Geschrieben von Sonntag, 28 Oktober 2007 16:31

Turbostaat & Kids Explode - Freiburg / Auditorium der Jazz- und Rockschule


Review

 

27.10. - Der Tag hatte bisher nicht viel außer ein paar Farbenspielen unter grau-grellem Herbsthimmel, viel Schlaf und Müßiggängerei zu bieten, und etwas neben mir schwang ich mich auf mein Fahrrad und düste los, um mich an Sicherheitskräften vorbeizudrücken. Das war nicht die letzte Überraschung, denn neben der Tatsache, dass etwa ein Drittel der Anwesenden unter Achtzehn war, hielten sich alle penibel an das Rauchverbot.

Mir sollte davon aber eigentlich alles egal sein, und während KIDS EXPLODE in die Seiten griffen, füllte sich die Halle auch langsam. Ich hatte mir zuvor einige Gelegenheiten entgehen lassen, die Lokal-Matadore spielen zu sehen, und umso zufriedener war ich, als ein herzhaftes Schlagzeug aus den Membranen schnackte. Lebendige und dynamische Gitarren machten  zumindest ein Einnicken unmöglich. Die Stimmen waren kurzweilig und gekonnt verteilt, und die Mischung aus zackigem, glatten Punk mit losen Hardcore- und Alternative-Einschlägen machte sich wesentlich besser, als ich mir das im Vornherein vorgestellt hatte.
Die Freiburger konnten sich ein paar Randbemerkungen und ein Schmunzeln beim Anblick der vorderen Reihen auch nicht verkneifen und ließen ein paar Spitzen fahren, wie dass die T-Shirts auch in Kindergrößen erhältlich seien.


TURBOSTAAT haben offensichtlich bei der Zusammenarbeit mit den BEATSTEAKS eine Extraportion Aufmerksamkeit erhascht. Das Auditorium hätte nun kaum fünf Besucher mehr verkraftet, Stimmung und Luft waren ordentlich für die Flensburger vorgeheizt. Angenehm kurz ließen sie auf sich warten und legten eine aalglatte Aufführung hin. Melancholischer Punk-Rock mit durchdachten, bedeutungsschwangeren Texten wies mehr oder weniger auf die geografische Heimat hin. Emotional, bedrückend und persönlich - vielleicht auch etwas routiniert - schwangen sie sich im farbenfrohen und statischen Bühnenlicht durch die geschätzte gute Stunde Spielzeit.

Eines meiner persönlichen Lieblingsstücke, "Drei Ecken Ein Elvers", wurde als Eröffnung verbraten, und obwohl es weder am Klang noch an der Bühnenpräsenz etwas auszusetzen gab, wirkte der Auftritt im Folgenden wesentlich genormter und steriler als es noch vor einem knappen Jahr in Hamburg der Fall war. "Haubentaucherwelpen", "Harm Rochel" und reihenweise Stücke von dem mir noch unbekannten aktuellen Album schlossen sich an, und das ganze Set wirkte insgesamt ruhiger und massenkompatibler als ich mir das vorgestellt oder erwartet hätte. "Schwan" wirkte leider etwas blass und kraftlos, und die Atmosphäre empfand ich weit weniger dicht, als ich mir das ausgemalt hatte. "Wieso Herbst?" und das im regulären Set zuletzt gespielte "18:09 Uhr, Mist... Verlaufen" bildeten zusammen mit dem wilderen "Frieda Und Die Bomben" löbliche Ausnahmen.
Insgesamt sicher ein wirklich vorzeigbarer und schöner Auftritt, doch war meine Erwartungshaltung wohl zu hoch gesteckt. Vor mehr als zwei Jahren wollte ich sie bereits unbedingt in Freiburg erleben, wurde daran aber aufgrund des krankheitsbedingten Ausfalls des Bassisten gehindert. Und nachdem das Konzert im vergangenen Winter dafür gesorgt hatte, dass ich zwei Tage lang wie frisch gepoppt lächelte, wirkte der Auftritt dieses Mal einfach etwas dünn. 




(Fotos: Thuy-Hang Nguyen)

Fazit: Letzten Endes ist es vielleicht nur Haarspalterei: Der Unterschied zwischen wirklich Klasse und fast perfekt ist nicht gewaltig. Auf jeden Fall bestanden.

http://www.turbostaat.de
http://www.myspace.com/kidsexplodeeurope