Geschrieben von Montag, 03 September 2012 19:48

ASP und Gäste - Die Zusammenkunft II / Amphitheater Hanau

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01.09.2012 -  Amphitheater Hanau: ASP hatte zum Abschluss der Open Air Saison zu einem ganz besonderen Konzertabend in feinem Ambiente gebeten. Besonderes Highlight des Abends sollte sein, dass ASPS VON ZAUBERERBRÜDERN nicht nur schnöde vor ASP auftritt, sondern die beiden Bands auch zusammen performen. Die zusätzlichen Konzerte von DYONISIS und PERSEPHONE machten das Konzert zu einem kleinen, aber feinen Festival unter dem Namen "Die Zusammenkunft II". Irritiert von den Sonnenstrahlen, aber sehr gespannt auf den Abend, machten wir uns auf den Weg nach Hanau. Und gleich vorab: Wir hatten einen tollen Abend!


Die Anfahrt zum Amphitheater Hanau ist relativ simpel, als Herausforderung stellte sich eher die Parkplatzsuche heraus. Als Auswärtiger sieht man sich schnell am Ziel angekommen, nachdem man das Schloss Philippsruhe und den dazugehörigen Schlosspark erblickt hat. Wir parkten ein Stückchen weiter weg und konnten den Weg zur Location mit einem kleinen Spaziergang durch den Schlosspark verschönern. DYONISIS hatten leider schon angefangen zu spielen, aber die Musik konnte man natürlich auf dem Weg zum Konzert schon hören. Ein bizarres Bild bot sich uns: Einige Senioren waren in Rollstühlen vor einem See "abgestellt" worden und starrten deprimiert und gedankenverloren auf die Wasserspiele, die eine Sprinkleranlage veranstaltete. Wir waren nicht die einzigen Konzertbesucher, die die Gruppe passierte und ganz sicher nicht die Auffälligsten. Die Truppe bekam also ordentlich was geboten, noch dazu mit passender musikalischer Untermalung.

Angekommen, war das Amphitheater Hanau schon richtig ordentlich gefüllt. Am Eingang erklärte man uns, dass es keinen Fotograben geben würde, sondern wir "hinter" der Bühne am Mischpult fotografieren dürften. Vor dem Amphitheater direkt war eine Art kleiner Biergarten mit Tischen, Bänken und Stehtischen aufgebaut. Trotz einer ordentlichen Anzahl von Besuchern kam nie Hektik auf und auch lange Warteschlangen gab es keine. Das zog sich angenehmerweise über den ganzen Abend und schloss auch die Toilettenschlangen mit ein. Es gab eigentlich nur eine lange Schlange, die sich von ungefähr 17 Uhr bis Punkt 21 Uhr auch konstant lang hielt – die Schlange vor dem ASP Merchandisestand. Die müssen sich an diesem Abend eine goldene Nase verdient haben, unfassbar, was die Fans da an Massen vom Stand weggetragen haben. Wir starteten mindestens fünf Versuche und gaben immer wieder auf, um die anderen Künstler zu sehen.

DYONISIS waren also die ersten und spielten schon, als wir reinkamen – eine fünfköpfige Band aus England, die eine Mischung aus Gothic Rock, Trip-Hop und Folk macht. Hört sich spannend an und ist es auch. Die Songs sind zwar größtenteils rockig, aber gemäßigt und wohl am besten mit ENYA auf Rock zu beschreiben. Beide Sängerinnen verfügen über atemberaubende Stimmen und harmonieren wunderbar miteinander. Der Trip-Hop-Anteil kommt dann eher von den teilweise ungewöhnlichen Schlagzeugparts. Die Musik der Band versprühte auch einen gewissen 80er Jahre Charme. Trotz der noch ordentlich heißen Sonne: die Band konnte überzeugen und verbreitete eine sehr entspannte Stimmung, die Bandmitglieder agierten mit dem Publikum aber eher mit Gesten, statt mit Ansagen oder gar Anfeuerungsrufen. Das passte wunderbar zu den Songs, die sich häufig langsam steigerten und trotzdem niemals träge wirkten. So konnte sich die Musik am besten entfalten und auch am Merchandisestand von DYONISIS war ordentlich Andrang.

Nach einer kurzen Umbaupause ging es weiter mit ASPS VON ZAUBERERBRÜDERN. Einst enstanden nach Veröffentlichung des Konzeptalbums zum Jugendbuch "Krabat", hat sich ASPS VON ZAUBERERBRÜDERN mittlerweile zu einer richtigen Band gemausert. Diese wird neben ASP bestehen bleiben, allerdings werden sich die beiden Acts gegenseitig unterstützen. Logisch und gut, denn wer wie ich davon ausgegangen ist, dass ASPS VON ZAUBERERBRÜDER eine Art "ASP unplugged" ist, der wurde eines Besseren belehrt.

Die Wirkung von Cello, Geige und Dudelsack live war einfach überwältigend. Mit einer solchen Klangmacht hatte ich gar nicht gerechnet, die Songs legten sich wie wärmende Decken um die Zuschauer und lullten sie vollkommen ein. Doch Asp wäre nicht Asp, wenn er ein Konzert komplett ohne Ansagen machen würde. Zu solcher Uhrzeit aufzutreten sei ungewohnt für ihn und auch die zwei Auftritte an diesem Abend würden ihn "als alten Mann" vor eine körperliche Herausforderung stellen. Außderdem erklärte er uns die Magie des Dreispitz' und ließ das Publikum testen, ob wir die Wirkung auch verstanden hätten. Ohne Dreispitz Asp ("Juhu") und mit Dreispitz böser Müllermeister ("Buuuuh"). Das mehrfache Testen dieser Erkenntnis lockerte das Publikum nach besonders intensiven Stücken wieder auf, davon gab es erfreulicherweise einige.

Neben den Stücken aus dem "Krabat" Liederzyklus (genial "Denn Ich Bin Der Meister") wurden auch ASP Cover vorgetragen, und wer denkt, dass man Songs wie "Werben" und "Krabat" live nicht noch besser machen kann, dem sei gesagt: Doch! Man kann! Und zwar live mit ASPS VON ZAUBERERBRÜDERN. Wer hier der geheime Star ist, war auch schnell klar, da ständige "ALLY"- Rufe zwischen den Songs ertönten. Wer bitte ist DAVID GARRETT, wenn man ALLY THE FIDDLE kennt? Die Frau spielt nicht nur höllisch gut, sondern auch noch überragend emotional. Das Set verflog leider viel zu schnell und sicherlich bin nicht nur ich gespannt auf das erste Album mit komplett eigenen Songs. Was für eine Truppe, musikalisch auf extrem hohem Niveau und beeindruckend mitreißend. Wobei jeder seine eigene Art hatte, dafür Begeisterung zu zeigen. Hinter uns stand ein Mädchen, das im Takt der Musik mit Keulen jonglierte. Es muss also nicht immer Tanzen sein...

amphitheaterhanau

In der nächsten Umbaupause verzog sich dann auch langsam aber sicher die Sonne. Wir nutzten wie die meisten trotzdem noch die Möglichkeiten, auf der Wiese rund um das Amphitheater rumzuhängen. Sorgen um einen Platz oder schlechte Sicht brauchte man sich ja nicht zu machen. Das Amphitheater war zwar gut gefüllt, hätte aber noch einige Zuschauer vertragen können. Und wegen der Abstufung war auch kleinen Leuten wie mir immer ein Platz mit Blick auf die Bühne gesichert.

Als nächstes hatte PERSEPHONE ihren Auftritt. Sängerin Sonja Kraushofer kam natürlich nicht einfach popelig auf die Bühne, sondern nahm das Wort Auftritt wörtlich: Sie nutzte die hinter dem schwarzen Backdrop noch zu sehende imposante Treppe dazu, sich erstmal ordentlich in Szene zu bringen. Da wurde sich passend zur Musik hin und hergeschwungen und theatralischer Ausdruckstanz betrieben. Das gehört einfach zu dieser Art Musik dazu und passt in diesem Moment auch. Es gibt viele Hörer, die davon schon irritiert sind. Aber wenn Sonja Kraushofer auf die Bühne kommen würde nach dem Motto "N'Abend wir sind PERSEPHONE und jetzt geht es los...", dann wäre das ein Bruch und von daher bin ich mit dem stellenweise übertriebenen Gefuchtel schon zufriedener.

PERSEPHONE gibt es jetzt seit ungefähr 12 Jahren und die Auftritte sind relativ spärlich gesät, so dass einige der Anwesenden schon ganz hibbelig waren. Gegründet wurde die Band von Sonja Kraushofer (L'AME IMMORTELLE, COMA DIVINE), die Musik wird als Neoklassik bezeichnet. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, dem würde ich es so erklären: Schon fast orchestrale Inszenierung mit vielseitigem, hohen Frauengesang. Die Songs folgen keinen üblichen Songstrukturen, sondern erzählen und vertonen lange Geschichten mit unterschiedlichen Stimmungen. Ich persönliche kenne und mag die Band, konnte sie aber am besten auf der Wiese liegend mit geschlossenen Augen genießen. Das ging vielen der Anwesenden so, falls sich PERSEPHONE also gewundert haben, warum sich das Amphitheater fluchtartig zur Hälfte leerte... wir waren draußen und haben's von dort aus genossen! Die Musik ist stellenweise schwermütig, ausdrucksstark, fordernd und ganz sicher nicht tanzbar. Fans von SOPOR AETERNUS, DEAD CAN DANCE oder eventuell auch TORI AMOS werden leicht Zugang dazu finden. Fans der rockigeren, härten Klänge sollten mal die Band COMA DIVINE antesten. Ich finde es super, dass ASP einen Auftritt von PERSEPHONE realisiert hat, der noch dazu wunderbar zum Ambiente passte.

In der letzten Pause trauten wir uns nochmals zum ASP Merchandisestand – es musste doch machbar sein, eines der zahlreichen limitierten Schätzchen abzukriegen. Da wir auf keinen Fall während ASP anstehen wollten, reihten wir uns also (als Vorletzte überhaupt!) in die Schlange ein. Der Blick auf die Uhr machte mich immer nervöser, allerdings war ich nicht gewillt, meine Position jetzt nochmals zu verlassen. Der ASP Fan an und für sich geht nicht einfach zum Stand und sagt: "Einmal das in Größe L, bitte!". Das liegt daran, dass es dort nicht nur übliches 08/15 Merchandise gibt. Es gibt limitierte Boxen, Shirts, die es nur auf der Tour gibt, gewisse Artikel in verschiedenen Ausführungen... Noch dazu sind die Mitarbeiter hinter dem Stand extrem zuvorkommend, erklären die Ware und was es genau damit auf sich hat, da werden T-Shirts anprobiert, ausführlich begutachtet... ASP nimmt seine Fans ernst und die Fans sind auch kritisch und wollen genau wissen, was sie sich da kaufen. Der Andrang war so groß, dass schon große Teile der Standdeko abverkauft worden waren. Zu den Klängen von " A Prayer For Sanctuary" bekam ich dann gerade noch so mein Shirt und die letzte (!) DVD Box, so dass es wirklich im Endspurt zur Bühne ging. Dort brachen gerade die Gitarrenklänge los und plötzlich hatte das Ampitheater ein ganz anderes Flair, mit den harten Klängen und der bombastischen Lichtshow. Das folgende "Wechselbalg" und die "Eisige Wirklichkeit" brachten den Motor erst richtig in Gang und die Anhänger in Bewegung.

ASP brachte das ganze Amphitheater in Bewegung und die Frage in Form von "How Far Would You Go?" war schnell geklärt. Die Fans klebten an seinen Lippen und ASP riss die Meute wie gewohnt mit. Da ich ASP Anfang des Jahres gesehen habe, war ich erfreut, dass er eben nicht die gleiche Setlist (noch nicht mal eine ähnliche Setlist) runterriss. Die Setlist war bunt gemischt, auch wenn natürlich der Schwerpunkt ganz leicht auf das aktuelle Album "Fremd" gesetzt wurde. Ich hatte den Eindruck, dass er an diesem Abend alles hätte singen können, das Publikum nahm jeden Song begeistert in Empfang. Mein persönliches Highlight kam auch relativ schnell (oder verflog die Zeit nur so?) mit "Ich Bin Ein Wahrer Satan" und gleich im Anschluss "Schwarzes Blut". Wer bei diesen Songs und Texten still stehen kann, den verstehe ich nicht. Das Amphitheater sah das ähnlich und von anerkennendem Kopfnicken bis zum kompletten Ausrasten war alles dabei. Mehrere Leute hatten Seifenblasen mit und nutzten diese natürlich auch an den entsprechenden Stellen. Wusstet ihr, dass man Zigarettenrauch in die Blasen pusten kann und diese dann eine richtig tolle Optik kriegen?

Vor "Ich Bin Ein Wahrer Satan" wies Asp auf die kommende "GeistErfahrer" EP hin. Leider verpuffte die Hoffnung der Fans schnell, denn er stellte gleich klar, dass wir heute nichts vorab zu hören bekommen würden. Es geht in den sechs Liedern dieser EP um das Ende der Welt im globalen Sinne bzw. auf das eigene, persönliche Seelenheim bezogen. "Rücken An Rücken" wurde auch zum Besten gegegeben, allerdings fand ich es etwas schade, dass viele Fans das obligatorische Umdrehen aller Anwesenden schon fast mechanisch abspielten. Der Sound war weiter hin echt leise und so konnte man hören, dass sich einige laut unterhielten, sobald der Blick auf die Bühne nicht möglich war. Schon ein kleines Stück weiter vorne war der Sound übrigens bestens.

Nach circa einer Stunde stand die eigentliche Zusammenkunft an und ein Teil von ASPS VON ZAUBERERBRÜDERN kam auf die Bühne. Asp baute gleich vor, dass es sich um ein Experiment handeln würde. Falls es nicht klappen sollte, sei es nett, dass wir zu Verfügung gestanden hätten. Die Schutzwehr war vollkommen unbegründet, denn ASP und ASPS VON ZAUBERERBRÜDERN gemeinsam sind unschlagbar. Alle spielten sauber und ganz besonders homogen, der Soundmann hat einen tollen Job gemacht an diesem Abend. Nach dem ersten Song ging ein Teil von ASPS VON ZAUBERERBRÜDERN wieder von der Bühne und dafür kam ALLY nach oben. Nach dem gespenstischen, trägen Intro von "Sing Child" stieg ALLY mit der Geige ein und auf der Bühne wie im Publikum entfachte eine Explosion. "Eine magische Verbindung und ein TeufelsALLYxier", so steht es auf einem der Shirts von APS und außerdem gibt es nun auch ein "ASP und ALLY THE FIDDLE" Shirt. Wenn bei ASP überhaupt irgendetwas gefehlt hat, dann war es eine Teufelsgeigerin, wie ALLY eine ist. Sollte es tatsächlich so sein, dass ALLY sich zur Muse entwickelt hat, dann kann ich das verdammt gut verstehen. Wer bis jetzt noch nicht steil gegangen war, tat es spätestens da.

"Abschied" in einer tollen, dynamischen Liveversion riss ebenfalls mit, und so winkten sich Asp und Fans zu "Ich muss gehen... " gegenseitig zu, während der Bass gnadenlos durch den Song peitschte. Hier bin ich mir sicher, dass es sich um die mega-extended Version handelte, die trotzdem noch ewig hätte weitergehen können, da sie mit dieser Belegschaft vertont eine Durchschlagskraft hatte, gegen die die Albumversion sowas von nach Hause gehen kann.
Musikalisch toppen konnte das dann noch "Zaubererbruder", wieder gespielt von der kompletten Truppe. Die hypnotischen Trommelklänge machten ein Stillstehen praktisch unmöglich und besonders vom Text waren viele Fans richtig ergriffen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich die normale Version nochmals zufriedenstellen kann, nachdem ich das gesehen und vor allem gehört habe. Das Lied kam mir ewig vor, und der Sound war extrem differenziert und druckvoll. Auf ASP Konzerten soll weder gefilmt noch fotografiert werden und in diesem Moment fiel mir das wirklich schwer, da ich tatsächlich das Bedürfnis hatte, dieses Stück in dieser Besetzung für mich oder die Allgemeinheit gebannt zu wissen.

Es gab auch noch ein Cover, allerdings kannte ich das Lied nicht. Da ich aber schon komplett im Abfeiermodus war, war mir das ziemlich egal. ASP reißt mit und macht Spaß, auch wenn man mal ein Lied nicht kennt. Erst gegen Ende fiel mir auf, dass es diesmal gar nicht so viele "Wir wollen brennen"- Rufe gegeben hatte. Kein Wunder, anscheinend war alle genauso geplättet wie ich von der vielfältigen Performance, die uns ASP an diesem Abend boten. Natürlich gab es zum Schluss noch das obligatorische "Ich Will Brennen", was auf jeden Fall bei alle Anwesenden nochmals alle Energien freisetzte. Getoppt wurde der Song noch davon, dass Asp während des Songs alle Künstler zu sich bat. Es wurde also richtig eng auf der Bühne, das Publikum stand kurz vor der Ekstase und irgendwie hatte das Finale etwas von einer Showrevue. Ein bombastischer Abgang!

Einzig "Kokon" und den Schneeregen bei "Und wir tanzten... (Ungeschickte Liebesbriefe)" habe ich vermisst, aber man kann bekanntlich nicht alles haben und wurde an diesem Abend wahrlich mit vielen Besonderheiten verwöhnt. Schon zu Anfang während des Auftritts von ASPS VON ZAUBERERBRÜDERN hatte Asp immer wieder durchblicken lassen, dass bei Gefallen und Erfolg der Veranstaltung einer Fortsetzung nichts im Wege steht. Von meiner Seite aus kann ich nur sagen,  dass ich auf jeden Fall beim nächsten Mal wieder mit dabei sein möchte und mir eine weitere hochwertige musikalische Veranstaltung in diesem Rahmen und mit dieser Qualität sehr wünschen würde. Ich bin sicher, dass sahen viele Fans so! Danke für diesen schönen Abend.

Fotos © BurnYourEars / Nadine Schmidt
(Zum Thema Fotos: Beim Einlass war von "hinter" der Bühne, neben dem Mischpult die Rede... Gemeint war ganz oben neben dem Mischpult. Hätte ich das gewusst, hätte ich ein anderes Objektiv gebraucht, in der Regel geht man von einem Fotograben aus. Der Platz direkt vor der Bühne wurde den Fans vorbehalten, was auch in Ordnung geht. Das erklärt aber die Qualität der Fotos.)