispiel „Looks That Kills", „Too Fast For Love", „Too Young To Fall In Love" oder „Kickstart My Heart". Alles Songs, die man am ersten Riff sofort erkennt. Heute dauert es mehrere Sekunden, bis man den Song identifizieren kann. Da nutzen dann auch meterhohe Feuersäulen, die in den Nachthimmel von Norje geballert werden, nichts. Um ehrlich zu sein bin ich nach der Zugabe „Home Sweet Home" fast froh, dass es vorbei ist. So möchte ich diese Band mit den vielen genialen Songs wirklich nicht in Erinnerung behalten.
Die Reaktionen der Fans lassen im Verlauf des Gigs auch immer mehr nach und etliche wandern auch schon vor der Zugabe ab, was meine Einschätzung im Grunde auch bestätigt. Im Battle der Headliner liegt somit DEF LEPPARD ganz klar vorne. (Setlist MÖTLEY CRÜE: Saints Of Los Angeles, Wild Side, Primal Scream, Same Ol' Situation, Looks That Kill, On With The Show, Too Fast For Love, Smoking In The Boys Room, Motherfucker Of The Year, Anarchy In U.K, Dr. Feelgood, Shout At The Devil, Don't Go Away Mad (Just Go Away), Guitar Solo, Live Wire, Too Young To Fall In Love, Girls, Girls, Girls, Kickstart My Heart. Encore: Home Sweet Home)
Und für einen solchen Fall macht es sich tatsächlich bezahlt, dass man sich entschieden hat, die Headliner etwas früher anfangen zu lassen, um danach noch zwei oder drei Bands nachzuschieben. So haben H.E.A.T. im Heimspiel auf der Sweden Stage die Möglichkeit, den Tag doch noch rund zu machen und die Fans mit einem Lachen im Gesicht in die Zelte zu schicken. Um 00:15 h gehen die Lichter der Sweden Stage aus und das Intro ertönt aus den Boxen.
Der ohrenbetäubende Jubel, als die Band zu „Point Of No Return" auf die Bühne rennt, klingelt mit jetzt noch in den Ohren. Sänger Erik Grönwall jagt bangend die Bühne auf und ab, animiert die Meute mal vom linken, mal vom rechten Rand und sucht immer den Kontakt zum Publikum, das trotz des langen Tages ebenfalls nochmal alles gibt. Auch H.E.A.T. legen in der Setlist den Schwerpunkt auf ihr aktuelles Studioalbum „Tearing Dawn The Walls", denn nicht weniger als zehn Songs auf der Setlist stammen vom letzten Output. Außer „We Will Never Die" und „Eye For An Eye" wird die komplette Scheibe gespielt.
Die Schweden liefern echt eine Hammer-Show ab, und den kleinen Spuckeunfall von Erik legen wir mal unter „Adrenalinschub" ab. Sound klasse, Show klasse, Songs klasse. Fazit: Alles richtig gemacht.
(Setlist H.E.A.T.: Point Of No Return, A Shot Of Redemption, Better Of Alone, Heartbreaker, It's All About Tonight, Inferno, The Wreckoning, Tearing Down The Wall, Mannequin Show, Late Night Lady, Beg Beg Beg, All The Nights, Downtown, Enemy In Me, Emergency. Encore: Breaking The Silence, Living On The Run, Laughing At Tomorrow)
Samstag 06.06.2015
Trotz Nationalfeiertag und der Aussicht, die schwedische Nationalhymne von MUSTASCH gespielt zu bekommen, schaffen wir es heute nicht, pünktlich um 12:00 h auf dem Gelände zu sein. So kann ich mich nur auf die Info verlassen, die mir Freunde gegeben haben, dass es auch in diesem Jahr eine sehr emotionale Angelegenheit gewesen sein soll.
JERUSALEM kriegen wir beim Betreten des Geländes noch so am Rande mit, wir schlagen uns aber direkt zur Festival Stage durch, auf der ACE FREHLEY angesagt ist. Wie zuvor bei SLASH mit den Guns 'n Roses Songs hoffe ich natürlich auch bei Ace auf den ein oder anderen KISS Klassiker. Und Space Ace enttäuscht mich nicht. Seine mittlerweile 65 Jahre sieht man ihm nicht an und er scheint sich wieder richtig gut in Form gebracht zu haben.
Neben den Songs seines Soloalbums „Space Invaders" haut er mit „Rocket Ride", „Parasite", einer ganz fetten Version von „Love Gun", „Gold Gin" und „Deuce" die besagten KISS Klassiker raus, auf die ich mich im Vorfeld schon so gefreut habe. Auch wenn er mit normaler Stimme singt, lässt mich seine Quietschestimme bei den Ansagen mehr als einmal grinsen.
Alles in allem liefert der alte Recke einen starken Gig ab.
Ob seine Ex-Kollegen Paul und Gene so glücklich darüber sind, dass er so viele Klassiker zum Besten gibt, ist anschließend bei uns Diskussionsstoff. (Setlist ACE FREHLEY: Rocket Ride (KISS Cover), Gimme A Feeling, Toys, Parasite (KISS Cover), Love Gun (KISS Cover), Breakout, Snowblind, Strange Ways, New York Groove, 2 Young 2 Die, Shock Me, Guitar Solo, Cold Gin, Rip It Out, Deuce)
Kleine Anmerkung am Rande: ELUVEITIE sollten eigentlich zeitgleich mit ACE FREHLEY spielen, hatten aber Probleme bei der Anreise und haben jetzt die Arschkarte gezogen und müssen um 22:30 h zeitgleich mit JUDAS PRIEST spielen.
Danach geben wir uns MOTHER'S FINEST, obwohl ich mit der Band nie richtig warm geworden bin. Aber ich habe mir sagen lassen, dass man Joyce Kennedy und ihre Jungens einmal live gesehen haben muss. Und ich muss zugeben, dass die Band ein ziemliches Spektakel aufführt und die Dame über eine saumäßig starke Stimme Livestimme verfügt. Bevor ich aber jetzt über Sachen rede, von denen ich keine Ahnung habe, hier für alle Interessierten die Setlist der Band: Angels, Burning Love, Truth'll Set You Free, Can't Fight The Feeling, Cling To The Cross, Niggizz Can't Sang Rock'n Roll, The Wall, Shut Up, She Ready, Baby Love, Mickey's Monkey, Piece Of Rock. Encore: My Badd.
AVATAR machen danach das Rocklassiker Zelt unsicher. Ihr Melodic Death Metal kommt bei den zahlreichen Fans im Zelt gut an, und ihr Hang zur Theatralik offensichtlich auch. Mit mittlerweile fünf Studioalben im Rücken können die Schweden songtechnisch aus dem Vollen schöpfen. „Hail To Apocalypse", „Smells Like A Freakshow", "Let It Burn" und "Vultures Fly" machen Spaß und Lust auf mehr. Leider ist die Spielzeit von 45 Minuten zu schnell vorbei.
Und dann wird es wieder sentimental, da mit REFUGE nicht nur die zweite deutsche Band im Rockklassiker Zelt spielt, sondern bekanntlich auch die Urbesetzung von RAGE. Und RAGE habe ich damals rauf und runter gehört. Bassist und Sänger Peavy Wagner, Gitarrist Manni Schmidt und Drummer Christos Efthimiadis legen mit einer Spielfreude los, als wären sie wieder im Jahr 1988. "Firestorm" kommt sowas von geil, dass es selbst im Fotograben schwer wird, die Kamera ruhig zu halten.
Mannis Posing auf der Bühne hat echt was, vor allem seine Grimassen. Immer wieder ein Spaß, die Band zu fotografieren. Gitarrenkabelprobleme werden ebenso locker weggesteckt wie kurz danach das Auswechslen des Basskabels im laufenden Betrieb. Die Jungens haben einfach viel zu viel Spaß, um sich mit solchen Nichtigkeiten abzugeben.
Und das überträgt sich auch aufs Publikum, in dem es eine Fraktion extremer Hardcore RAGE Fans zu geben scheint, denn alle Songs werden mitgegrölt. „Solitary Man", "Nevermore" oder „Enough Is Enough", der Spaßpegel will einfach nicht sinken. Viel zu früh ist mit „Refuge" Schluss. Schade, in der Form und mit der Lockerheit hätte ich mir die Band noch zwei Stunden geben können. (Setlist REFUGE: Firestorm, Solitary Man, Nevermore, Death In The Afternoon, Enough Is Enough, Invisible Horizon, Light Into The Darkness, Shame On You, Baby, I'm Your Nightmare, Don't Fear The Winter, Refuge)
Kontrastprogramm pur, den nach dem Metalbrett von REFUGE wird es wieder eher funkig auf der Rock Stage. EXTREME waren aber genauso wenig meine Band wie MOTRHER'S FINEST. Das lag aber wahrscheinlich weniger an der Musik als an der Tatsache, dass ich Sänger Gary Cherone trotz seiner nachweislich guten Stimme und seiner agilen Bühnenpräsenz irgendwie immer scheiße fand. Gitarrist Nuno Bettencourt konnte dagegen bei mir schon immer mit seinem filigranen Spiel punkten.
Allerdings muss ich meine Meinung etwas revidieren, denn die Show von EXTREME ist allererste Sahne. Live haben die Songs viel mehr Punch als auf den Alben, und Gary Cherone erweist sich nicht nur als guter Entertainer, sondern mit seinen Ansagen als absolut sympathische Erscheinung. Ständig flirtet er mit dem Publikum, ist immer in Bewegung und holt alles aus sich heraus. (Setlist EXTREME: Decadence Dance, Li'l Jack Horny, Comfortably Dumb, Rest In Peace, It (s a Monster), Kid Ego, Play With Me, Midnight Express, More Than Words, Cupid's Dead, Take Us Alive, Am I Ever Gonna Change, He-Man Woman Hater, Hole Hearted, Crazy Little Thing Called Love, Get The Funk Out)
Auf den dritten Headliner JUDAS PRIEST bin ich mehr als gespannt, war doch ausgerechnet Metal God Rob Halford bei den letzten Touren ziemlich unsicher und zurückhaltend. Und außerdem ist es noch nie so leicht gewesen, den Battle der Headliner zu gewinnen, da DEF LEPPARD zwar gut aber nicht genial waren und MÖTLEY CRÜE völlig verkackt haben.
Wenn ich jetzt mal nur die Reaktionen beim einsetzenden Intro vergleiche, liegen PRIEST ganz klar vorne. Alle Hände bis weit hinter den Soundturm gehen nach oben und die "Priest, Priest, Priest!" Sprechchöre werden lauter.
Der Vorhang fällt und die NWoBHM Legende knallt ein unglaublich starkes „Dragonaut" ins Publikum. Der Sound ist brillant, laut und glasklar. Glenn Tipton und Ian Hill sind ja noch nie Bewegungsmonster gewesen, dafür sind Richie Faulkner und, man höre und staune, Rob Halford umso aktiver. Auch wenn seine Screams bei „Metal God" nicht mehr ganz so hoch sind wie früher, zeigt sich Rob Halford in blendender Verfassung. Ich habe ihn schon lange nicht mehr so locker und aktiv auf der Bühne gesehen. Ich meine sogar, ihn mehrfach leicht rennen gesehen zu haben. Auch dass er so häufig während des Singens an den Bühnenrand kommt und nicht über seinem Teleprompter steht, freut mich ungemein.
Die Songs werden alle visuell auf der riesigen Videowand mit Videos untermalt, was sehr gut kommt. Dass JUDAS PRIEST mit „Dragonaut", „Halls Of Valhalla", „March Of The Damned" und „Redeemer Of Souls" vier Songs vom aktuellen Album spielen und sich nicht nur auf ihren Backkatalog voller Klassiker verlassen, beeindruckt mich ebenfalls, auch wenn dadurch vielleicht der eine oder andere meiner Lieblingssongs aus der Setlist fliegen musste. Und vor allem „Halls Of Valhalla" kommt live sowas von geil, dass ich das durchaus verkraften kann.
Den Briten gefällt es offensichtlich sehr, wie die Fans vor der Bühne abgehen, denn Glenn und Ian grinsen sich ständig an und auch Drummer Scott Travis, der die Songs mit seinem straighten Drumming nach vorne schiebt, kann man auf der Videowand öfter als früher grinsen sehen. Zu „Hell Bent For Leather" kommt Rob Halford standesgemäß mit einer fetten Harley auf die Bühne und fährt sie bis an den vordersten Rand des Catwalks, wo das Volk förmlich ausrastet.
Als die Band zur ersten Zugabe zurückkommt, fragt Halford nur: "What do you want to hear?" und ein tausendkehliges „PAINKILLER!" schallt ihm entgegen. "Living After Midnight" wird dann noch einmal lautstark mitgesungen und bildet den Abschluss eines denkwürdigen JUDAS PRIEST Gigs, der für mich der Beste seit vielen, vielen Jahren war. Zudem hat heute niemand den Platz vorzeitig verlassen, was JUDAS PRIEST zum klaren Sieger im Vergleich der Headliner macht.
(Setlist JUDAS PRIEST: Dragonaut, Metal God, Devils Child, Victim Of Changes, Halls Of Valhalla, Love Bites, March Of The Damned, Turbo Lover, Redeemer Of Souls, Beyond The Realms Of Death, Jawbreaker, Breaking The Law, Hell Bent For Leather. Encore: (The Helion) Electric Eye, You've Got Another Thing Coming (incl. Guitar Solo). Encore 2: Painkiller, Living After Midnight)
Fazit: Wie in jedem Jahr kann man die Organisation beim Sweden Rock Festival nur als absolut vorbildlich bezeichnen. Alles läuft ganz entspannt in geregelten Bahnen, die Security ist stets freundlich, hilfsbereit und ansonsten unauffällig. Vor jeder Bühne, die gerade nicht bespielt wird, ist sofort ein Aufräumtrupp unterwegs, und ständig schlendern Mitarbeiter übers Gelände, die sich um die Fans kümmern, die offensichtlich nicht mehr stehen können und orientierungslos herumstolpern. Die Toiletten sind mittlerweile in großer Anzahl an die Kanalisation angeschlossen und die Dixies sind zwar am Ende des Tages gut gefüllt, laufen aber nie wie bei anderen Festivals über.
Durch die Anordnung der Bühnen kommen sich die Sounds nie ins Gehege, und die Akustik ist bei allen Stages vorbildlich. Da bei der 4Soundstage und der Sweden Stage der Platz fürs Publikum auch noch leicht nach hinten ansteigt, haben auch kleinere Menschen immer eine gute Sicht aufs Geschehen. Auch das wieder in einer größeren Version eingeführte Rockklassiker Zelt kommt bei den Fans super an. Von daher an dieser Stelle ein ganz dickes Lob und Kompliment an das Orga-Team für die erneut starke Durchführung dieses Events.
Musikalisch gab es in diesem Jahr zumindest für mich nur zwei echte Enttäuschungen: der gelangweilte Auftritt von Don Dokken und die peinliche Vorstellung von MÖTLEY CRÜE.
Ab jetzt werden die Tage gezählt bis zum SWEDEN ROCK 2016. Tack så mycket, Sweden Rock!
All Pictures © Dirk Götze
Geschrieben von Dirk Donnerstag, 11 Juni 2015 00:10
Sweden Rock 2015 - Der Festivalbericht mit großer Bildergalerie
Das SWEDEN ROCK FESTIVAL gehört nachweislich zu den Vorzeigefestivals in Europa. Die entspannte Atmosphäre, das abwechslungsreiche Billing, die tolle Location und die vorbildliche Durchführung sind immer wieder ein wahre Freude für die Fans. Kein Wunder also, dass die „Sold Out" Schilder in diesem Jahr so früh wie nie zuvor in der Geschichte des SWEDEN ROCK FESTIVALS in die Kassenhäuschen gehängt wurden.
Bildergalerie
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Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out