CRN – Ein christliches Festival für Fans von Rock, Metal und Hardcore
Das Festival ist liebevoll privat organisiert und findet in einem Gemeindezentrum im nordrheinwestfälischen Ennepetal statt – seit mittlerweile 37 Jahren. Der christliche Gedanke steht hier definitiv im Vordergrund, an jeder Ecke tauschen sich die hauptsächlich sehr jungen Fans über ihren Glauben aus. Dieses Jahr sind für mich die Interviews auf der Talkstage eines der Highlights des Festivals schlechthin. Besonders ATTALUS haben mich sehr berührt, und die Liebe zwischen den Bandmitgliedern zu spüren, besonders als Sänger Evan seine herzergreifende Lebensgeschichte erzählt, die ihn letztlich zu Gott geführt hat, ist unbezahlbar.
Dennoch hat sich die CRN 2016 im Vergleich zum letzten Jahr sehr verändert und ist sozusagen etwas abgespeckt worden. Das Festival findet dieses Jahr nur noch in einem Gebäude statt und die Talkstage ist in den Barbereich umgezogen, was etwas ungünstig ist, da viele Fans in der Bar zwischen den Gigs einfach mal eine Runde durchatmen und sich über die bisherigen Gigs austauschen wollen. Dies ist widerum etwas unschön für die interviewten Bands, da gerade zum Anfang der Interviews viele Leute abgelenkt und teilweise auch zu laut sind.
Das Essensangebot ist auch nicht das Beste und es fehlen der Waffel- und der Würstchenstand aus dem letzten Jahr. Natürlich ist das Stadtzentrum nicht weit entfernt und jeder hat die Möglichkeit, einen kurzen Abstecher dorthin zu machen, allerdings wäre es doch bequemer, alles direkt vor Ort zu haben. Die Getränke-, Garderoben- und Essenspreise sind bei der CRN allerdings unschlagbar. Ein Bier kostet 2,- EUR und ein Softdrink nur 1,- und auch für die Garderobe zahlt man zu zweit für zwei Jacken und Rucksäcke lediglich 1 EUR.
Ennepetal ist etwa 3½ Stunden von unserem Heimatort Hamburg entfernt – liegt aber so günstig, dass wir nahezu die komplette Strecke über die A1 durchfahren können. Unser erstes Ziel ist Gevelsberg und dort das Hotel "Alte Redaktion", welches wir für zwei Nächte unser zu Hause nennen können. Lustigerweise sind etliche Bands der CHRISTMAS ROCK NIGHT auch hier untergebracht und die Jungs von RANDOM HERO und SIGNUM REGIS belagern beim Einchecken gerade nahezu den kompletten Rezeptionsbereich. Bei der Anmeldung werden wir auch dezent darauf hingewiesen, dass an diesem Wochenende etliche Musiker im Hotel untergebracht sind ... falls es nachts zu laut werden sollte, sei der Nachtportier sofort bereit, für Ruhe zu sorgen. Aber alle anwesenden Bands sind absolut pflegeleicht und super freundlich – es entsteht mit der Zeit sogar eine fast familiäre Atmosphäre.
Der erste Abend, 9.12.: Klassischer Metal, choraler Gesang und Interviews zum Glauben an Gott
Gevelsberg und Ennepetal gehören seit April 2008 übrigens zum Jakobsweg und sind offizielle Pilgerstätten. 3 km dieses Weges wandern wir dann auch gegen 16:30 Uhr in Richtung Ennepetal, wo um 17 Uhr im Gemeindezentrum "Haus Ennepetal" die erste Band des Abends STARYEND aus Reutlingen die diesjährige CRN eröffnen. Leider sind wir durch den langen Anfahrtsweg nicht ganz pünktlich da und verpassen das Set der Elektro-Pop-Rocker, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Mut und Veränderung in die Welt tragen, mit der Hoffnung auf ein "sternhelles Ende". Dem Foto auf ihrer Facebook-Page nach zu urteilen, sind die fünf Jungspunde aber bereits ordentlich abgefeiert worden.
Um kurz vor 6 Uhr kommen Power-Metal-Fans voll auf ihre Kosten, denn SIGNUM REGIS aus der Slowakei spielen astreinen traditionellen Heavy Metal, gespickt mit einigen modernen Elementen. Sänger Göran Edman konnte sein Talent sogar durch Engagements bei YNGWIE MALMSTEEN und JOHN NORUM unter Beweis stellen. Es hagelt große Refrains, beeindruckende Gitarrensoli und jede Menge drückende Riffs. An Pathos und Theatralik fehlt es auch nicht, so performt Sänger Göran einige Songs im Mönchskostüm. Insgesamt sieht man den sympathischen Slowaken ihre Liebe zum Metal schon vom Styling her an: Lederhosen, hauptsächlich lange Mähnen, schwarze Shirts oder Hemden und schwarze Schweißbänder an den Armgelenken. Auch das Posing sitzt und spieltechnisch können die Jungs sicherlich locker mit anderen True-Metal-Größen mithalten. Die Mukke ist nicht wirklich mein Ding, aber der Sound ist astrein und die Spielfreude ansteckend.
Ähnlich geht es mir mit den Italienern von SLEEPING ROMANCE. Der erste female-fronted Act des Abends spielt Symphonic-Metal und ist zu vergleichen mit Bands wie WITHIN TEMPTATION oder NIGHTWISH. Die zierliche Sängerin Federica Lanna ist ein absoluter Hingucker und singt wie eine Elfe, allerdings ist mir persönlich diese Art von Gesang auf Dauer ein wenig zu anstrengend. Es gibt viel Theatralik und Dramatik, eine Special-Guest-Geigerin namens Cecilia und die Band ist super stolz, Teil des Festivals sein zu dürfen. Sie haben dieses Jahr einen Ersatzbassisten dabei, da Originalbassist Lorenzo Costi gerade Papa geworden ist. Das Publikum ist begeistert und der neue weltweite Deal mit Napalm Records verdeutlicht das weltweit wachsende Interesse an der Band.
In die jetzt folgenden Special Sets von Headliner DISCIPLE und FIT FOR A KING schauen wir nur kurz rein, da wir uns auf der Talkstage die zwei Interviews mit den wundervollen ATTALUS und meinen Lieblingen PHINEHAS anhören wollen. ATTALUS haben sich offensichtlich von ihrem Hauptsänger Seth Davey getrennt und ihren Gitarrist und Backgroundsänger Evan King zu ihrem Frontmann erkoren. Der Arme sitzt in Daunenjacke auf dem Barhocker der kleinen Talkstage und versucht sich beim Interview eher zurückzuhalten, um seine Stimme zu schonen, denn er hat sich eine fette Erkältung zugezogen. Beim Thema, wie die Jungs zu Gott gefunden haben, kann aber auch Evan sich nicht zurückhalten und rührt mit seiner heftigen Lebensgeschichte sogar seinen Bassisten Diego zu Tränen.
Die Jungs sind super herzlich und absolut leidenschaftlich, wenn es um Gott oder ihre Band geht. Ihr letztes Album "Into The Sea", welches ihnen weltweit mega gute Kritiken einbrachte, handelt von der Beziehung der Menschen zum Meer, wobei das Meer eher als Metapher für das Leben steht. Teilweise ist es aufbrausend und gefährlich, auf der anderen Seite aber auch beruhigend und Raum schaffend. Einer der anwesenden Fans erzählt der Band aus North Carolina noch, dass ein Bekannter von ihm das Album "Into The Sea" gerade in ein Musical verwandelt, worauf die Band völlig gerührt nur noch "We are not worthy ..." herausbekommt.
Direkt im Anschluss entern meine Lieblinge PHINEHAS die Stage – beziehungsweise nur drei von ihnen, denn Sänger Sean ist so geschafft vom straffen Tourplan der Band, der sich über einen kompletten Monat zieht und lediglich einen freien Tag zum Durchatmen beinhaltet, dass er sich erstmal eine kleine Runde aufs Ohr gelegt hat. Es ist wirklich erschreckend, wie junge, begabte Bands heutzutage verheizt werden. Zu allem Übel teilen sich die Jungs mit drei weiteren Bands aus versicherungstechnischen Gründen einen einzigen Tourbus und Bassist Bryce hatte das Pech, dass FIT FOR AN AUTOPSY Drummer Josean direkt zu Beginn der Tour seine Schlafkoje mit dem Klo verwechselte, wodurch Bryce die ersten Nächte auf der Couch im Bus schlafen musste, bis sein Schlafgemach wieder einigermaßen desinfiziert war. Der sympathische Bryce nimmt das ganze allerdings mit Humor und hegt keine "bad feelings" Josean gegenüber. Die ebenfalls anwesenden Jungs von RANDOM HERO möchten wissen, mit welchem Musiker – tot oder lebendig – PHINEHAS gerne einmal zusammen spielen würden, worauf Bryce sofort CREED schreit und Gitarrist Dan sich Eddie Van Halen wünscht. Nach dem Interview mit PHINEHAS steht auch schon der mitreißende Auftritt von ATTALUS auf der Mainstage an.
ATTALUS werden am Samstag auch durch den jährlichen CRN Gottesdienst führen und eröffnen ihr Set mit einem Gruß an unser aller "Savior" Jesus Christus. Sänger Evan bittet dafür das Publikum um Hilfe, denn der Gute ist echt angeschlagen und so singen alle zusammen zu atmosphärischen Gitarren- und Drumklängen "Halleluja" – ein wunderschöner Auftakt. Das Konzert von ATTALUS ist absolut mitreißend, es gibt zerbrechliche Melodien aber auch heftigste Gefühlsausbrüche, die im Zusammenspiel absolut epische Momente schaffen. Evans heisere Stimme klingt trotz oder gerade aufgrund seiner Erkältung großartig und teilweise sehr verletzlich. Ein Großteil der Songs des Sets stammt aus ihrem Konzeptalbum "Into The Sea" und die Band schafft es durch ihr Live-Set, die stürmische See zu verbildlichen. Ihre Musik verleitet teils zum Träumen, eignet sich aber durch Rhythmuswechsel und Schreiparts auch absolut zum Abreagieren. Ich kann die Jungs aus North Carolina besonders live nur wärmstens empfehlen.
PHINEHAS sind der Hauptgrund unseres Besuchs bei der CRN 2016 und so geht es anscheinend vielen anderen Fans ebenfalls. Es gibt keine Band, die T-Shirt-technisch mehr vertreten ist, als die Jungs aus Kalifornien. Und das nicht nur bei den Fans, sondern auch bei etlichen Mitgliedern der anderen Bands. Ich bin so glücklich, dass ich nach dem halbstündigen Set am Montag im Hamburger Hafenklang als Support von WITHIN THE RUINS heute ein einstündiges Set meiner Lieblingsband geboten bekomme und stehe natürlich in der ersten Reihe.
Um 22:45 Uhr erklingt das Intro von "Fleshkiller" und Sänger Sean schreit nur "Spin this buildung, let's go!" – und der Wahnsinn bricht los: Haare fliegen im Kreis, die Soli verleiten zum Luftgitarre spielen, es gibt Circlepits und dutzende Crowdsurfer. Der Sound ist besonders auf der Empore beim Soundmann astrein, und so fällt es dort auch fast gar nicht auf, dass Daniels Gitarre sich direkt bei dem Solo von "Blood On My Knuckles" komplett verabschiedet. Auch Sänger Sean ist leicht heiser, was nach der fast dreiwöchigen Tour mit WITHIN THE RUINS aber auch kein Wunder ist. Die Songauswahl zieht sich durch alle drei Alben der Band, wobei "A Pattern In Pain", "I Am The Lion", "Out Of The Dust" und "Forever West" die Fanhighlights darstellen. Auch wenn PHINEHAS zur Zeit labellos sind, bin ich fest davon überzeugt, dass sie kurz vor ihrem internationalen Durchbruch stehen. Die Fans in Deutschland sind ihnen am liebsten und im kommenden Jahr wird an einem neuen Album gebastelt. Spätestens Ende 2017 steht die nächste Europatournee an.
Um 23:50 Uhr beschließen die wundervollen WOLVES AT THE GATE aus Ohio mit ihrem gut einstündigen Set auf der Mainstage den ersten Tag der CRN 2016. Sie sind definitiv ein würdiger Headliner und etliche der anwesenden Fans sind absolut textsicher. Mich beeindruckt auch dieses Jahr wieder der tiefe Glaube der Band, mit welchem sie komplett offen umgehen und dieses auch bei jedem Liveauftritt zwischen den einzelnen Songs kundtun. Die Jungs um Gitarrist und Klarsänger Steve Cobucci und Frontmann Nick Detty haben Anfang November ihr neues Album "Types And Shadows" über Solid State Records veröffentlicht und die Songs des aktuellen Releases bestimmen ihr heutiges Set.
Der Sound ist astrein und Steve Cobucci sorgt mit seiner Wahnsinnsstimme für eine Gänsehaut nach der anderen, dabei erinnert er mich zeitweise an Dallas Green von ALEXISONFIRE. Die Band ist zwar im Post-Hardcore verwurzelt, lässt sich aber nicht wirklich in eine Schublade packen. So gibt es auch etliche Rock-, Alternative- und Modern-Metal Elemente. Ich freue mich jetzt schon auf ihr Akustik-Set auf der Sidestage der CRN am nächsten Tag.
Setlist WOLVES AT THE GATE:
Asleep
VxV
Wake Up
Relief
Anathem
The Bird and the Snake
Flickering Flame
Fountain
Weary Ground
Slaves
Lowly
The Father's Bargain
Heralds
Dead Man
Der zweite Tag, 10.12.: Herzblut vs. Choreo-Posing
Das Samstagsprogramm der diesjährigen CRN eröffnen die super sympathischen NORMAL IST ANDERS mit ihren kraftvollen, beatbetonten Rocksongs und angesagten Elektrosounds. Musiktechnisch würde ich mir nicht unbedingt eine Platte von den Sauerländern kaufen, aber ein Shirt musste es dieses Jahr sein, denn die Show der Jungs bringt einfach nur Spaß und die Spielfreude der Band steckt fast jeden der anwesenden Fans an. Die CRN ist heute sowieso deutlich besser besucht als gestern und bereits nach dem schweißtreibenden Set von NORMAL IST ANDERS verlassen die ersten Leute klitschnass aber glücklich den Pit.
SAFEMODE aus Schweden sind musikalisch super und erinnern an Bands wie UNDEROATH oder BLINDSIDE, allerdings packt mich ihr Auftritt nicht richtig. Die Schreiparts und Growls hauen lange nicht so rein, wie bei den großartigen FIT FOR A KING, allerdings haben die Jungspunde einige schöne melodische Refrains zu bieten. In der Halle ist leider auch nicht mehr so viel los wie bei NORMAL IST ANDERS.
Bei RANDOM HERO sieht das ganze wieder anders aus. Die teilweise stark geschminkten und auffällig kostümierten Jungs aus Denver, Colorado sind ein Mega-Live-Act. Das Publikum frisst ihnen vom ersten Moment an aus der Hand und die an LINKIN PARK erinnernden Songs gehen definitiv ins Ohr. Sänger Aaron nimmt immer wieder ein Bad an oder in der Menge und stachelt die Stimmung dadurch nur noch mehr an. Die Refrains gehen ins Ohr und die Beats motivieren zum Feiern – live würde ich mir die Band definitiv noch einmal geben!
VERIDIA, die zweite female-fronted Band im Line-Up der CRN, geht wohl am meisten von allen Bands des Festivals in Richtung Pop und Mainstream. Sängerin Deena Jakoub ist ein absoluter Eyecatcher, worauf sie offensichtlich auch großen Wert legt, denn sie ist mega gestylt und nochmal so dick geschminkt. Ihr Posing und die einstudierten Choreographie-Parts schreien ebenfalls ziemlich laut nach der ganz großen Bühne. Allerdings besitzt die kleine Frontfrau eine tolle Stimme, die zeitweise an Gwen Stefani erinnert. Der "Hit" der Band "Pretty Lies", bei dem auf ihrem gleichnamigen Album Matty Mullins von MEMPHIS MAY FIRE aushilft, ist zwar extrem catchy, für mich persönlich aber einer der schlechteren Songs des Sets. Ansonsten ist der Auftritt der Band aus Nashville durchaus angenehm, allerdings wirkt alles auf mich zu einstudiert und aufgesetzt.
Weiter geht es für uns mit DARKNESS DIVIDED aus Texas. Die christliche Metalcoreband um die zwei Brüder Gerard und Joseph Mora gehört definitv zu den heftigeren Acts des Festivals. Musikalisch kann vor allem Gitarrist Sebastian Elizondo bei den etlichen Gitarrensoli punkten – ansonsten ist mir besonders die Stimme von Gerard Mora zu kraftlos und keiner der Songs aus dem Set der Texaner bleibt nachhaltig hängen. Der Sound ist allerdings wieder astrein und die Fans offensichtlich total begeistert. Die lustigste Szene ereignet sich während des Songs "The Hands That Bleed", bei dem sich ein Großteil des Publikums auf den Boden begibt und anfängt, trocken zu rudern. Wer weiß, ob dies nach Crowd Surfen und Stage Diving der neueste Trend wird.
Nach DARKNESS DIVIDED geht es für uns statt zu den Symphonic Metallern HB aus Finnland zum Akustik-Set von WOLVES AT THE GATE auf der Sidestage. Der Saal mit der kleinen Nebenbühne ist proppevoll und nahezu alle der anwesenden Fans singen textsicher die wundervollen Songs der Wölfe mit der Band um die Wette. Zwischen den Songs versorgt uns der Clean-Sänger unermüdlich mit bibelnahen Geschichten, wie der von Apostel Paulus, der sich fortwährend mit Vorwürfen plagte, da er sich bei der Kreuzigung von Jesus abgewandt hat. Hiermit und mit der Geschichte zu dem Song "The Bird And The Snake" möchte die Band uns verdeutlichen, wie schnell wir von Sünden in den Bann gezogen werden können. Auch Christen haben schwache Momente, aber dennoch ist es wichtig, immer wieder seinen Glauben zu finden und sich Gott wieder zuzuwenden. Das Akustikset von WOLVES AT THE GATE ist ein voller Erfolg und genauso schön, wie der gestromte Auftritt auf der Mainstage. Die Band ist einfach ein großartiger Liveact.
FIT FOR A KING aus Texas haben im Oktober 2016 ihr aktuelles Album "Deathgrip" veröffentlicht und dafür massenhaft positive Kritiken eingeheimst. Ich muss gestehen, dass ich mich bisher noch gar nicht mit dieser Mega-Band beschäftigt habe, aber das wird jetzt definitiv nachgeholt. FFAK sind live ein absolutes Brett. Es hagelt massenhaft tonnenschwere Riffs und Breakdowns und die Meute im Pit ist völlig am Durchdrehen. Es ist unfassbar, was der kleine Frontmann Ryan Kirby stimmlich so raushaut. Er meistert die Growls perfekt, aber auch die etlichen melodischen Parts klingen einfach nur großartig. Lustigerweise beinhalten die Lyrics von FIT FOR A KING laut ihrem Interview auf der Talkstage keinerlei Schimpfworte, obwohl die Band live ultra brutal, düster und teilweise auch angepisst klingt. Ich bin etwas traurig, den gestrigen Auftritt auf der Mainstage verpasst zu haben, aber die Band wird uns 2017 sicherlich noch einmal mit einem Besuch beehren.
Nach FIT FOR A KING zieht es uns noch einmal zur Sidestage, wo wir gerade noch die letzten improvisierten Songs der wundervollen ATTALUS mitbekommen, die trotz geringer Zuschauerdichte wieder alles geben. Als wir die Halle betreten, hat gerade Gitarrist Joseph Couillard das Mikro übernommen und steht mit diesem in der einen und seinem Handy in anderen Hand mitten in der Menge. Hier schreit er sich halb singend, halb predigend die Seele aus dem Leib. ATTALUS sind einfach absolute Hingabe und ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Zuschauer nicht völlig in den Bann dieser Band gezogen wird.
Nach ATTALUS sind wir bereits acht Stunden non-stop auf den Beinen und ziemlich kaputt. Da wir den heutigen Hauptact DISCIPLE aber nicht verpassen wollen, geben wir uns noch ein paar Songs der Hardrocker aus Tennessee, die im Oktober ihr mittlerweile 13. Album "Long Live The Rebels" veröffentlicht haben.
DISCIPLE sind ein fester Bestandteil der Christmas Rock Night und 1999 das erste Mal hier aufgetreten. Die Band um Gründungsmitglied und Sänger Kevin Young ist live absolut mitreißend und mit Herzblut bei der Sache, allerdings springt bei mir der Funke nicht ganz über. Die Begeisterung der Fans kann ich aber durchaus nachvollziehen, denn es hagelt massenhaft eingängige, ja fast schon poppige Refrains und die Beats regen zum Springen und Klatschen an. Laut einem Post auf der Facebook-Seite der Jungs war ihr Auftritt bei der CRN 2016 für sie "one of the most insane shows ever".
Fazit
Die CHRISTMAS ROCK NIGHT 2016 war für mich wieder eines der Konzert-Highlights des Jahres. Die liebevolle Organisation von Ehepaar Westermann ist einfach unübertroffen. Die Herzlichkeit zwischen Bands und Fans und der christliche Grundgedanke des Festivals erzeugen eine ganz besondere familiäre Atmosphäre. Der Sound ist spitze und die Getränkepreise einfach unschlagbar, lediglich das Essenangebot und die Aufteilung der Bühnen hat mir 2015 besser gefallen. Ich freue mich jetzt schon auf nächstes Jahr!